Prost!

Altes Familienfoto auf dem eine Frau der Kamera zuprostet und ein kleines Mädchen mürrisch in die Kamera schaut. Darumherum ein pinker Hintergrund mit goldener Schrift: Die Mädchenmannschaft wünscht ein großartiges Weihnachtsfest! Wir sind am 27.12. wieder da.

11 Kommentare zu „Prost!

  1. frau dankt und wünscht desgleichen!

    allerdings: als gelernter christin geht mir durch den kopf, dass die ‚geschichte‘ nicht mit der geburt eines kindes beginnt, sondern mit dem, was „Mariä Verkündigung“ genannt wird. demnach wäre auch nicht die weihnachtsgeschichte nach xy zu lesen, sondern das „Magnificat“. steht in Lukas 1, 46-55. und erinnert nicht nur mich an den lobgesang der Hannah in 1.Samuel 2.

  2. Gut, wenn hier an Weihnachten erinnert wird, dann stimme ich ein. All jene, die an den andern Tagen des Jahres an der Aufklärung der Gesellschaft arbeiten und feministische Ideale vertreten, und ich zähle zu diesen Leuten, und sich für die Gleichberechtigung der Frau einsetzen, sollten an diesen Tagen nichts ins mystische abgleiten, religiöse Emotionen hin, Kindheitserinnerungen her.

    Ich möchte daran erinnern, dass es in Wahrheit auf dieser Welt nur eine Methode gibt, schwanger zu werden: durch die Befruchtung einer weiblichen Eizelle mit einem männlichen Spermium. Das gilt für alle Frauen zu aller Zeit. Und deswegen ist heute, am Tag der Geburt des Sohn Gottes, an dem Tag, an dem Jesus Christus auf die Welt gekommen ist, der richtige Tag um daran zu erinnern, dass Maria, die Verlobte von Joseph, hätte sie neun Monate zuvor die Wahrheit gesagt, jene Strafe ereilt hätte, mit der damals vorehelicher Geschlechtsverkehr für Frauen geahndet wurde: Die Steinigung. Also hat sie irgendeine Geschichte erfunden, um diesem grausigen Schicksal zu entgehen. Davon, dass ihr ein Gott erschienen ist und verkündet habe, dass sie den Sohn Gottes in sich trage.

    Das vergessen wir gerne, dass wir dieses Weihnachten Maria zu verdanken haben und ihrer Geschichte von der göttlichen Erscheinung, dass sie den Sohn Gottes gebären werde. Da haben wahrscheinlich die Schlächter schon vor dem Haus standen, als sie, die nichts zu verlieren hatte, alles auf diese eine Karte gesetzt hat: die abstruse Erzählung einer göttlichen Befruchtung, an die heute Milliarden Menschen glauben.

  3. liebe Aléa Torik,

    wenn das so einfach wäre, wie du es schreibst, dann wäre Miriam (nicht Maria!) schlicht und einfach gesteinigt worden. oder meinst du, eine strenggläubig lebende jüdische familie hätte sich durch „ein engel hat mir geflüstert, dass ich mit dem meschiach schwanger bin“ vom vollzug des gesetzes (welches eigentlich?) abhalten lassen?
    ich will dir bestimmt nicht diese feiertage vermiesen, aber … die geschichte um dieses magnificat ist etwas komplizierter. religionsgeschichtlich, theologisch und sozialhistorisch auch.

  4. Liebe Kanaan,

    da ich nicht gläubig bin, kannst du mir das Weihnachtsfest nicht verderben. Aber ich fürchte nun meinerseits, deine religiösen Gefühle verletzt zu haben. Das war sicher nicht meine Absicht.

    Aber ich kann es nicht akzeptieren, dass wir das ganze Jahr über für die Rechte der Frauen eintreten und dann, weil Weihnachten ist, auf die Aufklärung pfeifen, an die jungfrauliche Geburt oder drei Monate später zur Auferstehung Christi, an Osterhasen glauben, die Eier legen. Ich weiß, dass die Geschichte komplizierter ist und das sie sehr viele Facetten hat, die ich mit meiner Äußerung simplifiziere.

    Eine Aufklärung, die sagt: den einen Teil (beispielsweise die Beschneidung von Frauen im heutigen Afrika) will ich aufklären, aber einen anderen Teil (beispielsweise die Hinrichtung von Frauen für Ehebruch oder vorehelichen Geschlechtsverkehr heute oder zu anderen Zeiten) will ich nicht aufklären, ist keine Aufklärung. Wenn ich die mir angenehmen Teile raussuche, um dann schön angenehm zu protestieren (und dagegen bin) und die unangenehmen Teile ignoriere und schön angenehm daran glaube (und dafür bin), dass Maria von Gott ausersehen wurde, weil nun mal Weihnachten ist, dann ist das meines Erachtens nicht legitim. Weil ich die mir angenehmen Sachen heraussuche.

    Aber ich will dich wirklich nicht mit meiner, zugegeben etwas polemischen Äußerung verletzten. Deswegen führe ich es jetzt auch nicht weiter aus. Trotzdem schöne Weihnachten.

