2013 (und 2014 auch!): Lieber ohne Diätenquatsch

Dieser Text ist Teil 11 von 45 der Serie (Mein) Fett ist politisch

Wisst ihr, was ich gerne esse? Soya-Geschnetzeltes mit Knödeln und Rotkohl. Eine dicke Sahne­sauce darf nicht fehlen. Und Haloumi, ein salziger, knirschiger Käse, am liebsten im Fladenbrot mit Erdnuss­sauce. Eine riesige Portion Sushi würde ich auch nie stehen lassen. Ich liebe Salat. Mit Mozzarella. Oder Feta. Eine Freundin macht die beste vegane Nougat­butter­creme-Torte der Stadt. Davon esse ich auch gerne mal zwei Stück.

Veganer Sauerbraten, Klöße, Rotkohl, Grünkohl und Rosenkohl
Veganer Sauerbraten, Klöße, Rotkohl, Grünkohl und Rosenkohl

Warum ich euch das erzähle? Um uns daran zu erinnern, dass es OK ist, all diese Leckereien zu mögen, zu genießen – und zwar ohne schlechtes Gewissen. Das wissen zwar die meisten von uns (na gut: also zumindest theoretisch), aber diese ätzenden Fitness­studio-Poster mit ihren lächerlich-individualistischen Bot­schaften (McFit: „Zwischen dir und deinem Ziel steht nur eine Person: Du“) und die nerv­tötenden Weight Watchers Werbungen, die pünktlich zum Jahres­beginn auf allen TV-Sendern hoch- und runter dudeln, ­reden uns ohne Pause (und ungefragt!) ein, dass diese „Festtags-Pfunde“ unbedingt weg­müssen.

Da verklickert uns zum Beispiel die Moderatorin Bärbel Schäfer in ihrem Weight Watchers Werbespot, dass sie nach der Schwanger­schaft mal wieder was für sich tun wollte. Und nee: Sie meint damit nicht, endlich Schlag­zeug zu lernen oder mit Freundinnen einen Roadtrip an die Ostsee zu machen, sondern formuliert lieber eine Kampf­ansage an ihren Körper: Das „Hüftgold“ m.u.s.s. weg. Wo kämen wir denn auch hin, wenn die frisch ge­backene Mama dick und echt zu­frieden mit ihrem Leben wäre? Dafür fehlt uns die Vorstellungs­kraft, denn schlank sein ist immer noch so un­trennbar mit ’schön‘, ‚gut‘ und ‚erstrebens­wert‘ ver­flochten, dass die Idee einer dicken, gesunden und glücklichen Frau wie ein schlechter Brüller bei einer Kneipen­sause wirkt.

Der ehemalige Profi-Fußballer Oliver Kahn stellt in seinem Werbespot fest

„Bei mir hat es klick gemacht, als ich gemerkt habe, dass Weight Watchers Online auch für Männer funktioniert.“

Lasst die Sekt­korken knallen – aber nur ein Gläschen pro Person (110 kcal) – denn 16 Euro plus Anmelde­gebühr soll selbst­verständlich nicht nur den Ladies vor­enthalten bleiben: Gleich­berechtigung muss sein!!!!!!!!!!!!1!!

Echt ey, wenn ich ehrlich bin, ist es mir schnuppe, ob Menschen sich privat für eine Diät ent­scheiden, auch wenn ich da so eins (ok, wenn ich ehrlich bin:) zehn kritische Gedanken teilen würde, wenn mensch mich fragt. Ich kenne den (gesellschaftlichen) Druck ab­zunehmen und kann es keiner* persönlich verübeln, wenn sie diesem Druck nach­gibt und Punkte für 16 Euro im Monat zählen möchte. Scheiße sind nämlich Diäten und nicht die Menschen, die da reinge­zwungen werden.

Was ich aber ganz und gar nicht knorke finde, ist dieses öffent­liche Zelebrieren der perfekten™ Figur: durch Werbung, Ärzt_innen und auch privaten Gesprächen, so im Stil „Das Stück Kuchen muss ich mir ver­kneifen, der wandert nämlich direkt von meinem Mund auf die Hüfte.“

Mich nervt diese Diät-Propaganda, dieses Streben nach Aner­kennung durch Hungern und dieser Wunsch nach schmalen Hüften. Alles Resultat einer medial und medizinisch gesteuerten Körper­politik, die viele Menschen zu Verlierer_innen eines Normierungs­systems macht und die meisten von uns permanent beschäftigt hält.

Eine Anmeldung bei Weight Watchers kostet rund 46 Euro für den ersten Monat und 16 Euro für jeden weiteren Monat. Stellt euch mal vor, was mensch sich dafür alles kaufen kann! Zum Beispiel Eis-Creme mit Streuseln und Sahne für das ganze Mädchenmannschafts-Team. Ich finde, dass das gut klingt für einen zucker­süßen Start ins Jahr 2013. Ich hoffe, dass ihr gut gerutscht seid und geschlemmt habt, was auch immer ihr schlemmen wolltet.

37 Kommentare zu „2013 (und 2014 auch!): Lieber ohne Diätenquatsch

  1. Großartig.Danke!
    Es ist aber nicht nur in der Gruppe schrecklich (teuer), ich hab das auch mal ohne probiert, dem Konzept nach hat es „funktioniert“ aber tatsächlich habe ich irgendwann völlig aufgehört, Essen zu essen, sondern es gab nur noch Punkte in meinem Leben. Kein Brötchen mit Käse sondern 2 Punkte mit 2 Punkten.
    Hey, und eine viertel Stunde Joggen ergab ein Brötchen!
    wäh. nie wieder.
    Die Formulierung „Kampfansage an den Körper“ trifft es echt gut. Ein Kampf gegen sich selbst, bei näher hingucken klingt das schon wahnsinnig ungesund.
    Und es nervt einfach total, wenn sich Menschen in deiner Umgebung für Punkte essen entscheiden und dann ständig dein Essverhalten kommentieren – das Problem ist ja, dass dieser blöde Diätenmist ständig aufs Umfeld ausstrahlt und versucht mit reinzureißen. Selbst wenn eine vielleicht gerade dabei ist, sowas verrücktes zu lernen wie sich selbst so wie sie ist schön zu finden. GRRR.
    Also danke für diesen Artikel.

