Heute ist Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie (IDAHO). Heute vor 21 Jahren wurde Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel der Weltgesundheitsorganisation gestrichen und damit nicht länger als Krankheit geführt. Weltweit finden heute unzählige Aktionen gegen die Ausgrenzung und Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Queers und Intersex statt. In mehreren (auch deutschen) Städten starten sogenannte Rainbow-Flashmobs, in Berlin gibt es zusätzlich einen Aktionstag der Gruppe „Queer in Bewegung“. Jena kann sogar mit einem einwöchigen Festival aufwarten. Chapeau!
Während viele Betroffene, Aktivist_innen und Gleichgesinnte am IDAHO Akzeptanz und Gleichberechtigung einfordern bei gleichzeitiger Erhöhung der Sichtbarkeit von nicht ausschließlich heterosexuellen Lebensweisen, lohnt es sich dennoch, einmal die Perspektive zu wechseln. Nämlich auf diejenigen, die sich in einer heteronormativen Welt meistens sehr wohl fühlen: heterosexuell lebende Cisgender. Neben all den Annehmlichkeiten der herrschenden Gesetzgebung, stellt sich der Alltag für sie relativ unbeschwert dar. Unbeschwert, weil diese Menschen keinen neugierigen Blicken ausgesetzt sind und keine Angst vor Diskriminierung und Gewalt bezüglich der eigenen Sexualität und (zugeschriebenen) Geschlechtszugehörigkeit haben müssen. Sie können anderen distanzlose und intime Fragen zu deren sexuellen Vorlieben, Familienplänen und Lebensrealitäten stellen. Sie können LGBT*I und Queers nach Aussehen und Habitus kategorisieren und bewerten, ohne, dass diese ständigen Othering-Prozesse sanktioniert würden.
Kurz gesagt: Heterosexuelle, deren binäre Geschlechtszugehörigkeit nie in Frage gestellt wird, leben in einer Welt, die für sie eingerichtet ist. Sie leben entlang einer willkürlich gesetzten Norm, die die Welt in „Mann“ und „Frau“ einteilt, während sich beide konstruierten Geschlechter auch noch hauptsächlich gegenseitig toll finden müssen. Diese Heteronormativität ist für alle, die ihr nicht gerecht werden können oder wollen mit schmerzlichen Ausschlüssen, Diskriminierung und Gewalt verbunden, mindestens jedoch mit Einschränkungen, die (ausschließlich) heterosexuell lebende Männer und Frauen nicht erfahren. Und weil diese Norm suggeriert, es sei normal, die Welt in Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität zu denken, hinterfragen die meisten Heteros diese, also auch ihre eigene, konstruierte Normalität nicht. Die Unsichtbarkeit der Heteronormativität lässt viele in einer Blase aus Selbstverständlichkeit agieren, die natürlich nicht für andere gelten darf. „Ich finde es unangenehm, dass Homosexuelle ihr Privatleben öffentlich leben müssen“, sagt das Heteropärchen, während es ungeniert in der Straßenbahn rumknutscht. „Kinder brauchen Vater und Mutter“, sagt das getrennte Heteropärchen, während es über die Höhe des Unterhaltes streitet.
Auch ohne Beziehungskontext fallen Heteros oft unangenehm durch Ignoranz und Borniertheit auf: „Wer ist denn bei euch Mann oder Frau?“, „Habt ihr richtigen Sex?“, „Boah, das ist doch total traurig, meine/n Partner/in ständig verstecken zu müssen“ – Es wäre auf jeden Fall schon mal wesentlich besser ohne diese dämlichen Fragen und Sätze. Ich würde mich auch riesig darüber freuen, wenn Heteropärchen nicht ständig meiner Partnerin und mir die Sitze in der U-Bahn streitig machen oder unseren Sitzplatzgewinn mit verständnislosen Blicken à la „Hallo, wir sind Heteros, wir gehören zusammen, wir müssen immer alles zusammen machen, auch sitzen“ kommentieren würden. Ich wäre entzückt, bekäme ich kein Pfeifen, kein Lechzen, kein Gaffen. Es wäre der Sechser im Lotto, ich könnte meine Sexualität ohne Kommentare und Wertungen leben. Kommentare und Wertungen, die es nicht gäbe, würde diese fiese Heteronormativität nicht den Hetero-Horizont so stark einschränken. Ich hab’s ja schließlich auch geschafft, mal über den Tellerrand zu schauen.
Es gibt Tage, da finde ich Heteros und ihr selbstverständliches Dasein doof. Da bin ich undifferenziert, neidisch, traurig, gemein, belustigt und all diese Dinge, obwohl ich es besser weiß: dass bei weitem nicht alle so sind und Heteros auch nichts dafür können, dass sie von einem System profitieren, das sie sich nicht ausgesucht haben. Trotzdem wirken so viele daran mit, indem sie davon ausgehen, Heterosexualität sei normal und sich entsprechend verhalten. Als lesbische Frau kann ich mich in den seltensten Fällen auf meine gesellschaftlich akzeptierte Normalität berufen. Und solange dieses Ungleichgewicht existiert, das so viele Menschen (auch Heteros) einschränkt und gegen das viel zu wenige protestierten, ist es manchmal okay, Heteros doof zu finden. Oder die richtigen Fragen zu stellen.
Toller Text.
Mehr hab ich nicht zu sagen.
Für mich ist dein Text sehr aufschlussreich gewesen.
Ich habe auf eine andere Art immer Probleme mit der krassen Normierung der Lebensweise als Paar gehabt. Als wäre ich unvollständig, weil da kein Mann an meiner Seite ist.
Jetzt habe ich noch verstanden, dass es eine Normierung vom Leben als Hetero-Pärchen ist und dass das noch mal zu ganz anderen, viel weitreichenderen Problemen führt. Danke, denn ich seh gerade meinen Tellerrand.
Mit dem letzten Absatz hast du glücklicherweise noch die Kurve gekriegt, ansonsten würde ich mich noch viel mehr aufregen über diesen Text.
Mich nervt es nämlich ganz gewaltig, dass ich in der queeren Szene häufig in dem Moment ausgegrenzt werde, wo sich herausstellt, dass ich mit einem Mann zusammenlebe. Denn dann wird auch dort ganz schnell die heteronormative Schublade aufgemacht. Aber bedeutet die Tatsache, dass ich mit einem Mann zusammenlebe, tatsächlich, dass ich hetero bin? Und selbst wenn ich es bin, finde ich es nicht legitim, mir dieses Privileg vorzuwerfen. Allein aus der Tatsache, dass ich hetero bin/sein könnte, kann man nicht ableiten, dass ich mir dieses Privilegs nicht bewusst bin. Ich finde es echt kritisch, Privilegierten ihre Privilegien vorzuwerfen einfach nur aufgrund der Zuordnung zur Gruppe der Privilegierten.
Für mich bedeutet queer nicht nicht-hetero zu sein, sondern in erster Linie, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass hetero nur ein (zugegeben sehr großer) Teil der menschlichen Sexualität ist, dass man sensibel ist für heteronormative Verhaltensanweisungen, dass man Sexualität als etwas sehr individuelles auffasst,… Ich möchte mich als queer bezeichnen dürfen, auch wenn ich auf den ersten Blick erscheine wie eine Bilderbuch-Hetera!
(Die Quotenhete schreibt zurück!)