    Herzlich
    Aléa

  5. liebe Aléa Torik,

    von verletzung meiner religiösen gefühle kann keine rede sein.
    auch als polemisch habe ich dein posting nicht gelesen. immerhin war diese position für viele frauen ein einstieg in feministische theologie (und/oder befreiungstheologie).
    ich selbst lese das magnificat ganz bestimmt nicht so, wie es gut römisch-katholisch gelesen wird. wie ich auch nicht an das unberührte hymen der jungfrau Maria unter der geburt glaube – und auch bei Miriam glaube ich daran nicht. und daran, dass ich mit frau Käßmann über die bedeutung des magnificat einer meinung bin, glaube ich auch nicht.

    ich denke allerdings, dass die bedeutung des magnificat unterschätzt wird. und ich wundere und freue mich gleichzeitig, dass es bei der redaktion des Lukas-evangelium nicht rausgeschmissen wurde. weil es nämlich auf ein subjekt frau verweist, das die sich allmählich formierende christliche kirche überhaupt nicht haben wollte.
    anders gesagt: mit dem magnificat habe ich eine „unangenehme sache“ herausgestellt.

    aber – meine töchter warten… demnächst vielleicht mehr darüber.
    und dir auf jeden fall einen angenehmen tag oder auch zwei oder drei….!
    herzlich Rahab (aus Kana’an)

  6. Ähm also… @Aléa

    ich finde die Theorie, dass Maria undgewollt schwanger wurde und sich da irgendeine Geschichte ausgedacht hat usw. einfach insofern total irrsinnig, als dass ja die ganzen Geschichten von und um Jesu Geburt einfach nur symbolisch und ausgedacht sind.

    Selbst mein (gläubiger, katholischer) Religionslehrer und Pfarrer sagt, dass die Weihnachtsgeschichte von den Evangelisten erfunden wurde. Also, er sagt natürlich nicht, „erfunden“, aber er sagt, das sei „symbolisch“ gemeint, um die „Bedeutung“ von Jesu Geburt darzustellen.

    Wenn jetzt jemand ganz streng glaubt und meint, dass die Evangelisten (auch mal anschauen, wann die das geschrieben haben, ne?) da definitiv die Wahrheit sagen und Jesus vom Heiligen Geist gezeugt wurde, dann kannst du ihn/sie sicher nicht davon überzeugen, dass Maria in Wirklichkeit ungewollt schwanger wurde.

    Und wenn du dich mit irgendjemandem rational unterhalten kannst, dann kannst du ihr/ihm genau so gut erklären, dass alle Geschichten, die sich mit Jesu Geburt befassen, „Märchen“ sind – sie haben eine symbolische Bedeutung, die Mensch gut finden kann und sinnvoll oder nicht, aber keinen historischen Wahrheitsgehalt.

    Das ist also ungefähr so, als würdest du irgendwem/r erzählen wollen, das mit dem Apfel sei in Wirklichkeit Adam gewesen: EineN konservativeN ChristIn kannst du davon nicht überzeugen und einer aufgeklärten Person kannst du genau so gut gleich sagen, dass die Geschichte halt in einer sexisitischen Zeit ausgedacht wurde.

    Frohe Weihnachten,
    Zoe

  7. Apropos, Rahab, kannst Du Lesestoff für einen weiteren Einstieg in feministische Theologie oder Befreiungstheologie empfehlen?

    Frohe Weihnachten allerseits!

  8. Hallo Zoe!

    Ich vermute, dass du ähnlich verwundert warst über meine Äußerung wie ich jetzt über deine.

    „ich finde die Theorie, dass Maria ungewollt schwanger wurde und sich da irgendeine Geschichte ausgedacht hat usw. einfach insofern total irrsinnig, als dass ja die ganzen Geschichten von und um Jesu Geburt einfach nur symbolisch und ausgedacht sind“

    Wenn all diese Geschichten ausgedacht sind und symbolisch, dann ist mir nicht einsichtig, warum du gerade die Geschichte um Maria „total irrsinnig“ findest. Und wenn alle Geschichten gleichermaßen irrsinnig und symbolisch sind, dann sind all diese Geschichten gleichermaßen kritikabel oder nicht kritikabel.

    Was soll das denn bedeuten, dass eine Geschichte nur symbolisch ist? Ein Symbol ersetzt etwas, das anders nicht benennbar ist. Und dieses andere kannst du meinetwegen als die göttliche Inkarnation bezeichnen. Ich bezeichne dieses unbenennbare andere als die Folgen, die die Schwangerschaft Marias ansonsten für sie gehabt hätte. Ich ziehe das Wissen, dass es nur eine Möglichkeit gibt, um schwanger zu werden dem Glauben vor, das der liebe Gott es war, der für diese Schwangerschaft verantwortlich gewesen sein soll. Das klingt ein meinen Ohren nicht einsichtiger als dieselbe Erklärung einer fiktiven schwangeren sechszehnjährigen Maria die heute zur Frauenärztin kommt und behauptet, der liebe Gott sei es gewesen. Bei der einen Maria setzen wir auf das Wissen, bei der anderen Maria auf den Glauben.

    Diese Geschichten, dass ein guter oder ein böser Geist in einen Körper einfährt, das ist uralter Stoff: die griechische Mythologie ist voll von diesen Dingen, Geister und Götter die in Menschen einfahren. Und die kleinasiatischen Völker dieser Zeit erzählen auch keine andern Stoffe: die trianguläre Aufspaltung in Vater, Sohn und Heiliger Geist ist keinesfalls eine christliche, also damals jüdische Erfindung, originäre Erfindung.

    Ich wollte keine gläubige Christin überzeugen. Deswegen habe eine Notiz in einem feministischen Blog hinterlassen, nicht in einem theologischen. Ich wollte niemandem den Glauben nehmen, und niemandes religiöse Gefühle verletzten, aber ich wollte betonen, dass Glauben nicht Wissen ist. Und dass wir, oder viele von uns, an 360 Tagen im Jahr das Wissen über den Glauben stellen und an fünf Tagen im Jahr machen wir‘s umgekehrt und finden nichts dabei.

    Aléa

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