Piratenpartei: Post-Gender war gestern

„Pirat! Gehe 5 Uhr früh ins Büro. Zähle weiße Mittelschichtsmänner, die putzen. Sage: „Race, class, gender sind überholte Kategorien.“ (Bov Bjerg im Mai 2010)

Zur Piratenpartei ist eigentlich alles gesagt und geschrieben worden. Nach dem letzten Bundesparteitag in Bingen am vergangenen Wochenende haben auch die Piraten selbst alles gesagt: Dass sie unwählbar sind für die Mehrheit der Gesellschaft und ihr zukünftiges Dasein lieber als kleine, unbedeutende Randpartei fristen wollen, statt mit frischen und konstruktiven Ideen die fünf großen Parteien mindestens zu verunsichern. Ebenso legen sie wenig Wert darauf, dass politische Arbeit in einer Partei Spaß machen kann, außer für eine bestimmte Gruppe von Menschen. So irren sie weiter ziellos umher in ihrem kleinen parteipolitischen Kosmos auf der Suche nach dem Sündenbock für ihre bisher eher bescheidenen politischen Meilensteine: die Anderen. Und Aaron König, der nach dem unbefriedigenden Wahlergebnis in NRW aus der Partei ausgetreten ist.

Nachfolgend eine kleine Zusammenschau von Menschen, die Ursachenforschung betreiben:

58 Kommentare zu „Piratenpartei: Post-Gender war gestern

  1. Ich meine es wäre auch aus feministischer Sicht noch ganz wünschenswert, dass genau eine solche Perspektive auch die anderen eklatanten Probleme in dieser Partei anspricht (siehe „Schon wieder: Antisemitismus bei den Piraten!“ bei isis welt). Denn nicht „nur“ bei gender, sondern ganz offensichtlich bei race und class gibt es Ressentiments und Positionen innerhalb der Piratenpartei, die nicht (ausreichend) thematisiert werden und die somit insbesondere Aufmerksamkeit aus einer feministischen Kritik bedürfen.

    Danke für die Linksammlung!

  2. Anscheinend sind alle etablierten Parteien so vorbildlich in Sachen Gender aufgestellt, dass sich sämtliche feministische Kritik auf eine 1,5%-Andere-Partei konzentrieren kann. Wenn das kein gutes Zeichen für die Parteienlandschaft in Deutschland ist.

  3. @Philipp

    Den Fokus von sich auf andere lenken, die angeblich nicht genug kritisiert werden, bringt in dieser Diskussion niemanden voran. Feministische Kritik richtet sich selbstverständlich auch an die anderen Parteien. Die machen zwar bei weitem nicht alles richtig, aber sie negieren dieses Thema nicht.

  4. Das ist eine ehrliche Frage und ich würde mir eine Antwort darauf wünschen:
    Findet ihr eure selektive Auswahl eigentlich fair?
    Ist es eure Idee von Solidarität unter Frauen (ich nehme an, diese hat für euch irgendeine Bedeutung), die überproportional in den Landesvorständen vertretenen Frauen (sowie natürlich all die sich pudelwohl fühlenden weiblichen Basispiraten) zu ignorieren? Wollt ihr nicht wenigstens mal eine von ihnen anrufen und fragen, wie sie dazu steht?
    Ich hab zwei Jahre als Frauen- und Gleichstellungsbeaufrage meiner Uni gearbeitet und bin für Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sensibilisiert. Die Piraten sind der offenste Raum, der mir je begegnet ist. Ich wünschte, man würde anerkennen, dass es eine Unverschämtheit gegenüber den zahlreichen Frauen der Piratenpartei ist, die Definition ihrer angebliche Stellung in der Piratenpartei genau 2 Einzelpersonen (Leena Simon und Piratenweib) zu überlassen.

    Entschuldigt meinen Ton, das ist ungewöhnlich für mich, aber ich bin einfach müde, frustriert und traurig gerade. :( Ich fühle mich, als würden wir gegen Windmühlen kämpfen.
    Ich (und unsere stellv. Vorsitzende) habe(n) in der Vergangenheit schon ausführlicher Stellung dazu bezogen:
    http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/wir-rekonstruieren-nicht/
    http://aggregat7.ath.cx/2010/03/10/zum-genderthema-in-der-piratenpartei

    Zum Thema inhaltliches: Ich und andere hatten (in einem hinsichtlich Geschlechtern, sexuellen Orientierungen, Beziehungsformen und Familiensituationen bunt gemischten Team – also wie immer bei den Piraten ;)) inhaltliche Anträge ausgearbeitet, die leider aus Zeitgründen nicht mehr bearbeitet wurden. In den Vorabmeinungsbildern hatten die allerdings deutliche Mehrheiten.
    Als Kapitel zusammengefasst lassen sie sich hier nachlesen: http://wiki.piratenpartei.de/Queerpolitik#Antr.C3.A4ge_Bundesparteitag
    Sie werden jetzt noch mal erweitert und verbessert und auf dem Programmparteitag, der noch dieses Jahr stattfinden wird, erneut eingereicht.

    Aber vielen Dank, dass ihr wieder jegliche Arbeit, die z.B. von den ganzen weiblichen Landesvorständen oder den inhaltlich engagierten weiblichen Piraten gemacht wird, diskreditiert, indem ihr sie nirgends zu Wort kommen lasst und einfach einen Zirkel bestehend aus Leena, Piratenweib und euch außenstehenden gegenseitig zitiert. Manchmal habe ich das Gefühl, es gibt einfach zwei Piratenparteien in Deutschland – in der einen bin ich Mitglied, die andere ist die, über die da geschrieben wird, die ich aber noch nie gesehen habe…

  5. Sehr einseitige Auswahl auf Beiträge, die sich nur auf die wenigen lauten Trolle der Partei beziehen.

    Das macht die echte Arbeit zu dem Thema fast unmöglich. Die jetzt schon falsche Außenwirkung wird vertieft und verstärkt und schadet der Debatte, der Piratenpartei, den Frauen in der Politik und am Ende damit der gesamten Politik in Deutschland.

    Nehmt mal die Scheuklappen ab und nehmt den Dialog auf, dann werdet ihr erstaunt sein, was unter der Trollschicht existiert. Biete jedem wirklich jedem interessierten Menschen diesen Dialog an. http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Sleeksorrow

    Ich erwarte aber schon, daß wieder nix kommen wird, weil das nicht in das Feindbild passen würde.

  6. @arte povera

    vielen Dank für die ergänzenden Links und die Kritik. Gut, dass ihr hierzu fleißig Anträge erarbeitet. Wir sind gespannt, was da demnächst aus der Piratenecke kommt.

    Mir stoßen einige Sachen merkwürdig auf. Ich zitiere dich:

    Findet ihr eure selektive Auswahl eigentlich fair?

    Ja. Denn die zitierten Personen sind keine auserkorenen Gegner der Piratenpartei, im Gegenteil.

    Ist es eure Idee von Solidarität unter Frauen (ich nehme an, diese hat für euch irgendeine Bedeutung)

    Ich verstehe nicht, was diese zugeschriebene Solidarität soll. Feministische Ideen haben nicht per se etwas mit Solidarisierungsprozessen zu tun, sondern auch mit konstruktiver Kritik an herrschenden Geschlechterverhältnissen.

    überproportional in den Landesvorständen vertretenen Frauen

    Naja, so ganz überproportional ist das nicht: http://antjeschrupp.com/2010/05/18/gefuhlte-und-reale-frauen/

    Wollt ihr nicht wenigstens mal eine von ihnen anrufen und fragen, wie sie dazu steht?

    Einige Meinungen von weiblichen Piraten sind bekannt: Es gibt Frauen in der Piratenpartei, die sehen keine Diskriminierung und wiederum andere sehen sie. Und das sind nicht nur Leena und Piratenweib. Auch die Piratinnen aus Berlin sind nicht stellvertretend für eine ganze Partei.

    Aber vielen Dank, dass ihr wieder jegliche Arbeit, die z.B. von den ganzen weiblichen Landesvorständen oder den inhaltlich engagierten weiblichen Piraten gemacht wird, diskreditiert, indem ihr sie nirgends zu Wort kommen lasst

    Wir diskreditieren nicht die Arbeit, die hinsichtlich dieser Debatte konstruktiv passiert. Das macht auch sonst niemand, soweit ich Blogs verfolgt habe. Kritik gibt es hauptsächlich am Unwillen eine Geschlechterdebatte zu führen und Geschlecht gerade an den Stellen zu negieren, wo es am eklatantesten in Form von Sexismus zum Tragen kommt. Das hat nichts mit Geschlechtersensibilität oder Post-Gender zu tun. Das ist schlichte Realitätsverweigerung.

  7. @sleeksorrow

    Ist es möglich, dass du dich beim Kommentieren an die Nettiquette hältst? Vielen Dank. Pauschalisierungen und Skandalisierungen à la das schadet der gesamtdeutschen Politik haben mit konstruktiver Diskussion, die du trotzig forderst, im übrigen wenig zu tun.

  8. „Ja. Denn die zitierten Personen sind keine auserkorenen Gegner der Piratenpartei, im Gegenteil.“

    Das stimmt sicher, aber deren Quellmaterial ist einfach schlecht, denn sie beziehen sich nur auf eine trollige Minderheit der Piratenpartei, die man gut hören kann. Die offensichtlichste oder lauteste Quelle ist halt nicht immer die korrekteste.

    Falsche Quelle – falsches Ergebnis.

    Dieses falsche Bild ist für mich sehr verständlich und nachvollziehbar, eben, weil die falschen Quellen so laut sind, aber ich denke, gerade Menschen wie ihr hier hättet doch das meiste Interesse, nachzusehen, ob darunter nicht noch mehr ist, denn wenn dem so wäre, würde es Frauen in der Politik helfen. Das nennt sich Recherche und wenn ihr Euch von dem sog. „Qualitätsjournalismus“ abheben wollt, solltet ihr die anderen Stimmen auch mal suchen und anhören.

  9. Tut mir leid, mir war nicht bewußt, gegen die Netiquette verstoßen zu haben. Das war kein Trotz, ich bin nun mal der Überzeugung, wenn eine Piratenpartei wegen so einem falschen Aussenbild, das überall gepflegt wird, scheitert, dann ist das ein Verlust für die politische Landschaft in Deutschland.

