Heute vor 5 Jahren tötete Alexander Wiens Marwa El-Sherbini mit 18 Messerstichen. Der Mord konnte quasi ungehindert geschehen – mitten in einem Gerichtssaal im Landgericht Dresden. Nach der Attacke verstarb El-Sherbini noch am Tatort. Ihr Ehemann, Elwy Ali Okaz, wurde verletzt, zum einen durch Messerstiche von Wiens, aber auch durch eine Kugel eines Polizisten, der Okaz für den Täter hielt. Der damals dreijährige Sohn von Marwa El-Sherbini musste den Mord mit ansehen.
An diesem Tag, dem 01. Juli 2009, fand eigentlich ein Gerichtsverfahren gegen Alexander Wiens statt. Dieser hatte El-Sherbini auf einem Spielplatz rassistisch und anti-muslimisch beschimpft. Im Jahr 2008 war er zu einer Geldstrafe verurteilt worden, doch akzeptierte er diese nicht. Dann legte auch die Staatsanwaltschaft Berufung ein, da sie die Strafe für zu gering empfand und weitere Fälle von *istischen Beleidigungen dazu kamen.
Alexander Wiens anti-muslimische und rassistische Einstellungen waren bekannt; sein Hass gegen El-Sherbini war kein Geheimnis. Trotzdem gab es keine erhöhte Sicherheitsvorkehrungen bei der Verhandlung und Wiens war es ohne weiteres möglich ein Messer in den Verhandlungssaal zu bringen.
In Ägypten, wo El-Sherbini auch beerdigt wurde, kam dem Fall viel Aufmerksamkeit zu. In großen Demonstrationen wurden die anti-muslimischen Ressentiments in Deutschland (und anderen europäischen Ländern, schließlich war es auch nur kurz nachdem Frankreichs damaliger Präsident Sarkozy eine Rede zur Burka gehalten hatte) benannt und kritisiert. Deutschsprachige Medien hingegen verschwiegen lange den politischen Hintergrund der Tat. Und auch Politiker_innen nahmen das Geschehene nicht zum Anlass offensiv gegen rassistische Diskriminierungen und Gewalt gegen Muslim_innen vorzugehen.
Anlässlich des fünften Jahrestages initiierte heute der Rat muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA) einen Tag gegen antimuslimischen Rassismus (dazu auch auf islam.de).
Heute werden um 17 Uhr am Landgericht Dresden in Gedenken an El-Sherbini die Namen der Opfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt seit 1990 verlesen.
In den letzten Jahren hatte auch bereits Kübra regelmäßig an den Mord an Marwa El-Sherbini erinnert. So schrieb sie 2011 „Zwei Jahre seit Marwa El Sherbini und wir haben nichts gelernt?“ und im letzten Jahr „Vier Jahre Fünf Tage„.
So sieht Täterschutz in Deutschland aus:
Kein Foto des Mörders, so wie man es sonst macht.
Kein Name des Polizisten, der statt auf den Mörder auf den dunkehäutigen Ehemann schießt – und nebenher bemerkt, ein erfolgreicher CDU-Kommunalpolitiker in Hessen ist:
https://polizistguntergrimm.wordpress.com/
@Zorro: Danke für die Infos zum Polizisten/Politiker. Ich finde es aber auch wichtig, dass die Namen der Opfer von rassistischen Morden gesprochen, gehört und sich gemerkt werden. Hier sollte vor allem Raum sein für das Gedenken an Marwa El-Sherbini und die Betroffenen solcher Gewalttaten.
(Es gibt auch Kritiken, dass die ständige Wiederholung von Täterbildern und -namen die Täter-Ikonographie und -prominenz befördert, die Täter eine Plattform bekommen, während die Betroffenen der Gewalt oftmals anonym, außerhalb ihrer engsten Kreise unbenannt und unbekannt bleiben)