  2. Vielen Dank, ein wunderbarer Artikel! Ich muss ehrlich sagen, dass ich eigentlich kein Problem damit habe, wenn ich die Werbung sehe und nur denke, die armen Leute, die sich davon überzeugen lassen.

    Ich war immer von natur aus schlank und habe durch eine Krankheit stark zugenommen und muss ehrlich sagen, dass ich mit meinem Äußeren zufriedener als vorher bin und auch viel selbstbewusster. Lässt sich vielleicht nicht so auf jede dickere Person übertragen (spezielel wenn bereits negative Erfahrungen bezuüglich des Körpergewichts aus der Kindheit vorliegen), aber mir gehts so wirklich gut!

    Und wenn meine Freundin (Kleidergröße 32/XS) bei gemeinsamen Eis-Essen verlauten lässt, dass sie heute extra eine Mazlzeit weggelassen hat, damit sie sich das Eis „leisten“ kann, dann tut sie mir ehrlich leid.
    Ich habe schon oft mir ihr gesprochen, dass das total krankhaft wirkt (also nicht ihr Äußerers, sondern dass sie ständig nur davon redet, was sie essen kann oder nicht bzw. dass sie sich das essen dann durch laufen wieder abtrainieren muss), gibt sie das zwar zu, sagt aber, sie hätte eben nicht so ein Selbstbewusstsein wie ich.
    Und genau solchen Menschen schadet diese Werbung für Diäten enorm. Dieser Gedanke, dass nichts wichtiger ist als schlank zu sein, schleicht sich in den Kopf und alles dreht sich nur noch darum.
    Falls jemand weiß, wie man einer Person hier sinnvoll helfen kann, wäre ich auch dankbar :)

    Liebe Grüße,
    Miria

  3. Genau das denke ich mir auch. Ich kriege zucken im linken Auge, wenn in wirklich jeder Werbepauser einer der Weight Watcher Spots läuft. In jeder Zeitschrift und auf jeder Webside wird man zur Zeit zum abnehmen aufgefordert, denn es kann ja schließlich nicht angehen, dass wir auch in 2013 weiterhin Sahnetorte essen, rumquallen und uns dabei auch noch gut fühlen.

    Ich habe nichts gegen die persönliche Entscheidung abnehmen zu wollen, aber leider ist die in den seltensten Fällen persönlich, meistens ist sie 90% von außen beeinflusst, egal ob Medien, Freunde oder Familie, irgendwo ist immer jemand, der, und sei es nur durch das eigenen Diätverhalten, beeinflusst und irgendwie damit reinzieht!

  4. Ich wurde ab meinem 8. oder 9. Lebensjahr bis ich etwa 14 war von meinen Eltern regelmäßig auf Diät gesetzt. Ich „durfte“ die unterschiedlichsten Systeme ausprobieren, von Punkte zusammensetzen über reduzierte Kost bis hin zu Milkshake-Diäten habe ich praktisch alles hinter mir, was es so an Diäten gibt. Dass sich das dann in meinem Leben manifestierte ist also kein Wunder. Nachdem ich mit 17 mich mehr oder weniger bewusst für eine Essstörung entschied, folgten dem 2 Jahre Horror und nach einer hervorragenden Therapie 2 weitere Jahre Unzufriedenheit und Angst. Jetzt bin ich an dem Punkt angelangt zu sagen: Fuck off. Und zwar komplett. Ich habe allein in dem letzten Jahr knapp 10 Kg zugenommen, aber es interessiert mich nicht mehr. Und ich gestehe, dass ich dafür nicht nur meine eigene Stärke, sondern auch den für mich in den letzten Jahren neu entdeckten Feminismus und die fat-positive-Bewegung verantwortlich mache. Das letzte halbe Jahr verbrachte ich fast Waagenfrei, mit dem Zählen von Kalorien habe ich bereits 2011 aufgehört und ich bin so viel zufriedener mit mir selbst und meinem Körper. Dadurch, dass ich keinen Fernseher habe, bleibt mir zum Glück der Weight Watchers Kram ersparrt, aber die McFit-Plakate würde ich gerne überkleben: Zwischen dir und deinem Ziel steht nur eins: Gesellschaftszwang.

  5. Mir geht diese Fettphobie schon lange auf die Nerven wenn ich endlich mal allein und in ruhe Mein eise essen kann dann bin ich schon glücklich. auf mcfit kann ich gerne verziechten. diese ewigen plakaten mit diesem normschönheiten machen mich richtig wütend. GRRR. sorry, aber das musste sein.

    [Edit: Link zu sexistischem Fatshaming-Blog entfernt, da eine Kontextualisierung/kritische Einbettung hier fehlte.]