    Wenn überall propagiert wird, die Piraten hätten Unwillen, sich damit zu befassen, dann diskreditiert das die harte Arbeit, die die Piraten, die sich damit befassen, gegen alle Windmühlen bereits leisten. Das tut sehr weh.

  10. @sleeksorrow

    Mhh. Also besteht seit gut einem dreiviertel Jahr ein falsches Außenbild einer Partei, wo sich Popp und Seipenbusch selbst dazu mit „Brauchen wir nicht“ geäußert haben? Seit wann sind „die wenigen Trolle“ innerhalb der Partei nicht auch stellvertretend für die Partei? Ich gehe davon aus, dass es sich hier nicht um Einzelmeinungen handelt. So viele Mitglieder haben die Piraten nun auch wieder nicht, als dass ich von wenigen Störern ausgehe. Darüber frage ich mich, warum solche Leute in einer demokratischen Partei, die angeblich „der offenste Raum überhaupt“ ist, geduldet werden.

    Sexistisches Quellenmaterial ist also neuerdings „schlecht“ und „falsch“. Frage mich gerade, wer es sich hier zu einfach macht.

    Zudem sind nicht andere, sondern die PP selbst für ihre Verhandlung mit Frauenpolitiken verantwortlich. Die Argumentation, dann helft uns doch, tut doch was dafür, halte ich nicht für angebracht. Wer keine Anreize schafft und Kritik einfach so beiseite schiebt, schafft keine Grundlage für einen konstruktiven Dialog. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich da irgendwer helfen lassen will.

  11. Liebe Piraten, männliche wie weibliche,

    dass dieser Parteitag dieses Bild nach außen getragen hat, den Schuh müsst ihr euch schon selber anziehen. Nicht eure Kritiker_innen sind schuld daran, wie ihr wahr genommen werdet, sondern ihr seid es selber! Letztendlich habt ihr mit diesem Parteitag für mich ganz persönlich übrigens nur die Eindrücke bestätigt, die ich durch zig Piratendiskussionen hier im Blog und auch durch das Verfolgen von Diskussionen andernorts eh schon hatte. Schade, ich hätte mich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen. Es fällt wirklich mehr als schwer, die Mär von der „trollenden Minderheit“ zu glauben.

    Ich muss auch ehrlich sagen, dass mir diese beleidigte Attitüde echt immer mehr gegen den Strich geht. Sorry, investiert eure Energie doch mal dafür, on- wie offline in den eigenen Reihen für Ordnung zu sorgen (wenn die Trolle wirklich in der Minderheit sind, sollte man die doch eigentlich in den Griff bekommen, oder?) und fallt nicht dauernd über die bösen anderen her, die angeblich ach so selektiv und tendeziös über euch berichten. [/persönliche Meinung]

  12. Ich bin dieser Überzeugung, daß dem so ist, ganz ehrlich. Eine Kombination vieler schlimmer Faktoren, die diese Piraten selbst zu verantworten haben, ganz klar.

    Kombinationen sind:
    – Eine Initiativzündung der Debatte, die leider nach hinten los ging. Danach Grabenkämpfe zwischen immer den selben 20-30 Personen mit Provokationen und Sexismus. Ergebnis: Alle Beteiligten sind für das Thema verbrannt. Folge: Die völlig indiskutable unsachliche Kritik an der Person Lena Simon am BPT. Diese Kritik ist keine Ablehnung der Debatte, sondern eine Ablehnung dieser speziellen von Simon initiierten Debatte und in der Folge die Ablehnung ihrer Person. Nicht ihres Geschlechts. Männliche Piraten, die Themen falsch angepackt haben, haben genau das gleiche durchgemacht, siehe Stefan „Aaron“ König. Das ist also eindeutig themen-/historienbezogen, nicht geschlechterbezogen. Dennoch natürlcih falsch, das ist keine Frage!

    – Die Aussage „brauchen wir nicht“. Das ist ein scheußlicher Satz für den dahinter stehenden richtigen Gedanken. In meiner Auffassung meint das: Wir haben momentan keine bekannte Diskriminierung in der Partei. Die berüchtigte geschlossene Mailingliste für schutzbedürftige Frauen wurde eingerichtet und laut Angaben einer Teilnehmerin dort nie wirklich benutzt. Die Mailingliste ist mehr oder weniger tot, es gab keinen einzigen Fall, daß eine Piratin sich dort gemeldet hätte, daß sie ein Problem hätte, diskriminiert hätte, nicht für voll genommen wird oder sonstiges. Das heißt, wir haben keine Diskriminierung.

    – Wir haben wenige Frauen in der Partei und noch weniger von denen will überhaupt kandidieren. Daß wir doch immer wieder an verschiedensten Orten Frauen in Vorständen haben, zeigt doch, daß die, die wirklich kandidieren wollen, überproportional (zu ihrer Anzahl) gewählt werden. Wir haben einfach nicht genug Kandidatinnen, damit das auch im Aussenbild signifikant wird.

    – Wir haben allerdings ein Problem, das aber kein echtes Problem ist, sondern eine Aufgabe. Daher denken die wenigsten daran, wenn es „Problem“ heißt. Die Aufgabe ist, die Partei für Frauen attraktiver zu machen, Strukturen zu schaffen, die Frauen anzieht. Und wir müssen, die Mechanismen, die bisher Diskriminierung ggü jeglichen Individuen verhindert haben, in Stein meißeln, ein Positionspapier erstellen, das festschreibt, was die Piraten jetzt schon dagegen tun und die Verpflichtung, es weiterhin zu tun und zu verbessern, sobald eine Schwachstelle bekannt wird.

    Und hier ist das Problem mit der Kritik, die seit so vielen Monaten durch das Netz schwappt: Wir, die wir das erreichen wollen, kämpfen ununterbrochen gegen dieses falsche Aussenbild und das reibt uns auf :( Und es macht unsere Arbeit unmöglich, denn wenn wir herausfinden wollen, welche Strukturen wir brauchen, um für frauen attraktiver zu sein, dann brauchen wir die Meinung dieser Frauen! Und die einseitige Kritik verhindert, daß diese Frauen mit uns in Kontakt treten wollen.

    Solche Artikel wie Eurer und die verlinkten treiben die Spirale an, gegen die wir ankämpfen. Wir bräuchteneigentlich so dringend die Hilfe von Menschen wie Euch, anstatt daß wir uns gegen Euch verteidigen müssen.

  13. Kurz noch zu den Trollen: Wir können sie nicht einfach „in den Griff kriegen“. Wir dürfen das auch nicht. Das sind freiheitliche Meinungen von einzelnen Individuen, die sind durch die Meinungsfreiheit geschützt. Egal ob deren Meinung wirklich schlimm ist oder ein durch Polemik verursachtes Missverständnis, diese Menschen müssen diese Meinung kund tun können und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, daß diese Menschen diese mir abscheuliche Meinung äußern können.

    Wir müssen dagegen ankommen, indem wir das schaffen, woran wir im Hintergrund arbeiten. Nur so können Außenstehende sehen, daß diese Meinungen nicht die Mehrheitsmeinung der Partei darstellt.

    Und dazu brauchen wir dringend Unterstützung vor allem von Außen, denn wie man sieht können uns die Frauen innen nicht helfen, denn die überwiegende Mehrheit der vorhandenen Frauen scheint zufrieden zu sein, die anderen können irgendwie das Problem nicht genau definieren und allgemein sind es zu wenige, die existieren. Wir brauchen den Input von außen.

  14. @sleeksorrow

    Noch so ein ausgelutschtes Argument: Meinungsfreiheit. Es geht doch nicht um die Beschneidung der Meinungsfreiheit. Die ist doch erlaubt, solange nicht strafrechtlich-relevantes gesagt wird. War bei den Piraten allerdings nicht überall der Fall. Konsequent wurde dem auch nicht nachgegangen. Ich frage mich weiter, warum ein Roland Koch mit seinen Äußerungen in der SPD sofort aus der Partei fliegen würde, während solche Meinungen und Ansichten in der PP auf fruchtbaren Boden fallen. Ein Klima zu schaffen, wo sich alle angesprochen und wohl fühlen, hat nichts mit Beschneidung der Meinungsfreiheit zu tun.

    Input von außen: Der kommt ja permanent. Angenommen wird er nicht. Dann bitte im Nachhinein aber auch nicht beschweren. Und die meisten Mitglieder der PP sind ja an sich auch keine Trottel, die nicht fähig wären, ein Buch in die Hand zu nehmen oder Expert_innen um Rat zu fragen. Die gibt es zuhauf. Es macht aber einen Unterschied, ob ich von mir aus Veränderungspotenzial sehe, kritikfähig bin und lernen will oder ich „die Anderen“ auffordere, mir etwas beizubringen, ohne mich selbst auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

    Edit: zu deinem anderen Post hat Anna bereits alles gesagt.

  15. Ich habe mir auch viel von den scheußlichen Diskussionen angetan, aber ich habe nirgendwo strafrechtlich relevante Aussagen bemerkt. Das kann mein Fehler gewesen sein, kannst Du mir da was nennen? Sowas darf natürlich nicht geduldet werden und dagegen kann man angehen.

    Was aus der Partei fliegen angeht: Das passiert bei keiner SDP und keiner CDU und sonstwo. Da werden eindeutig rassistische Meinungen kundgetan und das schlimmste, was denen passiert, ist, daß sie den Posten räumen müssen, lang nicht die Partei.

    Es kommt viel Input von außen, aber der ist, soweit ich ihn gelesen habe, nicht konstruktiv. Ich höre nur „Ihr habt ein RIESENPROBLEM“, „Ihr seid unwählbar“, „Fragt Euch doch mal selbst“ usw usf. Das konstruktivste war: „Euch fehlen attraktivere Strukturen“. Aber ich habe niemals lesen können: „Ich hätte z.B. gerne, daß diese oder jene Struktur geändert wird“ oder „Dieser Satzungspunkt schreckt mich ab“ (Ausnahme, diese Diskussion über „Alle heißen Piraten“. Ob das wirklch schon das Problem sein soll? Glaub ich fast nicht…).

