Heute steht die Amtseinführung des 45. Präsidenten der USA an, Donald J. Trump. Das sollte nicht das wichtigste Ereignis dieser Woche bleiben, denn nur einen Tag später – morgen! – am 21. Januar, finden der Women’s March in Washington D.C und über 600 so genannte Sister Marches statt, die weltweit Hunderttausende (vielleicht Millionen?) von Menschen auf die Straße bringen werden und genau jene menschenfeindlichen Positionen kritisieren, die Trump verkörpert. Am ersten Tag der neuen Regierung soll die klare Botschaft gesendet werden, „dass Frauenrechte Menschenrechte sind“, so das Organisationsteam. Auch in Deutschland formierten sich Gruppen (teilweise Facebook-Links):
Nach Kritiken an dem ursprünglichen Namen für die Veranstaltung (Million Women’s March und später March on Washington) sowie der Zusammensetzung der Organisationsgruppe (anfänglich ausschließlich weiße Frauen), findet sich heute sowohl im Team als auch innerhalb der politischen Forderungen ein intersektionaler Anspruch wider. Zu den Hauptorganisierenden gehören erfahrene Aktivistinnen, die sich gegen Polizeigewalt, Masseninhaftierungen und für Gewaltprävention und eine umfassende Gesundheitsversorgung einsetzen.
Die Zustimmung kommt aus den unterschiedlichsten Ecken: So unterstützen den Women’s March in den USA Künstler_innen wie Beyoncé, Harry Belafonte und Katy Perry; Schauspieler_innen und TV-Persönlichkeiten wie Scarlett Johansson, Uzo Aduba und Melissa Harris-Perry; Autor_innen und Wissenschaftler_innen wie Angela Davis und Janet Mock (mit einer Kritik an der gelöschten Solidaritätsbekundung für Sexarbeiter_innen) sowie zahlreiche Politiker_innen, Aktivist_innen und eine lange Reihe an Partnerorganisationen wie zum Beispiel Planned Parenthood.
Die politischen Forderungen berühren unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche: Gefordert wird ein Ende geschlechtsspezifischer Gewalt sowie Polizeigewalt und des Strafjustizsystems wie es heute existiert; reproduktive Rechte sowie HIV-Prävention und eine umfassende Sexualerziehung; körperliche Selbstbestimmung von LGBTQIA; Lohngleichheit, eine umfassende Gesundheitsversorgung, Mindestlöhne und die Möglichkeit zur gewerkschaftlichen Organisation für alle; uneingeschränktes Wahlrecht, Redefreiheit und ein Equal Rights Amendment zur US-amerikanischen Verfassung; Barrierefreiheit; Rechte für Einwanderer_innen und Geflüchtete; sowie Zugang zu sauberem Trinkwasser und Nutzung öffentlichen Landes für alle.
Die Demo ist nicht die einzige Aktion, die geplant ist: Bereits einen Tag später organisiert der Woman’s March mit einer ihrer Partnerorganisationen einen Workshop mit rund 500 Frauen, die selbst in die Politik gehen möchten, getreu dem Motto: „Don’t just march, run (for office)!“
Die Vorgeschichte der Demonstration, die politischen Konflikte darüber, welche Themen Teil der Forderungen sind (und welche nicht) sowie die politische Ausrichtung einiger Sister Marches, die beispielsweise antirassistische Perspektiven ignorieren bzw. gar verhindern – wie zum Beispiel im Zuge der Organisation des Women’s March in Portland, OR – generieren weiterhin öffentliche Kritik. Das gemeinsame Engagement für breite Allianzen mit klaren politischen Positionen, die die unterschiedlichen Lebensrealitäten von Frauen mitdenken, ist kein Automatismus, sondern bleibt Teil lokaler Aushandlungsprozesse.
„Was bleibt, ist Protest,“ schrieb ich nach der US-amerikanischen Wahl im November des letzten Jahres. Mit dem Women’s March am 21. Januar 2017 wird der erste Massenprotest stattfinden, der in Trumps Amtzeit fällt. Es wird nicht der letzte sein.