Ja, es lohnt sich wirklich, mal die Perspektive zu wechseln. Die sogenannte Heterowelt ist nämlich beileibe nicht der Hort unbeschwerten Daseins, als den du sie darstellst. Come in, have a look:
„Unbeschwert, weil diese Menschen keinen neugierigen Blicken ausgesetzt sind“ – zB als Mann in der U8, als Frau überall, spätestens ab 18:00 – „und keine Angst vor Diskriminierung und Gewalt bezüglich der eigenen Sexualität haben müssen.“ Ach? Es ist nicht so, daß nur Schwule und Lesben angegriffen würden. Der Hetenalltag mag ein wenig sicherer sein, ungefährlich ist er dennoch nirgends. Aus Beobachtung und Erleben weiß ich: alles wird als Anlaß zur Gewalt genommen, ob ich allein unterwegs bin oder zu zweit, ob ich knutsche oder nicht, ob mir Schwulsein unterstellt wird, oder Singlesein, oder Nichtsinglesein, egal.
„Sie können anderen distanzlose und intime Fragen zu deren sexuellen Vorlieben, Familienplänen und Lebensrealitäten stellen.“ Und kriegen sie genauso gestellt, auf jeder Familienfeier und in jedem Büro.
„Sie können LGBT*I und Queers nach Aussehen und Habitus kategorisieren und bewerten, ohne, dass diese ständigen Othering-Prozesse sanktioniert würden.“ Äh … nein. Heten werden genauso nach Aussehen, Kleidung, Benehmen eingeteilt, durchgehechelt und ausgegrenzt.
Darf ich einen Wechsel der Perspektive vorschlagen? Weg vom „aber den Heten passiert sowas nicht“ bzw „aber bei mir ist das schlümmer“, hin zu „Dort stehen die Dummen. Die kleine Gruppe dummer, teilweise gewaltbereiter, meistens männlicher Heteros.“ Mit denen ich bitte nicht bei jeder Gelegenheit in einen Topf geschmissen werden will, nur weil ich ebenfalls ein Heteromann bin. Ich kann nämlich nix dafür, ich wurde so geboren, und ich lasse mich von niemandem zwingen, mich damit unwohl zu fühlen. Unwohl fühle ich mich nicht bei Mann oder bei Hetero, sondern nur bei Dumm oder Gewaltbereit.
(Sagt „Cisgender“ nicht nur etwas über die Geschlechts-„Identität“ aus und ist eher getrennt von der Sexualität/dem sexuellen Begehren zu sehen?!)
“ Cisgender Männer und Frauen, die sich heterosexuell verorten.“
Das ist ein ganz schön grober Schnitzer. Es ist völlig falsch. Männer und Frauen, die sich heterosexuell verorten sind Heterosexuell.
Cisgender bedeutet, dass Mann sein oder Frau sein nie in Frage gestellt wurde. Es ist das Gegenstück zu Trans- und je nach dem Intersexualität.
Und die haben beide wiederum nichts mit sexueller Orientierung zu tun, wie das dann hier auch noch ungeschickterweise impliziert wird.
@Miriam
kein Grund persönlich zu werden. Nur kurz: Ich bin nicht queer. Ich werfe niemandem Privilegien vor, die ich nicht habe und andere schon. Und selbst wenn ich es täte, würde ich darum bitten, vielleicht zu hinterfragen, warum Menschen das tun, in welcher Sprecher_innenposition sich „Privilegierte“ und „Nichtprivilegierte“ befinden und warum. Warum gibt es überhaupt queere Zusammenhänge, in die du einfach hineingehen kannst? Machtverhältnisse spielen immer eine Rolle, auch wenn du gerade versuchst, das Ding irgendwie auf subjektive und freie Entscheidungen zu drehen. Dass du Ausgrenzungserfahrungen gemacht hast, weil du nicht „queer genug“ aussiehst, ist scheiße, aber nicht Thema dieses Textes.
„Es gibt Tage, da finde ich Heteros und ihr selbstverständliches Dasein doof. Da bin ich undifferenziert, neidisch, traurig, gemein, belustigt und all diese Dinge, obwohl ich es besser weiß: dass bei weitem nicht alle so sind“
Gut. Und diesen Absatz bitte immer wieder lesen, bevor die Versuchung kommt so einen Text nochmal zu schreiben. Inhaltlich will ich mich mit diesem schwarz-weiss Abgrenzungsquatsch gar nicht auseinandersetzen.
Grüße
dm
@BadHairDays und verdingst
Ihr habt recht, ich sehe das genauso, habe das leider ungeschickt formuliert. Ist geändert. Okay so?
Nein, es ist inhaltlich immer noch falsch:
„Cisgender Männer und Frauen, die sich außerdem selbst als heterosexuell verorten“
Auch eine lesbische Frau oder ein homosexueller Mann, dessen Geschlecht nicht in Frage gestellt wird, ist Cisgender.
Genauso ist eine lesbische, transsexuelle Frau nicht Heterosexuell.
Ja ganz genau! Darum geht es hier!
Um die armen Heteros!
Am Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie, da sollte doch wirklich mal darüber nachgedacht werden, wie schwer es die armen, armen Heteros haben. Daran wird ja sonst nie gedacht. Und vor allem die armen, weißen Heteromänner! Die habens ja besonders schwer!
ALTER FALTER!
@bedhair
ich glaube du verstehst das falsch. nadine will nicht sagen dass alle cisgender hetero sind, sondern dass sie die privilegien von cisgender, die sich zudem hetero verorten thematisiert
@BadHairDays
Ja. Ich möchte gern deutlich machen in der Formulierung, dass ich von heterosexuell lebenden Cisgendern spreche. Würde das so passen oder hast du einen anderen Vorschlag?
Ehrlichgesagt finde ich es dann erst recht daneben.
“ heteronormativen Welt meistens sehr wohl fühlen: Cisgender Männer und Frauen, die sich außerdem selbst als heterosexuell verorten. “
Das macht es komplett zu einem Thema von Homophobie und kehrt das andere Thema, Transphobie, unter den Teppich.
Heteroprivileg unterscheidet sich von Transprivileg, und Transphobie kommt gerade sehr häufig von Homosexuellen selbst.
@BadHairDays
Ja, Transphobie ist in homosexuellen Cisgender-Kontexten sehr aktuell. Ich habe jetzt anders formuliert, um deutlich zu machen, dass ich von einer ganz bestimmten Gruppe spreche, die von von der Überlagerung der beiden Privilegien „heterosexuell“ und „zugeschriebener, vermeintlich eindeutiger Geschlechtszugehörigkeit“ profitieren. Vielleicht wird dann erkenntlicher, dass ich von Menschen spreche, für die eine heteronormative Welt auf den ersten Blick mit wenig Diskriminierung und Ausgrenzungserfahrungen verbunden ist.
@all
ich bitte darum, Kritik sachlich zu formulieren. Es ist klar, dass Menschen entlang ganz unterschiedlicher Differenzlinien (und deren Überlagerung) positioniert werden und sich damit ganz unterschiedliche Ausgrenzungserfahrungen ergeben. In dem Text ging es mir darum klar zu machen, aus welchen sozialen Positionen sich Selbstverständlichkeiten ergeben, was für wen und welche „normal“ erscheint. Hier am Beispiel von Heteronormativität.
Danke, Nadine. Jetzt ist unmissverständlich.
„Neben all den Annehmlichkeiten der herrschenden Gesetzgebung, stellt sich der Alltag für sie relativ unbeschwert dar. Unbeschwert, weil diese Menschen keinen neugierigen Blicken ausgesetzt sind und keine Angst vor Diskriminierung und Gewalt bezüglich der eigenen Sexualität und (zugeschriebenen) Geschlechtszugehörigkeit haben müssen.“
an sich ein guter text, aber dieser punkt ist einfach nicht wahr. wie würdest du denn eine vergewaltigung beschreiben, wenn nicht als „gewalt bezüglich der eigenen sexualität/geschlechtszugehörigkeit“? das betrifft doch auch ganz viele cis-frauen, auch die heterosexuellen.
Ich wollte mit meinem Kommentar nicht in die Kerbe “ Aber die bösen Homos diskrimineren mich als Hetera doch auch“ schlagen. Eher ging meine Kritik in die Richtung, die auch slowtiger anspricht.