    Alles was ich gehört habe war die legitime Aussage, daß wir bei diesem Aussenbild nicht attraktiv für jemanden sind. Das glaube ich, aber damit kommen wir in den Teufelskreis, daß uns niemand sagt, was wir tun könnten, um besser zu werden, bevor wir nicht besser werden.

  16. @sleeksorrow

    Kein Mann keiner Partei (außer bei den PP) dürfte sich in der Öffentlichkeit als Frauenhasser outen, der meint, dass diese Emanzen ordentlich durchgefickt gehören (das ist strafrechtlich relevant). Ein Sarrazin hat für seinen rassistischen Bockmist ein Parteiausschlussverfahren am Hals, die Partei hat sich komplett gegen ihn gestellt. DAS nenne ich Konsequenzen und nicht: „Das waren nur Trolle.“

    zum Rest: Entschuldige, aber langsam ist es mir etwas zu mühselig, auf alle deine Widersprüche immer dasselbe zu schreiben.

  17. Ich wußte bisher nichts von solchen Aussagen. Ich bin kein Jurist, aber wenn das womöglich strafrechtlich relevant ist, dann bin ich dafür, sowas zu ahnden und helfe dabei nach all meinen Kräften.

    Ich bin selbst sehr am Ende meiner Kräfte. Ich zähle mich zu denen, die wa ändern wollen, die das korrigieren wollen, was falsch zu laufen scheint. Ich will lernen, ich will den Dialog und ich will dann meine Energie darauf verwenden, das zu korrigieren. Ich weiß jetzt noch nicht, was haargenau getan werden muß und wie man es am besten macht, aber das ist ja mein Ziel, das will ich herausfinden!

    Ich verstehe nicht, warum ihr die bekämpft, die Euch zuhören wollen, die Eure Interessen in die Partei einbringen wollen.

    Wenn das stimmt, was Du über die vergangene Diskussion schreibst, dann ist das schrecklich, aber ändert das was an meinem Ziel? Nein, das macht mein Ziel umso wichtiger! Darum die Frage: Wollt ihr den Dialog? Wollt ihr die Experten sein, die uns was beibringen, die es schaffen, es so in Worte zu fassen, daß wir es verstehen, womit wir arbeiten können? Ich biete diesen Dialog an!

    Oder ist das, was passiert ist, schon so schlimm, daß ihr gar nicht mehr wollt, daß wir das korrigieren? Wollt ihr uns nur noch sterben sehen, und mit uns die anderen Themen, die wir in die deutsche Politik bisher gebracht haben? Auch das ist eine legitime Meinung, aber dann weiß ich wenigstens, woran ich bin und ihr müsst dann die logischerweise ermüdende, weil zwecklose Diskussion nicht mehr führen.

  18. Die Frage ist doch nicht, ob „wir“ wollen (wer oder was diese Solidaritätserzwingung sein soll, weiß ich allerdings auch nicht), sondern ob die Piratenpartei einen Wandel möchte.

  19. Davon bin ich selbst zwar überzeugt, sicher sein kann ich jedoch nur, wenn ich mein Ziel erreicht habe, herausgefunden habe, was getan werden muß, und dann die Parteibasis mehrheitlich sagt, ob sie das so wollen und dann wird es an einem Parteitag beschlossen. Mein Ziel ist es, das sogar schon bis zum Programmparteitag zu schaffen.

    Wenn dort dann die Mehrheit beschließt, daß das weder so, noch mit leichten Änderungen, sondern gar nicht annehmbar ist, dann bin ich der erste, der sagt, daß ihr Recht hattet. Aber vor diesem Beweis will ich weder aufgeben, noch den Glauben verlieren. Mein Glauben daran ist stark genug, daß ich mich hier voll reinhängen möchte. Und soweit ich weiß, auch noch einige andere Piraten, darunter auch welche, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen und in dem Bereich aktiv waren.

  20. @Nadine

    Danke für deine Antwort :)

    „Ich verstehe nicht, was diese zugeschriebene Solidarität soll. Feministische Ideen haben nicht per se etwas mit Solidarisierungsprozessen zu tun, sondern auch mit konstruktiver Kritik an herrschenden Geschlechterverhältnissen.“

    Ich weiß, ich habe tatsächlich sogar viel zu Feminismus gearbeitet. Ich erinnerte mich bloß, dass eine Vertreterin der Mädchenmannschaft bei einer Veranstaltung der Böllstiftung zu Frauen im Netz, auf der ich war, erzählt hatte, das sei euch wichtig.

    „Naja, so ganz überproportional ist das nicht: http://antjeschrupp.com/2010/05/18/gefuhlte-und-reale-frauen
    die Zahl 28% bezog sich wohl auf die Vorsitzenden und stell. Vorsitzenden der LVs, da kommt man auf diese Zahl.
    Und das ist schon überproportional, denn wir haben – gefühlt, wir haben dazu keine Zahlen, da wir das Merkmal Geschlecht nicht erheben – weniger als 28% Frauen unter den Gesamtmitgliedern. D.h. wir haben anteilig mehr Vorsitzende und stellv. Vorsitzende Frauen als „Gesamtfrauen“.

    „Einige Meinungen von weiblichen Piraten sind bekannt: Es gibt Frauen in der Piratenpartei, die sehen keine Diskriminierung und wiederum andere sehen sie. Und das sind nicht nur Leena und Piratenweib.“
    Okay, mir sind tatsächlich bisher keine anderen als diese zwei bekannt gewesen – und ich hab die „gesucht“ und bin auch auf der internen ML der Piratinnen angemeldet. Aber wenn ihr sie kennt, würde ich mich freuen, wenn ihr mir einen Kontakt zu ihnen vermitteln könntet.
    Ich würde mich gern gegen jegliche Diskriminierung von Frauen in der Piratenpartei einsetzen, leider kenne ich niemanden, der mir sagt, wo diese stattfindet. Leena berichtet, sie sei angeflirtet worden, aber sonst ist mir einfach nichts bekannt.
    Ich würde gerne konstruktiv etwas dafür tun, Missstände zu beseitigen, aber dafür muss mir jemand die Missstände nennen. Wenn ihr jemanden kennt, der das tun kann, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr ihn zu mir schickt. Danke!

    „Kritik gibt es hauptsächlich am Unwillen eine Geschlechterdebatte zu führen und Geschlecht gerade an den Stellen zu negieren, wo es am eklatantesten in Form von Sexismus zum Tragen kommt. Das hat nichts mit Geschlechtersensibilität oder Post-Gender zu tun. Das ist schlichte Realitätsverweigerung.“
    M.E. gibt es keinen Unwillen, eine Geschlechterdebatte zu führen. Wir führen die, dazu passiert einiges (siehe Links, die ich gepostet hatte).
    Das Zitat von Seipenbusch, das du genannt hattest („das brauchen wir nicht“) hat er nie gesagt. Das war ein Fehlzitat, was später von der taz korrigiert wurde. Von Andi kenn ich sowas auch nicht.

    Wir wollen eine „Genderdebatte“ führen und wir führen sie auch schon, seit Monaten. Ja, wir können dabei Hilfe gebrauchen von Profis wie euch, die sich mit den verwandten Fragen schon lange auseinandersetzen. Wenn ihr konkrete Vorschläge habt, nehme ich die gern entgegen.

  21. @ arte povera: Ein Missstand wäre das offizielle Piratenforum, in dem keine ungestörte Arbeit an frauenspezifischen Themen möglich ist. Ich habe z.B. Leenas Mailingliste als Versuch verstanden, eine solche Arbeitsgrundlage zu schaffen. Ein weiterer Punkt wäre die Vermutung, dass sich Frauen außerhalb der Partei von deren androzentristischen Ausrichtung abgeschreckt fühlen und als Mitglieder und Wählerinnen verlustig gehen (ich kenne übrigens auch mehrere Männer, die die Piraten aus diesem Grund nicht wählen). Ein dritter Punkt wäre die Kommunikationskultur innerhalb der Partei (könnte bisweilen auch Mobbing genannt werden), mit der Frauen unter Umständen stärker zu kämpfen haben als Männer. Ein vierter Punkt wäre, dass eine Selbstverständlichkeit wie die Verwendung von weiblichen nomina agentis überhaupt diskutiert werden muss.

    Diese Sachen reichen für mich persönlich voll und ganz aus, um mich dann doch lieber gewerkschaftlich zu engagieren, wo ich mich Genossin nennen kann, ohne dass mich auch nur irgendeine_r schief anguckt.

    Allgemeine Anmerkung am Rande: Irgendeine_r hat hier angesprochen, dass es nicht um Leenas Geschlecht ginge, sondern darum, dass sie das Thema falsch angepackt habe. Ähnlich sei es bei Aaron König. Ich glaube, dass die Mehrheit der Piratinnen und Piraten feministische bzw. geschlechterdemokratische Themen schlicht und einfach ablehnt. Sie will sie nicht auf der Agenda haben. Zudem ist es ein qualitativer Unterschied, ob eine_r fordert, den Iran zu bombardieren oder einfach nur ein Frauennetzwerk einrichten will.

  22. Mir fällt es halt ein wenig schwer, nachzuvollziehen, warum ein Mitwirken in der Piratenpartei so schwierig sein soll. Stammtische sind ja in Kneipen in der Öffentlichkeit, da müsstet ihr nur mal vorbeischauen, es ist sehr unverbindlich (ihr müsst euch nichtmal zu erkennen geben). Ich denke, ihr wäret überrascht, wie schnell man mit drin ist.

    Ich sag es ganz deutlich: Wir werden in Zukunft mehr Frauen brauchen, einfach, weil diese einen großen Teil der Netzkultur ausmachen. Ironischerweise ist Lena so schlecht bei der Partei angekommen, weil sie die typisch „patriarchalischen“ Haudraufmethoden, die sich dem Basisdemokratischen Prozess der Piraten entziehen, angewandt hat. Daran ist auch schon ein Aron König gescheitert.

