Sollten sich Frauen „männlicher“ Mittel bedienen?

Eine Frage, die gerade bei reinen Frauen-Diskussionen immer wieder auftaucht, ist: In wieweit müssen wir Frauen uns „männliche“ Mittel aneignen, wenn wir Erfolg haben wollen?

Jüngst wieder gehört waren dazu auf einer Konferenz zum Thema die folgenden Argumente:

  • „Die“ Frauen sind zaghafter als Männer und zurückhaltender, während „die“ Männer sich eher überschätzen und mit dem Kopf durch die Wand gehen.
  • Wenn „die“ Frauen Hilfe benötigen oder eine gute „Connection“, um etwas zu erreichen, machen sie sich viel mehr Gedanken über den Aufwand, den sie damit anderen bereiten, als „die“ Männer, die unverholener alle Mittel ausreizen und eher bereit sind, andere für sich arbeiten zu lassen, um dann den Erfolg trotzdem für sich zu verbuchen.
  • „Die“ Frauen haben einen zu fairen Diskussionsstil, „die“ Männer ziehen Diskussionen gerne mit ihrer dominanten Art an sich, „die“ Frauen müssen genauso aggressiv diskutieren, wie „die“ Männer.

Um nur wenige Beispiele zu nennen. Ich denke, es wird klar, was Kern all dieser Überlegungen ist. Ein bisschen aggressiver, ein bisschen rücksichts- und schamloser, weniger zaghaft sollen „wir“ werden, damit der Erfolg, den wir ja verdienen, sich einstellen kann. Damit „wir“ sozusagen „bereit“ für einen Konkurrenzkampf mit männlichen Kollegen werden.

Ich persönlich kann mit diesen Vorschlägen wenig anfangen. Denn:

  • Die Unterschiede zwischen „den“ Männern und „den“ Frauen werden mir zu sehr überbetont.
  • Die vorgeschlagenen Mittel finde ich genauso unsympathisch wie mein Mann, der lieber andere, „weibliche“ Wege geht.

Wie seht ihr das? Müssen Frauen sich härtere Bandagen zulegen, wenn der Erfolg (Welcher Erfolg ist eigentlich gemeint?) sich einstellen soll?

Wenn ihr Vorschläge für Grundsatzfragen habt, dann mailt sie an mannschaftspost(at)web.de.

27 Kommentare zu „Sollten sich Frauen „männlicher“ Mittel bedienen?

  1. Punkt 1 deiner Punkte: Kann sein.

    Punkt 2: Was genau meinst du mit „Hilfe benötigen“? Ich glaube, es erfordert mehr Überwindung von „den“ Männern, andere um Hilfe zu bitten, als von „den“ Frauen. Zumindest im Alltag. (Wobei das vielleicht mit steigendem Emanzipiertseinwollen abnimmt.)

    Punkt 3: Ein fairer, aber harter Diskussionsstil, der etwaige Auswüchse sofort unterbindet und nicht eskalieren lässt, wäre in meinen Augen das Optimale.

    Punkt 1 deiner Einwände: Mein Verhalten entspricht eher dem weiblichen von dir beschriebenen. Ich habe wenig Probleme damit, manche Eigenschaften als weiblich und andere als männlich zu klassifizieren, solange man nicht davon ausgeht, dass eine Frau grundsätzlich und immer über mehr weibliche Eigenschaften verfügt als ein Mann, und umgekehrt. Ach ja, und solange nicht männliche Eigenschaft mit schlechte Eigenschaft äquivalent gesetzt wird. (Wie es mir bei den Beispielen, die genannt wurden, der Fall zu sein scheint.)

    Punkt 2: D’accord! Absolut.