  6. Danke für den Text, der Druck ist gerade jetzt Super stark und es hat mich sehr gefreuet, so was zu lesen! <3

  7. Hmm. Ja. Ich verstehe den Tenor deines Artikels, muss dir aber in einem Punkt wiedersprechen. ZUgegeben, die Werbemethoden von WW zielen auf Gewichtsreduktion ab, na klar. Aber worum es im Prinzip dort geht ist die Wahrnehmung zur Ernährung. Ich habe selbst mehrere Monate auf wöchentlichen Treffen verbracht. Und es war meine eigene Entscheidung dies zu tun. Ich fühle mich von deinem Artikel deswegen etwas krumm, weil ich das Gefühl habe, du sprichst den Teilnehmenden die Meinung ab. ICH wollte abnehmen, hatte aber überhaupt keine Lust auf irgendwas zu verzichten. Das geld dafür habe ich gerne bezahlt, denn ich habe bei WW verdammt viel gelernt. Für mich bestand Kochen früher aus Maggi und Knorr Tütchen, Softdrinks zur Flüssigaufnahme waren für mich völlig okay. Dass dieses ganze Zeug einfach ungesund ist, und damit meine ich nicht die Kalorienanzahl, hat mir tatsächlich erst das Gespräch mit anderen vermittelt. Tatsächlich kann ich behaupten während meines Gewichtsverlust viel gelernt zu haben. Ohne zu verzichten. Aber mit dem Gewinn auf meine Ernährung zu achten und die Liebe zur Frische zu entdecken. Was ich damit insgesamt sagen will ist, dass man WW mit ihren Werbestrategien etc. kritisch beäugen kann, aber trotzdem mal einen kompletten Blick auch hinein werfen sollte.

    Im Übrigen ist die Oli Kahn Werbung ohne Frage ekelhaft.

  8. Ich finde den Artikel super! Es bekannt und erwiesen, dass Diäten dank JoJo- Effekt dazu beitragen, dass Menschen zunehmen und mit der nächsten Diät sowohl langsamer abnehmen und als auch schneller wieder zunehmen. Das bedeutet, dass jede Diät sich ihre eigene Zielgruppe selbst wieder schafft…

  9. Hallo Sabrina,

    ich hoffe, dass ich in meinem Text deutlich gemacht habe, dass ich Menschen, die Diäten machen, nicht verurteile. Wir sind ja alle Teil dieser Gesellschaft und verinnerlichen deren Botschaften auch mehr oder weniger, da hilft es nicht, einzelne Menschen dafür verantwortlich zu machen.

    Ich finde es toll, dass du deine Liebe zu frischen Nahrungsmitteln und zur Ernährung entdeckt hast und wenn das für dich durch WW stattgefunden hat, dann liegt es nicht an mir, daran Kritik zu üben. Ich frage mich nur, ob mensch dafür WW braucht. Ich sehe eine Einteilung von ‚gesunden‘ und ‚ungesunden‘ Nahrungsmitteln ebenfalls kritisch. Ernährung ist nun einmal nicht der einzige Faktor, der bestimmt, ob es einem Menschen gut geht, deshalb ist der krasse Fokus darauf für mich nicht nachzuvollziehen.

    Was ich auf jeden Fall kritisiere, ist die Tatsache, dass es eine milliardenschwere (no pun intended) Diätindustrie gibt, die enormen Einfluss darauf hat, wie Gesundheit bewertet wird. Und davon ist WW ein großer Teil. Ich glaube, dass ich Diäten und Organisationen, die damit Geld machen, generell in Frage stelle, d.h. wir kommen hier wahrscheinlich nicht auf einen Nenner. Wenn es WW wirklich um abwechslungsreiche, tolle, Spaßmachende Ernährung für alle Menschen ginge (ohne Fokus auf’s Abnehmen!) sondern auf gemeinsames Kochen, das Entdecken von tollen Rezepten und eine body-shaming-freie Zone, dann würden die nicht solche ätzenden Werbungen produzieren. Das Ziel am Ende des Tages soll nämlich bei WW sein: Abnehmen. Warum das kritikwürdig ist, habe ich hoffentlich im obigen Text erklärt.

  10. Danke für den Artikel – Genuss statt Gängelei für 2013 klingt nach einem guten Plan.

    Dennoch kurz eine andere, persönliche Perspektive auf Systeme wie WW.
    Vor Jahren habe ich nach einer sehr schmerzhaften und langwierigen Trennung neben Weiterbildungskursen, vermehrter kreativer Arbeit für mich und Co. auch mit Punktezählen begonnen.

    Ich war schwer depressiv und das Aufschreiben meiner Mahlzeiten, das bewusste Zubereiten von Nahrung, geregelte Abläufe und Protokolle haben mich phasenweise sehr unterstützt. Auch dabei, mich überhaupt „gut“ zu versorgen, ganz jenseits von Abnahmezielen.

    Das Programm habe ich bald beendet, mir gefallen die WW Strukturen nicht, und auch die Preise, das Marketing und das öffentliche Wiegen sind ein Horror. Behalten habe ich mir, in schlechteren Zeiten leckere Dinge für eine ganze Woche zu planen, einige simple Rezepte im Repertoire und ein Bewusstsein dafür, dass es mir gut tut, mich mit Nahrung um mein Wohlbefinden zu kümmern.

  11. Ich bin auch seit ich ca. 12 bin immer mal wieder auf Diät, obwohl ich eigentlich noch nicht mal nach gängiger ärztlicher Meinung (die ja an sich schon fragwürdig ist) übergewichtig war. Die krasseste Diät habe ich 2006 gemacht, eine Pulver-Diät unter ärztlicher „Aufsicht“ (Ich hatte einen BMI von 25, und trotzdem haben diese Ärzte mir dieses unglaublich teure Pulver verkauft). Das hat auch „super“ funktioniert: ich habe in 10 Wochen 10 Kilo abgenommen. Naja, dass ich die ganze Zeit Hunger hatte, mich sehr schlecht auf meine Arbeit konzentrieren konnte und auf dem Flachland nur im ersten Gang Fahrrad fahren konnte, weil ich zu schwach war, sind halt so „minimale“ Nebenwirkungen, die ich damals ertragen habe. Und meine Essstörung, die ich danach hatte (4 mal am Tag zum Supermarkt, alles schnell durcheinander essen, dann wieder hin) und durch die ich dann 20 Kilo zugenommen habe, naja, war dann halt „mein Pech“ und meine „Disziplinlosigkeit“ (so hab ich das damals wirklich gesehen).
    Jedenfalls, was ich sagen wollte: Danach habe ich mir gesagt, dass ich keine Diät mehr mache. Jetzt habe ich letztes Jahr angefangen, low-carb zu machen (was ganz gut ist für mich). Dabei muss man ja auf Kohlenhydrate verzichten, darf aber fettige Sachen essen. Erst dann ist mir aufgefallen, dass ich auch in meiner angeblich diät-freien Zeit doch auf Diät war, weil ich einige (v.a. „fettige“) Lebensmittel von vorneherein nicht mehr gegessen hatte. Mayo z.B. hatte ich mindestens 10 Jahre lang nicht mehr gegessen. Ich war also schon so drin in der Diät-Maschinerie, dass ich das nicht mal mehr gemerkt habe. Ist das nicht krass?

    Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich will hier nicht für low-carb Werbung machen. Dass ich mich damit wohlfühle (weil ich nicht mehr so Heißhunger auf Süßes habe und nicht mehr so unruhig bin), ist ja nur die Konsequenz davon, dass ich mir mit allen anderen Diäten meine Insulin-Werte kaputt gemacht habe und jetzt halt wirklich aus medizinischen Gründen Diät halten muss, wenn ich mein Diabetes- und Unfruchtbarkeits-Risiko senken will. Wahrscheinlich wäre ich ohne den ganzen Diätwahn heute 10 Kilo leichter und hätte normale Blutwerte. In meinem Fall waren die Diäten also nicht nur überflüssige Quälerei, sie haben auch konkrete negative gesundheitliche Konsequenzen gehabt. Und das finde ich bei dem ganzen Thema am allerschlimmsten.

  12. Ich finde diesen Diätfetischismus auch zutiefst befremdlich. Ich war lange essgestört und habe das zum Glück überwunden. Man kann tatsächlich aufwachsen und solche Gedanken wie „bin ich schlank genug“ total normal finden. Ich habe lange gebraucht um es total normal zu finden, dass ich mit meinem Körper zufrieden bin. Was ja eigentlich selbstvertändlich sein sollte! Aber kaum einer ist es, und das wird von vielen als typisch weiblich hingenommen. Ich finde Diäten mittlerweile genauso gefährlich wie Rauchen oder Trinken. Die Gedankenspiralen, die durch sowas losgetreten werden, sind so schwer kontrollierbar wie bei einer Sucht, so war jedenfalls mein Eindruck. Ich bin absolut dafür, dass Kinder in der Schule möglichst wertfrei etwas über gesunde Ernährung lernen, zb was sind Vitamine, wie wichtig sind Obst, Gemüse etc, was ist in Fertiggerichten alles drin. Das, was von der Diätindustrie verkauft wird, hat damit aber nichts mehr zu tun, weil sie das Konzept „gesunde Ernährung“ zweckentfremden. Wenn WW auch bei manchen tatsächlich zu einer bewussteren und vielleicht gesünderen Ernährung beigetragen hat, vergisst man häufig, das gleichzeitig bei vielen im Kopf noch ganz andere Sachen passieren, nämlich, dass ein Bewertungssystem aufgebaut wird, das völlig krank ist und dass diese dauernde Beschäftigung mit Essen sehr schädlich sein kann. Und deshalb sollte auch bei potentiellem Nutzen sowas wie WW auch immer schön als gefährlich benannt werden. Danke für den Artikel!

  13. Danke für deine Antwort :) Ich glaube, ich habe deinen Punkt jetzt besser verstanden und gebe dir da absolut Recht. Ich frage mich nur, wer sich der Aufgabe „Was ist gesunde Ernährung ?“ überhaupt annimmt oder annehmen sollte. Der verstand allein reguliert ja scheinbar nicht, sonst würden wir von der Lebensmittelindustrie ja nicht so unfassbar unnötige Produkte wie fertig konserviertes Rühreei vorgesetzt bekommen. Hmm. Schwierig und geht jetzt auch in eine komplett andere Richtung. Trotzdem danke für deine Antwort und liebe Grüße

  14. Was ich derzeit am schlimmsten finde, ist diese unsägliche I-make-you-sexy-Werbung, mit der Botschaft, dass schlank sexy ist.

    Wer sagt, dass Dicke nicht sexy sind? Wer sagt, dass Menschen, die abnehmen wollen, auch sexy sein wollen? Schlanksein und Sexysein sind zwei verschiedene Dinge, die nicht unbedingt etwas miteineander zu tun haben müssen.

    Abgesehen davon habe ich schon mit dem Wort „sexy“ ein Problem, weil es für mich Verfügbarkeit signalisiert, und dieses Signal will ich nicht aussenden.

  15. „Lady Gaga stand in Fleisch gekleidet auf der Bühne, sie ist als Mann aufgetreten, hat sich nackt auf dem Klo fotografieren lassen, und dennoch ist das scheinbar Verstörendste, was sie jemals gemacht hat, acht Kilo zuzunehmen.“

    Sehr passend zum Thema – und wie ich finde klug -:

    http://blog.interview.de/Interview-Laurie-Penny

  16. imakeyousexy, wollt ich auch grad sagen. bei denen ist das wort „BodyChange“ eine registrierte marke. als könnte es etwas geben wie einen „körpertausch“, in ein paar wochen oder so. lächerlich.

