Wer war… Else Lasker-Schüler?

Dieser Text ist Teil 4 von 53 der Serie Wer war eigentlich …

2010 war der 65. Todestag von Else Lasker-Schüler, die 1869 in Elberfeld (Wuppertal) geboren wurde und 1945 in Jerusalem verstarb.

Else Lasker-Schüler, Quelle: zeit.de

Die deutsch-jüdische Schriftstellerin veröffentlichte um 1899 ihre ersten Gedichte, schrieb Zeit ihres Lebens Dramen, kürzere Erzählungen, Briefe und fertigte ebenfalls Zeichnungen an. Sie lebte lange Zeit in Berlin und liebte das Diskutieren und den Austausch mit anderen Künstler_innen und Dichter_innen in den literarischen Cafés Berlins.

Kurz bevor sie 1933 auf Grund des aufkeimenden Nationalsozialismus emigrieren musste, erst in die Schweiz, dann nach Jerusalem, erhielt sie 1932 den Kleistpreis.

Auf fembio.org wird ihre Person und ihr Werk wie folgt beschrieben

In ihren Werken schuf sie eine „exotisch“ gefärbte, von intensiven Bildern und Gefühlen bestimmte Welt, in der das jüdisch-bürgerliche Elternhaus, die unbefriedigenden Beziehungen zu Männern und eine tiefe Sehnsucht nach Erlösung zu Legenden verwoben wurden, die Schönheit, Sinn und Versöhnung stiften und das Ungenügen des Lebens in der Dichtung aufheben sollten. So exzentrisch ihre Erscheinung, so kindlich-naiv ihre Haltung wirken mochte, so konsequent suchte sich Lasker-Schüler nach zwei geschiedenen Ehen als unabhängige Dichterin und alleinerziehende Mutter ihres geliebten, früh verstorbenen Sohnes Paul mit Leseauftritten und Veröffentlichungen durchzubringen.

Neben der Thematisierung von Judenfeindlichkeit befasste sich Lasker-Schüler in ihren Werken insbesondere mit Liebe, Tod und Schmerz. Hier ist eines meiner Lieblingsgedichte von ihr:

Abschied (1)

Der Regen säuberte die steile Häuserwand,
Und ich schreibe auf weißen, steinernen Bogen
Und fühle sanft erstarken meine müde Hand
Von Liebesversen, die mich immer süß betrogen.
Ich wache in der Nacht stürmisch auf hohen Meereswogen!

Vielleicht entglitt ich meines Engels liebevoller Hand,
Ich hab‘ die Welt, die Welt hat mich betrogen;
Ich grub den Leichnam zu den Muscheln in den Sand.

Wir blicken all‘ zu einem Himmel auf, mißgönnen uns das Land?-

Warum hat Gott im Osten wetterleuchtend sich verzogen,
Vom Ebenbilde Seines Menschen übermannt?

Ich wache in der Nacht stürmisch auf hohen Meereswogen!
Und was mich je mit Seiner Schöpfung Ruhetag verband,
Ist wie ein spätes Adlerheer unstät in diese Dunkelheit geflogen.

aus: Konzert. Rowohlt Berlin 1932

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