Ich kann es kaum erwarten, 40 zu werden. Denn vertraut man dem Trend, bekomme ich dann erst wieder einen knackigen Mittzwanziger ab – Madonna, Demi Moore oder die hiesige Simone Thomalla paaren sich nur noch mit Jungs, die ihre Söhne sein könnten. Ach Gottchen, das, was bei Männern seit Jahrhunderten selbstverständlich ist, sich mit Frischfleisch zu garnieren, ist bei Frauen zu öffentlichen Kommentierung frei gegeben. Denn war der Begriff „Cougar“ ehemals negativ besetzt für ältere Frauen, die in Bars abhingen, um jemanden für eine Nacht aufzugabeln – also wirklich – stehe der Puma-Begriff mittlerweile „für ältere Single-Frauen, die wissen, was sie wollen, das Geld und das Selbstbewusstsein haben, es sich zu holen.“
(C) Eva Hillreiner, www.evahillreiner.de
Ist das wirklich ein Thema? Anscheinend ja, bei Demi Moore und Ashton Kutcher ist der Altersunterschied seit Jahren ein größeres Thema als ihre beruflichen Projekte – wahrscheinlich ist ihre Beziehung jetzt ihr Beruf. Frauenzeitschriften und Männermagazine unterstützen den Trend jeweils aus ihrer beschränkten Sicht heraus: Während die Cosmopolitan jeden Mann unter 25 zum Sexsymbol erklärt, wird bei Männern Wert darauf gelegt, das aus dem gejagten Jüngling ganz schnell ein Cougar-Hunter wird…
Nicht zu vergessen das Fernsehen, das nur zu gerne solche Trend-Konstrukte aufgreift. Da stöckelt Friends-Darstellerin Courteney Cox wie eine Desperate Housewife durch die Serie Cougar Town und in der Kuppel-Show The Cougar darf sich die geschiedene 40-Jährige von Mittzwanzigern aufs Peinlichste umgarnen lassen. Wie wir das finden? Nun, Sarah Haskins hat für so etwas wie immer die richtigen Worte:
Schaut man sich fern des Showbiz im normalen Leben um, fiele auf, dass es immer schon Frauen gab, die sehr viel jüngere Partner hatten. Genauso wie es große Frauen mit kleinen Männern gibt – sollen wir da jetzt auch einen Trend draus machen oder hat Tom Cruise den schon abgefrühstückt??!!
Aber plötzlich soll aus ganz normalen Frauen, die auch mit über 40 (!) noch Interesse an Männern, Beziehungen und Sex haben, läufige Wildkatzen geworden sein, die mit ihren Krallen jugendliche Six-Pack-Bäuche zerkratzen wollen. Zu dumm, dass ich die Fingernägel kurz trage. Tatsächlich finde ich schon immer jüngere Männer anziehender. Mit Anfang 30 ist mir ein aufgeschlossener 25-Jähriger lieber als ein Mittdreißiger, der mehr mit seinen Statussymbolen als seinem Schwanz wedelt. Ich nenne das persönliche Präferenz und keine Eintrittskarte in den It-Girl-Club.
Statt sich einfach daran zu erfreuen, dass die Pärchenverhaltungsnorm weiter aufgebrochen wird, greifen ganz schnell wieder die herkömmlichen Rollenmuster, in denen Frauen sexy und begehrenswert sein sollen, und Männer um ihre Gunst kämpfen. Die Cougars mögen von der Übersetzung her Pumas sein, aber sie sind stolz drauf, ins Beuteschema ihrer Jäger zu passen. Genausowenig geht es darum, dass Frauen ab 40 großartig sind, sondern dass sie es immer noch schaffen, wie mit 25 auszusehen – die körperliche Erscheinung inbegriffen. Und dass sie bei aller Lebenserfahrung ihr schüchternes Lächeln nicht verlernt haben, wenn sich der nächste Schuljunge nähert. Und weil die Jugend im Web 2.0 ja besonders bewandert ist, kann sie sich bei urbancougars auch direkt eine Auswahl der heißesten Muttibräute ansehen.
Ich dachte, spätestens mit 40 wäre die Zeit des optischen Selbstbetrugs vorbei. – warum posen diese Frauen dann genauso einfallslos sexy wie ihre Teenagerkolleginnen?! Ich verstehe das nicht als Zeichen von Selbstbewusstsein. Selbstbewusst finde ich, den Partner zu wählen, von dem ich das Gefühl habe, dass er oder sie am besten zu mir passt, unabhängig von Aussehen, Größe, sozialem Status oder eben Alter.
Nicht exakt eine „Cougar“ Geschichte, aber so ähnlich: Ich erinnere mich noch, wie mein Vater (53 J.) mir erzählt hat, dass er eine 67 Jahre alte Freundin hat und ich merkte wie ein riesen Berg von Vorurteilen und Rollenbildern auf mich niederkrachte: ehrlich ich hätte eher gedacht, dass mein Vater sich „was jüngeres sucht“ und war wirklich ein wenig geschockt, wie ich ganz erhlich zugeben muss. Ich habe mich echt dafür geschämt, weil du hast Recht Verena, wenn du schreibst, dass es ja nicht auf das Alter ankommt, sondern einfach darauf, dass die beiden glücklich sind. Es ist gar nicht so leicht von diesen Vorstellungen loszukommen, dass man es noch leicht komisch findet, wenn eine Frau mit einen jüngeren Mann eine Beziehung eingeht, da musste ich wirklich nochmal umdenken, aber geschadet hat es mir auf jeden Fall nicht … und hauptsache Papi und Freundin sind glücklich ;)
Zusatz (nicht dass man mich falsch versteht): Also ich hab mich für meine eignen Vorurteilen geschämt nicht für die Freundin meines Vaters.
Meine letzte Freundin ist zehn Jahre älter als ich, also 42. Und da sie mich auf einer Website anschrieb, wusste ich das auch direkt (ist also nicht so, als wäre das meine erste Frage gewesen). Ich muss zugeben, dass ich da zuerst etwas stärker zögerte, als es bei einer 22-jährigen gewesen wäre. Ist aber eigentlich gut gegangen, und jetzt habe ich schon wieder eine „ältere“ Frau kennengelernt, sie ist 9 Jahre älter. Ohne es drauf anzulegen.
Meine Theorie ist, dass der Trend mit Stiffler’s Mom aus American Pie angefangen hat ;-)