Selbermach-Sonntag (02.05.10)

Sepiabild eines kleinen Mädchens beim Spielen Wie seid ihr, liebe Leserinnen und Leser, in den Mai gestartet? Und was ist euch in der letzten Woche noch aufgefallen, was hat euch beschäftigt?

34 Kommentare zu „Selbermach-Sonntag (02.05.10)

  1. Ich fände es einmal interessant über Sterilisationen bei jungen Frauen zu diskutieren. Meine Schwester war 27 und kinderlos als sie sich sterilisieren lies. Sie musste viele Gespräche mit dem Arzt führen, der ihr die Sterilisation schließlich ermöglichte, auch heute muss sie sich noch ständig Sprüche anhören, ob sie die Entscheidung nicht doch irgendwann bereuen würde, dass der Arzt verantwortungslos war, etc. Aber sie hat es sich jahrelang überlegt und ist heute, ohne Angstdavor schwanger zu werden, glücklicher als jemals zuvor. Sie möchte einfach niemals Kinder, darüber ist sie sich im Klaren, aber die Operation ist gesellschaftlich nicht akzeptiert.
    Aber sie ist nun glücklich, konnte sich endlich für eine Beziehung öffnen, kann nun auch Kinder in ihrem Umfeld Liebe entgegenbringen, und bleibt dabei dass es die beste Entscheidung ihres Lebens war (die OP ist 3 Jahre her).
    Gibt es andere Erfahrungen?

  2. Zum Thema Zivilcourage:
    http://www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-1381/pfeiffer.html

    „…Beim zweiten U-Bahn-Test beschimpft der junge Mann die Frau laut und aggressiv: „Alte Schachtel, halt’s Maul! Nächste Station raus!“
    . Jetzt sinkt der Anteil der helfenden Menschen auf knapp 30 Prozent. Diese Quote nimmt sogar auf 14 Prozent ab, wenn der angetrunkene junge Mann die Frau nicht nur beschimpft und ihr das Falsche sagt, sondern sie mit körperlicher Gewalt bedroht. Aber etwas verdient Beachtung. Etwa zwei Drittel der Personen, die sich in den beschriebenen Szenen helfend eingemischt haben, sind Frauen (!)….“

  3. Wir bauen gerade für das Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung einen Podcastfeed. Die Folgen sind leider nämlich etwas verstreut über deren Seite. Außerdem kann man sich so deren sehr interessante Podcast auch abonnieren. Drei Podcast findet ihr bereits hier: http://podcast-kombinat.de/?cat=3

    Heinz-Jürgen Voss – Das Geschlecht der Gleichen
    Frigga Haug – Wohin ging die Erbschaft aus der verschwundenen Frauenbewegung? Versuch einer Wiederaneignung in feministischer Perspektive
    Kerstin Palm – Was kann die biologische Forschung über Geschlechterunterschiede aussagen?

    Viel Spaß beim anhören!
    Frank

  4. @Doppelkeks
    Das Thema finde ich auch interessant, ich soll mich zB. jedes Mal rechtfertigen wenn ich sage dass ich keine Kinder möchte oder darf mir anhören dass ich meine Meinung bestimmt noch ändern werde.
    Über Sterilisation habe ich auch schon nachgedacht

    Auch Thema Sterilisation, allerdings ganz anders, in Usbekistan werden
    Frauen sterilisiert ohne ihr Einverständnis und ohne darüber informiert zu werden:
    http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/asia/article7107200.ece
    bei fefe gefunden.

  5. Hi Mädels,

    gibt es ein gutes Buch/ eine gute Informationsmöglichkeit zu Finanzen, Versicherungen, Altersvorsorge für Frauen?

    Also: Was muss man als Frau beachten? Welche Nachteile gibt es – und wie kann ich möglichst gut vorbeugen bzw. Fallen umgehen? Meine Situation: Akademikerin im typischen schlechtbezahlten Frauenberuf und potentieller weiterer Lebenspartner wird deutlich mehr verdienen.