  17. Hallo Sabrina, so off topic finde ich diese Gedanken alle gar nicht. Was mir immer auffällt ist, wie viele Kinder nichts oder nicht viel über Ernährung wissen. Und wie wenig das auf seriöse Art und Weise thematisiert wird. Das könnte man doch zb in der Schule machen.. Aber irgendwie macht das keiner. Ich meine so ganz rudimentäre Dinge wie wo kommen die Sachen her usw. Ich war mal geschockt, Kinder (und deren Eltern!) zu sehen, die wirklich einfach nicht wussten, dass eine Packung Chips „anders“ ist als ein „normales“ Mittagessen“. Ich gönne auch jedem seine Chips, ich finde auch das die jeder essen kann, aber manche Sachen, von denen ich noch dachte „das ist doch klar“ sind es eben nicht mehr. Ich habe das Gefühl, dass da auch das Überangebot der Industrie schuld ist, weil sie einfach das Essverhalten so stark beeinflusst. Auf der anderen Seite gibt es eine Diätenobsession, die auch viele Kinder schon kennen. Ich habe schon das Gefühl, dass das irgendwie zusammen hängt.

  18. Ersteinmal, ich finde es schön, dass in dem Text darauf hingewiesen wird, dass Diäten und nicht die Menschen, die sie machen, scheiße sind. Oft fehlt mir sowas, bei Kritik an Diäten etc.

    Ich wollte noch gerne auf den Kommentar von „Miria“ eingehen.
    Du hast nämlich geschrieben, dass deine Freundin dir leid tut und ob jemand weiß, wie man einer Person (wie deiner Freundin, wenn ich richtig verstanden habe) helfen kann. Ich finde es schwierig, Menschen für etwas zu bemitleiden, für dass sie vielleicht überhaupt nicht bemitleidet werden wollen. Als Hilfsangebot würde ich als allererstes nachfragen, ob die Person überhaupt Hilfe möchte. Verhalten von anderen so zu werten, dass die Person damit Hilfe braucht darf meiner Meinung nur passieren, wenn die Person selbst gefragt wurde, ob sie das möchte (außer die Person schädigt mit ihrem Verhalten auch andere, aber das ist hier ja nicht der Fall).
    Einer Person zu sagen, ihr Verhalten wirke „total krankhaft“ geht meiner Meinung nach auch in eine vollkommen falsche Richtung.
    Jemanden als „krank“ zu bezeichnen (bzw. ihr*sein Verhalten) sagt doch aus, an der Person selbst wäre etwas „falsch“, „unnormal“. Aber eben das ist es ja nicht. Sondern an gesellschaftlichen Ansichten über Schönheit, Gesundheit, Körper ist was „falsch“ und „unnormal“ (bzw. leider ja eben doch normal).

    Ich denke, dass Menschen zugesprochen werden sollte, dass sie sein dürfen/sollen/können wie sie sein wollen und sich wohlfühlen und nicht Verhalten danach bewertet werden sollte, wer „krank“ ist.

    Ich kann natürlich nur von deinem Kommentar ausgehen, wie die Situation mit dir und der Freundin ist, also, dass was du geschrieben hast. Begriffe wie „krank“ stoßen bei mir nur ziemlich schnell auf, deshalb wollte ich so deutlich schreiben, was ich daran blöd fand.

  19. Ein durch und durch empowernder Artikel! Danke dafür!

    zu cat: ich finde Deine Ausführungen zu Deinen Vorbehalten gegenüber Personen, die anderen Ihre Hilfe aufdrücken wollen, sehr schön. Du drückst dich sehr sensibel aus und dadurch fällt es einer leicht, sich darauf einzulassen. Ich hätte sie gern ein paar Monate früher gelesen, bevor jemand, der mir sehr nahe stand, gestorben ist und dem ich die ganze Zeit meine Hilfe aufdrängen wollte. Ich wollte ihn unbedingt retten. Ich habs nicht hingekriegt, ihn sein zu lassen und seine Entscheidung zu akzeptieren, auf eine bestimmte Weise leben zu wollen, eine bestimmte Diät einzuhalten, die ich als Ursache seiner Krankheit gesehen habe, an der er schließlich gestorben ist. Das hat ihn so verletzt, dass er zum Schluss keinen Kontakt mehr zu mir haben wollte….

  20. Liebe Magda,

    danke für Deinen schönen Wutausbruch. Grundsätzlich geht es meiner Meinung nach auch weniger um gesunde Ernäherung (sicher begrüßenswert, wenn auch recht häufig umdefiniert wird, was diese denn genau sein soll), sondern um Distinktionen. Wer zeigt genug Disziplin und erfüllt die Normen? Die Arbeit am Körper ist auch ein Ausweis, dass frau (und mann) gewillt ist, sich auch den anderen ökomomisch fundierten Arbeitsregimen zu beugen.

  21. Oh ein sehr toller Artikel. Hat Spaß gemacht den zu lesen.
    Ich rege mich in letzter Zeit auch immer datüber auf, wenn ich solche Werbung sehe. Mich nervt auch vor allem diese Verbindung von einem schlanken Körper und Schönheit. Wer sagt, dass nicht auch ein dicker Körper schön und sexy sein kann?
    Mich hat in letzter Zeit vor allem die Almased Werbung aufgeregt, die man meistens vor der Tagesschau bewundern kann. Am Sonntag habe ich dazu auch mal gebloggt: http://emminordwind.blogspot.de/2013/01/und-der-mops-hechelt-hinterher.html

    Liebe Grüße emmi

  22. Danke für den Artikel Magda!

    Tatsächlich ist 2013 das erste Jahr, in dem ich bewusst weniger essen möchte.
    Nicht das ganze Jahr, sondern jetzt gerade. Ich habe zu Diäten ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis. Also eigentlich ein kritisches, aber durch eine mir nahestehende Person, die durch die richtige Diät ein viel besseres Körpergefühl gefunden hat, sehe ich auch, was daran hilfreich sein kann.