    So. Und da ihr ja leider nicht von eurer Seite zu uns kommen wollt, obwohl ihr scheinbar doch ein sehr hohes Interesse habt (sonst würdet ihr nicht soviel über eine uns schreiben, und nach den Aussagen hier seid ihr den Piraten nicht negativ eingestellt), müssen wir euch eben persönlich einladen. Jemand aus der Umgebung Mannheim/Heidelberg?

    http://wiki.piratenpartei.de/Stammtisch_Mannheim

    Gruß
    Christophe

  23. @Turbo: Vielen Dank für Deine Eindrücke! Das sind wichtige Punkte, die man gut diskutieren kann und versuchen kann, ob man diese Schwachstellen sinnvoll und allgemeinverträglich ausmerzen kann. Das ist das, was ich schon sehr lange suche.

    Die These, daß die Kritik an Lena themenbezogen wäre, kam in letzter Zeit vor allem von mir. Dabei meine ich aber nicht das Thema Genderpolitik selbst oder nur das Einführen einer geschlossenen Mailingliste, sondern das Ergebnis des sehr schlimmen Grabenkampfes. Ich vertrete die These, daß Lena damit die Galeonsfigur eines total verfahrenen Zweiges der Genderdebatte ist, der schlecht angefangen und dann richtig schlimm geworden ist. Auf jeder Seite. Viele, die sich damit beschäftigt hatten, haben diese Verbindung tief im Kopf verankert. Und gerade diese aktiven sind dann auch stark auf Parteitagen vertreten… Das war ein dunkles Kapitel mit fehlender Einfühlsamkeit, falscher Kommunikation, Sexismus, Trollen, Machos, parteifremden Elementen, die das nutzen wollten, um uns zu zerstören und auch vielen Missverständnissen.

    Ich gebe Dir Recht, daß viele nicht darüber reden wollen, ich sehe die Gründe darin, daß das Thema sehr schwierig und emotionsgeladen ist. Viele Menschen, die schon lange gegen Sexismus und Diskriminierung kämpfen, sehen das als einen Kampf gegen Feinde überall. Auch die Ignoranz ist ein Feind, wenn auch ein passiver. Wenn man sich hier engagiert, auch um was zu verändern, trifft man auf eine Mauer der Ablehnung, was mich extrem überrascht hat. Ich verstehe, wenn viele sich verkriechen wollen und hoffen, daß ein anderer das hinbekommt.

    Das ist aber das Gute darin: Die „Ignoranten“ sind keine Gegner. Die ziehen meiner Meinung nach mit, wenn jemand es geschafft hat, eine Lösung zu finden, mit der alle Seiten glücklich sein können. Das ist eine unglaublich schwere Aufgabe, aber ich bin gewillt, mich daran zu versuchen.

    Ich glaube fest daran, daß wir das Thema sachlich und produktiv auf die Agenda bringen können, wenn wir jedem den Platz für sein Ego und seinen Stolz lassen. Es soll niemand Federn lassen müssen, aber wir müssen uns alle in der Mitte treffen. Wenn wir das geschafft haben, und es mit der Lösung bis zu einem Beschluß auf dem Parteitag hinkriegen, hoffe ich, daß wir damit Boden schaffen können, auf dem sich Menschen wie Du sich ein paar Schritte machen trauen, um zu sehen, ob das mit den Piraten für Dich nicht doch klappen könnte.

    Und wir müssen Plattformen dafür finden. In Foren und im Wiki sammeln sich leider oft Menschen mit sehr vorgefestigter Meinung, die im Vergleich zum Durchschnittsmitglied extrem mitteilungsbedürftig sind und immer wieder laut zu hören sind. Das sind keine Plattformen für Basisdemokratie, nur für Diskussion ohne Grenzen. Und da gehen zu vielen Menschen die Pferde durch…

    Ich bin sehr gespannt, ob Liquid Feedback hierzu nicht eine gute Möglichkeit ist. Das werde ich dafür definitiv sehr genau untersuchen. Noch fehlen mir hier die Hintergründe und Funktionsweisen des Tools

  24. Christophe, Nadine hat das oben schonmal angedeutet:
    Warum genau sollte ich denn bitte bei den Piraten mitarbeiten wollen? Wir schreiben über (und kritisieren) hier immer wieder Parteien, komischerweise kommen die Anhänger_innen der anderen Parteien dann nicht an mit „na, dann tretet doch ein und macht es besser“.

    Diese Selbstwahrnehmung der Piraten, dass sie _die_ Partei für alle irgendwie netzaffinen Menschen sind, ist einfach mal falsch. Auch völlig abgesehen von dem „Genderdings“ sind die Piraten, obwohl ich einige ihrer Forderungen durchaus stütze, keine Partei, die mich reizt. Weder, sie zu wählen, noch, mich in ihr zu engagieren.

    Und wie jede Partei, die erwartet, dass man sie als eine solche Ernst nimmt, müssen auch die Piraten lernen, Kritik zu ertragen. Und das bitte ohne ein beleidigtes „selber doof“ oder die „dann kommt doch zum Stammtisch und macht es besser“ Replik.

    Es ist nicht meine Aufgabe, es besser zu machen. Ich bin keine Piratin und will auch keine sein.

  25. Ich weiß zwar nicht, womit ich mir die Ehrentitulierung „Troll“ verdient haben soll, aber dennoch empfinde ich diese Bezeichnung als das was sie ist: abwertend und diskriminierend.

    Wenn ich eine ausgewiesene Gegnerin der Piratenpartei wären, hätte ich wohl kaum einen Mitgliedsantrag ausgefüllt. Ganz im Gegenteil, ich gehöre sogar zu den Pirat_innen, die ihren Mitgliedsbeitrag bezahlt haben. Und ich interessiere mich sehr für die Weiterentwicklung der Partei. Ich bin vor einem Dreivierteljahr Mitglied geworden, weil mich die – vermeintlich – basisdemokratische Ausrichtung fasziniert hat. Und natürlich die vielfältige Aktiviät im Internet. Immerhin bin ich seit Anfang an im Internet aktiv. Auch schon vor „html“.

    Und ich habe mich auch nicht von den vielen „Trollen“ auf Mailinglisten und/oder im Piratenforum abschrecken lassen. Allerdings kenne ich inzwischen sehr viele Frauen und auch Männer, die sich bei mir persönlich dahingehend geäußert haben, dass die Außendarstellung der Partei und die mangelnde Auseinandersetzung mit wichtigen Themen bei ihnen dazu geführt hat, der Partei nicht beizutreten und/oder sie nicht zu wählen. Diese Menschen sind nicht ganz so widerstandsfähig gegen Angriffe übelster Sorte, wie ich es mir zugute halte, und daher setzen sie sich dem von vornherein nicht aus. Das kann ich sehr gut verstehen. Aber es ist definitiv ein großer Verlust für die Partei, wenn engagierte Menschen sich bei uns ganz speziell eben nicht engagieren wollen, weil sie es für aussichtslos halten.

    Übrigens ist die „Genderdebatte“ ja nicht erst mit Leenas Gründung der Piratinnengruppe oder der Frauen ML entstanden. Diese Diskussion flammt immer wieder auf und wird es auch immer wieder, solange es dort noch Frauen gibt, die überhaupt an der Partei – und an Gleichberechtigung – interessiert sind.

    Auch möchte ich folgendes mal ganz persönlich klarstellen: ich bin weder a) lieb noch b) nett noch c) unterdrückt oder gar d) schutz- oder hilfesuchend. Lieb und nett bin ich nur da, wo es passt. Das ist in einer politischen Auseinandersetzung nur sehr selten der Fall. Unterdrückt bin ich nicht – denn das lasse ich generell nicht zu (siehe lieb und nett). Wenn ich angegriffen werde, bin ich ganz ausgezeichnet in der Lage, mich verbal und auch anderweitig zu verteidigen. Wer die Kommentare auf meinem oder anderen Blogs verfolgt, der/die weiß das. :-) Und ich suche weder Schutz noch Hilfe. Männer, die mir zustimmen, sind in der Regel keine Ritter auf weißem Pferd. (Die damit auch noch diskriminiert werden.)

    Und jetzt bitte wieder zurück zur sachlichen Diskussion. Und damit spreche ich hier auch ganz explizit die Piraten/w an, die sich in der Diskussion bisher nicht gerade durch Sachlichkeit profiliert haben (ihr werdet´s schon wissen, wenn ihr gemeint seid).

  26. Ich fasse noch einmal kurz zusammen:

    Leena Simon, die vielleicht logistisch unbedarft, aber mit viel Engagement versucht hat, auf das Thema aufmerksam zu machen, wird als Sexistin und Patriarchin verunglimpft, ihre Vorwürfe als falsch dargestellt.

    Bis heute behaupten Piraten (ja auch Popp und Seipenbusch), dass eine Genderdebatte innerhalb der Partei nicht notwendig ist. Frauenpolitik übrigens auch nicht.

    Sexistische, antisemitische, rassistische und homophobe Anfeindungen und Praxen gegen Mitglieder_innen und Kritiker_innen werden als Trollversuche einiger weniger Piraten inszeniert. Ein Bemühen diese vermeintlich wenigen aus der Partei auszuschließen gibt es nicht, der Wunsch nach einem pluralistischen und toleranten Klima besteht ganz offenbar nicht.

    Unterdrückungsmechanismen und eigene Privilegien werden geleugnet.

    Post-Gender wird als Androzentrismus im neuen Gewand gefeiert.

    „Die Anderen sind schuld.“

    „Die Anderen müssen uns helfen.“

    „Es gibt ja Stammtische.“

    Eine Frauenbeteiligung von durchschnittlich 20-30%, die im bundesdeutschen Durchschnitt für historisch gewachsene „Männerorganisationen“ liegt (frei nach Schrupp ;) ) wird als „überproportional hoch“ deklariert. Nach Schätzungen beträgt der Frauengesamtanteil der Partei etwa 10%

    Erklärung für die geringe Frauenbeiteiligung: Stereotype und sexistische Vorstellungen von Frauen, die zusätzlich je nach Bedarf als „die Anderen“ stigmatisiert werden.

    Sorry, dass ich so polemisch werden muss, das entzieht sich alles jeglicher Diskussionsgrundlage.