  2. Kaufte mir vor längerer Zeit das Buch von Marion Knaths: „Spiele mit der Macht.“ Darin ist das Verhalten der Männer im Business beschrieben, und wie sich Frau dies nicht nur aneignen, sondern meist erstmal als „männliches“ Verhalten wahrnehmen muss! Wichtig ist, dieses Buch zu lesen, um das „Rudelverhalten“ der Männer zu begreifen, aber ja nicht adaptieren! Ich plädiere in keiner Art und Weise dafür, dass Frauen ein „männliches“ Verhalten an den Tag legen sollen/ten, um „Erfolg“ zu haben, aber auch nicht das althergebrachte über Ausstrahlung, etc. und weiterführend.
    Was mir mehr und mehr seit Jahren auffällt, ist, dass immer weniger, im Beruf stehenden Frauen/Männer die einfachsten Benimmregeln beherrschen. Somit fällt natürlich das, meist ungehobelte Verhalten/Benehmen der Männer ganz besonders auf.
    Sicher sind Rhetorik-, wie Sprach-/Stimmkurse für Frauen sehr angebracht, damit diese, nicht nur ihre beruflichen Anliegen/Belange, ruhig, präzise und konsequent an die Männer „bringen“ können. Wir lernen, auch in der höheren Schule keine richtige Kommunikationsform. Ist meiner Ansicht nach auch beabsichtigt. Konflikte halten vom Eigentlichen ab.

  3. Nunja niemand ist perfekt, würde ich sagen. Warum soll ich mich ändern, wenn mir jemand sagt, du musst aber so und so sein. Und das nur um eigentlich was damit zu erreichen? Versteh ich nicht.

    Frau soll sich mal wieder anpassen, soso…. Ach nein anders: Lernen wie man(n)s macht.

    Das Schwierige ist, wirklich was zu bewegen. Aber das passiert leider nicht so sehr im Großen, sondern eher im Kleinen und Stetigen. Und da sind Frauen einfach mal zäher und erfolgreicher. Punkt.

  4. Eben weil es diese Gender-Zuschreibung von Verhalten gibt, finde ich es wichtig, als Frau im Beruf damit spielerisch umzugehen. Also je nach Situation mal das eine, mal das andere einzusetzen. Wenn das kontrapunktisch passiert, kann frau damit auch wunderschön Leute verwirren.

  5. Ich persönlich halte es für wichtig, mein Verhalten immer wieder zu überprüfen. Und wenn ich es als unangebracht „weiblich“, sprich zurückhaltend, schüchtern, unverhältnis mäßig nett entlarve, dann versuche ich das auch zu korrigieren. Das empfinde ich dann aber eigentlich nicht als eine Anpassung an so genanntes männliches Verhalten, sondern einfach als eine Korrektur von Verhaltensweisen, die mich beim Durchsetzen eines Ziels behindern. Und das sind oft die Verhaltensweisen, die mir als Mädchen anerzogen wurden, die ein Junge aber vielleicht nicht oder weniger eingebläut bekommen hat, zusammengefasst zu der Formel: „Sei nett!“

    Was nicht heißt, dass ich nicht grundsätzlich eher als netter Mensch durch’s Leben gehen will. Aber wenn es Konflikte gibt, dann kommt man mit Nettigkeit manches Mal nicht weiter. Insgesamt finde ich gut, wie profin es formuliert, immer zwischen „weiblich“ und „männlich“ zu wechseln – auch, weil dann die Geschlechtszuschreibungen ihre Bedeutung verlieren.

  6. Wenn man die Sache mal umdreht, ergibt sich sehr wohl ein Problem und sei es „nur“ eines der ZUSCHREIBUNG von angeblich männlichen und angeblich weiblichen Strategien in einer Diskussion.

    Ich behaupte mal ganz frech, dass man/frau im Studium lernt, logisch, analytisch und tatsachenbezogen/objektiv zu argumentieren. Das sind wissenschaftliche Argumentationsstrategien und -fähigkeiten die – Überraschung! – gerne Männern zugeschrieben werden. Wir machen mal die Gegenprobe: „weibliche“ Argumentationsstrategien wären demnach tendenziell unlogisch, synthetisch (im Sinne von harmonisierend und vermittelnd statt zerstückelnd und trennend) und subjektiv/gefühlsbezogen. Dem wird sicher jeder potentielle Kandidat für das Amt des „Next Top Troll“ zustimmen.

    Nun mein Problem: Im Rahmen meines Philosophie-Studiums sind mir erstere Argumentationsstrategien in Fleisch und Blut übergegangen. Das heißt letztlich aber auch, dass ich mich ihrer auch in nichtwissenschaftlichen Kontexten bediene (was meiner Meinung nach einen großen Vorteil bedeutet). Einige männliche Gesprächspartner reagieren aggressiv, ablehnend und/oder überheblich darauf. Einige weibliche Gesprächspartnerinnen reagieren eingeschüchtert, ablehnend und/oder abschätzig darauf.