  6. merci…genau in so eine richtung dachte ich. bin natürlich auch für weitere tipps offen :-)

  7. @Mimi: Ich kenne diese Sprüche… Wann immer ich sage, ich wolle keine Kinder, werde ich mitleidig angesehen, so nach dem Motto „das wird schon noch..“

    Irgendwie glaubt keiner, dass ich darüber tatsächlich gut nachgedacht habe, dass das tatsächlich meine Überzeugung ist und nicht nur eine vorübergehende bockige „Phase“ – ich komme mir unter solchen besserwisserischen Blicken tatsächlich manchmal vor wie ein präpubertierender Junge, der verkündet, Mädchen seien alle doof.

  8. @ Mimi: Zwangssterilisationen sind etwas ganz schlimmes. Leider auch der Artikel üer Ubsekistan ein grausliches Beispiel dafür wie viele Staaten die Körper der Frauen benutzen um Bevölkerungspolitik zu betreiben. Schon erstaunlich oder, dass in manchen Staaten Frauen Zwangssterilisiert werden um den Bevölkerungswachstum zu stoppen, und in anderen Staaten Abtreibungen verboten sind um genau das Gegenteil zu erreichen.
    Aber um kurz wieder zu meinem Anfangsthema zurückzukommen: Mich würde es sehr interessieren ob es statistische Daten gibt zu jungen Frauen die sich sterilisieren lassen.
    Und nochmal zu Mimi und Morjanne: meine Schwester hat sich dazu entschlossen nur einem sehr kleinen Kreis von ihrer Entscheidung zu erzählen, aber selbst die Frau die ihr die Nähte nach der Operation gezogen hat meinte: „na, da hoffe ich aber, dass Sie das später nicht bereuen“. Was ich finde eine Frechheit ist.
    Sie hat sich entschieden kein Kind zu bekommen. So what? Fragt irgendjemand eine Frau bei der Geburt ob sie das später mal bereuen könnte? Kann man auch nicht mehr rückgängig machen.

  9. Das mag sich jetzt sehr altklug anhören, aber mit Anfang 20 wollte ich auch keine Kinder und noch viel weniger wollte ich heiraten. 10 Jahre später hab ich einen Sohn und bin verheiratet, beides war eine bewusste Entscheidung. Ebenso mochte ich mit Anfang 20 die Musik von Konstantin Wecker nicht, heute zählt sie zu meiner Lieblingsmusik. Ich mochte ganz lange Zeit keine Oliven, seit ein paar Jahren esse ich sie sehr gerne.
    Mir ist klar, dass die letzten Beispiele schlecht vergleichbar sind mit Kinderwunsch, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Menschen, die das Gefühl vermitteln, dass sei eine „Phase¨ eben sowas denken, dass man sich in seinen Ansichten und Einstellungen über 10 Jahre hinweg sehr verändern kann, man macht Erfahrungen, die einen sehr prägen und verändern können. Ich habe mich in den letzten 10 Jahren sehr verändert, ich sehe keinen Grund, warum das in den hoffentlich noch kommenden 40-60 Jahren anders sein sollte. Natürlich habe ich in diesen 10 Jahren eine Unmenge Entscheidungen getroffen, die ich nicht mehr rückgängig machen kann, aber bei vielen dieser Entscheidungen wäre mir wohler gewesen, ich hätte mir mehrere Optionen offen gehalten. Hinzu kommt, dass auch für die menschliche Art Reproduktion instinktiv verankert ist. Wir können zwar mittlerweile aufgrund von kultureller Entwicklung entscheiden, ob und wann wir uns fortpflanzen, aber dass wir es tun, steckt sehr tief drin. Damit will ich nicht sagen, dass jeder Mensch sich fortpflanzen MUSS, oder dass jemand, der dies nicht tun will, unnatürlich, nicht ganz richtig im Kopf oder sonst irgendwie nicht ganz normal sei. Aber all diese Dinge führen vielleicht dazu, dass es wenig bis gar kein Verständnis für eine Sterilisation mit Mitte 20 gibt, vor allem, da es einige andere, weniger invasive und endgültige
    Möglichkeiten der Schwangerschaftsverhütung gibt.
    Dass so ein Eingriff kommentiert wird, mag für die Betroffene in der Situation nervig sein, aber als Eltern bekommt man tagtäglich übergriffige Kommentare zu hören, und auch ansonsten beinhaltet die Interaktion mit anderen Menschen die Gefahr, dass das Äußern der eigenen Meinung als unangemessen wahrgenommen wird.