@ L:
Um auf Homophobie aufmerksam zu machen, ist es meiner Meinung nach nicht besonders hilfreich, alle nicht-homosexuellen Cisgender pauschal latente Homophobie aufgrund ihrer Privilegiertheit zu unterstellen. Homophobie ist scheiße. Punkt. Da muss man nicht noch weiter ausführen, warum (vermeintliche) Heteros nun plötzlich alle doof sind. Dass das zu meiner Meinung nach vollkommen überflüssigem Derailing (meinen Kommentar von oben schließe ich da durchaus mit ein) führt, sieht man ja sehr schön an dieser Diskussion.
@delilah: Für mich sind das trotz Intersektionalität Unterschiede – siehe bspw. die sog. „korrektiven Vergewaltigungen“.
Abgesehen davon finde ich dieses „aber Heteros!“-Problem-Aufzeigen etwas unehrlich. Dabei werden jetzt doch ganz fest die Augen zugemacht.
Mir hat noch niemand nachgerufen „Scheiß Hete!“, wenn ich mit einem Mann Arm in Arm die Straße entlang gelaufen bin. Ich habe auch noch nie gehört, dass es ja okay ist, heterosexuell zu sein, aber das Küssen in der Öffentlichkeit, musste das denn jetzt wirklich sein?
@BadHairDays
danke für deine Einwände, sie haben geholfen nochmal über Formulierungen nachzudenken. Einmal mehr die Erkenntnis, dass Sprache schon schlecht ausdrücken kann,was gemeint ist, weil sie auch nur ein Spiegelbild herrschender Normen ist. Ich hoffe, ich kann das demnächst besser mitbedenken.
@delilah
Der Text soll nicht aussagen, dass die angesprochene Gruppe niemals mit Gewalt und Diskriminierung rechnen muss. Ich würde dennoch im Bezug auf sexualisierte Gewalt eine andere Perspektive vorschlagen: Sexualisierte Gewalt zielt immer darauf ab, ein vorhandenes Machtgefälle aufrecht zu erhalten. Dieses Machtgefälle bezieht sich auf die soziale Position von Täter_in/nen und Opfer/Betroffene/n, und in welchen sozialen Kontext das eingebunden ist. Das heißt für mich, dass sexualisierte Gewalt unabhängig von sexueller Orientierung und/oder zugeschriebener Geschlechtszugehörigkeit passieren kann, oder gerade deshalb (bspw. „corrective rapes“).
Ich finde den Titel deines Textes irre führend. Der Tenor deines Textes sagt doch eigentlich, dass es aufgrund der permanent erfahrenen Heteronormativität verständlich und nachvollziehbar ist manchmal „undifferenziert, neidisch, traurig, gemein, belustigt und all diese Dinge“ zu sein, okay ist es aber nicht irgendjemanden nur wegen seiner sexuellen Orientierung doof zu finden oder?
@Miriam
ich glaube, du missverstehst mich. Ich sage im Text mit keinem Satz, dass alle heterosexuell lebenden Cisgender homophob sind. Um Homophobie geht es in dem Text eher weniger, sondern um die Selbstverständlichkeit, mit der sich heterosexuell lebende Cisgender im Gegensatz zu anderen im Alltag bewegen, einfach, weil sie es können. Es geht darum, die Norm zu kritisieren, die das ermöglicht. Die Norm, die auch ermöglicht, dass alle, die nicht hineinpassen (wollen), sich unwohl fühlen müssen oder ungerecht finden, dass alle, die in die Norm hineinpassen (wollen), diese nicht hinterfragen oder kritisieren. So ist mMn verständlich mal auf die „Norm-Heteros“ zu schimpfen, die ihre eigene gelebte Selbstverständlichkeit auf andere drüber stülpen oder darüber entscheiden, was innerhalb der Norm legitim ist und was nicht.
@BM
Der Titel wird doch im Text näher erläutert und dekonstruiert.
@Miriam
wenn du genau lesen würdest, wäre zu erkennen, dass hier nicht heteros pauschal Homophobie und/oder Trans*phobie unterstellt wird, sondern auf Privilegien / Selbstverständliches Wohlfühlen hingewiesen wird, was bestimmten soziale(n) Gruppe(n) durch Gesellschaftliche Strukturen per se gegeben ist und anderen eben nicht.
„Es gibt Tage, da finde ich Heteros und ihr selbstverständliches Dasein doof. Da bin ich undifferenziert, neidisch, traurig, gemein, belustigt und all diese Dinge, obwohl ich es besser weiß: dass bei weitem nicht alle so sind und Heteros auch nichts dafür können, dass sie von einem System profitieren, das sie sich nicht ausgesucht haben. Trotzdem wirken so viele daran mit, indem sie davon ausgehen, Heterosexualität sei normal und sich entsprechend verhalten.“
Ich schrieb bereits, dass der letzte Absatz viele problematische Äußerungen davor wieder relativiert. Dennoch bleibt ein Gefühl von „Was weißt du schon über meine vermeintlichen Privilegien?“. Resultat ist, dass ich mich nicht mit den Problemen auseinandersetze, die dieser Text eigentlich behandeln will, sondern den Impuls verspüre, mich für meine vermeintliche Heterosexualität und mein angebliches Wohlfühlen im heteronormativen System zu rechtfertigen.
Ich freue mich über ein wenig Tellerrandüberschauenstraining und den Hinweis auf allzu Selbstverständliches.
Meine These:
Kinder erhalten ihr Wissen über Zusammenleben und Sexualität zuallererst immer über den Aspekt der Notwendigkeit der Fortpflanzung vermittelt. Das Erste was Kinder über menschliche Sexualität im weitesten Sinne im Rahmen der so. „Aufklärung“ erfahren ist ja „wo die Babys herkommen“ bzw. dass es die naturgemäße biologische Aufgabe von Männchen und Weibchen sei, Nachkommen zu zeugen.
Erst wesentlich später wird dann – wenn überhaupt – weiteres Wissen über menschliches Zusammenleben vermittelt. Ich glaube, dass ist einer der Gründe für die heterosexuellen Gesellschaftsstrukturen.
Ich bin auch wie stash dafür, dass in Schulen und von ihren Eltern nicht nur lernen, wie man sich fortpflanzt, sondern sollte es natürlich einen viel offeneren Umgang mit Sexualität geben.
Allerdings denke ich es ist grundsätzlich immer besser weniger zu erwarten, da man dann weniger enttäuscht werden kann.
Ich denke diese Entwicklung wird noch sehr lange brauchen und dass diese Zeit auch wichtig ist, da wenn es ganz schnell gehen würde, vielleicht Aspekte ausgespart würden oder übersehen würden.
weitere Terminhinweise zum IDAHO findet ihr übrigens hier:
http://www.lesben.org/index.php?option=com_eventlist&view=eventlist&Itemid=502
Damit gewisse Leute hier vielleicht mal aufhören, ihre Privilegien zu leugnen: http://www.cs.earlham.edu/~hyrax/personal/files/student_res/straightprivilege.htm
keks: ja, da gibt es bestimmt qualitative unterschiede. die will ich doch gar nicht leugnen. nur geht der ursprungstext darauf nicht ein. stattdessen wird ein privileg behauptet („kein street harassment“), das einfach nicht existiert.
„Abgesehen davon finde ich dieses “aber Heteros!”-Problem-Aufzeigen etwas unehrlich. Dabei werden jetzt doch ganz fest die Augen zugemacht.“
du willst mir eine derailing-strategie unterschieben, die ich nicht betreibe. wäre der text ohne den von mir kritisierten absatz ausgekommen, wäre mein einwand tatsächlich nur ein stumpfes „aber heteros!“. ich verlange aber nicht, dass über sexismus geredet wird, obwohl heteronormativität das thema ist. meine kritik war, dass in besagtem absatz sexismus explizit durchgestrichen wurde.
nadine: genau so sehe ich das ja auch – in deinem text steht doch aber genau das gegenteil?