    Jetzt mal ganz ehrlich, sollten mich diese Reaktionen dazu veranlassen, mich zurückhaltender auszudrücken, nicht mehr „aggressiv“ (d.h. wohl folgerichtig und überlegt) zu argumentieren, wenn ich doch mit meinen erworbenen Fähigkeiten einen großen Vorteil habe? Der Troll würde eindeutig sagen: Ja, halte Dich zurück und überhaupt hättest Du gar nicht erst studieren sollen! Die Frau, die die Emanzipation für abgeschlossen und sich selbst für in allen Lebensbereichen gleichberechtigt hält, wird mir sicher auch zur Zurückhaltung raten. Mit welchem Nutzen? Ersterer behielte die erfolgreiche und vorteilhafte Strategie für sich und seine Geschlechtsgenossen allein, sofern er sie überhaupt selbst erlernt hat. Aber das ist ja das schöne an Zuschreibungen, die einmal quer durch die Menschheit gehen – man muss sie gar nicht besitzen, um sie für sich deklarieren zu können. Letztere müsste sich nicht damit abmühen, sich mit logischen Argumentationsmustern auseinanderzusetzen oder falls sie sich bereits damit befasst hat, blieben ihr die Reaktionen, die ich oben beschrieben habe, erspart.

    Soweit die Erörterung meiner Perspektive auf die Frage „Wie hälst Du’s mit der Diskussion?“

    Ich hoffe auf angeregte Reaktionen.

  7. Mit einer ähnlichen Argumentation könnte ich ja fragen: Und warum soll ich auf den Einsatz von erlenten Kampfsporttechniken verzichten, wenn sie mir nur Vorteile einbringen?

    Susanne bringt es auf den Punkt: Es kommt ja immer auf die Situation an, und es ist die Frage, ob ich als netter Mensch durchs leben gehen will. Und das hat in meinen Augen nichts mit männlich/weiblich zu tun.

  8. Hey, Paula, danke für den interessanten Beitrag. Mir geht es in manchen Situationen, mit anderen, aber auch männlich konnotierten Eigenschaften, ähnlich. Ich finde es richtig, dass du dir der Vorteile, dessen, was du gelernt hast, klar bewusst bist und dich nicht von den Komplexen anderer Leute (denn das ist es, wenn Menschen, Männer oder Frauen, nicht damit klarkommen, dass andere etwas beherrschen, was sie selbst nicht können oder gern für sich allein deklarieren würden), davon abhalten lässt, dies auch anzuwenden.
    Hey, Nils, der Vergleich zwischen Kampfsport und stringentem, logischen und sachbezogenen Diskutieren ist schlecht. Während erstgenanntes eine Diskussion auf eine der Sache dienliche Ebene hebt, sollte mensch seine Kampfsportkünste wirklich nur im Notfall einsetzen.

  9. Liebe Lini, danke für das Lob und die Verteidigung. Ich hatte nämlich absolut keine Lust, Nils kampfsportmäßig ein paar Argumente zu nennen, die ihm die Schiefheit seines Vergleichs auseinandersetzen.

  10. ..natürlich ist Kampfsport nicht mit sachlichem diskutieren zu vergleichen *rolleyes* Nur wenn ich allein meinem Vorteil zum Maßstab mache, dann könnte ich auch zu dem Schluß kommen.

    Und stringentes logisches argumentieren dient leider nicht immer einer übergeordneten Sache im Interesse aller Beteiligten..

  11. @Nils: Heißt das, dass du mir zustimmst, dass Paula nicht ihren Diskussionsstil aufgeben sollte, um als netter Mensch zu gelten und andere damit nicht zu pikieren? (Ich denke, wir können davon ausgehen, dass sie ihn nicht dazu verwenden wird, die Weltherrschaft an sich zu reißen… ;-))
    @Paula: Gern geschehen:-)

  12. @Lini: Ja klar. Nur sehe ich nicht, daß besagte Argumentationsstrategien ein männliches Privileg sind. Wenn jemand also diese nicht gelernt hat, dann weil er eben nicht das Mittelschichtprivileg auf Bildung hat(te). In solchen Fällen würde ich das Auffahren der ganzen Rhetorik-Pallete dann doch als überheblich oder als unsouverän auf seinen gesellschaftlichen Status pochend empfinden – Egal ob Mann oder Frau so agiert.