    Ich würde sagen, dass ich mich durch Werbung etc. nicht zum Abnehmen animiert fühle – mein Fat Shame kommt eher durch mobbing in Grundschulzeiten. Jetzt, mit 21, habe ich erfahren, dass ich niemals fett war. Aber hey. Mittlerweile bin ich schlank, zum Glück ohne quälende Diäten.

    Dass ich gerade weniger essen möchte hat 2 Gründe:
    Zum einen fühle ich mich wohl ohne Schlemmen. Ich möchte genießen, ohne mich zu überessen. In der Weihnachtszeit habe ich viel geschlemmt, schon aus Protest gegen den ganzen Schlankheitsverzicht. Vielleicht passt das so auch einfach zu mir, schließlich nehme ich eher dann zu, wenn es mir nicht so gut geht.

    Zum anderen bin ich gerne schlank. Weil es ein Schönheitsideal ist. Weil ich ständig gegen den Strom schwimme und es dann mal angenehm ist, von vielen und innerlich von mir selbst Komplimente für mein Aussehen zu bekommen.

    Diese beiden Punkte wiedersprechen sich eigentlich (oder?). Würde gerne eure Gedanken dazu hören.

    Ich bin dafür, dass jede die Chance bekommt, ihre Körpermitte zu finden. Deswegen ist Fat Pride und Positive so wichtig, damit wir den Shaming-rufen etwas entgegensetzen können. Es geht nicht um schlank oder mager oder dick oder fett sein, sondern darum, dass jede mit ihrem individuellen Körper und ihren Vorlieben akzeptiert wird!

  23. @ Allgemeines

    „Mich nervt diese Diät-Propaganda, dieses Streben nach Aner­kennung durch Hungern und dieser Wunsch nach schmalen Hüften. Alles Resultat einer medial und medizinisch gesteuerten Körper­politik, die viele Menschen zu Verlierer_innen eines Normierungs­systems macht und die meisten von uns permanent beschäftigt hält.“

    Ja, das kann ich gut verstehen und mir geht es oft ähnlich, also dieses Genervtsein von der Allgegenwärtigkeit des Themas und des immensen Drucks. Dennoch gehöre ich zu denen, die sich diesem Druck in Sachen Körpernormierung (sei es der Wunsch nach und das Umsetzen von Körperform- und Gewichtskontrolle, sei es die Enthaarungsthematik) immer wieder beugen und vermutlich auch viel zu oft darüber reden – sei es im Sinne von „ach, ich müsste jetzt nach den Feiertagen auch mal wieder etwas mehr AUFPASSEN (sic!)“, sei es im Sinne von „ahhh, jetzt esse ich aber mal so RICHTIG genussvoll und achte gar nicht drauf, ha, seht her, guckt mal, wie wenig ich grad drauf achte, was ich esse, ahhhh, das muss man sich ja auch mal gönnen, laberlaberrhabarber“, statt einfach zu machen, zu genießen und halt einfach mal die Schnauze zu halten…

    Und dabei ist dieses ständige Darüberreden, dieses immer wieder Thematisieren und Nach-außen-tragen des „ICH BIN MIR MEINES ESSVERHALTENS BEWUSST!!!“ mir selbst in dem jeweiligen Moment oft noch nichtmal bewusst, oder originär wichtig, sondern so reflexhaft und anpassungsorientiert, einfach weils halt alle bzw. die meisten so machen und eine dazugehören, normal sein lässt. Das ist ja das Perfide daran: Abnehmen, sich die Beine rasieren und all das ist für mich ein sooo einfacher Weg, als Frau – gefühlt: endlich mal – „richtig zu sein“, dass es für mich oft schlicht und ergreifend ein kleiner Moment des Aufatmens und der erleichternden Selbstvergewisserung über die Positionierung in unserer Gesellschaft und in meinem Umfeld ist, wenn ich diesen schlichten „tu dies, und du bist eine normale, richtige, funktionierende Frau“-Befehl umsetze, zumal man ja auch sofort und unmittelbar die entsprechenden affirmierenden Reaktionen aus dem persönlichen und gesellschaftlichen Umfeld bekommt.

    Disclaimer:
    Mir ist dabei völlig klar und präsent, wie verdreht es ist, wenn es für eine einfacher erscheint, den eigenen Körper zu normieren, zu kontrollieren, teilweise auch zu schikanieren (und ich rede hier von völlig normgerechtem Verhalten, nicht etwa von etwas, was allgemein als „essgestört“ o.ä. bezeichnet werden würde), als den inneren und äußeren Stress auzuhalten, wenn man es nicht tut. Auch ist mir klar, dass es Teil meines „Normkörper“-Privilegs ist, durch relativ geringfügige Tätigkeiten und Körperkontrollhandlungen die gesellschaftlichen Normvorgaben zu erfüllen und mir damit „Entlastung“ zu verschaffen, was anderen schon aus strukturellen Gründen verwehrt ist. Und ich empfinde die mir dadurch verschaffte emotionale und tatsächliche „Erleichterung“ auch selbst durchaus als grenzwertig unsolidarisch gegenüber denjenigen, die diese Option nicht haben oder sie aus guten Gründen ablehnen. In diesem Sinne – mal wieder – Vorsatz fürs neue Jahr: Weniger Laberrhabarber, mehr Rhabarberkuchen!

    @ Elke

    Ja, diese „Schlanksein = Disziplin = Erfolgreich im Arbeitsleben“-Kette hat mir eine Ärztin (!) tatsächlich mal genau so vorgerechnet, also mehr oder weniger wörtlich so: „Gerade Sie als Juristin sollten auf Ihre Figur achten, weil gerade in leistungsorientierten Berufen (Anmerkung: ja, das hat sie tatsächlich so gesagt!!) strahlt man als dickerer Mensch natürlich viel weniger Leistungsbereitschaft aus. Wenn Sie da glaubwürdig wirken und ernstgenommen werden wollen, ist das dann natürlich schwierig…“ Ich war da noch ziemlich jung und gerade sehr sehr stolz darauf, ziemlich stark abgenommen zu haben, aber in diesem Moment fühlte es sich trotzdem so falsch an, jetzt „zu denen“ zu gehören.