  27. Das war doch nett gemeint von Christophe, Anna. Habe ich jedenfalls so verstanden. Da heißt es die ganze Zeit, es seien deswegen nur wenige Frauen bei den Piraten, weil sie sich nicht genug um Frauen bemühen würden („zu wenige Anreize für Frauen“, sagte Antje Schrupp, glaube ich). Und dann schreiben arte povera, sleeksorrow und Christophe hier ausnahmslos konstruktive und gastfreundliche Dinge rein und kriegen prompt dafür auch aufs Dach.

    „…müssen auch die Piraten lernen, Kritik zu ertragen. Und das bitte ohne ein beleidigtes ’selber doof’…“

    Also, ich finde, die drei hier postenden Piraten geben sich alle Mühe. Von beleidigt und „selber doof“ keine Spur, oder hab ich was überlesen?

  28. @Piratenweib: Zumindest ich habe Dich nicht in die Troll Schublade geworfen. Ich hatte da (hoffentlich ist das jetzt nicht böse?) eher Männer im Kopf bei dem Begriff und nur eine bestimmte Frau, die kein Mitglied der Piratenpartei ist.

    @Nadine: Es tut mir sehr leid, diese Worte von Dir zu hören, nach allem, was wir dargelegt, angeboten und versprochen haben. Du wischst alles, was möglicherweise positiv ist und Frauen in der Politik vorwärts bringen könnte, vom Tisch und propagierst alles Negative, was war, in einer extrem überspitzten Version und teils Punkte, die höchstwahrscheinlich nicht zutreffen. Ich habe mehrmals gehört, Seipenbusch und Popp haben solche Aussagen nie getroffen, das war eine Falschmeldung der taz? faz? ich weiß es nicht.

    Ich glaube, Dein Anspruch ist nicht, die Möglichkeiten von Frauen in der Piratenpartei zu verbessern, indem Du konstruktiv argumentierst, was Frauen dort helfen könnte, sondern nur, uns öffentlich zu diskreditieren, so daß wir dadurch dieses Ziel schwer oder garnicht erreichen können. Und das tut mir sehr leid, und zwar vor allem für politikinteressierte Frauen, denen ihr die Chancen nehmt, die wir vielleicht schaffen können.

    Und nein, beleidigt ist anders. Ich werde nicht im Gegenzug Euch diskreditieren und schlechtreden, ich werde aber auch nicht meinen Kampf aufgeben, die Piratenpartei für Frauen interessant zu machen und es in einen Ort zu verwandeln, an dem Frauen sich wohl fühlen können und uneingeschränkt politische Arbeit leisten können. Auch gegen Euren Widerstand hinweg.

  29. @sleeksorrow:

    Ja, du hast völlig recht. Ich sehe es wie Anna, ich habe keinen Anspruch die Piratenpartei zu verändern, da sie mich aus vielerlei Gründen nicht anspricht. Auf dieses bigotte Wundenlecken, das aber bitteschön andere machen sollen, habe ich erst recht keine Lust. Mir muss diese Partei also gar nichts anbieten, sondern denen, die potenziell interessiert sind. Nachdem viele vergrault wurden, viel Spaß damit.

    Zu Andi Popp: http://andipopp.wordpress.com/2010/03/02/alle-jahre-wieder-kommt-der-genderstreit/

    Come on, als ob mit meiner Meinung die Piratenpartei steht und fällt ;-) Und mir/der Mädchenmannschaft, also Feministinnen, zu unterstellen, wir würden der Partei absichtlich schaden wollen und eine geschlechtergerechte Politik verhindern…das finde ich ziemlich dreist.

  30. @ Nadine:

    „Leena Simon, die vielleicht logistisch unbedarft, aber mit viel Engagement versucht hat, auf das Thema aufmerksam zu machen, wird als Sexistin und Patriarchin verunglimpft, ihre Vorwürfe als falsch dargestellt.“

    Wer hat sie so genannt? Von uns war es jedenfalls keiner.

    Ich möchte dir gern einen Inneneinblick geben.
    Leena Simon ist in meinem Landesverband. Wir haben dort einen Frauenanteil von 44% im Vorstand. An diese Frauen hätte sich Leena mit ihren Anliegen wenden können, bevor sie über die Presse mit uns kommuniziert, leider geschah das nicht.
    Ich kenne Leena und wir wollten immer mal (gemeinsam mit anderen Piraten) zu Genderthemen bei den Piraten arbeiten. Dsbzgl. mailten wir, irgendwann kamen aber keine Mails mehr zurück. (Es gab vorher keinerlei Konflikt oder so, sie war wohl einfach nicht mehr interessiert an einer Genderarbeitgruppe.)
    Einmal regte Leena einen Frauenbeauftragte an. Wir setzen das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Landesvorstands. Leena erschien leider nicht, um ihren Antrag vorzubringen. Deshalb vertagten wir den Antrag auf den Tag, an dem sie ihn vortragen würde. Leena erschien aber nie, um ihn vorzutragen.
    Ich habe mich bei der Mailingliste der Piratinnen angemeldet, um dort zu erfahren, welche Probleme bestehen, und mich dann einzusetzen, damit sie behandelt werden. Es wurden aber keine Probleme erläutert. Die Mailingliste ist tot, es geschieht dort nichts. Diskriminierungserfahrungen wurden keine gepostet und auch keine Vorschläge erörtert, die umzusetzen ich mich hätte einsetzen können.

    „Bis heute behaupten Piraten (ja auch Popp und Seipenbusch), dass eine Genderdebatte innerhalb der Partei nicht notwendig ist. Frauenpolitik übrigens auch nicht.“
    Kannst du mir dazu eine Quelle geben?
    Die taz-Quelle, die du evtl. meinst, ist ein Fehlzitat und wurde korrigiert.

    Ich möchte dich und deine Kolleginnen gerne einladen, dich mit uns einmal zu treffen zu einem runden Tisch. Tatsächlich bestehen ja sogar so einige Arbeitsgruppen innerhalb der Partei, die sich mit Genderthemen beschäftigen, die werden nur gern übersehen. Wir haben ihnen aktuell eine „Task Force“ an die Seite gestellt, die sich u.a. konkret mit der Analyse des Stands der Dinge (gibt es falsches Handeln gegenüber irgendeiner Gruppe, z.B. Frauen? Wenn ja, wo? Wenn ja, was können wir tun?) auseinandersetzen wird und ihre Ergebnisse bis zum kommenden Parteitag vorauss. im Herbst vorstellen kann.

    Eine etwas offiziellere ;) Einladung geht euch noch einmal gesondert zu, ich wollte das hier schon mal erwähnt haben, da scheinbar in der Öffentlichkeit der Eindruck wächst, wir würden uns mit dem Thema nicht beschäftigen, weil wir es nicht öffentlich genug tun.

    Herzliche Grüße,
    Lena

  31. Den Ansatz, dass Kritiker_innen der PP in dieser engagieren sollen, verstehe ich nicht. Das wurde hier schon mehrfach thematisiert. Die PP ist keine Bewegung sondern eine Partei mit einem Programm, welches ich gut finden kann, dann wähle ich sie und trete ihr vielleicht bei. Oder ich finde es schlecht, dann wähle ich sie nicht, trete ihr aber gewiss nicht bei, um sie zu verändern. Ich trete ja auch nicht der CDU bei, weil ich die Politik der Bundesregierung für kritikwürdig halte.

    Ihr, die Piraten/w/m müsst es lernen, Kritik entweder konstruktiv in Eure Parteiarbeit einzubinden oder sie zu ignorieren. Dabei werdet ihr keine Hilfe von Aussen erhalten – warum auch? Die PP ist nicht der Nabel der Welt.

    Vielleicht wäre es für die PP eine Hilfe, sich die Geschichte des Projektes „Die Grünen“ anzuschauen. Meiner Meinung nach ein schönes Beispiel für das Scheitern des Ganges durch die Instutionen. Für mich war, ist und bleibt Parteienpolitik patrichal strukturiert und bietet keinen Ansatz zu wirklicher Veränderung. Der Fehler liegt im System!

  32. Es liegt doch in der Verantwortung der Partei und deren Mitglieder, politische Positionen zu möglichst allen relevanten gesellschaftlichen Bereichen zu erarbeiten, die sie dann für möglichst viele Menschen wählbar machen. Das ist sicherlich ein schwieriger Prozess, bei dem auch Input von außen hilfreich ist. Aber dieser Input kommt ja: Kritik nach dem Muster „nicht wählbar, solange nicht x und y erfüllt sind“ ist konstruktive Kritik, wenn auch negativ formuliert.

    Einfach zu sagen: „Na, dann tretet doch ein, wenn ihr so viel zu kritisieren habt“, ist m. E. nichts weiter als der Versuch, sich der Verantwortung für die eigenen politischen Positionen zu entziehen.

  33. @ Turbo

    Ganz herzlichen Dank für deinen konstruktiven und konkreten Beitrag!

    „Ein Missstand wäre das offizielle Piratenforum, in dem keine ungestörte Arbeit an frauenspezifischen Themen möglich ist.“
    Da ist generell keine ungestörte Arbeit möglich :(. Das ist echt ein Problem, du hast völlig Recht. Das Forum war ein Versuch, offen mit allen zusammenzuarbeiten, also nicht nur mit Piraten, sondern mit jedem, der im Internet etwas beitragen möchte. Das hat aber dazu geführt, dass es zur Höhle für diejenigen geworden ist, die eben nichts beitragen sondern sich nur danebenbenehmen, während die meisten „echten“ aktiven Piraten ihre Arbeit einfach in den Mailinglisten machen und sich gar nicht mehr ins Forum trauen.
    Es abzuschalten würde aber leider bedeuten, dass nicht mehr so leicht von außen mitgearbeitet werden kann.
    Vielen Dank für deinen Hinweis, wir haben den Punkt auf der To Do Liste.

    „Ich habe z.B. Leenas Mailingliste als Versuch verstanden, eine solche Arbeitsgrundlage zu schaffen.“
    Das war sie vermutlich auch. Aber es gab solche Arbeitsgrundlagen bereits (u.a. mehrere AGs zu Genderthemen, an die sie sich aber nie gewandt hat, bevor sie die Liste eröffnet hat). Und auf der ML passiert leider nichts, dort wir auch nicht gearbeitet, sondern geschwiegen. :/

    „Ein weiterer Punkt wäre die Vermutung, dass sich Frauen außerhalb der Partei von deren androzentristischen Ausrichtung abgeschreckt fühlen (…)“
    Kannst du mir helfen zu verstehen, wie der Eindruck erweckt wird, wir hätten eine androzentrische Ausrichtung? Meiner ist nämlich, dass diese, äh, es gibt kein gutes Wort, individuumszentriert ist.