    Wie gesagt, es kommt immer auf die Situation an.

    Im Übrigen sehe ich auch nicht, daß es allgemein als „unnett“ empfunden wird, wenn eine Frau sachlich und logisch stringent argumentiert.

  13. Lieber Nils,

    letztere Beobachtung könnte damit zusammenhängen, dass Du selbst noch nicht in einer Situation warst, in der Du als einzige Frau unter einer Mehrzahl Männern etwas sagst, was sogar richtig oder wenigstens diskussionswürdig ist und Deine (akademische!) Umwelt darauf reagiert, als könntest Du gar nichts Kluges gesagt haben und deshalb müsse, was Du gesagt hast, auch unbedingt falsch sein. Kurze Zeit später sagt ein Mann das Gleiche, wie Du kurz zuvor und plötzlich handelt es sich um einen interessanten Beitrag. Ist mir am Anfang meines Studiums so oft passiert, dass ich trotz eines gesunden Selbstvertrauens angefangen habe daran zu zweifeln, ob ich intelligent genug für ein Universitätsstudium bin.

    Aber das ist eine Einzelbeobachtung. Ich weiß nicht, ob die so furchtbar interessant ist für die Frage, die hier verhandelt wird.

    Zu ersterem kann ich nur sagen, dass Du Dich ein bisschen vertust, wenn Du mir oder meinetwegen Mann/Frau x Bildungsdünkel in der Diskussion unterstellst, obwohl Du einen Absatz später sagst, dass es immer auf die Situation ankommt. Es wäre müßig, Dir die ca. 97 Situationen genau zu erklären, in denen ich das Gefühl hatte, das ich in meinem ersten Beitrag beschrieben habe. Aber eine ganz typische Diskussion im nichtinnerakademischen Rahmen ist zum Beispiel folgende, die ich mit einem 45-jährigen befreundeten Ingenieur über die Elternzeit für Männer geführt habe. Ich hatte meine Position dazu bereits oft reflektiert und auch schlagkräftige sozialökonomischer Argumente auf meiner Seite, die wahrscheinlich alle kennen. Seine Position war die, dass er es von dem Vater dem Unternehmen gegenüber für unverantwortlich hielt, dass dieser für ein halbes Jahr aussteigen wollte. Ingenieure stehen ja nicht gerade an für ein halbjähriges Einspringen im Vaterfall. Das es sich um ein Strukturproblem handelt, hat er nicht eingesehen. Auf meine Argumentation hat er mit Chauvinismus reagiert, so nach dem Motto: „Diese Verantwortung, die ich in dem Unternehmen trage, kannst Du als Frau gar nicht einschätzen, da solltest Du Dich zurückhalten damit, große Reden zu schwingen.“

    Fruchtbar für die Diskussionsfrage ist wohl vor allem die Beobachtung, dass ich so etwas in meinem Alltag und an der Uni oft erlebe, Du solche Beobachtungen aber nicht machen konntest – weil Du ein Mann bist? Oder aus anderen Gründen?? Interessante Frage!!

  14. „Kurze Zeit später sagt ein Mann das Gleiche, wie Du kurz zuvor und plötzlich handelt es sich um einen interessanten Beitrag.“ es gibt wohl aus den Siebzigern so eine Art Studie zu genau diesem Thema und es ist vermutlich so, dass sich nicht dramatisch viel an dieser Tatsache geändert hat. Ich kenne das im Übrigen auch. Wird eben auch gerne als „Begründung“ für oben genannte „männliche Strategien“, die wir auch übernehmen sollten, aufgezählt.

    zu dem Beitrag von dir weiter oben (Paula):
    „“aggressiv” (d.h. wohl folgerichtig und überlegt)“ – das war NICHT, was ich mit aggressiv meinte, ich meine aggressiv im eigentlichen Sinn.

