Ran an die Technik!

Dieser Text ist Teil 41 von 115 der Serie WWW Girls

In jeder Folge der WWW Girls stellen wir euch eine Bloggerin und ihr Weblog vor. Heute:

RYUU.de

Wie heißt du?
Ich bin im Netz vor allem als ryuu unterwegs. Im Real Life höre ich auf den Namen Camilla.

Seit wann bloggst du?
Ich habe 2001 angefangen, mich für Webdesign zu interessieren, aber lange nur meinen Uni-Webspace benutzt. Mit dem Bloggen habe ich im Januar 2006 angefangen, den Sprung weg von twoday.net hin zum selbstgehosteten Blog habe ich im Sommer 2009 gewagt.

Drei Bloggerinnen mit weißen Laptops auf denen der Venusspiegel prangt, darum der Slogan - Feminists of the WWW: unite

(c) Frl. Zucker, fraeuleinzucker.blogspot.com

Warum hast du damit angefangen?
Angesteckt hat mich ein Freund, der mittlerweile nicht mehr bloggt, ich wollte das einmal probieren und war nahezu sofort „angefixt” von der Möglichkeit, schnell und unkompliziert etwas zu veröffentlichen. Schreiben, der öffentliche Austausch mit anderen Menschen, ist seitdem ein Mittel, mich mit Dingen auseinanderzusetzen, die mich beschäftigen, der eine ganz andere Wirksamkeit hat als der bloß private Austausch über Mails oder Telefonate oder auch als Forendiskussionen.
Am Bloggen reizt mich die Unmittelbarkeit – zugegeben: ich bin mit meiner Art, impulsiv und subjektiv zu bloggen, schon einige Male Leuten auf die Zehen getreten. Und darüber hinaus mag ich die Möglichkeit, mit nahezu null Kosten einen Text zu veröffentlichen, der ohne große Umständlichkeit von anderen weiterverbreitet, aufgegriffen, kritisiert und beantwortet werden kann.

Worüber schreibst du?
Ursprünglich habe ich irgendwann mal „Linux, Musik und der ganze Rest” als Motto gewählt. Tatsächlich aber schreibe ich über alles, was mich bewegt. Konstanten sind: Linux und freie Software, textiles Handwerk, sporadisch gender- und queere Themen, hin und wieder das Musikmachen und immer wieder Berlin-Neukölln.

Was dir ohne Internet nicht passiert wäre:
Ich hätte meine aktuellen Jobs ohne das Netz nicht gefunden, ich hätte viele Freunde ohne das Netz nicht gefunden, ich hätte wahrscheinlich sehr viel länger gebraucht, um mein spirituelles Zuhause zu finden und wahrscheinlich hätte ich ohne das Netz weder Linux genutzt noch stricken gelernt.
Aber an etwas besonders Lustiges kann ich mich nicht erinnern. Das Netz hat in den letzten 12 Jahren für mich eben immer einfach dazugehört.

Wovon braucht das Internet mehr:
Anständige Rechtschreibung (bei so manchem, was ich lese, bräuchte ich kein Germanistikstudium, damit es mir die Zehennägel ringelt) und Besinnung auf die gute alte Netikette. Das Bewußtsein: Auf der anderen Seite des Monitors sitzt ein Mensch.
Weniger dagegen: Seiten, die nur aus SEO-Gründen hochgezogen werden. Ökonomische Blasen ohne tragfähigen Boden. Und auch weniger staatliche Kontrollwut.

Frauen im Web…
sind schon auf einem ganz guten Weg. Ich bin froh, dass es die Diskussion um die weibliche Teilhabe am Netz gibt und denke auch gleichzeitig: Müssen „wir Frauen” (daß dieses „wir” ein Phantom ist, ist mir bewußt) alles nach- und mitmachen, steckt in der Art des Bloggens, wie sie Frauen zugeschrieben wird (also: Handarbeits- und Alltagsthemen, Vernetzung unter Freundinnen statt Schwanzvergleich, „Tagebuchbloggen” mit Befindlichkeiten statt vorgeblich objektiven Sachartikeln) nicht etwas, das auch für Männer etwas Gutes beinhalten könnte? Wer bestimmt, was relevant und bloggenswert ist?
Anderererseits möchte ich noch mehr Frauen ermutigen: Ran an die Technik! Habt Mut zum Selbermachen, denn das macht nicht nur unabhängig vom notorischen „schatzkannstdumal”, sondern obendrein auch Spaß. Gerade wenn Frauen mit ihrer Hände Arbeit im Netz unterwegs sind, wünsche ich mir außerdem mehr Bewußtsein für den Wert der eigenen Arbeit. Da machen sich Frauen meinem Eindruck nach immer noch viel zu gerne klein und unterschätzen sich selbst.

Deine tägliche Web-Lektüre:
Das, was mir Twitter so reinspült. Feste Lektüre habe ich nur wenig, neben diversen Freunden zählen das Blog von Martin Marheinecke (auch ein Freund) und das altgediente Webtagebuch von Luisa Francia dazu.

Tipps und Bewerbungen für die WWW Girls an post(at)maedchenmannschaft.net.

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