Ein paar Anekdoten zum Simone de Beauvoir-Memorial Day

Dieser Text ist Teil 30 von 53 der Serie Wer war eigentlich …

Eine weiße, ältere Frau mit einem weißen Band in den Haaren und einem schwarz-weißen OberteilSimone de Beauvoir starb im April 1986 und hinterließ nicht nur ein großes philo­sophisches Erbe, sondern auch ein paar hübsche Anekdoten („Die deutsche Frau schminkt sich nicht!“), über die man sich immer wieder amüsieren kann – und einige sind es wert, an dieser Stelle nochmal zum Besten gegeben zu werden.

Ich persönlich weiß gar nicht mehr, wann genau ich das erste Mal mal von de Beauvoir hörte. Zu meiner Schande muss ich gestehen dass ich wohl zunächst auf irgendeine Dokumentation positiv ansprang, die de Beauvoir und Sartre porträtierte. De Beauvoir saß neben Sartre, wurde irgendwas gefragt, und baute dann – anstatt zu antworten – erstmal ewig lang ihre nächste  Zigarette. Und so kam eins zum anderen: Ein bisschen wurde de Beauvoir eine der vielen geistigen Muttis, die ich erst abgöttisch verehrte, aber irgendwann auch sehr kritisch beäugte – vor allem für ihren privilegierten weiße-Heten-Frau-Feminismus.

Im Laufe der Zeit stieß ich auf ein paar Anekdoten rund um de Beauvoir, und einige teile ich heute mit Euch – einfach, weil es sich lohnt ab und zu in der Mottenkiste zu graben!

  • Michel Foucault und Simone de Beauvoir hatten zu Lebzeiten einen kleinen, besonderen Beef miteinander. Sartre und de Beauvoir hatten „Les Mots et les choses“ [„Die Ordnung der Dinge“] abgewatscht, und das konnte Foucault natürlich nicht leiden (im zweiten Teil von Didier Eribons „Michel Foucault und seine Zeitgenossen“ kann man dazu einige lustige Passagen lesen). Unter anderem war Foucault irgendwann zu einer Veranstaltung geladen, zu der auch de Beauvoir kommen sollte, und Foucalt sagte völlig entnervt ab: „Nicht wenn diese Frau kommt!“
  • Simone de Beauvoir war eine begeisterte Wandererin. Mit für damalige Zeiten Highclass-Equipment (Rucksack und solide Schuhe) ausgestattet stapfte sie durch viele südeuropäische Länder und nannte ihre Touren stets eloquent „Bildungsreisen“ – auch, wenn es manchmal nur Waldspaziergänge waren.
  • Einen besonderen Eindruck hinterließ Deutschland bei ihr, dass sie in den 1930ern zweimal besuchte. Berlin fand sie „kalt“ und „hässlich“, und auch den Konditoreien konnte sie nicht viel abgewinnen, aber die Bierlokale eroberten schnell ihre Sympathien:  „Ich schätzte die fette deutsche Küche, Rotkohl, geräuchertes Schweinefleisch und Bauernfrühstück, dagegen weniger Wild mit Konfitüre und die alles überschwemmenden Rahmsaucen.“ Was sie allerdings wunderte: „Die deutsche Frau schminkt sich nicht.“
  • Zwischen 1947 und 1952 war de Beauvoir mit dem amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren zusammen, der sie auch unbedingt heiraten wollte, worauf sie aber keine Lust hatte. Als de Beauvoir 1986 starb, wurde sie mit dem Silberring begraben, den Algren ihr knapp 40 Jahre zuvor geschenkt hatte.
  • Heten-Liebeskummer hatte de Beauvoir auch jede Menge, u.a. als die Beziehung mit Schriftsteller Nelson Algren endete: „Heute früh sah ich vom vielen Weinen so scheußlich aus, dass Camus, den ich auf der Straße traf, mich fragte, ob ich schwanger sei!“, hielt sie 1947 fest.

6 Kommentare zu „Ein paar Anekdoten zum Simone de Beauvoir-Memorial Day

  1. Die Selbstabwertung à la „All hail meine First-World-Problems“ hätte man sich sparen können.

  2. kennt ihr eigentlich fembio?
    z.B.
    http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/simone-de-beauvoir/

    Außer mit Jean-Paul hatte Simone im letzten Drittel ihres Lebens auch noch eine innige Beziehung zu einer Frau, der 34 Jahre jüngeren Sylvie le Bon (nach der Adoption: le Bon de Beauvoir). Von dieser Beziehung weiß die Öffentlichkeit weit weniger als von der zwischen Beauvoir und Sartre. Zum einen hielt sich Sylvie zu Sartres Lebzeiten taktvoll im Hintergrund, zum andern interessierten sich die Medien nach Sartres Tod kaum noch für die alte Beauvoir – und ihre Lebensgefährtin. Das ist sehr bedauerlich, denn ähnlich wie die Beziehung zwischen Simone und Jean-Paul unbestreitbar einen großen Einfluss darauf hatte, wie emanzipierte Frauen heute vorzugsweise ihre Männerbeziehungen gestalten, könnte und sollte auch die Beziehung zwischen Simone und Sylvie stilbildend wirken. Aber den Weg in die weibliche Freiheit hat das Patriarchat mit ein paar starken Barrieren verbaut…
    (Luise F. Pusch)

    Frauen sind einfach begehrenswerter als Männer. Sie sind attraktiver, weicher, ihre Haut ist schöner. Und im allgemeinen haben sie mehr Charme. Bei Ehepaaren ist die Frau oft freundlicher, lebhafter, amüsanter, sogar auf der intellektuellen Ebene.
    (Simone de Beauvoir)

    ich habe noch keinen Link auf fembio bei Euch gefunden.

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