    um meine eigene Meinung noch ein bisschen herauszuarbeiten:
    Ich glaube, dass Frauen/Mädchen tatsächlich noch viel zu sehr zu Zurückhaltung erzogen werden (wurden?) und sich eher unterschätzen. Das ist meine ganz persönliche Erfahrung aus der Politik, weswegen ich – so lange dies so ist – für eine Frauenquote streite, denn die Frauen brauchen (leider!) da immer noch einen Arschtritt mehr, ehe sie mal verstehen, dass sie vielleicht „leiser“ sind, als der Gegenkandidat, aber nicht „dümmer“. Ich habe gesehen, wie viele Frauen durch die Quote (bei der Grünen Jugend und bei den Grünen) in ein Amt kamen und sich um 180° gewandelt haben, was ihr Auftreten und ihr Selbstbewusstsein anging, in Kompetenz standen sie den Jungen/Männern eigentlich in nichts nach. Also: Frauen müssen definitiv an ihrem Selbstbewusstsein und Selbstkonzept arbeiten! Leider immer noch.
    Nur: Methoden, wie sie oben geschildet werden als per se nötig für einen Erfolg zu beschreiben (und ich frage wieder: welcher Erfolg denn dann eigentlich?) – wie es wirklich immer wieder von (meist schon etwas älteren) Feministinnen gefordert wird, halte ich für ein (kontraproduktives) Umschlagen in genau das andere Extrem. Ich möchte ja keine Namen nennen, aber wie das dann enden kann sehen wir ja an der Chefin einer uns allen wohl bekannten Frauenzeitschrift *hüstel* ;)

  15. @Paula: Ich finde es ebenfalls problematisch bis bescheuert, wenn logisch stringentes sachbezogenes Argumentieren als „männliche Verhaltensweise“ beschrieben wird; was auch gerne (einflussreiche?) Idioten auf beiden Seiten der Genderlinie machen. Logik als böses Machtinstrument des noch böseren Patriarchats auf der einen Seite, Frauen und Logik passt nicht zusammen auf der anderen Seite.

    Abgesehen davon, dass wirklich logische Diskussionen sehr rar gesät sind, insbesondere wenn es um Themen geht, in die die Gesprächspartner viel Emotion investieren (wir sind leider alle keine Vulkanier), finde ich, dass Menschen, die sich gegen logische Diskussionen per se aussprechen oder entsprechendes Verhalten zeigen (Argumente einfach ignorieren), damit grundsätzlich Unrecht haben. Auch aus dem Grund, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, wie ich ohne Rückgriff auf Logik argumentieren soll …

  16. @Matze: man sollte sich aber auch mal die Frage stellen, ob männliches Diskussionsverhalten tatsächlich nur logisch stringentes sachbezogenes Argumentieren ist.
    Ich würde sagen: nein, da ist auch Dominanzverhalten und „die Diskussion gewinnen wollen“ dabei, das nicht mit logischer Argumentation zusammenhängt, aber von Männern gerne so verkauft wird.

  17. Bei dieser ganzen Diskussion geht mir mal wieder das Messer in der Tasche auf, wenn es um „weibliche“ und „männliche“ Verhaltensmuster geht. Warum sollen sich Frauen „männlicher“ verhalten? Kann Beharrlichkeit oder Durchsetzungsfähigkeit nicht auch „weiblich“ sein? Warum ist Zaghaftigkeit zwingend „weiblich“?
    Nun kommt häufig das Argument jeder Mensch besitze „männliche wie weibliche Anteile“ – aber ich frage mich, warum man auf dieses simple binäre Denken zurückgreifen muß, um Verhaltensmuster zu beschreiben. Können wir denn nicht einfach andere, komplexere, angemessenere Termini finden?