@delilah: Sorry, da hätte ich mich deutlicher ausdrücken müssen. Der erste Satz war an dich gerichtet, der Rest mit dem Derailing ging allgemein in die Runde.
Möchte dieser Text zum vehementen Widerspruch einladen? Das ist gelungen!
Als wären alle Heteras/os gleich. Als würden Heteros in einer behüteten Welt ohne Gewalt und Diskriminierung leben. Zum Unterschied von sexueller und Geschlechtsidentität haben hier Leute ja schon was gesagt.
Hierzu zB: „Sexualisierte Gewalt zielt immer darauf ab, ein vorhandenes Machtgefälle aufrecht zu erhalten“
Das glaube ich nicht, dass man das ausschließlich auf Macht beziehen kann. Bzw. den Vorsatz dahinter postulieren muss. Ich glaube: sexualisierte Gewalt resultiert genauso aus körperlichen Ungleichheiten und der Pägung von Mädchen/Frauen auf Unterwürfigkeit und passiven Sex.
@stash: Die meisten Eltern versuchen gerade, die Details möglichst lang nicht erklären zu müssen. Wenn sie es doch tun, hat Fortpflanzung (Biologie) erstmal nicht allzuviel mit den verschiedenen Formen des Zusammenlebens und Zusammenseins zu tun.
@delilah: Dass gerade Frauen kein Street Harassment erleben, hat Nadine nicht behauptet. Sondern angeprangert, dass sie mit ihrer Freundin zusammen angemacht wird. Und nicht nur wegen des Geschlechts, sondern obendrauf noch wegen der sexuellen Orientierung angemacht zu werden, ist schon ein Unterschied. Mit ihrem Freund kriegt frau nicht „Scheiß Lesbe“ hinterhergerufen.
@Julia Seeliger: Dass alle Hetero-Menschen gleich sind, hat Nadine nicht behauptet, sondern explizit geschrieben, dass nicht alle so sind.
stimmt nicht ganz, glaube ich. wenn ich mir anschau wie viel mühe darauf verwendet werden muss, sich selbst und andere daran zu erinnern, dass man heterosexuell-männlich bzw. weiblich ist, dann scheint mir das eine sehr anstrengende sache zu sein. diese arbeit an der eigenen fassade.
nein im ernst: sehr guter text.
Das Derailing in den Kommentaren ist ja wirklich haarsträubend. Getroffene Hunde bellen, oder wie?
Nadine, guter Text.
Weil ich jetzt auch den anderen Text gelesen habe:
Heteras/os leben manchmal genauso unnormal! Auch solche fühlen sich manchmal unwohl, wenn sich Heteras/os neben ihnen küssen. Das hat aber doch nichts mit der sexuellen Identität zu tun. Oder ist der Schlüssel zur Lösung: Bei Homos hat’s was damit zu tun, bei Heteras/os nicht?
@Julia
In dem Text geht es nicht um die prekären Lebenszusammenhänge von „Heteros/as“. Sondern um Heteronormativität und wie in diesem Kontext Privilegien verteilt sind. Vielleicht ist der Text, den hnk verlinkt hat, ganz hilfreich. Und damit zurück zum Thema.
Viele der Kommentare zu diesem Text zeigen deutlich: Gegen Homophobie sein ist schick, aber über eigene Privilegien nachzudenken… – lieber nicht! Diskriminierung und Unterdrückung sind aber nicht so eindimensional, sondern hochkomplex und werden auch von Menschen reproduziert, die zwar Petitionen gegen Homophobie unterschreiben können, aber trotzdem (un)bewusst mit Fragen, Blicken, dominanten Auftreten, etc. zu unangenehmen Situationen beitragen.
Ich verstehe den Reflex einfach nicht, gleich schreien zu müssen: „Aber ich erfahre auch Diskriminierung!!!1!!“ Das leugnet hier keine_r und wird auf der Mädchenmannschaft unentwegt thematisiert. Hier geht es darum, einfach mal eine (wohl unangenehme) Perspektive einzunehmen und mal nicht über die „armen Homos“ zu sprechen, sondern den Fokus auf heterosexuell lebende Menschen zu legen mitsamt der kaum zu leugnenden Privilegien, die damit verbunden sind: Ja, verdammt, es ist ein Privileg, die eigene Sexualität nicht ständig erklären oder reflektieren zu müssen. Und ja, es schmerzt, das Gefühl zu haben, in einen „heterosexuellen Topf“ geworfen zu werden (auch wenn ich diesen Text noch nicht einmal so verstehe: Der letzte Absatz erklärt alles). In einen Topf werden homosexuell lebende Menschen aber andauernd geworfen. Und das nicht nur von offensichtlich homophoben Menschen.
Ohne die Thematisierung gerade dieser Privilegien wird es schwer sein, die volle Brandbreite von Heterosexismus und Homophobie zu verstehen. Diskriminierung und Unterdrückung bekämpfen ist leider keine bequeme Angelegenheit.
Julia Seeliger teilt mit, daß Homos „unnormal“ leben.
Daß musste wohl mal gesagt werden; gerade am Internationalen Tag gegen Homophobie, bei dem es ja darum geht, das schwere Los der “Heteros/as” mal wenigstens für einen Tag nicht aus den Augen zu verlieren.
Da der Alltag nicht ausschließlich auf Sexualität refzenziert, stellt er sich auch nicht relativ unbeschwert dar, sondern ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich be- oder unbeschwert. Bei vielen spielt Sexualität z.b. gar keine Rolle.
Das ist schlicht falsch. Themen, die diese Behauptung widerlegen, gibt es zahlreich auf diesem Blog.
Oder diese Fragen gestellt bekommen. Ein Privileg ist keins von beidem.
Zum Einen sind längst nicht alle LGBT*I und Queers nach Aussehen etc. zu kategorisieren, zum Anderen wird es durchaus auf Plattformen wie dieser sanktioniert.
Sie wird massiv in Frage gestellt: von Queer.
Es gibt keinen belastbaren wissenschaftlchen Beweis, dass dies nicht normal wäre. Die Queer-Theorie ist keine wissenschaftliche sondern eine kulturtheoretische. Sie kann keinen Anspruch auf Wahrheit oder wissenschaftliche Beweiskraft erheben.
Das gilt vermutlich für alle Menschen, die Sexualität leben, denn kaum etwas unterliegt mehr Kommentierungen und Wertungen als Sexualität.
Heterosexualität ist genauso normal, wie andere Sexualität auch. Nur sind Heterosexuelle eben in der Mehrheit. Vermutlich wird das auf absehbare Zeit auch so bleiben. Die Tatsache, dass es eine Mehrheit und daraus folgend Minderheiten gibt, ist als solches keine Diskriminierung.
Schön auch, wie Miriam das Sichtbarmachen von Privilegien in eine Anklage gegen Marginalisierte dreht.
Diskriminiert sind jetzt nicht etwa diese, sondern die Priviligierten! – und die werden dadurch ja geradezu genötigt, zur Verteidigung ihrer Privilegien zu schreiten.
Vermutlich ist dafür auch noch Verständnis zu zeigen: die “Heteros/as” haben es ja, viele Kommentare zeigen es deutlich, ausgesprochen schwer – mindestens so schwer wie die Homos; vielleicht schwerer noch, schließlich lasten die bemerkenswerten Diskriminierungserfahrungen, die das demonstrative Vor-sich-her-Tragen der eigenen Hetero-Privilegien so mit sich bringt, noch zusätzlich auf ihnen.