    „Ein dritter Punkt wäre die Kommunikationskultur innerhalb der Partei (könnte bisweilen auch Mobbing genannt werden), mit der Frauen unter Umständen stärker zu kämpfen haben als Männer.“
    Das ist ein sehr guter Punkt. Wir befinden uns da in einem schwierigen Spannungsfeld zwischen dem Anspruch des „jeder darf sprechen, freie Meinungsäußerung, keine Hierarchien (also auch niemand, der für Ordnung sorgen kann)“ und dem „Raum schaffen, in dem sich jeder zu äußern wagt“. Unser Ziel ist eigentlich ein herrschaftsfreier Diskurs, leider führt die Abwesenheit von Kontrollmechanismen dann zu neuen Machstrukturen. Damit haben evtl. v.a. Menschen, die sozialisiert wurden, leise zu kommunizieren (in unserer Gesellschaft also Frauen) ein Problem. Ein weiterer Punkt auf der To Do Liste ;). Danke!

    „Ein vierter Punkt wäre, dass eine Selbstverständlichkeit wie die Verwendung von weiblichen nomina agentis überhaupt diskutiert werden muss.“
    Oh, an der Stelle gibt es dann wirklich einen Zusammenprall zwischen versch. feministischen Standpunkten. Der Parteikonsens, auch wg. der sehr vielen queeren Piratne, ist eher queerfeministisch und auf die Dekonstruktion des binären Geschlechtersystems ausgelegt und darauf, Geschlecht als wichtigen Einordnungsmechanismus zu beseitigen. Deshalb gilt: Frau, Mann, Trans*, geschlechtslos, Alien, Hund – egal, alles Piraten.
    Das gilt aber natürlich nur für offizielle Parteidokumente (strenggenommen derzeit nur für Pateinamen und Satzung), jeder kann sich privat nennen, wie er will. Wenn da jemand schief angeschaut wird, ist das absolut nichts, das wir gutheißen! Falls das vorkommt und dir solche Fälle bekannt sind, wäre ich dir dankbar, wenn du sie an mich weiterleitest.

    „Ich glaube, dass die Mehrheit der Piratinnen und Piraten feministische bzw. geschlechterdemokratische Themen schlicht und einfach ablehnt. Sie will sie nicht auf der Agenda haben.“
    Da bin ich ehrlich gesagt sehr sicher, dass du dich vertust. Das liegt daran, dass ich bereits mehrfach erfolgreich feministische Themen auf die Agenda gesetzt habe und damit sehr viel besser durchgekommen bin als selbst z.B. als ich als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte meiner Uni gearbeitet habe.
    Das liegt aber wohl daran, dass ich eher dekonstruktivistischen Feminismus vertrete. Damit kommt man bei den Piraten sehr gut an, an Universitäten immer noch eher schlecht. ;) Mit z.B. differenzfeministischen Ansätzen, wie sie eben teils Leena Simon verfolgt, die ja damals die Gründung der exklusiven Piratinnen-ML damit begründete, Frauen bräuchten auch einen Ort, an dem sie unbeobachtet vom „männlichen Sachverstand“ seien, kommt man hingegen deutlich weniger gut an.

  34. Die Aussage ist eher gemeint als „Tretet in den Dialog ein“. Ich frage mich immer: Wenn es das einzige Problem mit den Piraten ist, dann wäre es doch auch in dem Interesse der Kritikerinnen, uns zu sagen, was wir ändern müssen. Denn wenn das geschafft wäre, wären wir eine Option. Es sei denn, wir sind nur ein Ziel für Häme und wenn wir das korrigieren können, sind wir einfach uninteressant. In dem Fall ist natürlich kein Drang da, uns zu sagen, was wir ändern müssen.

    Leider war die Kritik bisher extrem selten in der Art, wie Du sagst. Eine seltene Ausnahme ist Turbo oben. Sonst ist das ganze immer sehr unscharf, ungenau und schwammig formuliert, eher ein „weil sie so sind, wie sie sind“. Sieh mal oben die Liste durch.

    „Weil wir keine Anreize schaffen“ – aber was können Anreize sein?
    „Weil wir keine 50% Quotierung haben“ – Aber wir haben nicht die Kandidatinnen, die wir durch diese Quote pushen könnten. Dazu brauchen wir erst die Anreize.
    „Weil wir feministische Ansätze nicht zulassen“ – Aber wie genau sehen die aus, was sollen wir denn zulassen? Nicht mal die verschiedenen feministischen Strömungen können sich hier einigen.
    „Weil wir behaupten, wir sind post-gender“ aber es angeblich nicht sind. Warum? Warum nicht? Was verstehen denn alle Beteiligten darunter?
    „Weil wir eine Frau ausgebuht haben“ – aber nicht, weil sie eine Frau ist oder weil sie für Genderthemen steht. Können Außenstehende nicht wissen, also verstehe ich das. Hilft uns aber nicht.

    Viel harte Kritik, teils nicht korrekt, weil die Hintergründe Aussenstehenden nicht bekannt sein können, aber nichts, womit man was produktiv anfangen kann. Wenn wir die Konsequenzen daraus wüßten, bräuchten wir keine Debatte, dann würden wir nur noch beschließen müssen.

    Wir geben interessierten Frauen die Chance, uns zu sagen, was sie gerne genau von uns sehen würden, damit wir für sie interessant werden. Und dann wirds auf einmal – mit wenigen Ausnahmen – sehr still. Oder sehr polemisch.

  35. Hallo an alle,

    wir wissen aus Erfahrung, dass es gewisse Themen gibt, die extremes Potential zum „Kippen“ haben. Die Piraten gehören dazu. Deswegen achten wir bei diesen Themen ganz besonders darauf, dass Ton und Form im Sinne unserer Netiquette gewahrt gewahrt bleiben und moderieren auch sämtliche „war doch nur lustig gemeint“ Kommentare, wenn wir der Meinung sind, dass diese besagtes „Kippen“ zu Folge haben könnten. Auch persönliche Angriffe auf Mitdiskutant_innen werden moderiert. Wir haben im Übrigen auch kein Interesse daran, eine Plattform zu bieten, damit Dritte hier ihre Konflikte austragen können.

    Wir haben das ganz gut im Griff und brauchen deswegen auch keine – auch wenn sie gut gemeint sind – Hinweise, wie wir unsere Moderation besser machen könnten. Auch diskutieren wir unsere Moderationspolitik nicht. Kommentare wie dieser sind eine absolute Ausnahme.

    Insgesamt bin ich übrigens froh, dass diese Diskussion verglichen mit anderen, die ich zum Thema Piratenpartei hier schon erlebt habe, auf einem vergleichbar sachlichen Niveau abläuft.
    Danke dafür.

  36. @arte povera:

    Ich habe mich bei der Mailingliste der Piratinnen angemeldet, um dort zu erfahren, welche Probleme bestehen, und mich dann einzusetzen, damit sie behandelt werden. Es wurden aber keine Probleme erläutert. Die Mailingliste ist tot, es geschieht dort nichts. Diskriminierungserfahrungen wurden keine gepostet und auch keine Vorschläge erörtert, die umzusetzen ich mich hätte einsetzen können.

    Niemand schreibt privateste Erfahrungen auf eine Liste, die geleakt wird. Natürlich werden dort keine Diskriminierungserfahrungen gepostet. Jede_r hätte Angst, dass diese auf irgendwelchen anderen Blogs etc. zerrupft oder sich darüber lustig gemacht wird. Positiv war sie aber doch, denn viele haben mir privat gemailt.

    Das Zitat von Seipenbusch, das du genannt hattest (“das brauchen wir nicht”) hat er nie gesagt. Das war ein Fehlzitat, was später von der taz korrigiert wurde. Von Andi kenn ich sowas auch nicht.

    Der Blogbeitrag von Andi Popp wurde oben schon verlinkt. Seipenbusch sagte mal er finde es „seltsam, dass Frauen sich nicht für Bürgerrechte interessieren.“ Insofern ist seine Aussage auf dem Parteitag zur Genderdebatte auch nicht weiter verwunderlich.

    Aber es gab solche Arbeitsgrundlagen bereits (u.a. mehrere AGs zu Genderthemen, an die sie sich aber nie gewandt hat, bevor sie die Liste eröffnet hat).

    Das, ehrlich gesagt, kann man niemandem verdenken. Da sich die AGs zu Genderthemen – in denen ich sämtlich mitgearbeitet habe! – Wiki und Piratenforum zur Arbeit auserkoren haben, wurden sie von Trollen geflutet, wozu die damalige Moderation des Forums (die Foren-Hijacker) fleissig beigetragen hat. Wer dort persönliche Erfahrungen mit Diskriminierungen veröffentlichen würde, müsste schon sehr masochistisch veranlagt sein. Frage mich nur zu den Gender AGs. Ich kenne sie alle – aus Innensicht.

    Unser Ziel ist eigentlich ein herrschaftsfreier Diskurs, leider führt die Abwesenheit von Kontrollmechanismen dann zu neuen Machstrukturen. Damit haben evtl. v.a. Menschen, die sozialisiert wurden, leise zu kommunizieren (in unserer Gesellschaft also Frauen) ein Problem.

    Das wurde aber nun auch schon ausreichend kommuniziert, das die Diskussionskultur schlecht ist, dass Trollen (nein, nicht der Mund verboten), aber ihnen Einhalt geboten und verbaler Widerstand geleistet wird. Und zwar von Pirat_innen aller Geschlechter. Jede_r kann hier selbst einen Beitrag leisten. Ich fühle mich aber schon ein bisschen … auf den Arm genommen … wenn du jetzt so tust, als wäre das plötzlich hier zum ersten Mal zum Thema gemacht worden und eine ganz neue Erkenntnis.

    @sleeksorrow:

    Leider war die Kritik bisher extrem selten in der Art, wie Du sagst. Eine seltene Ausnahme ist Turbo oben. Sonst ist das ganze immer sehr unscharf, ungenau und schwammig formuliert, eher ein “weil sie so sind, wie sie sind”. Sieh mal oben die Liste durch.