  18. @all zu „logisch stringentes sachbezogenes Argumentieren“

    Also erstens: Es ist eine absolute Mär, dass man zweifelsfrei in dieser Form, zu einem für sich interessanten Thema, diskutieren kann. Wer sich nicht bewusst ist, dass auch seine Logik und Stringenz seiner emotionalen Verfasstheit zu dem Thema entspricht, bewertet seine eigene Argumentation über.
    Zweitens: Es ist doch vollkommen logisch und stringent, dass derjenige, der ein System aufrecht erhalten will, dass ihm entspricht, eine andere Meinung hat, als derjenige der es seiner Utopie gemäß umformen will.
    Drittens: Es ist absolut unmöglich eine Diskussion zwischen diesen verhärteten Positionen von vornherein „gewinnen“ zu wollen und es entspricht einer Unreife, dies zu versuchen. Es ist durchaus möglich, sein Gegenüber mit seinen Argumenten zu überraschen und eine innere Diskussion auszulösen, aber ab einem gewisse Reifegrad (so ab 25-30 Jahren) sollte es bei keinem Thema (wozu man schon länger nachgedacht hat) mehr möglich sein, innerhalb eines Gesprächs die Meinung des Gegenübers um 180 Grad zu wenden. Im Gegenteil, versucht man es, trifft man auf erbitterten Widerstand. Versucht man es nicht, sondern sieht es als gepflegten Austausch unter gefestigten Persönlichkeiten, kann man für die jeweilige Zukunft ein Nachdenken erreichen. (Einzig am Nachweis eines „Fehlverhaltens“ kann man schneller mehr auslösen, ist aber argumentativ anstrengender, weil dann mehr Emotionen mithinein spielen, die man nicht ausser Acht lassen darf)

    Und zum Thema:
    Bitte liebe Frauen, denkt euch eigene Verhaltensweisen aus. Bitte, bitte. Männer die weibliche Verhaltensweisen kopieren, können auch nicht Ernst genommen werden.
    Das ist zwar sehr viel anstrengender, und erfordert ein Höchstmaß an Reflektionsbereitschaft (auch über zu aggressives und ablehnendes Verhalten ;-), ist aber der einzige Weg, den ich gut finde :-)

  19. @ Ulrich: Klapp mal das Messer in der Tasche wieder zu. Die Diskussion, die wir hier führen, zielt ja genau auf diese Zuschreibungen von „weiblich“ und „männlich“ ab, deswegen gibt es sowohl im Text als auch in zahlreichen Kommentieren so viele Anführungszeichen. Die öffentliche Diskussion wird nur genau so geführt: „Frauen diskutieren/handeln emotional, Männer agieren/argumentieren rational.“ Ergo: „Wenn Frauen Macht und Erfolg haben wollen, müssen sie männlicher werden.“ Und genau das stellen wir hier in Frage – du bist also eigentlich an der richtigen Stelle, um dich über solche Argumente aufzuregen. Aber bitte ohne Messer.

  20. @flawed: Irgendwie schreibst du, dass du der gleichen Meinung bist wie ich, nur verpackst du es in einen Widerspruch gegen das, was ich geschrieben habe, und beziehst dich ausschließlich auf Männer, wo ich genderneutral geschrieben und gemeint habe. Finde ich jetzt nicht soo originell.

  21. hallo Ulrich: ganz deiner Meinung, deswegen habe ich diesen Text ja auch geschrieben! (falls das nicht so eindeutig rübergekommen sein sollte)

  22. @Paula: Bildungsdünkel war ja nur ein Beispiel. Ich will dir nichts unterstellen, ich kenne dich ja nicht. Nur klingt „warum soll ich auf x verzichten, wenn es mir doch einen Vorteil einbringt“ in meinen Ohren ein wenig nach „ich gehöre zur unterdrückten Klasse, also werfe ich mal mein Gewissen komplett über Bord“. Mit „es kommt immer auf die Sitution an“ war gemeint, daß man eben sein Gegenüber als Individuum betrachten sollte – Und nicht als Mitglied einer Unterdrückerklasse. Aber wie gesagt, keine Ahnung ob du so agierst.

    Nicht ernst nehmen und als „unnett“ empfinden sind in meinen Augen verschiedene paar Schuhe. Und ich habe es tatsächlich noch nicht erlebt, daß es per se als Affront empfunden wurde wenn eine Frau logisch und stringent argumentiert.

    Kurze Zeit später sagt ein Mann das Gleiche, wie Du kurz zuvor und plötzlich handelt es sich um einen interessanten Beitrag.

    Das ist mir auch schon oft passiert. „Schlecht kommuniziert“ sage ich mir dann immer. Woher nimmst du die Gewißheit, daß es dir deshalb so ergeht weil du eine Frau bist? Ich streite ja nicht ab, daß das eine Rolle spielt, aber ich Frage mich ob ich als Mann anders behandelt werden würde wenn ich die manchen (vielleicht auch vielen) Frauen anerzogene falsche Bescheidenheit an den Tag legen würde.