@Hanne
1. Korrekt. In diesem Text wurde der Fokus allerdings auf Sexualität gelegt.
2. Ja, „Queer“ stellt das in Frage. Der queere Einfluß in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft lässt aber zu wünschen übrig.
3. Kulturtheorie und Wissenschaft schließen sich nicht aus.
4. Homosexualität wird in unsere Gesellschaft öfter sanktioniert als Heterosexualität. Es macht also einen Unterschied, mit wem ich öffentlich meine Sexualität auslebe.
Viele der Kommentare zu diesem Text zeigen deutlich: Gegen Homophobie sein ist schick, aber über eigene Privilegien nachzudenken… – lieber nicht!
Ich denke, das ist schlicht und einfach menschlich. Ich bin Linkshänderin und kenne es von klein auf nicht anders. Die meisten Leute gehen von sich selbst aus und wundern sich, wenn es nicht für alle passt. Die, die sich über den Normalo-Tunnelblick aufregen, haben auch einen. Nur bei anderen Themen.
Ich hab zugegebenermaßen nur die ersten paar Kommentare gelesen, aber jetzt bin ich wütend: Gebt uns doch diesen Tag, an dem wir überspitze Teste schreiben und uns mal die Gefühle von der Seele schreiben dürfen. Natürlich ist es auch als aufgeklärter, nicht ganz konventionell lebender Mensch nicht immer möglich ohne Widerspruch von dem konservativen Teil der Gesellschaft zu leben. Aber hier geht es doch gerade darum, dass „uns“ genau das passiert, nur eben noch (mindestens) einen Grad härter. Es ist eben nicht nur ein Abweichen von der Norm, sondern es ist an einem scheinbar sehr grundlegendem Punkt anders. Selbst wenn man homosexuell angepasst (und damit meine ich in einer festen monogamen Beziehung möglicherweise mit Eigenheim, Kindern und respektablen Jobs) lebt, wird man nie mit der gleichen Selbstverständlichkeit wahrgenommen, obwohl man letztlich in jedem Punkt der „heteronormativen“ Ordnung entspricht, aber eben nur fast. Das ist in meiner Wahrnehmung eben der entscheidende Unterschied. Egal wie weit man versucht sich anzupassen (oder sich ganz freiwillig anpasst) wird man nie als vergleichbar wahrgenommen. Das hat sicherlich auch seine guten Seiten, weil man dann eben doch auch dem nicht entsprechen muss, ohne das sich die Situation erheblich ändert, aber für mich ist dass der qualitative Unterschied, auf den ich möchte, dass eben auch in Foren wie diesen an Tagen wie diesen aktiv hingewiesen wird. Deshalb: DANKE NADINE. Und (fast) allen Kommentatoren danke für diese sinnvolle und notwenidge Diskussion.
Aber echt mal!!!
@hnk: Mit Verlaub, was du mir da unterstellst, ist… Quatsch… Ich habe schlicht und einfach aus prinzipiellen Gründen was gegen „wir“ und „die“. Und dieser Text trieft nur so vor „wir Homos“ und „die Heteros“. Nochmal: Ich leugne meine Privilegien gar nicht, ich finde es nur nicht sonderlich hilfreich, mir vorhalten lassen zu müssen, dass ich scheinbar privilegiert bin. Ich finde es darüber hinaus sehr seltsam, dass man am Tag gegen Homophobie einen solchen Text mit einer heterophoben Überschrift versieht. Die Tatsache, dass man „Scheiß Lesbe“ hinterhergerufen bekommt, rechtfertigt doch nicht, „Scheiß Hete“ zu rufen. Was du nicht willst, das man dir tut,…
also irgendwie check ich hier ein paar kommentare so gar nicht.
ich bin ja auch hetero, aber mir ist sehrwohl bewusst, dass das bedeutet, dass ich damit – was meine sexuelle orientierung betrifft – in einer priviligierten position bin.
eben zum beispiel dass ich mich nicht vor wildfremden menschen erklären muss. was nicht bedeutet, dass wildfremde leute mich, mein beziehungsleben oder meine sexualität verstünden, aber sie nehmen an dies irgendwie zu tun, und das erleichtert vieles. hetero ist die default option.
natürlich kann ich als hetero-frau *auch* probleme haben. diverseste. (müssen wir darüber hier wirklich reden?)
die sache ist, wie immer, wenn man zu einer priviligierten gruppe gehört, dass man sich dessen total oft nicht bewusst ist, dass man die priviligierte behandlung, die man erfährt als selbstverständlich anssieht, nicht sieht wie es anders wäre, weil man aus seiner haut nicht raus kann, und das macht einen manchmal zum arschloch. so ist das nunmal und das ist nicht gut so. kann man aber ja mal drüber nachdenken.
In der 70er Jahre Frauenbewegung gab es ja auch noch die so genannten „Bewegungslesben“, also Frauen, die sich bewusst bzw. aus politischen Gründen für lesbisches Leben entschieden haben. Ich fand das – als überwiegend Hetera – immer eine ganz befreiende Perspektive. Ich habe nämlich meine lesbischen Freundinnen immer etwas beneidet, weil sie, hm, die Verhältnisse immer schon durch ihr ganz normales Leben herausgefordert haben, während man mich wegen der Männerbeziehungen immer für „normal“ hielt, was ich ja um Himmels Willen nicht sein wollte (was natürlich auch etwas albern war).
Und dann gibt es ja noch die Idee von einem „lesbischen Kontinuum“, ich glaube, von Adrienne Rich, und wir haben heftig darüber diskutiert, ob eine Frau, auch wenn sie mit Männern Sex hat oder sogar Liebesbeziehungen, trotzdem eine Lesbe sein kann, in dem Sinne, dass sie trotzdem den (politischen, freundschaftlichen) Beziehungen zu anderen Frauen Vorrang gibt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Frage nach dem Verhältnis von lesbisch/hetera ist vieldimensional, denn man hat ja nie nur Beziehungen zu einem Menschen und die Frage ist auch, welche Bedeutung „die eine“ Beziehung im Verhältnis zu all den anderen Beziehungen hat.
Aber das führt jetzt vielleicht auch etwas ab vom Thema.
Nein, Miriam. Solche Sachen wie „Heterophobie“ in dem Sinne wie du das darstellst und dir vorstellst, gibt es schlicht nicht, hat es nie gegeben und wird es unter heteronormativen Verhältnissen nicht geben.
Diskriminierung hat was mit Machtgefälle und gesellschaftlichen Strukturen zu tun. Heten können gar nicht von Homos im Sinne einer „Heterophobie“ diskriminiert werden.
„Scheiß Lesbe!“ mit „Scheiß Hete!“ auch nur annährend auf eine Stufe zu stellen, ist eine Frechheit.
@hanne
wow. Dominantes Auftreten scheinst du ja gut zu beherrschen. Ist hier aber eher nicht so cool. Bitte nochmal in die Netiquette schauen, vor dem nächsten Kommentar.
@Irene
Ähm, im Text geht es nicht um Linkshänder_innen.
@Miriam
Heterophobie gibt es nicht. Außerdem wiederholst du dich seit dem ersten Kommentar. Ich schrieb bereits weiter oben, dass es einen Unterschied macht, ob sich Marginalisierte über Profiteur_innen von Verhältnissen äußern oder umgekehrt. Machtverhältnisse und so. Verstehe gerade ganz und gar nicht, warum du dich persönlich angegriffen fühlst, von einem Text, der Privilegien von heterosexuell lebenden Cisgendern thematisiert. By the way auch ziemlich bemerkenswert, dass du entscheidest, welche Texte am IDAHO legitim sind und welche nicht.
@Judith, hnk und all die anderen, die hier konstruktiv mitdiskutieren.
danke.
@Antje
erfrischend neue Perspektive für mich. Hast du neben Adrienne Rich noch ein paar Literaturempfehlungen zum „lesbischen Kontinuum“ und „Bewegungslesben“? Will mich gern mal damit auseinandersetzen.