  24. Schönste Stelle (für mich):
    <blockquoteEine Anmeldung bei Weight Watchers kostet rund 46 Euro für den ersten Monat und 16 Euro für jeden weiteren Monat. Stellt euch mal vor, was mensch sich dafür alles kaufen kann! Zum Beispiel Eis-Creme mit Streuseln und Sahne (…)</blockquote
    Finde ich super! Lebensfreude statt Körperregime.

    @ nat

    Kann ich sehr gut nachvollziehen. Als ich stabil 72 Kg wog (bei 182cm und viel Sport), gesund und munter war, da dachte ich, ich müsste unbedingt abnehmen, um „attraktiver“ zu werden. Es ging auf 64 Kg herunter (ähem, und ich fühlte mich dann immer noch „fett“). Danach begann eine Serie von schlimmen, ungesunden Diäten und den anschließenden Pingpong-Phasen. Das reichte bis dahin, dass sich bei mir eine ernsthafte Esstörung anbahnte.

    Hätte ich doch nie mit dem Herumdiäten angefangen! *seufz*

    (bei anderen Menschen ist es mir doch auch völlig egal, was die wiegen, tja)

    Inzwischen muss ich aus verschiedenen gesundheitlichen Gründen schon etwas auf mein Gewicht achten (Diabetis II, Bluthochdruck, BMI liegt bei 37 u.a.), aber bei mir funktioniert kein starres Ess-Regime, sondern vor allem: regelmäßig ausschlafen! Dazu halt ein wenig mehr Obst/Gemüse und Bewegung – aber nur, wenn es mir Spaß macht.

    Die Werbung mit O. Kahn (als ob er das mit Weight Watchers als Spitzensportler nötig hätte) oder noch schlimmer „i make you sexy“ finde ich sowas von verlogen und manipulativ. Werbung, die darauf zielt, dass sich viele Menschen schlecht fühlen sollen, ist sowieso großer Mist.

    Ich möchte niemanden in sein Leben hinein reden, aber ich halte Diäten, die länger als zwei Tage lang gehen, grundsätzlich für sehr bedenklich und problematisch, besonders, wenn es dafür keine echten gesundheitlichen Gründe (z.B. Diabetis oder BMI oberhalb 35) gibt.

  25. @Sunny Lemon

    Ich glaube der Körper hält an sich ne Menge aus, was viel oder wenig essen angeht, was ich an solchen getroffenen Vorhaben immer kritisch finde, ist die psychologische Dimension. Dass man überhaupt einen Großteil seiner Zeit damit verbringt über die Menge an essen nachzudenken, die man zu sich nimmt. Das führte bei mir eigentlich immer nur in mehr Obsession. Warum nicht ein bisschen Sport? Ein Arzt meinte mal zu mir: „Bewegung reguliert das Essverhalten von ganz alleine“. Das kam bei mir auch tatsächlich so, ich hatte mich vorher gar cniht bewegt und meine Essanfälle wurden zwangsläufig weniger, weil ich einfach an was anderes dachte.

  26. @Jane

    Für mich hat das mit dem Sport auch total gut funktioniert. Einfach dadurch, dass ich Sportarten gefunden habe, die mir Spaß machen und bei denen ich mich wohlfühle. Als dickes Kind mit den Erfahrungen aus dem Schulsport hatte ich nicht gedacht, dass ich mich irgendwann gerne bewegen würde, aber tatsächlich gibt es so viel Verschiedenes, dass ich das jetzt gerne tu.

    Um mich herum haben früher alle Handball gespielt, klar dass das nicht was für jede ist. Kommentare der Eltern wie „Für breakdance musst du aber gut trainiert sein“ usw. hatten mich ebenfalls abgeschreckt. Dafür konnte ich mit der zeit tanzen, kampfsport und joggen für mich entdecken. Der Spaß an der Sache ist für mich ebenso wichtig wie dass es meinem Körper gefällt.

  27. @ Elke,

    vielen Dank für den wichtigen Hinweis: Dieses Perfektionsstreben passt in der Tat perfekt in den Zeitgeist, wo alles effizient, schnell, „gesund“ und perfekt ablaufen muss.

    @ Alle

    Ich habe mir eure Kommentare durchgelesen und hatte bei manchen den Reflex, darauf zu antworten, weil ich hier und da ein paar Punkt schwierig finde, insbesondere den Verweis auf BMI (der größte konstruierte Mist überhaupt) oder ich mich über euren Zugang zum Thema gefreut habe. Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel, dass ich da gerade nicht weiter drauf eingehen (kann) & danke euch allen für eure interessanten Beiträge! Es freut mich, dass so viele etwas mit dem Thema anfangen können.