  10. Liebe Miriam,
    mir würde niemals einfallen Menschen die sich für Kinder entschieden haben in irgendeiner Art anzugreifen. Ich bin der Meinung, es sollte jeder und jede selbst entscheiden was für das eigene Leben und für den eigenen Körper gewünscht ist. Wenn wir den Geschichten der „Neandertaler“ glauben, liegt es wahrscheinlich wirklich in unserer Natur Kinder zu gebären, Tiere zu jagen und bla. Aber zum Glück haben wir uns in der Evolution weiterentwickelt. Was ist heute schon noch „Natur“? Wir leben in Häusern, haben verschiedenste Berufe, wir haben Geld erfunden. Wir können unser Leben verlängern und verkürzen.
    Und zum Glück können wir unterschiedliche Lebensentscheidungen treffen. Meine Schwester hat sich vor 3 Jahren dazu entschieden keine Kinder haben zu wollen. Du hast dich vor einigen Jahren dazu entschieden doch einen Sohn zu wollen.

    Und mal ganz ehrlich, wäre die Wahrscheinlichkeit dass meine Schwester bereut was sie getan hat, nicht genauso groß, wie dass du bereust was du getan hast? Dass dein Sohn auf der Welt ist, du und die Menschen in deinem Umfeld in lieben, betreuen und finanzieren müssen, ist genauso endgültig wie die Operation meiner Schwester.
    Alles Liebe

  11. Das komische, wenn man keine Kinder will, ist ja, dass es ständig Leute gibt, die glauben, sie wüssten es besser. Ich wollte mit 20 keine Kinder, mit 25 nicht, mit 30 und mit 35 auch nicht, und jetzt bin ich 44 und der Zug ist zum Glück bald abgefahren. Die Sprüche im Wandel der Jahre – wart nur, bis der richtige kommt, bis dein Bauch sich meldet (Häh?), bis die biologische Uhr zu ticken anfängt… ich hör noch immer nix. Dafür kommt ein neuer Spruch dazu, halb erwartungsvoll: Tut’s dir nicht leid, dass du keine Kinder hast? Nein, tut es nicht.

    An Sterilisation habe ich trotzdem nie ernsthaft gedacht – einfach deshalb, weil ich im engsten Freundeskreis schon zwei Mal erlebt habe, dass auch eine Routine-Operation so schiefgehen kann, dass man sich nie wieder ganz davon erholt. Aber praktisch wär’s schon gewesen.

  12. Lieber Doppelkeks, ich glaube, du hast mich falsch verstanden… Mir ging es eigentlich mehr darum, einen Erklärungsversuch zu machen, warum deiner Schwester soviel Skepsis entgegengebracht wird, ich wollte damit nicht meine Skepsis zum Ausdruck bringen und erst recht wollte ich niemanden angreifen! Es tut mir leid, wenn du das so aufgefasst hast.
    Wenn sich deine Schwester dazu entschieden hätte, dass ihr rechter Arm nicht zu ihrem Körper gehört und sie diesen amputiert haben möchte, wie würdest du das beurteilen? Also mir würde es schwer fallen zu sagen: „Klar, wenn du das so fühlst, dann mach ihn halt ab!“. Natürlich ist es ihr Körper und sie entscheidet, aber wir sind nun mal soziale Wesen und ich bin mir sicher, dass jedeR von uns schonmal einen Ratschlag gegeben hat, der nicht gewollt war. Ein Tattoo ist im übrigen auch ein sehr schönes Beispiel, nicht so extrem wie der rechte Arm und meiner Meinung nach auch nicht so extrem wie eine Sterilisation. Und trotzdem müssen sich die meisten Menschen, die sich tätowieren lassen möchten, von irgenjemanden anhören, dass sie sich das gut überlegen sollen, ob sie es nicht eines Tages bereuen würden.

    Wenn wir den Geschichten der “Neandertaler” glauben, liegt es wahrscheinlich wirklich in unserer Natur Kinder zu gebären, Tiere zu jagen und bla. Aber zum Glück haben wir uns in der Evolution weiterentwickelt.

    Du hättest meinen Text etwas genauer lesen sollen:

    Wir können zwar mittlerweile aufgrund von kultureller Entwicklung entscheiden, ob und wann wir uns fortpflanzen, aber dass wir es tun, steckt sehr tief drin. Damit will ich nicht sagen, dass jeder Mensch sich fortpflanzen MUSS, oder dass jemand, der dies nicht tun will, unnatürlich, nicht ganz richtig im Kopf oder sonst irgendwie nicht ganz normal sei.

