Ich muss ja gestehen, dass mich nicht nur der kreative Titel „Begegnungen auf der Trans*fläche” ansprach, sondern auch das tolle Coverbild des aktuell im edition assemblage-Verlag erschienenen Buches: Eine Glitzerkugel!
In einem kurzen kurzen Vorwort des Herausgeber_innen-Kollektivs kollektiv sternchen & steine, welches aus Trans*Leuten und Freund_innen aus autonomen, anarchistischen und_oder queer-feministischen Zusammenhängen besteht, heißt es, dass die „Begegnungen in unserem Trans*Alltag oft echt absurd [sind]. Reale Begebenheiten bilden daher die Grundlage zu den Kurzgeschichten in diesem Buch.“
Echt absurd ist eine treffende Beschreibung für die „76 queere[n] Momente des transnormalen Alltags“, über die die Autor_innen berichten. In kurzen Essays, Anekdoten oder Comics berichten sie, wie es ist als Trans*person in einer heteronormativen Gesellschaft zu leben, die als Geschlechter nur „Mann“ und „Frau“ kennt und wenig Platz und Phantasie hat für geschlechtliche Uneindeutigen und Ambivalenzen. Oder was es bedeutet, immer wieder pathologisiert und in komische Schubladen gesteckt zu werden – von Ärzt_innen, Bekannten und auch von der eigenen Familie.
Für mich als cis-Frau boten viele der Geschichten die Möglichkeit, eigene Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. (“Cis“ bedeutet, dass mein mir bei der Geburt zugeschriebenes Geschlecht mit meinem sozialen Geschlecht übereinstimmt. Ich fühle mich als Frau und werde auch von anderen als Frau erkannt).
Beim Lesen habe ich gemerkt, dass ich mir um viele Dinge im Alltag keine Gedanken machen muss: Ich werde nie gefragt, ob ich denn nun eine „Sie“ oder ein „Er“ bin (als gäbe es nur diese beiden Kategorien). In der Dusche im Schwimmbad bin ich zwar auch ungern, aber immerhin werde ich nicht von anderen angestarrt oder belästigt, weil Leute denken, dass ich z.B. in der falschen Umkleidekabine bin.
Insgesamt war dieses Buch für mich eine echte Bereicherung, weil das vermeintlich „Normale“ konsequent hinterfragt wird und es mir die Gelegenheit bot, selbstkritisch auf mein eigenes Verhalten zu gucken: Wie oft ist es mir schon passiert, dass ich das falsche Pronomen für eine Person verwendet habe? Wie oft habe ich Menschen schon vorschnell in die Schubladen „männlich“ und „weiblich“ eingeordnet und nach welchen Kriterien habe ich das entschieden?
Lediglich ein Beitrag hat mich etwas befremdet, weil er für meinen Geschmack Herrschaftskritik mit einem Rundumschlag gegen „die Akademie“ und „die queere Szene“ verwechselt.
Nichtsdesotrotz lege ich dieses Buch allen Menschen ans Herz, die einen leicht verständlichen Einblick in queere Trans*perspektiven möchten. Neben der leicht zugänglichen Sprache hilft auch ein Glossar mit Begriffen wie „Anarchie“, „Passing“ oder „Zweigeschlechtlichkeit“.
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Danke für die Vorstellung des Buches. Es klingt sehr interessant.