  28. @Betti
    das mit dem Weg des geringsten Widerstands kann ich total nachvollziehen. Ich habe nach einer langen Teenie-Rebellion gegen Schönheitsnormen schließlich angefangen, mich „weiblicher“ (Betonung auf die Anführungszeichen!!!!) zu benehmen (höhere Stimme, mehr über Gefühle reden, „süß“ sein) / zu kleiden (Röcke, Ausschnitt) / rasieren, etc. und bin bis heute davon angeekelt, wie viel besser mich meine Mitmenschen seitdem behandeln. Ich schränke mich also selbst ein, damit ich in der Gesellschaft weniger Stress habe. Ähnlich wie Du beschreibst, sehe ich es als eine bittere und gegenüber anderen, die nicht so einfach mit den gesellschaftlichen Normen konform gehen können, ziemlich egoistische Kosten-Nutzen-Abwägung, die aber meinen Alltag erheblich besser erträglich macht. Toll ist es allerdings nicht. Immerhin: Nach jeder Epilier-Session und dem dazugehörigen Fluchen ist mein feministischer Kampfgeist neu entfacht! ;-)

  29. @Magda: Du hast Recht, der BMI ist totaler Quatsch und ich benutze ihn eigentlich auch nicht. In diesem Fall habe ich ihn nur als Abkürzung benutzt, um zu betonen, dass ich noch nicht mal nach diesem, wenn auch schwachsinnigen gesundheitlichen Standardwert (der es ja leider nunmal ist) eine Diät gebraucht hätte, mir die Ärzte aber trotzdem diese Pulver verkauft haben.
    Mein Gewicht oder meine Kleidergröße angeben wollte ich allerdings noch weniger, weil das auch GAR NICHTS über den Gesundheitszustand oder die Figur oder die Nähe zum Schönheitsideal und SCHON GAR NICHTS über Schönheit an sich aussagt.

    Ich habe mich sehr über Deinen Artikel gefreut und hoffe, dass noch mehr zu dem Thema kommt.

  30. Ich verstehe in diesem Zusammenhang den verlinkten tumblr Blog in Mellis Beitrag nicht. Love and Compassion for all? Die Geschichten die da geschrieben sind, sind unterste Schublade und passen echt nicht in diesen empowernden Zusammenhang, oder verstehe ich da eine merkwürdige Art von Humor nicht? Soll vor dieser Seite gewarnt werden? Oder soll ich mir, nachdem ich hier von einem guten Körpergefühl gelesen habe, Geschichten darüber durchlesen, wie ekelhaft und verachtenswert Dicke sind?

  31. Wenn es nur darum ginge, gesünder zu sein, wäre das Geld für WW weitaus besser in einem Fitnessstudio oder einem Sportverein investiert, wo man dann wirklich etwas für sein Wohlbefinden tut.

    Mein halbes Leben war ich auf Diät, weil mein Umfeld mir immer vermittelt hat, ich wäre zu fett, selbst als ich das gar nicht war. Ohne diese ständige Drangsalierung würde ich heute vermutlich 20 Kilo weniger wiegen und glücklich sein.
    Denn ich bin so, wie ich bin, einfach nicht glücklich. Ich fühle mich nicht wohl und könnte heulen, wenn ich all meine schönen Kleider sehe, die mir nicht (mehr) passen.
    Daher ist 2013 für mich doch ein Neuanfang in Sachen Ernährung, aber dafür brauche ich glücklicherweise WW nicht. Ich weiß genug über Ernährung, um mich auch allein gesund ernähren zu können (und Sport muss sein, weil ich vom Fitnesslevel her auch gut und gerne doppelt so alt sein könnte!)
    Denn was die veranstalten, ich doch wirklich nur reine Geldmacherei. Allein dieses „Points“-System, was ja auch nur ein stark vereinfachtes Kalorienzählen darstellt, aber von WW präsentiert wird, als hätten sie den heiligen Gral entdeckt…

    Ich weiß nicht mehr, für welches Produkt geworben wurde, aber in der Werbung wurden mehrere abnehmwütige Personen gezeigt, die darlegten, „für was“ sie abnehmen wollen („für wieder aussehen wie damals“ weiß ich noch). Da wurde eine Frau gezeigt, ich schätze 55 Kilo auf 170, die sich kritisch im Spiegel betrachtete und völlig manisch Fettpölsterchen herbei fantasierte, die einfach nicht da waren.
    Es gab auch weitaus fülligere Personen, die da zu Wort kamen. Aber allein dieses eine Model hat mir gezeigt, dass das beworbene Produkt und die Unternehmensphilosophie, die dahinter steckt, absolut nicht unterstützenswert ist.

  32. Danke für diesen angenehm ätzenden Artikel!
    Ich bin über diese ganze Scheißdiäterei (angefangen mit 10, so ziemlich jeden Unsinn – Milchshakediäten [super bei Laktoseintoleranz!], Nudeldiät, Magische Kohlsuppe, Nulldiät) schließlich in eine Binge Eating Disorder gerutscht, zusätzlich haben sich Depressionen über meine Unfähigkeit, schlank (lies: schön, weiblich, RICHTIG) zu sein bzw. zu bleiben, manifestiert.

    Die Krönung des Ganzen war dann ein Krankenhauspsychologe (!!!), der mich zu dem Versprechen (!!!) nötigen wollte, mich bei den Waagewächtern einzuschreiben – trotz meiner Aussage, dass ich a) zu der Zeit Hartz IV empfing und b) grade suizidale Gedanken angesprochen hatte – aber nein, wichtiger ist, dass die fette Alte abnimmt!

    Aktuell bin zwar immer noch viel zu fett (sagen meine Bandscheiben), habe aber top Blutwerte, einen Puls wie ein Zenmeister und einen leicht zu niedrigen Blutdruck.

  33. @sarah kim: ich bin immer wieder bestürzt, dass viele Ärzte meinen weight watchers sei ja „keine Diät, sondern eine lebensumstellung“. wow, wie die die Werbung aufsaugen!

    mir wurde auch oft von Ärzten gesagt ich soll da hingehen. In der stärksten Phase meiner Bulimie. und auf die frage, wieso punkte zählen wir bitte mehr helfen soll als Kalorien zählen bekam ich nie eine Antwort. und wenn ich dann fragte warum bei denen gesunde fette abgestraft wurden, kam auch immer nur stille. und dass ich vielleicht als essgestörte mehr über gesunde Ernährung weiß als so ein blödes diätsystem kam denen nie in den sinn. als wäre das der Ursprung meiner Krankheit!

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