    Evolutionär gesehen haben wir die gleichen Bedürfnisse wie ein Mensch vor 160.000 Jahren. Was uns heute von den Menschen (nicht Neandertalern!) vor 160.000 Jahren unterscheidet sind kulturelle Entwicklungen, nicht evolutionäre. Und diese kulturelle Entwicklung hängt sehr stark damit zusammen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und kein Einzelgänger. Nur in einer Gemeinschaft ist es möglich, Nahrung im Überfluss zu produzieren um damit Künstler und Forscher zu ernähren, welche hauptsächlich zur kulturellen Fortentwicklung einer Gesellschaft beitragen und weniger damit beschäftigt sind Getreide zu ernten oder Kühe zu hüten (was schlussendlich zu Narkosemitteln, Skalpellen, Nahtmaterial, etc. führt). So eine Gemeinschaft bedingt aber eben auch, dass Menschen miteinander interagieren und da ist es einfach nicht immer ganz klar, an welcher Stelle Interaktion gewünscht ist und an welcher nicht. Auf der Ebene der Evolution sind die Veränderungen sehr viel geringer. Das bewegt sich eher auf dem Level, welche Hautfarbe ein Mensch hat, ob jemand Laktose verträgt, welche Blutgruppe man hat, etc.

    PS: Ich habe mich im übrigen nicht dafür entschieden, einen Sohn zu bekommen, sondern ein Kind… ;-)

  13. @Miriam: Also das mit dem Arm ist etwas polemisch. Sie hat sich ihre Eileiter durchbrennen lassen, ein minimaler Eingriff, der sicher nichts mit einem verlorenen Arm zu tun hat. Ich würde sagen es liegt irgendwo zwischen Fingernägel schneiden und Arm abhacken ;)
    Aber Tatsache ist, dass meine Schwester für ihr Leben eine Entscheidung getroffen hat. Nämlich, dass sie keine Kinder bekommen wird. Genauso wie du für dich die Entscheidung getroffen hast, doch ein Kind zu bekommen.
    Ich sehe keinen großen Unterschied, und ganz ehrlich, ich respektiere beide Entscheidungen völlig.
    @altesMädchen: Danke für deine Nachricht. Ich glaube die „biologische Uhr“ ist eigentlich mehr ein Druck von außen. Ich bin jetzt 24, Freundinnen um mich fangen langsam an über Kinder nachzudenken, suchen sich Wohnungen mit Kinderzimmern und manchmal ertappe ich mich, dass ich nur deshalb darüber nachdenke, wie es mir wohl gerade mit einem Kind gehen würde, weil sie ständig davon reden. Aber eigentlich weiß ich noch nicht ob ich einmal Kinder möchte. Du warst dir immer sicher?

  14. @ altesMädchen: Aus deiner Perspektive ist es natürlich einfach, zu sagen: „Ich habs schon immer gewusst!“ Aber hast du in anderen Zusammenhängen nicht erlebt, wie sich deine Einstellung zu irgendwas radikal verändert hat? Also ich traue mir selber da einfach nicht über den Weg, dass ich in 10 Jahren noch zu allem die gleiche Einstellung habe wie heute. Dass du keine Kinder hast und nie welche wolltest, ist dabei auch gar nicht der Punkt, den ich diskussionswürdig finde, denn das ist tatsächlich eine Einstellung, die ich gut nachvollziehen kann. Aber aus dieser aktuellen Einstellung heraus, meiner Meinung nach ohne Not, etwas zu tun, was auch in 10 Jahren noch diese Einstellung manifestiert, wäre mir persönlich zu riskant.
    Ich könnte mir vorstellen, dass es einfach viel mehr Menschen gibt, die mit 20 keine Kinder wollten und mit 30 dann doch plötzliche Wunschkinder haben, als diejenigen, die auch mit 50 niemals einen Kinderwunsch verspürt haben. Aus dieser persönlichen Erfahrung heraus und aus der Beobachtung der Umwelt wird abgeleitet, dass es höchstwahrscheinlich bei dir auch so sein wird (war es aber nicht). dabei möchte ich in keinster Weise dein Gefühl, dass du dich nicht ernstgenommen fühlst, schmälern oder in Abrede stellen, ich kann verstehen, dass du so fühlst, ich mache lediglich einen Erklärungsversuch, warum die Umwelt so reagiert, wie sie reagiert.