    Sicher gibt es einen Bias, aber alles lässt sich damit nicht erklären.

    @Katrin: Das größte Problem mit der Quote bei den Grünen habe ich damit, daß sich leider viel zu wenige verschiedene Frauen um die entsprechenden Plätze „balgen“. Wenn es für eine Position nur eine Bewerberin gibt, dann kann von demokratischer Willensbildung nicht mehr die Rede sein.

  23. Hallo, Nils! Ich finde es interessant, zu hören, dass es dir auch manchmal ähnlich ergeht mit deinen Redebeiträgen. Aber auch bei dir klingt an, dass das an einer Kommunikationsart liegen könnte, die v.a. Frauen an den Tag legen.Du nennst sie beim Namen: „die manchen (vielleicht auch vielen) Frauen anerzogene falsche Bescheidenheit“. Und wie frau sich davon befreien kann, genau darum geht es hier. Paula stellte die Frage, ob sie sich davon (komplett) befreien soll/darf (mal in meinen Worten ausgedrückt, wie ich es verstanden habe). Weiß nicht, warum du das (teilweise) als so egoistisch und „gewissenlos“ („werfe ich mal mein Gewissen komplett über Bord“) empfindest.

  24. @ Susanne: Das Messer war ja nicht wörtlich gemeint. Ich bevorzuge eigentlich gewaltfreie Kommunikation…

    @ Katrin: Das ist mir schon klar. Wollte das nur einmal ganz deutlich artikulieren. Ich habe mich mittlerweile schon so sehr von dieser männlich-weiblich Klassifikation entfernt, daß ich mir immer wieder klarmachen muß: In der Mitte der „Gesellschaft“ (was auch immer das sein mag…) ist das noch längst nicht angekommen…

  25. Siehe Teil 9 von 10 der Serie Grundsatzfragen.

    Einerseits soll „die“ Frau sich wie ein Mann verhalten, um ernst genommen zu werden, und andererseits soll sie „nicht“ wie ein Mann sein (zB dominant), um akzeptiert zu werden.
    Was nun?
    Was ist angepasst was nicht?
    Männerstrategien anwenden kann angepasst sein, aber weiterhin nach dem anerzogenen Frauenschema zu verhalten ist doch auch angepasst?
    Tun wir bitte nicht so, als würden Frauen sich nie durchsetzen und Männer nur logisch sachliche Unterhaltungen führen.

    Das Problem liegt doch eigentlich „nur“ in der Zuweisung: Männer sind so und so, Frauen sind so und so und vorallem sind sie nicht gleich, sonst wären Frauen ja Männer und Männer ja Frauen.

    Menschen denken in Kategorien und attribuieren in diesem Fall bestimmte Verhaltensweisen als männlich oder weiblich. Das Fatale daran ist, das dies leider zu Verhaltenserwartungen in den Köpfen führt. Und genau da ist meiner Meinung nach der Casus Knacktus: In erster Linie geht es den Menschen (auch der Gattung der statusgeilen Männern) doch um zwischenmenschliche Beziehungen/Anerkennung. Der statusgeile Mann ist statusgeil, weil er dadurch die Anerkennung sowohl von Männern als auch von Frauen bekommt. Frauen wollen auch Zuneigung und Anerkennung, das Problem, die bekommen sie häufig nur, wenn sie der Verhaltenserwartung entsprechen, dass heisst, sind sie nicht „typisch“ Frau, so sind sie unsympathisch (siehe „dominante“ Chefin). Dahin ist der Wunsch der nach Eigenständigkeit und Selbstverwirklichung.
    Oder doch nicht?
    Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Die viel zitierte Situation in Arbeitsgruppen: Frau sagt was, keiner will’s gehört haben. Mann sagt dasselbe, alle klatschen. Wieso nicht einfach sagen: „Danke, dass Du meinen Vorschlag unterstützt, Paul (oder wer auch immer“)!“ Ist doch schön weiblich-freundlich formuliert, aber noch männlich-offensiv genug, um nicht unterzugehen.
    Einfach mit den Stereotypen spielen, damit verunsichert man obsessive Kategorie-Denker.

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