Schöner Text zu Heteronormativität, Nadine. Und spannende (wenn auch frustrierende) Kommentare, die mal wieder zeigen, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Privilegien ist und wie schwierig die Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien ist. Dieses aggressive Abwehren, die Täter-Opfer-Umkehr, das ungenaue Lesen, das Unterstellen von Dingen, die nicht gesagt wurden, etc. sind alle wie aus dem Lehrbuch (oder aus meinen Trainings – wobei es da meist um Rassismus geht).
@Nadine – ein subjektives, teilweise polemisches Resumee dieser Konflikte hat Anja Röhl hier beschrieben: http://www.anjaroehl.de/zur-frauenbewegung/ Ich forsch mal nach, ob es auch „theoretischere“ Literatur dazu gibt (ich persönlich hab dazu nicht viel gelesen, sondern es aus Gesprächen und Diskussionen bzw. aus Erzählungen von älteren Frauen mitbekommen…)
Ich hab auch mal einen sehr guten Film gesehen, an dessen Titel ich mich momentan leider auch nicht erinnere, da ging es um die zu Anja Röhl entgegen gesetzte Perspektive einer Hosen tragenden und kurzhaarigen Lesbe, die von den damals überwiegenden „femininen“ Lesben wegen ihrer angeblichen „Nachahmung“ der Männer ausgegrenzt wurde. Vielleicht fällt mir noch ein, wie der hieß…
Nadine, ich habe mich nicht auf Deinen Text bezogen, sondern auf Helgas Argument, und ein anderes Beispiel gebracht.
Mein Punkt ist (auch beim Hauptthema des Threads): Hat es Sinn von anderen zu *fordern*, sich eigener Privilegien bewusst zu werden? Was kommt dabei raus (außer Abwehr und Schuldgefühlen)? Es liest sich jedenfalls oft moralisierend.
…. wow, die Kommentare.
Das wiederholt sich nun etwas, aber, Leute: Wenn Ihr es schon so garnicht einseht, könntet Ihr Homophobie vielleicht einen Tag im Jahr als sowas wie Sexismus behandeln, und als Privilegierte in dieser Situation wenigstens nicht sofort alles schreiben, was Euch gerade stört?
Danke für den coolen Artikel.
Da ich den Begriff „lesbisches Kontinuum“ schon mal gehört habe und von Adrienne Rich nur „Um die Freiheit schreiben“ gelesen habe, ist es wahrscheinlich, dass es da drin steht. Kostet eh nur 5 Euro. Suhrkamp.
@Irene
um deine Frage zu beantworten: Ja. Denn an gesellschaftlichen Veränderungen sollten sich alle beteiligen, nicht nur die Gruppe der Betroffenen. Ob das jetzt moralisierend ist, ist ja Ermessenssache, aber irgendwie nicht mein Bezugsrahmen in dieser Debatte.
Nadine, wo liest du, das ich entscheide, welche Texte legitim sind?
Für alle, die sich ähnlich unwohl mit diesem Text fühlen, aber durchaus gewillt sind, sich mit ihrer privilegierten Situation als Hetera/o auseinander zu setzen, empfehle ich den Podcast von Heiter scheitern, ganz besonders diesen hier:
http://www.scheitern.org/?p=51
Die drei schaffen es auf sehr sympathische Weise, dass man heteronormative Verhaltensweisen mal aus einem anderen Licht betrachtet ohne auf einem hohen Ross daher zu kommen.
@ Nicole
Ich meinte auch nicht, dass es Nicht-Betroffene nichts angeht. Aber die Beiteiligung bleibt ja eine ganz freiwillige Angelegenheit, weil sich ja sowieso niemand um sämtliche Ungleichheiten in dieser Gesellschaft kümmern kann. Und da stellt sich die Frage, was tatsächlich motiviert.
@ Miriam
Ich bitte dich darum, mit Argumenten und nicht mit persönlichen Unterstellungen zu kontern (siehe: Netiquette).
@ L:
„Am Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie, da sollte doch wirklich mal darüber nachgedacht werden, wie schwer es die armen, armen Heteros haben. Daran wird ja sonst nie gedacht. Und vor allem die armen, weißen Heteromänner! Die habens ja besonders schwer!
ALTER FALTER!“
Ganz offensichtlich ist das notwendig, wie dein Kommentar beweist. Besser wäre es allerdings, wenn der Tag gleich zu einem Tag der Homophopie, Transphobie und Heterophobie umbenannt werden würde.
Da könnten sich dann an einem solchen Tag wirklich alle mal hinsetzen und über ihr Schubladendenken nachdenken.
Und was die „armen, weißen Heteromänner“ angeht: Ich lade dich gerne zu mir ein und du kannst mir dann erklären worin jetzt der großartige Vorteil für mich ganz persönliich darin besteht, männlich, weiß und hetero zu sein. ALTE FALTERIN!
@hnk & Nadine:
Wie kommt ihr darauf, daß es keine Heterophobie gibt? Weil ihr das sagt, oder aus welchem Grund?
@hnk
„“Scheiß Lesbe!” mit “Scheiß Hete!” auch nur annährend auf eine Stufe zu stellen, ist eine Frechheit.“
Eher im Gegenteil. Es nicht zu tun ist eine Frechheit. Na ja vielleicht auch einfach nur Dummheit.
Nadine: „Heterophobie gibt es nicht“
Eine Phobie ist lt. Wikipedia „sozialwissenschaftlich und umgangssprachlich eine Abneigung, siehe Aversion“.
Bedeutet dein Satz, Nadine, dass dir bisher noch keine Beispiele für eine solche Aversion gegenüber Heteros begegnet sind, oder weist du den Begriff an sich aufgrund irgendeiner Definition (denkbar wäre: Phobien kann nur derjenige entwickeln, der Teil einer Mehrheit ist. Gegenstand der Phobie ist eine Minderheit. Wenn ein Mitglied der Minderheit eine Aversion gegen die Mehrheit entwickelt, heißt das nicht Phobie, sondern XY) zurück?
@Matthias: Worin der großartige Vorteil für Dich persönlich darin besteht, männlich, weiß und hetero zu sein? Neben der Liste mit den Dingen, mit deinen heterosexuelle Menschen sich nicht auseinandersetzen müssen, wurde bereits von hnk verlinkt. Außerdem gibt es ähnliche Listen für weiße Menschen und Männer -> http://www.feministezine.com/feminist/modern/WhitePrivilege-MalePrivilege.html
Sich nicht mit Dingen auseinandersetzen zu müssen ist bereits ein Vorteil. Also: Uns fragen hier dauernd Leute, warum wir uns eigentlich beschweren und was an ihrem eigenen Leben so toll sei. Hat Dich schon irgendeine Frau gefragt, warum es eigentlich so toll wäre, eine Frau zu sein oder warum Du als Mann so schwer hast? Hat Dir schon mal irgendwer auf der Straße „Scheiß Weißer“, „Du Schwanzträger“ oder „Scheiß Hete“ nachgerufen?
Vor allem: Diese Frage wird am Beispiel sexuelle Orientierung im Text schon ausführlich erläutert und nun seit 65 Kommentaren diskutiert, es werden viele Beispiele genannt und Du stellst Dich hin und forderst, es Dir noch einmal haargenau zu erklären. Statt also den Text und die Kommentare zu lesen, sich wirklich Gedanken darüber zu machen und ein klein wenig Zeit zu investieren, springst Du in die Debatte und forderst, alle Kräfte auf Dich zu bündeln und Deinen Anweisungen hinterher zu sprinten.
Vor weiteren Kommentaren empfehle ich Dir daher einen Blick in die Netiquette und auf Derailing for Dummies.