  15. @ Doppelkeks: Ich könnte mir vorstellen, dass die Fortpflanzungsfähigkeit für viele Menschen deutlich näher bei einem Körperteil liegt als bei etwas, das nachwächst.
    Dass das Beispiel mit dem Arm extrem ist, war mir klar, weshalb ich auch noch das Beispiel mit dem Tattoo gebracht habe. Was aber Tattoo, Sterilisation und Armamputation von Nägel schneiden unterscheidet ist, dass erster drei den Körper nachhaltig verändern, während Nägel schneiden alles andere als nachhaltig ist (leider…;-)). Es ist einfach unglaublich schwierig, das Gefühl, dass sich diese nachhaltige Veränderung absolut richtig anfühlt, nachzuvollziehen. Ich habe mit 17 auch einen medizinisch nicht notwendigen Eingriff mit weitreichenden Konsequenzen durchführen lassen und habe auch mehr als einmal zu hören bekommen „Bist du dir wirklich sich? Du bist noch so jung, vielleicht bereust du es in ein paar Jahren.“ Es hat sich damals richtig angefühlt und es fühlt sich heute noch richtig an. Aber als ich die Geschichte mit dem Arm gelesen habe (ja, sowas gibt es wirklich!), konnte ich das nur sehr schwer nachvollziehen und konnte die Bedenken der Ärzte sehr gut verstehen. Denn ich empfinde meinen Arm nicht als störend. Und genauso geht es wahrscheinlich den Menschen, die eine Sterilisation mit Ende 20 kritisch sehen. Und ich bin mir sicher, das es auch Dinge gibt, die du überhaupt nicht nachvollziehen kannst.

  16. Liebe Miriam,
    natürlich gibt es Dinge die ich nicht nachvollziehen kann, aber ich möchte gut überlegte Entscheidungen respektieren. Nochmal: auch du hast eine Entscheidung getroffen die nicht rückgängig gemacht werden kann, als du dich für eine Schwangerschaft entschieden hast. Und ich bin mir sicher, du hast dir das gut überlegt, und ich würde das niemals in Frage stellen, ich würde dich auch nie fragen, ob du es einmal bereuen wirst. Ich wünsche dir mit deiner Entscheidung alles Gute und genauso respektiere ich die Entscheidung meiner Schwester und wünsche auch ihr alles Gute. Sie ist glücklich damit, glücklicher als zuvor und deshalb freue ich mich sehr für sie. Und das ist nicht dein Lebensweg, vermutlich auch nicht meiner, aber ihrer und ihre Entscheidung und ich unterstütze sie dabei.
    Schönen Tag :)

  17. @Miriam

    „Aber aus dieser aktuellen Einstellung heraus, meiner Meinung nach ohne Not, etwas zu tun, was auch in 10 Jahren noch diese Einstellung manifestiert, wäre mir persönlich zu riskant.“

    Hmm, das gilt doch dann aber zum Beipiel auch, wenn man sich („jung, naiv, voreilig, spontan“) dazu eintscheidet ein Kind zu bekommen. Damit muss man 10 Jahre später auch noch leben, ob man dann gerade auch noch Lust auf Kinder hat oder nicht.

    Letztlich ist es doch so oder so so, dass man in der Regel mit Entscheidungen, die man mal für sich getroffen hat – und nicht mehr ändern kann ! – früher oder später mindestens Frieden schließt.

  18. Miriam, ich bin auch der Meinung, dass Kinder-bekommen oder eben Kinder-nicht-bekommen eine dermaßen private Entscheidung ist, die von so vielen Faktoren abhängt (die man vielleich auch nicht jedem und jeder auf die Nase bindet), dass es einfach übergriffig ist, sich in diese Entscheidung von außen einzumischen, es gar besser wissen zu wollen.
    Es ist ein Unterschied, ob meine beste Freundin meine Sterilisationspläne kommentiert und vorsichtig fragt, ob ich mir das gut überlegt habe oder ob ich mich einem unbekannten Arzt gegenüber rechtfertigen muss (der mir im schlimmsten Falle einen von der Bestimmung der Frau zur Mutterschaft und ähnlichen Späßchen erzählt).
    Und genauso quatsche ich keiner Frau/keinem Paar rein, das sich zu eniem Zeitpunkt, der mir selber vielleicht wahnwitzig vorkommt, _für_ Kinder entscheidet. Es geht mich nichts an (auch hier gilt natürlich, dass es Graustufen gibt, die von der sozialen Beziehung zu einander abhängen).