    Mal ehrlich: solche Aufstellungen und Beschreibungen von vorhandenen Diskriminierungen findet man im Internet zu Hauf. Ich will ja nicht immer auf meinen Blog verweisen, auf dem du so etwas auch beschrieben findest. Aber es ist gerade so, dass die, die wirklich große Probleme mit Diskriminierungen haben, das in aller Regel nicht öffentlich machen, sondern Leuten wir mir, die sich laut dazu äußern, gern mal eine private Mail schreiben. Die ich dann natürlich NICHT an irgendwen weiterleite oder veröffentliche. Ich habe zahlreiche Schilderungen zu Diskriminierungen (natürlich nicht nur, aber auch durch Pirat_innen). Aber solange ich mich hier als persönliche Ansprechpartnerin anbiete, werde ich davon kein Stück konkret machen.
    Auf jeder beliebigen feministischen Webseite kannst du dich aber leicht über die üblichen Mechanismen von Diskriminierung informieren, die natürlich auch bei der Piratenpartei stattfinden. Und damit meine ich keineswegs nur Diskriminierung von Frauen.

  37. Nun gebt uns doch mal etwas Zeit.

    Wie schon vor langer Zeit festgestellt, ist bei uns der Frauenanteil nicht der Größte. Im letzten Jahr wurden dann viele der Frauen, die gute Vorstandsarbeit leisten können auch in Landesvorstände und Landesvorsitze gewählt. Nur sind sie dann auch erst mal für ein Jahr gebunden.

    Und es geht uns schließlich nicht darum auf Teufel komm raus Frauen in Ämter zu wählen, sondern diejenigen, die geeignet sind/sich selbst für geeignet halten.

  38. Piratenweib und arte povera, nur mal eine Verständnisfrage von einer Außenstehenden: Offenbar bekommt arte povera von Diskriminierungsschilderungen nichts mit, bietet sich aber als Ansprechpartnerin an und möchte auch etwas dagegen unternehmen (und ihre bisherige Erfahrung als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte könnte da doch ein echter Pluspunkt sein). Gleichzeitig läuft aber scheint’s alles, was es an Diskriminierungsschilderungen gibt, bei Piratenweib auf und bleibt dort geheim. Wie will man denn auf diese Weise was gegen Diskriminierungen unternehmen? Wäre es, mal dumm gefragt, da nicht das Geschickteste, ihr tätet Euch zusammen? Ich meine, Ihr seid doch zusammen in diversen AGs, wenn ich das richtig verstanden habe.

  39. Nein, wir sind leider nicht zusammen in AGs.

    Ich versuche seit Monaten, zu erfahren, wo etwas schief läuft (wir haben zumindest in Berlin übrigens auch Ansprechpartner (das „Squad Counselor“) für solche Fälle geschaffen, an die sich aber bisher noch nie jemand gewendet hat), bisher habe ich aber sowohl von Leena (persönlich) als auch von Piratenweib (übers Internet) nur gehört, es gebe diese Frauen, aber die würden sich nur an sie wenden und nicht in der Piratinnenmailingliste schreiben oder sonstwo darüber sprechen, wo ich es mitbekäme. Manchmal kommt es mir ein wenig so vor, als würde ich über Gott diskutieren – „du kannst nicht beweisen, dass es ihn nicht gibt, und nur dass man ihn nicht sieht und du persönlich bisher keine Hinweise auf ihn gefunden hast, heißt auch nicht, dass er nicht existiert.“

    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Diskriminierungen in der Partei gibt (auch wenn ich sie für seltener als in anderen Gruppen halte). Bei 13 000 Mitgliedern wäre es absurd, diese alle heilig sprechen zu wollen und anzunehmen, da falle nie irgendwas vor. Wie Manuela und ich in der taz geschrieben hatten: „Wir sind uns bewusst, dass niemand mit dem Eintritt in die Piratenpartei die eigene Sozialisation in einer nicht geschlechtergerechten Gesellschaft abstreift. Ebenso lässt sich mit einer schönen Satzung Diskriminierung nicht „wegdefinieren“. Und ich würde mich dem gerne annehmen, indem ich ihnen Kontakt zu unseren Vertrauenspiraten vermittle und ihre Erfahrungen (anonymisiert) einfließen lasse in das Wirken der neuen „Task Force Genderdebatte“. Bitte vermittelt mir einen Kontakt zu ihnen!

  40. @arte povera: Ich werde sie fragen, ob sie bereit sind, Kontakt mit dir aufzunehmen. Wer bist du? Und welche eMail-Adresse etc. soll ich Ihnen geben? Du kannst mir das auch mailen.

  41. … dumm nur, daß die „sexistischen und dummdreisten Fragen“ an die einzige weibliche Kandidatin für den Vorstand in ca. 80% der Fälle von ParteiFRAUEN gestellt wurden … das paßt natürlich gar nicht in das Bild derjenigen, die gerne eine Geschlechterspaltung innerhalb der Piraten herbeiführen wollen. Überflüssig zu erwähnen, daß die fragenden Frauen ihre Fragen bestimmt nicht als sexistisch empfanden …

  42. Frank11, nur weil die Fragen von Frauen kamen, sind sie doch nicht weniger sexistisch, oder? Niemand hier behauptet, das Frauen per se die besseren Menschen seien und frei von Voruteilen, Sexismus, etc.
    über die Motivation der FragestellerInnen kann man nur spekulieren, von daher ist dein letzter Satz in der Tat überflüssig…

  43. Danke für den Artikel mit den informativen Links! Nicht nur das, auch einige Kommentare (nicht nur) hier von PiratInnen, diese ganze heuchlerische „Post-Gender“-Sache, die in Wahrheit nichts anderes ist als Sexismus in (nicht ganz so) neuem Gewand usw. usf. zeigen deutlich, daß die Piraten für mich eine unwählbare Partei sind. Und nach dem NRW-Ergebnis zu schließen, sehen das viele andere auch so. Und das ist auch gut so!;)

  44. @ arte povera / Lena:
    Erstmal: Bitte, gern geschehen. Wie Piratenweib wundere ich mich allerdings auch ein bisschen, wenn es jetzt so rüberkommt, als seien die von mir genannten Punkte völlig neu. Die Kommunikationsthematik war ja ein Grund für Leenas Vorstoß, die z.B. darauf hingewiesen hat, dass es wissenschaftlich belegt ist, dass Frauen sich in Diskussionen anders verhalten, wenn Männer anwesend sind.
    Zum Thema Androzentrismus würde ich Dir Recht geben, dass die Piratenpartei ein Haufen Individualisten ist (eine andere Bezeichnung wäre vielleicht Egozentriker?). Ich kann mir den männerbündlerischen Eindruck, den die Partei nach außen hin erweckt, so erklären (These), dass die default-Einstellung in unserer Gesellschaft nunmal male, white, middle class ist und dass diese Eigenschaften auf die meisten Parteimitglieder zutreffen. Wenn einem Menschen die eigene Priviliegierung nicht bewusst ist, gibt es natürlich keinen Grund sie zu thematisieren – aber wem erzähle ich das.
    Zur Frage der (geschlechts)neutralen Selbstbezeichnung muss ich sagen, dass ich schon verstanden habe, worum es den Befürwortern einer neutralen Bezeichnung geht. Wenn Du schreibst jede_r könne sich so nennen, wie er_sie das wolle, finde ich es schon merkwürdig, wenn über den einzigen Vorstandskandidaten bei Twitter gelästert wird, der bei seiner Vorstellung von „Piratinnen und Piraten“ gesprochen hat. Es ist mir ohnehin unerklärlich, wie die Forderung nach der Bezeichnung von Frauen als Frauen, derart antifeministische Reflexe auslösen kann, wie das bei der Piratenpartei geschehen ist. So wurde Leena unterstellt, sie wolle das Binnen-I einführen, und gleich nach dem Binnen-I (von dem ich nicht weiß, was an ihm so schlimm ist, obwohl ich den Unterstrich bevorzuge) kommt bei der Partei offenbar die Quotenforderung, die Leena ja auch promt unterstellt wurde.
    Ohnehin habe ich den Eindruck, dass die Partei in der Mehrheit reflexhaft antifeministisch reagiert oder – noch besser – ihren Antifeminismus auf der Basis z.B. Deiner Texte als queer umettikettiert. Ich verfolge die Diskussion bei den Piraten nun schon seit letztem Jahr, als vor der BTW die Frage nach den Frauen in der Piratenpartei in verschiedenen Blogs aufgeworfen wurde. Die Reaktionen von Pirat_innen und Menschen, die sich als solche bezeichneten, haben mich dann davon abgehalten, für einen Einzug der Partei in den Bundestag zu stimmen. Die Spitze des Eisbergs war für mich erreicht, als eine Piratin eine rassistische Verunglimpfung des grünen Frauenstatuts auf ihrem Blog verlinkte, das von einer Website stammt, die offen Frauenhass verbreitet, und dies von ihren Parteikolleg_innen noch beklatscht wurde. Dass der Antifeminismus gerade bei weiblichen Parteimitgliedern so groß ist, erzeugt zumindest bei mir den Eindruck (These), dass (nicht wenige) weibliche Piraten das Gefühl hätten, sie müssten so wenig wie möglich mit „Emanzenkram“ zu tun haben, um ernstgenommen zu werden.
    Ich glaube Dir gerne, dass ihr in Berlin gute Queerpolitik machen könnt und finde, dass ihr das auch macht. Ich drücke euch die Daumen, dass sich das als Parteilinie durchsetzen lässt.

  45. Hallo Turbo!

    Zu vielen Deiner Punkte kann ich nichts definitives sagen, und Du sprichst auch eigentlich arte povera an, aber ichwürde gerne meine persönliche Sicht aif den Punkt mit den Bezeichnungen einbringen.

    Ich persönlich bezeichne ein männliches Piratenmitglied „Pirat“. Ein weibliches Piratenmitglied „Piratin“. Eine Gruppe männlicher Mitglieder „Piraten“ und eine Gruppe weiblicher Mitglieder „Piratinnen“. Und ich habe absolut kein Problem damit, ich finde es ausgesprochen gut so. Für mich geht es nur um den Fall „eine Gruppe weiblicher/männlicher/transsexueller/geschlechtsloser/anderweitig differierender Piraten, oder anders gesagt, womit spreche ich einen ganzen bunten Haufen an?