@matthias
Die Forderung nach einem „Tag der Homophopie, Transphobie und Heterophobie“ finde ich einen interessanten Ansatz, weil er ganz gut mehrere Dinge zeigt, die hier auch in den Kommentaren auftauchen. Wir würden damit einen Tag, der auf strukturelle Diskriminierungen aufgrund von (unbewusst und bewusst) gewählter sexuellen und geschlechtlichen Identitäten zu einem Tag geben die Angst von Sex und Sexualität machen. Das wäre die Negierung all dessen, worum es eigentlich gehen sollte. Und worum es- so habe ich den Artikel jedenfalls gelesen – auch hier geht.
Ich streite nicht ab, dass es individuelle Angst vor heterosexuellem Sex gibt, das ist aber keine Heterophobie und hat andere Gründe als Homo- und Transphobie. Und dieser ist nicht gesellschafts- oder gruppenkonstituierend. Denn niemand würde auch nur auf die Idee kommen, Gesetze gegen heterosexuell lebende Menschen zu verabschieden, die im schlimmsten Fall die Todesstrafe bedeuten würden. (Siehe Uganda). Nun könnten wir sagen, dass in einigen Ländern Ehebruch unter Strafe steht. Dies hat aber mit der Verfügungsgewalt über den weiblichen Körper zu tun, nicht in erster Linie mit dem Partner/ der Partnerin, mit dem der Ehebruch begangen wurde. Im Gegenteil, dass dies mit einer Frau geschehen könnte, wird überhaupt nicht mitgedacht.
Und da bin ich bei dem, was Judith „default option“ nannte, Matthias für die Mehrheit und Julia Seeliger für „normal“ zu halten scheinen: Heterosexualität wird als Norm gesetzt, die nicht hinterfragt wird. Sie ist die Folie, gegen die sich alle und alles andere absetzen, gegen-definieren, behaupten müssen. Und daher kommen die Privilegien. Es ist etwas anderes, ob ich mit „Scheiß-Hete“ – etwas, das unter Garantie selten passieren wird – beschimpft werde oder Gefahr laufen muss, aufgrund meiner (öffentlich gelebten) Sexualität angegriffen oder sogar umgebracht zu werden. Und das sind die Privilegien.
@miriam
Undgenau aus diesen Gründen ist es legitim, von Menschen zu fordern, dies zu reflektieren und sich seiner/ ihrer Verwicklung bewusst zu werden.
Und genau so habe ich diesem wunderbar politisch-persönlichen Eintrag verstanden.
semiramis: Ich streite gar nicht ab, dass es legitim ist, Menschen dazu aufzufordern, sich ihrer Privilegiertheit bewusst zu werden. Mich hier in die Ecke „negiert die eigenen Privilegien aufgrund ihrer Heterosexualität“ zu stellen ist wirklich schräg, nur weil ich darauf hinweise, dass hier unter umgekehrten Vorzeichen genau das getan wird („ist es manchmal okay, Heteros doof zu finden.“), was angeprangert wird („Es wäre der Sechser im Lotto, ich könnte meine Sexualität ohne Kommentare und Wertungen leben.“).
Anders ausgedrückt: Der Ton macht die Musik. Ja, Heteras/os haben Privilegien, leugne ich überhaupt nicht. Mich stört die pauschale Abwertung (Heteros finde ich doof weil sie privilegiert sind), die hier vorgenommen wird.
Miriam,
Nadine hat einen Text mit einer zugegebenermaßen reißerischen Überschrift geschrieben, die sie im Laufe des Artikels vollständig erklärt. Sie unterstellt niemanden etwas, sondern thematisiert die soziale Realität von Millionen homosexuell lebenden Menschen, die du relativierst und abwertest, in dem du ein einfaches: “Ich werde auch ausgegrenzt!” entgegnest. Du sprichst von “Heterophobie”, als wäre Heterosexualität an (institutioneller) Diskriminierung geknüpft und mit Ausschlüssen verbunden, die sich in Gesetzen und gesellschaftlichen Normen niederschlagen. Du blendest mit deinem Vorwurf von „Heterophobie” Machtverhältnisse und gesellschaftliche Normen vollständig aus.
Ich finde es bezeichnend, dass du in einem Text über Heteronormativität die eigene Perspektive permanent in den Vordergrund rückst.
@Magda:
Nadine hat in ihrem Text die Welt heterosexueller Cisgender mit recht groben Pinselstrichen als eine Art problemfreies Paradies der sexuellen Selbstverwirklichung gezeichnet („eine Welt, die für sie eingerichtet ist“), was ich im Kontext der beabsichtigten Aussage als Vereinfachung für völlig legitim halte. Aber weil das so nicht der individuell erlebten Realität heterosexueller Cisgender entspricht, provoziert es Widerspruch, der meines Erachtens verständlich ist und nicht per se die Aussage des Textes negieren will. Wenn mir jemand zuruft „du weisst doch gar nicht, was Probleme sind“, während ich selbst gerade womöglich mit Aspekten in diesem Kontext hadere, ist der Drang nach Selbstverteidigung (oder eher: Selbstbehauptung) erstmal ein reiner Reflex.
Ein Grossteil der Diskussion hier ist glaube ich eigentlich nichts anderes als der uralte „nun hab dich nicht so“-Diskurs, nur mit etwas verschobenen Vorzeichen, was es zugleich erstaunlich unterhaltsam macht.
ich finde den text eigentlich recht treffend.
„Heterosexuelle, deren binäre Geschlechtszugehörigkeit nie in Frage gestellt wird, leben in einer Welt, die für sie eingerichtet ist.“
das würde ich so unterschreiben. es geht dabei doch auch gar nicht darum, anderen leuten ans bein zu pinkeln. vielmehr geht es darum, dass „wir“ (ich ordne mich jetzt mal bei den hetero-frauen ein, ohne das näher auszuführen) mit unseren sehnsüchten und bedürfnissen von gesellschaft und medien in einer form bedient werden, die mit PRIVILEGIERT sehr gut bezeichnet wird.
nur ein paar ganz profane alltagsbeispiele:
die spielfilme im fernsehen sind so gestaltet, dass ich mich mit den protagonisten und den geschichten einigermaßen identifizieren kann: frau trifft traummann, dann happy end. natürlich sind auch die hetero-frauenrollen in diesen filmen oft problematisch dargestellt, aber grundsätzlich wird da erstmal mein lebensentwurf dargestellt. jeden abend kann ich mich mit einer unglaublichen selbstverständlichkeit davon überfluten lassen. lesbische romanzen gibt’s schon auch, aber diese selbstverständlichkeit fehlt, die werden als „sparteninteresse“ ausgewiesen.
(und denkt mal an kinderbücher!)
lifestyle-zeitschriften bringen artikel über mode unter dem gesichtspunkt, dass man als frau männern gefallen will oder soll. klar, ich habe auch als hetera tausend andere sorgen, als ob männer mich nun hot or not finden, aber: auch da wird mir meine bevorzugte beziehungskonstellation vorgeführt. andere lebensmodelle werden nicht berücksichtigt.
ich musste mich mein leben lang nie als heterosexuell „outen“. nie haben leute darüber getuschelt, ob ich hetero sein könnte, und ich hatte nie die befürchtung, dass es jemand rausfinden könnte. in der schule und später an der uni gab es nie gerüchte darüber, dass ein lehrer oder eine dozentin heterosexuell sein könnte.
wenn das nicht privilegiert sein soll, weiß ich nicht, was privilegiert sein könnte.