    Es ist schlicht und einfach eine Frage des Respekts vor einem erwachsenen Menschen, so eine Entscheidung ernst zu nehmen.

  19. @Doppelkeks:
    Hmm, wenn ich mir meinen Freundeskreis anschaue, dann gibt es ein paar die mit Anfang 20 niemals nie nie nie Kinder wollten – und die sind jetzt schwanger mit Wunschkindern bzw. gerade entbunden.
    Bei mir persönlich ist es so, dass ich mit Anfang 20 bei der Vorstellung Kinder zu bekommen das kalte Grausen bekam und mittlerweile ( ich bin jetzt 28) kann ich mit Kindern doch was anfangen.
    Wie auch schon Miriam schrieb, man verändert sich im Lauf der Jahre.
    .. und weil ich so ein neugieriger Mensch bin: Vertraut deine Schwester Verhütungsmittel nicht? Eine Sterilisation hat ja auch keinen Pearl Index von 0. Oder wollte sie mit der Sterilisation quasi einen „Schlussstrich“ unter das Thema Kinder kriegen machen?

  20. aber wenn du mit 28 deine Pläne überdacht hast, kann es dann auch nicht sein, dass jemand der oder die mit 20 ein Kind bekommen hat, sich mit 28 denkt, dass es vielleicht doch nicht so eine gute Idee war?
    Ich meine einfach nur, es sind Lebensentscheidungen, die sind legitim, und man sollte sie sich gut überlegen, in jedem Fall, und danach sollte man sich nicht dafür rechtfertigen müssen.
    Zu deiner Frage: Sie hatte nach einigen Jahren (wie viele Frauen) starke Probleme mit hormoneller Verhütung, also war das für sie keine Lösung mehr. Dem Kondom wollte sie nie so wirklich vertrauen, auch wenn sie es in dem Fall musste. Aber sie hat gesagt, dass ständig wirklich, wirklich große Angst davor hatte, schwanger zu werden, und sich das psychisch sehr schwer niedergeschlagen hat, sie konnte aus der Angst daraus auch keine Beziehung eingehen. Und heute hat sie eine wundervolle Beziehung mit einem wundervollen Mann der eine 6jährige Tochter hat, mit der auch sie gerne mal ein Wochenende verbringt und der sie sich nun öffnen kann. Sie akzeptiert die Kleine als sein Kind, mag es als sein Kind, vermisst sie auch wenn sie sie lange nicht mehr gesehen hat, aber ist froh dass es nicht ihres ist.

  21. @ Anna, Judith, Doppelkeks: Ich habe das Gefühl, dass ihr mich etwas missversteht. Ich gebe zu, dass ich euch das auch leicht gemacht habe, da ich ein wenig versucht habe, den Advocatus Diaboli zu spielen… Doppelkeks wollte über Sterilisation von jungen Frauen diskutieren, also ging ich davon aus, dass sie/er auch daran interessiert sei, warum man das nicht gut findet.

    Schönheits-OPs sind oftmals auch eine sehr persönliche Entscheidung und trotzdem gibt es hier mehr als einen Beitrag dazu, warum so etwas verdammenswert sei. Wie, Anna, würdest du einen Arzt/eine Ärztin beurteilen, die sich weigert, eine Schamlippenkorrektur durchzuführen?

    Mein Punkt ist der, dass ich glaube, dass viele Menschen, die da „reinquatschen“, gar nicht merken, dass sie sich respektlos der Entscheidung dieses Menschens gegenüber verhalten und dies auch überhaupt nicht deren Absicht ist.

  22. Nachtrag: Mir persönlich ist es wirklich vollkommen egal, ob sich eine Frau mit 18 oder mit 38 sterilisieren lässt, aber sie kann es nun mal nicht selber tun, und ich finde durchaus, dass ein Arzt/eine Ärztin das Recht haben darf, diesen Eingriff nicht durchzuführen.

