Seit Jahren bereits werden die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen kleiner, wenn es um die Matheleistungen geht. Schon 2009 war klar, dass die Ergebnisse vor allem mit der Chancengleichheit der Geschlechter korrelierten. Ausschlaggebend seien sozio-kulturelle Faktoren so die Forscherinnen der University of Wisconsin.
Nun hat das Team um Janet Hertz mit einer neuen Studie (PDF) in Notices of the AMS nachgelegt. Das letzte Argument unterschiedlicher Fähigkeiten war die größere Streuung: Es gäbe sowohl mehr besonders begabte Jungen, wie auch besonders unbegabte. Die Ergebnisse von Mädchen lägen dagegen dichter beieinander. Das gilt tatsächlich für einige, aber nicht alle Länder. Setzt man die Streuung unter Jungen und Mädchen ins Verhältnis, ist die Streuung unter taiwanesischen Achtklässlern größer als unter ihren Klassenkameradinnen. Genau anders herum ist aber in Tunesien, während in Marokko die Streuung unter allen Schüler_innen gleich ist.
In einigen Ländern mit mehr Streuung unter den männlichen Schülern zeigte sich noch etwas anderes. So war die Streuung unter den Schülern in Bahrein deutlich höher als die der Schülerinnen, im Durchschnitt erzielten Mädchen dort aber bessere Leistungen als die Jungen. Der Grund könnte kulturell bedingt sein: Vermutlich verlassen dort schlechte Schülerinnen weiterhin früh die Schule.
Auch für andere Thesen gibt es keine Beweise, so helfe Geschlechtertrennung im Unterricht nicht. Stattdessen untermauert die Studie noch einmal die vorherigen Ergebnisse, denn in Ländern mit mehr Chancengleichheit erzielen alle Schüler_innen bessere Matheleistungen. Besonders für wohlhabende Länder zeige sich, dass die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt der Hauptindikator für gute Leistungen sei. „Viele Leute glauben, Geschlechtergerechtigkeit sei ein Nullsummenspiel.“ so Janet Mertz. „Wenn Frauen mehr bekommen, kriegen Männer weniger. Aber unsere Resultate zeigen, dass, zumindest bei Mathetests, Geschlechtergerechtigkeit eine Win-Win-Situation ist.“
Interessant, das Paper muss ich nachher mal noch weiterlesen.. bisschen schade, dass sie nicht erwaehnen, wie sie mit ihrem multiplen Testproblem (in Tabelle 1 zB) umgegangen sind. Aber vielleicht kommt das ja noch..
Meiner persoenlichen Erfahrung nach wuerde ich auch nicht davon ausgehen, dass Frauen in mathematischen Faechern schlechter waeren. Ich studier was mathematisches und im Studiengang sind’s etwa die Haelfte der Leute weiblich und je nach Vorlesung auch mal deutlich mehr als die Haelfte. Subjektiv war mir da kein Unterschied zwischen Frauen und Maennern aufgefallen. Wir haben jetzt auch wieder einige neue Doktorandinnen am Institut.