@Andi
vielleicht grundsätzlich: es geht in dem Text nicht um individuelle, prekäre sexuelle Selbstverwirklichung von heterosexuellen Cisgendern. Das ist mir klar, dass dieses Problem existiert. Stellen wir die Prekarisierung von Lebensweisen von heterosexuellen Cisgendern, nicht-heterosexuellen Cisgendern, heterosexuellen Trans* und nicht-heterosexuellen Trans* mal nebeneinander sollte doch relativ klar werden, inwiefern die Geißel Heteronormativität teilt und herrscht. Dafür reicht unsere Fantasie, denke ich. Dass jede Lebensweise mit Einschränkungen und Privilegien gleichermaßen, aber eben nicht in gleichem Maße verbunden ist, darum ging es in dem Text. Und dass wir alle Normalitäten nicht immer hinterfragen, uns selbstverständlich einrichten und so tun, als seien wir alle gleich. Das kritisiert der Text.
Ich finde es hochproblematisch, wenn sich dann Kommentator_innen in die Diskussion hineingeben und über persönliche Befindlichkeiten reden, Abwehrhaltungen einnehmen und bloß nicht mal darüber nachdenken wollen, warum vielleicht viele (auch ich) nicht damit einverstanden sind, selbstverständlich durch den Alltag zu gehen, aber gleichzeitig Diskriminierung von denjenigen Gruppen, der sie sich nicht zugehörig fühlen, ablehnen. Das ist für mich ein Widerspruch.
@Magda: Ich finde es schon sehr bezeichnend, dass hier bewusst provoziert wird (dass die Provokation bewusst einkalkuliert war, hat Nadine nachträglich in ihrem anderen Text ausdrücklich zugegeben) und wenn dann genau die Punkte kritisiert werden, die absichtlich provokant formuliert sind, dann hat man damit gezeigt, dass die anderen tatsächlich so doof sind, wie man es gerne hätte. Sorry, aber das ist mir wirklich zu einfach.
Kannst du mir die Stelle zeigen, an der ich behaupte, dass Heterosexualität an gesellschaftliche Ausschlüsse geknüpft sei? „Aussagen absichtlich falsch verstehen zu wollen, ist sehr, sehr langweilig.“ Da das hier im Verlauf der Diskussion aber permanent passiert, bin ich raus.
(Sorry, mein übermüdeter Kommentar von 0:26 richtete sich natürlich an Nadine.)
Ich danke Nadine für diesen Artikel und manchen KommentatorInnen auch!
Ich habe die Frauenbewegung seit ihren Anfängen in den 70er Jahren sehr bewusst und aktiv miterlebt und mitgetragen; für mich war es anfangs eine Befreiungsbewegung vor allem bzgl. des Beziehungslebens. Ob ich schon immer lesbisch war, weiss ich nicht zu sagen; obwohl ich ausschließlich Frauen liebte. Jedenfalls kam für mich sehr schnell und sonnenklar die Bewegung in mein Leben, die die Liebe und somit Sexualität als etwas übers Persönliche hinausgehende und somit Politische erkannte und empfand und das dann bewusst offen lebte. Ich weiss nicht, ob ich nicht auch mit Männern hätte leben können, -ich war ja so sozialisiert worden; aber dann in dieser Zeit konnte ich mich -so sehe ich es jedenfalls- bewusst entscheiden für den Weg, den ich mehr als nur für mich umfassend stimmig empfand. Ja, und den „gehe“ ich nun auch im Alter mit großer, weiterhin auch politischer lesbischer Freude! Dafür bin ich überaus dankbar. – Alles Gute euch allen!
Erinnert mich irgendwie an dieses Video.
Die Diskussion hier erinnert mich sehr an das, was gerade beim „Ur-„SlutWalk Toronto (z.B. in deren Facebook-Forum) im Hinblick auf den gelegentlich geäußerten white dominance/supremacy-Vorwurf los ist: Reflexhafte Abwehr und viel Empörung, sobald das Ansinnen an eine/n herangetragen wird, doch auch mal die eigenen Rollen und Privilegien zu checken. Ich kenn das selbst ja auch: Da sonnt man sich in dem schönen Gefühl, mit allen Anwesenden an einem Strang zu ziehen (wahrlich selten genug erlebt und total bestärkend und wohltuend), ist vielleicht ja auch zu Recht davon überzeugt, schon ganz schön weit gekommen zu sein auf dem eigenen anti-wasauchimmer-istischen Weg – und dann kommt eine/r und konfrontiert eine/n mit den eigenen Privilegien und blinden Flecken und schickt eine/n sozusagen wieder zurück auf „Los“. Fühlt sich doof an, man fühlt sich vielleicht auch manchmal persönlich ungerecht behandelt – doch es geht halt nicht immer um die eigenen Befindlichkeiten… Privilegien, und zwar auch mal die eigenen, anzuerkennen, hat erstmal absolut nichts mit „Asche über mein Haupt!“ zu tun und heißt auch nicht „Ich hab’s total leicht und alles ist super“, sondern ist als Selbstreflexion unbedingt nötig, wenn man wirklich strukturelle Veränderungen will. Amen! :-)
ich weiß nicht ob das bei meinem letzten kommentar rausgekommen ist:
Ich finde den Text sehr gut und stimme dem sinn darin voll und ganz zu. ich hab auch die möchtegern kritischen kommentare gelesen und hab darin nichts sinnvolles finden können.
manchmal ist es einfach.
Vielleicht ist einfach der Begriff Privileg bisschen ungünstig gewählt!?
Wieso soll jetzt auf einmal der Begriff Privileg ein Problem darstellen? Tag für Tag verlangen wir in feministischen Räumen, dass cis Männer (vor allem hetero, weiße, ohne Behinderung) ihr Privileg hinterfragen. Aber sobald mal eine sagt: „Hey, wie wär’s, wenn wir Frauen jetzt mal unsere Privilegien hinterfragen – beginnen wir mit den hetero, cis Frauen“, regen sich alle auf?
Ich meine, es ist nicht so, als hätte Nadine sich den Begriff grad ausgedacht.
Args.
Tschuldigung, aber die Diskussion hier geht mir wirklich auf den Wecker.
Der Begriff impliziert, Privilegierte hätten es besser und müssten dafür per Hinterfragen Buße tun. Sie haben es auch besser. So sind beispielsweise Gesunde Kranken gegenüber im Vorteil: Sie sind priviligiert ohne ihr Gesundsein nennenswert und das Kranksein der Anderen beeinflussen zu können. Müssen Gesunde nun ihr Gesundsein hinterfragen? Es würde sicher von vielen als abwegig empfunden werden, denn dass die Gesundheit der einen die Anderen, die Kranken, diskrmininiert, wird so nicht gedacht. Dennoch existiert bei genauem Hinsehen eine Gesundnormative Matrix. Überall wo man hinsieht setzen Gesunde ihr Normen.
Okay. Das war jetzt wohl mein Fehler? Auf einem feministischen Blog „Feminism 101“-Kenntnisse vorauszusetzen?
http://finallyfeminism101.wordpress.com/2007/03/11/faq-what-is-male-privilege/
Exakt, was Keks gesagt hat! Oder auch: Word!! ;-)
@Keks nochmal: Und danke auch für diesen Link, immer gut, sowas zur Hand zu haben.
@Bas_82:
Das mit der Gesundheit lenkt vom Thema ab, ist aber außerdem falsch. Denn doch, auch „Gesunde“ können ihr Privileg hinterfragen (ist nicht gleich: sich schuldig fühlen), „Gesundheit“ als „Konstrukt“ / gesellschaftliche Kategorie und Normalität kann hinterfragt werden und wird hinterfragt. Entsprechendes findest du im Internet bei linken Gruppen, vor allem solchen, die sich mit Behindertenpolitik auseinandersetzen. (Google z.B. „Hauptsache gesund! Linkezeitung“ -> Text von junge linke)
Sorry, zurück zum Thema.
Oh Gott, was für ein großartiger Artikel (mit dem Video auch)! Danke.
Und zur Diskussion: Huch, was ist denn hier los?! Kriegt euch mal wieder ein, MENSCHEN!