  23. Miriam, was genau haben Schönheitsoperationen jetzt damit zu tun? Das ist doch genauso absurd (sorry) wie dein Arm-ab-Beispiel.

    Hier:

    Mein Punkt ist der, dass ich glaube, dass viele Menschen, die da “reinquatschen”, gar nicht merken, dass sie sich respektlos der Entscheidung dieses Menschens gegenüber verhalten und dies auch überhaupt nicht deren Absicht ist.

    Sind wir uns aber glaube ich einig. Aber auch wenn es absichtloslos geschieht, kann es trotzdem verletzend oder nervig sein. Und ich finde es durchaus okay, vielleicht auch mal etwas vehementer auf den eigenen Grenzen zu bestehen bzw eben auf die Respektlosigkeit aufmerksam zu machen.

  24. Miriam, was genau haben Schönheitsoperationen jetzt damit zu tun? Das ist doch genauso absurd (sorry) wie dein Arm-ab-Beispiel.

    Das habe ich oben bereits schonmal versucht, zu erklären: Das alles stellen nachhaltige chirurgische, aber medizinisch nicht notwendige Eingriffe dar. Da du diesen Zusammenhang aber scheinbar zu absurd findest, ist es wohl nicht sinnvoll an dieser Stelle weiter zu diskutieren.

    Und ich finde es durchaus okay, vielleicht auch mal etwas vehementer auf den eigenen Grenzen zu bestehen bzw eben auf die Respektlosigkeit aufmerksam zu machen.

    Auf jeden Fall sollte man seine eigenen Grenzen aufzeigen und darauf bestehen, ich habe nie behauptet, dass man dies nicht tun sollte. Aber es hilft trotzdem manchmal, sich zu fragen, warum das Gegenüber sich so verhält, um besser mit dem Gefühl des „nicht ernst genommen werdens“ klar zu kommen.

  25. Ich musste jetzt ein bisschen länger über nachdenken – und bin trotzdem nicht sicher, dass ich meine Antwort verständlich ausdrücken kann. Für mich war es von Anfang an – seit ich mich erinnern kann – klar, dass ich keine Kinder haben will. Es gibt dafür weder psychologische Gründe (also Missbrauch oder Trauma oder Ähnliches) noch Vorbilder (in meinem Umfeld haben sich alle immer mit Begeisterung fortgepflanzt). Viele Dinge ändern sich im Lauf des Lebens, wie Miriam sagt, aber von anderen weiß man eben auch, dass sie sich nicht ändern – meine freiwillige Kinderlosigkeit (Kinderfreiheit?) ist für mich keine Meinung, wie ob ich ein Tatoo will oder ob ich zwei Arme brauche, sondern eine Tatsache ebenso klar wie die, dass ich eine Frau bin (beides bin ich gern).

    Ich kann schon verstehen, dass man im Fall einer Sterilisation nachfragt, wie ernst es jemand meint, und ob sie sich über die Irreversibilität klar ist – das ist auch gut so. Aber letztendlich ist es eben die Entscheidung der Betroffenen. Den Eingriff zu verweigern mit dem Argument, dass man es sich in 20 Jahren eventuell anders überlegen könnte, ist eine Art Entmündigung und Infantiliserung – und eine Enteignung des Körpers. Inakzeptabel.

  26. Ein interessanter Brief in der Times: Lis Howell, Director of Broadcasting an der City University in London, hat bemaengelt, dass Frauen waehrend den Wahlen in Grossbritannien nicht genuegend in den Medien repraesentiert waren: Air waves are not fair waves

    Dass Frauen nicht in gleichem Masse wie Maenner von den Medien Beachtung erhalten scheint auch in Deutschland und international der Fall zu sein:

    „Nur 23 Prozent aller Personen, über die in den deutschen Nachrichten berichtet wird, sind Frauen. Ihr Anteil stieg von 22 auf 23 Prozent, also um ein Prozent gegenüber der letzten Stichtagserhebung im Jahr 2005. Auch international lässt sich nur eine Steigerung um ein Prozent (von 23 auf 24 Prozent) verzeichnen, so das vorläufige Ergebnis des Global Media Monitoring Project (GMMP) 2010.“ (Journalistinnen Bund)

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