Am Donnerstag beginnt der dreitägige Gender-Kongress der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) „Gender, Glück und Krisenzeiten in der globalen Ökonomie – Das flexible Geschlecht„. Die Teilnahme ist kostenlos für alle Besucher_innen, was erstaunlich und ziemlich toll ist, angesichts der namhaften Referent_innen, die die bpb für den Kongress gewinnen konnte. Das Programm ist äußerst vielversprechend, vielfältig und zum Teil kontrovers, was auch wieder super ist, weil die Foren in ihrer jeweiligen Dauer sehr großzügig bemessen sind. Spannende Diskussionen dürften also garantiert sein!
Von einigen Referent_innen habe ich schon ein paar Sachen gelesen und da dachte ich mir: Wissen für alle! Nachfolgend also ein paar Links und PDFs zu den geistigen Ergüssen der Speaker. Um Debatten und Diskussionen ein bisschen besser einordnen zu können, sich zu bilden (tut ja generell immer gut), für alle, die nicht auf der Veranstaltung sein können oder einfach als Gimmick zum Kongress.
- Susan Pinker: Hormone sind schuld, dass Frauen sich gegen die Karriere entscheiden (Interview in der FAZ)
Claudia Neusüß: Soviel gender wie heute war noch nie (zusammen mit Julia Chojecka)
Eva Illouz: Liebe in Zeiten von Postmoderne, Konsum und Kapitalismus (Interview von Isabelle Graw)
Birgit Sauer: Staat und Geschlecht in der EU (PDF)
Hilal Sezgin: Deutschland schafft mich ab (Artikel anlässlich der neuerlichen rassistisch geführten Integrationsdebatte in der ZEIT // mehr von dieser wunderbaren Frau auf ihrer Homepage)
Gülay Çaglar: Neoliberale Familien- und Geschlechterpolitik als Vermächtnis des liberalen Feminismus
Isabell Lorey: Gouvernementalität und Selbst-Prekarisierung
Hildegard Maria Nickel: Geschlechterverhältnis nach dem Mauerfall – Individualisierung versus Solidarisierung? (PDF)
Esra Erdem: Internationalismus oder Imperialismus? Feministische und schwullesbische Stimmen im „Krieg gegen den Terror“ (zusammen mit: Jin Haritaworn, Tamsila Tauqir und Jen Petzen – PDF)
Daniela Rastetter: Emotionsarbeit (PDF)
Angela McRobbie: Postfeminist Passions (Gastbeitrag im Guardian)
Sonja Eismann: Feminismus ist Pop! (Gastbeitag in der Taz)
Mely Kiyak: Kritik am Einwanderungstest und am neuen Feminismus
Ulrike Prokop: Mythen der Rechten. Ihre Faszination für junge Frauen in der Adoleszens (PDF)
Sharon Adler: Statt mit Namen werden Frauen oft mit Attributen versehen (Interview in der Taz)
Heike Kahlert: Pädagogik der sexuellen Differenz
Paul Mecheril: Die Normalität des Rassismus (Tagungsdoku zusammen mit Anne Broden – PDF // Mehr kostenlose Texte von Mecheril hier)
Gabriele Dietze: Über die pornografischen Aspekte des Burka-Verbotes (Interview mit dieStandard.at // Rezension ihres Buches „Kritik des Okzidentalismus“ hier)
Lamya Kaddor: Warum es mich nicht geben darf (Gastbeitrag in der SZ)
Lena Correll: Sind es die Männer und nicht die Frauen, die keine Kinder wollen?