    „Piratinnen und Piraten“ finde ich persönlich einfach zu aufgebläht, „Pirat_Innen“ „Piraten/-innen“ oder sonst alle Bezeichnungen, die ich bisher gehört habe, extrem scheußlich zulesen und unmöglcih auszusprechen, es sei denn man ersetzt es on the fly mit dem aufgeblähten „Piratinnen und Piraten“. „Piratencrew“ klingt eher nach einer Untergruppe von Piratenmitgliedern, die sich zu einem bestimmten Thema zusammengeschlossen haben. Auch nicht gut. „Piratenmitglieder“ klingt irgendwie extrem förmlich.

    Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir die Existenz eines geschlechtslosen, kurzen, prägnanten, eleganten und modernen Begriffs wünschen.. Leider gab es bisher noch keine göttliche Eingabe dafür… Aber ich muß auch sagen, so valide ich die Diskussion darüber finde, denke ich, wir sollten sie hinten anstellen, denn die anderen Aufgaben, die zu dem Thema vor uns liegen, sind mir wichtiger,also Attraktivität der Partei für Frauen und Schutz vor Diskriminierungen jeglicher Art.

  46. @turbo:

    Dass der Antifeminismus gerade bei weiblichen Parteimitgliedern so groß ist, erzeugt zumindest bei mir den Eindruck (These), dass (nicht wenige) weibliche Piraten das Gefühl hätten, sie müssten so wenig wie möglich mit “Emanzenkram” zu tun haben, um ernstgenommen zu werden.

    Das ist leider auch mein Fazit aus der ganzen Sache.
    Es geht letztlich nicht einmal um das Vorkommen einzelner Diskriminierungsfälle. Diese wird es wohl geben, solange es Geschlecht, Rasse, Klasse etc. gibt. Es geht mehr um die generelle Einstellung zu diesem Thema. Was bedeutet ein einzelner praktischer Fall?
    Würde ich zum Beispiel sagen (ich erfinde das jetzt!): Einer Frau wurde am Stammtisch gesagt „Du bist ja nur eine Frau, das kannst du nicht wissen.“ Was würde damit passieren? Welche Folgen könnte das haben? Würdet ihr, Arte Povera und die anderen Queerpolitiker, dann mit dem Zeigefinger deuten und sagen „Das dürft ihr aber nicht sagen.“? Was wären die Konsequenzen aus geschilderten Einzelfällen? Ich denke, keine. Denn ein Einzelfall macht es nicht einfacher, das generelle Thema anzugehen. Ich glaube nicht, dass es wirklich wichtig ist, die einzelnen Fälle zu konkretisieren. Ich kann aber eindeutig sagen: Alle Diskriminierungsmöglichkeiten, die es außerhalb der Partei gibt, die gibt es auch innerhalb. Vielleicht sogar ein Quentchen mehr – weil es eben keine einheitliche Einstellung dazu und keinerlei Repressionen gibt.

    Es geht vielmehr um die von turbo geschilderte Grundeinstellung, einen antifeministischen Beißreflex, ein extremes Auseinanderklaffen von Wunschdenken und Realität. Um dagegen innerhalb der Partei vorzugehen, brauchen wir keine Einzelfälle, sondern eher eine allgemeine Bereitschaft, das Vorhandensein des Themas zu erkennen. Und diese Bereitschaft sehe ich nicht. Bis heute nicht.

    @sleeksorrow:

    Aber ich muß auch sagen, so valide ich die Diskussion darüber finde, denke ich, wir sollten sie hinten anstellen, denn die anderen Aufgaben, die zu dem Thema vor uns liegen, sind mir wichtiger,also Attraktivität der Partei für Frauen und Schutz vor Diskriminierungen jeglicher Art.

    Absolut richtig. Die Bezeichnung der Mitglieder in der Satzung ist nur ein Randthema. Allerdings wäre das Thema sehr einfach beseitigt, wenn man die Mitglieder einfach als das bezeichnen würde, was sie sind. Nämlich Mitglieder.

    Und die Attraktivität der Partei für Frauen und andere! zu erhöhen ist definitiv Sache der Partei von innen heraus. Es ist arrogant, zu sagen, wenn dir etwas nicht gefällt, tritt ein und ändere es. Wir als Partei wollen Wähler_innen bzw. deren Wahlstimmen gewinnen, nicht nur Mitglieder. Und so müssen wir natürlich an unserer Außenwirkung arbeiten. Eine Partei, die nichts gegen interne Diskriminierungen unternimmt, erscheint vielen Menschen aus gutem Grund nicht wählbar. Denn so wie es innen erscheint, so wird es auch nach außen vermutet.

  47. @Piratenweib

    Allerdings wäre das Thema sehr einfach beseitigt, wenn man die Mitglieder einfach als das bezeichnen würde, was sie sind. Nämlich Mitglieder.

    […]

    Um dagegen innerhalb der Partei vorzugehen, brauchen wir keine Einzelfälle, sondern eher eine allgemeine Bereitschaft, das Vorhandensein des Themas zu erkennen. Und diese Bereitschaft sehe ich nicht. Bis heute nicht.

    Jetzt hast mich aber erschreckt. Ich mußte jetzt doch hochscrollen, ob alle Kommentare von arte povera, Christophe und mir noch da sind.

  48. @ sleeksorrow
    fragt doch mal Luise Pusch… Sie ist im Begriffe finden sehr kreativ.
    Ich hätte da übrigens den Vorschlag „Pirat_en“ -> nicht perfekt aber besser als das verteidigte generische Maskulinum.

    @ grundsätzlich
    Ich habe mir das Statement von Popp nochmal durchgelesen. Interessant sind v.a. diese Abschnitte:
    „Ein Streitpunkt bei der Frage ist häufig, die Verwendung des generischen Maskulinums. Ich sag es gleich, ich bin dafür. Sprache ist etwas gewachsenes und in unserer gibt es eben ein generisches Maskulinum.“

    Sprache ist was gewachsenes, an dem Frauen leider Jahrhundertelang nicht beteiligt waren/ sein konnten. Naja und Kultur ist etwas gewachsenes und unsere ist nun mal christlich geprägt und patriarchalisch. Achja, Politik ist etwas gewachsenes und in der Deutschen fehlt der basisdemokratische Ansatz eben (So, Ironie wieder aus).
    Das heißt Weiterentwicklung und Innovation, Veränderung und gesellschftl. Kritik haben eben nur in manchen Bereichen eine Bedeutung.
    Hätte er doch wenigstens gesagt, er wäre dagegen weil z.B. „Pirat_en“ oder das generische Femininum als Name zuviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.

    Weiter geht’s:

    „Ich halte es für erstrebenswert von „Piraten“ sprechen zu können, ohne dass auch nur eine Person denkt die Frauen wären damit nicht gemeint […]“

    Das ist nicht erstrebenswert, sondern Alltag. Frauen und Menschen die aus diesen 2 Kategorien herausfallen (im wahrsten Sinne) fühlen sich seit langer Zeit und andauernd mitgemeint. Oder hat jemand schon mal erlebt, dass sich eine Frau beim Arzt, die mit „Der Nächste, bitte“ angesprochen wurde, nicht erhoben hat?
    Wie gut, dass wir so schön trainiert sind, da kann man die Frage auch hinten anstellen und sich wichtigerem zuwenden.

    Natürlich ist die Frage der Sprache, nicht das wichtigste aber eben doch eines der wichtigen Themen.
    Und die Begründung der Bezeichnung als Piraten und der Pirat, ist in meinen Augen nicht post- sondern prä-gender.

  49. Über das Standard-Argument der Piratenpartei – „Dann tritt doch ein und mache mit, wenn dir etwas nicht passt!“ – wurde bereits viel geschrieben und geredet. Überhaupt kochen die Emotionen beim Thema Feminismus & Piratenpartei & Gender immer wieder hoch. Und das obwohl einige in der Piratenpartei immer wieder verlauten, dass es gar kein Problem mit den Frauen in der Piratenpartei gäbe und man wichtigere Themen zu besprechen habe, als Gender & Frauen. Aber wenn dem so ist, wieso dann immer wieder die Aufregung?

    Die Piratenpartei will sich selbst als „post-gender“ deklarieren. Das ist mehr als lächerlich, denn offensichtlich ist sie „pre-gender“. Irgendwo vor den 1950er Jahren angesiedelt …

    Das ist auch irgendwie allen klar, aber man versucht es eben trotzdem mit dieser Ignoranz und Negation.

    Im Grunde ist es ja so, dass viele Feministinnen sagen: „Viele 100 Jahre haben die Männer Leid und Schrecken verbreitet. Und jetzt bitten wir euch ganz nett wieder gleichberechtigt mit uns Frauen zu leben.“
    Im Hinterkopf haben Frauen und Männer dann das abolute Horror-Szenario: Wenn Frauen möglicherweise einmal mehr als gleichberechtigt sein könnten! Das versuchen dann (unbewusst?) alle zu verhindern.

    Ich kann dazu nur sagen, dass die Zukunft Weiblich sein wird, ja, sein muss, damit die Menschen nicht in Selbstzerstörung untergehen. Nette Diskussionen zur Gleichberechtigung sind also nur ein erster Schritt, aber lange nicht genug. Deshalb interessiert mich persönlich nichts, was das Weibliche nicht als überlegen ansieht. Eine Partei, die die Zeit noch dazu zurückdrehen will, könnte ich somit niemals wählen.

  50. „Deshalb interessiert mich persönlich nichts, was das Weibliche nicht als überlegen ansieht. “

    Welches Präfix für -gender wäre für so eine Aussage angebracht?

  51. „Welches Präfix für -gender wäre für so eine Aussage angebracht?“

    Hmmm spontan würde ich sagen „uni-gender“. Aber der Lateiner würde wohl den Begriff „dominatrix“ – die Beherrscherin – mit einbauen. Ob davor oder danach da bin ich unschlüssig, mein Latein ist auch schon sehr tot.

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