AKK ist ein Witz – leider ein deutscher.

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Der Osten kann aufatmen. Wenn die Wessis Fasching, westdeutsch auch Karneval genannt, mit ihrer traditionellen Woche des nationalen Notstands begehen, kann sich jede_r Ossi sicher sein, endlich mal nicht für alles verantwortlich gemacht zu werden, was in diesem Land rassistisch und irgendwie typisch deutsch ist – z.B. Nazis im Bundestag. Karneval ist das jährliche Westpaket, gefüllt mit schlechten Witzen, deutschen Witzen um genau zu sein, ein Symbol der deutsch-deutschen Völkerverständigung. Verständigung darüber, dass man sich in Sachen Humor auf Augenhöhe begegnet. Dieses Mal kam AKKK im Paket und nein, das ist wirklich kein Tippfehler.

Als die CDU die Nachfolgerin von Angela Merkel bestimmt hat, lief ich gerade durch einen S-Bahnhof nach Hause. Ihr kennt bestimmt diese digitalen City-Light-Poster in Bahnhöfen, auf denen wahlweise Werbung, Wetter und z.B. Nachrichten der Telekom laufen. Die Telekom sagte mir an diesem Tag, dass AKKK das Rennen gemacht hatte und ich hielt tatsächlich kurz gedanklich inne um sowas wie durchzuatmen? – mein Hirn formte sofort ein riesiges LOL WTF ob meiner spontanen unbewussten Reaktion. Aber Leute, ich sag euch, internalisierter Heterosexismus is a bitch.

Spaß beiseite. Von außen betrachtet wirken solche Auftritte des aggressiven weißen Heteroaktivismus der Marke Deutschland zunächst absurd. In einem größeren Kontext betrachtet, spiegeln sie sehr bildhaft einen rechten und heteronormativen wie regressiven geschlechterpolitischen Diskurs und ich frage mich, was diese Frau wohl in 2,5 Jahren so alles anstellt, wenn sie Kanzlerin ist, weil kann ja sein. (auf jeden Fall wird sie an Karneval ausgelassener als Mutti unterwegs sein – das ist schon mal sicher)

Deutsche Witze sind gefährlich

Der eigentliche Witz an der Sache ist, dass der öffentliche Gegendiskurs zu AKKK gerade auf dem Stand ist, dass man lieber ein #Steltergate hochschreibt, um ein mehrheitlich westdeutsches und Cishetenphänomen als Projektionsfläche zum Rumopfern zu benutzen, statt sich dringenderen Fragen zu widmen – zum Beispiel wie wir die Nazis im Bundestag wieder loswerden oder die nächste Unions-Regierung (mit freundlicher Genehmigung der nickenden Koalitionsparteien) verhindern können.

Moment, der Witz ist noch nicht fertig. Um dann wenige Tage später den Beweis dafür zu bekommen, als ob die Äußerungen von AKKK und die bundesdeutschen Regierungspolitiken der letzten Jahre nicht Beweis genug wären, dass diese Frau und ihre Partei absolut keine Pseudodiskussionen verdienen, die im Grunde weniger altbackene gegen mehr altbackende Heterovorstellungen einer kritikwürdigen Institution, z.B. weil nationalistisches und rassistisches Ordnungsinstrument, verteidigen. Die Partei, der sie nun vorsitzt, hat nicht zuletzt beim Gesetzesentwurf zur dritten Option sehr deutlich gemacht, wo sie ideologisch steht und welche Haltung sie vertritt. Das sollte Anlass für Kritik sein. Denn deutsche Witze sind gefährlich.

Vielleicht nenne ich sie ab sofort FKK – Fucking Kramp-Karrenbauer. FKK ist schließlich ostdeutsche Tradition.

2 Kommentare zu „AKK ist ein Witz – leider ein deutscher.

  1. Ist der Autorin bewusst, dass in weiten Teilen Westdeutschlands Fasnet nicht begangen wird? Viel wichtiger: Es wäre erfreulich, wenn ‚der Osten‘ nicht als rein-deutscher Osten gedacht wird. Ich bin persönlich erschrocken dass eine Autorin aus Hoyerswerda das Zambern/cambrowanje der Sorben einfach unter den Tisch fallen lässt. Ich weiss dass sich viel Mühe gegeben wurde sorbische Tradition und Sprache zu vernichten. Dass gerade jemand mit einem Anspruch auf Weitsicht die slavische Minderheit so egal ist und ihre Fasnachtstradition nichtmal mit einer Fußnote erwähnt wird ist traurig.

  2. Hallo Lavica,

    der Artikel ist keine Darstellung der Fastnacht-Traditionen in Deutschland. Aber wenn wir schon deutsch sein wollen in den Kommentaren: Zampern und Karneval haben nicht so viel gemeinsam. Und in Wittichenau würde sich auch der der Karnevalfeiernde Wessi fast wie zu Hause fühlen. Viele Grüße aus der Lausitz.

Kommentare sind geschlossen.

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