Sarah Diehl: Der Schwangerschaftsabbruch gehört zum Leben dazu (PDF // Interview von Chris Köver über „Abortion Democracy“
Anne Waldschmidt: Selbstbestimmung als behindertenpolitisches Paradigma – Perspektiven der Disability Studies
Antke Engel: Sexualität und Geschlecht im Fokus queerer Politik der Repräsentation (Textausschnitte)
Johannes Gernert: Nach Ghetto und Gangbang (Artikel über Antisemitismus und Fundamentalismus im deutschsprachigen HipHop – stern.de)
Silja Matthiesen: Kondome bei Jugendlichen – Lustkiller ohne Alternative? (PDF)
Tim Stüttgen: Die Linke und der Sex (Artikel in der Jungle World) oder: Männlichkeit als performative Praxis
Nana Adusei-Poku: Popporn – Feminismus im Käfig?
Eveline Kilian: Die vier Komponenten der kulturellen Geschlechterordnung (Rezension von Kilians Buch „GeschlechtSverkehrt. Theoretische und literarische Perspektiven des gender-bending“)
Ulrike Klöppel: Zum Verhältnis von Macht und Gewalt, Normierung und Normalisierung in der Problematisierung „uneindeutigen Geschlechts“
Konstanze Plett: Die Macht der Tabus
Karin Jurczyk: Eltern in entgrenzter Erwerbsarbeit – differenzierte und flexible Betreuungsbedarfe (PDF)
Mercedes Bunz: Herr, Knecht, Feind, Freund – Soziale Netzwerke und die Ökonomie der Freundschaft
Ergänzungen, andere Texte? In den Kommentaren ist Platz.
Wow, super Zusammenstellung! Danke!
Hey vielen Dank für die Zusammenstellung! Freu mich jetzt noch mehr auf die nächsten Tage.
Ich empfehle auch wärmstens allen, die sich für Ökonomie aus Gendersicht interessieren den Sammelband „Gender and Economics: Feministische Kritik der politischen Ökonomie“, herausgegeben von Gülay Çaglar und Christine Bauhardt. Ein wirklich gutes Überblickswerk.
Danke für die super Zusammenstellung!
Der Kongress war bisher an mir vorbeigegangen, sieht aber super aus.
Enttäuscht bin ich aber von der Zielgruppendefinition der BPB:
Fällt euch was auf? Ist für Leute mit Berufen und Leute mit Migrationshintergrund (die scheinbar nicht automatisch bei den Leuten mit Berufen mitgemeint sind?). Klar, es ist kompliziert, die richtigen Worte zu finden. Aber das scheint mir ein Fall von „gut gemeint reicht nicht“.
@elbu
das ist ja tatsächlich sehr unglücklich formuliert. konsequent wäre es gewesen, zu schreiben: Kommunalpolitiker_innen, Frauen-, Männer- und Gender-Beauftragte, Wissenschaftler_innen, Studierende, Medienvertreter_innen und Interessierte. Ich glaube ja, dass das so extra herausgestellt wird, weil Migration und Integration auch ein Thema auf dem Kongress ist und auf anderen ähnlichen Kongressen nur „weiße“ Themen angesprochen werden. Hier wäre vielleicht noch der Zusatz wichtig gewesen: Der Kongress richtet sich ausdrücklich auch an PoC und Menschen mit Migrationshintergrund.
Wie hättest du es denn formuliert?
@Halfjill: Danke für den Hinweis.
@Nadine: Ich finde es auch sehr gut und wichtig darauf hinzuweisen, dass Migrant_innen und PoC ausdrücklich willkommen sind, weil dies leider (noch) keine Selbstverständlichkeit ist. Deinen Vorschlag mit dem extra-Satz („Der Kongress richtet sich ausdrücklich auch an PoC und Menschen mit Migrationshintergrund“ oder aber auch „Migrant_innen“) finde ich gut. In der Ankündigung steht ja auch am Ende „All genders welcome!“ und an der Stelle hätte aus meiner Sicht der Verweis gut hingepasst.
Ich wünsche auf jeden Fall allen, die hinfahren, einen tollen Kongress und spannende Diskussionen!
Autsch. Die brauchen dringend eine SpeakerInn zum Thema „gewaltfreier Typografie“.