Die Sonntagsbeilage des Guardian, der Observer, hat ein Frauenspezial gemacht und das ist so ganz anders als die handelsüblichen Frauen-Ausgaben die man von den deutschen Zeitschriften so kennt. Da geht es meistens um Mode, Mutti-Themen und Männerbeziehungen, weil man indeutschen Medienkreisen offenbar nach wie vor der Ansicht ist, Frauen würde nur das interessieren. Okay, manchmal gibt es auch einen Text zu Macht, aber da geht es dann meistens darum, dass es drei tolle machthabende Frauen gibt oder, dass Frauen die nicht haben.
Leider hat der Guardian/Observer vor einiger Zeit seinen ständigen Gender/Frauen-Schwerpunkt eingestellt (so weit ich das feststellen konnte); doch interessante, politische und zugleich unterhaltsame Geschichten zu dem Thema bringt die Zeitung glücklicherweise immer noch.
In der aktuellen Ausgabe fand ich besonders interessant die Protokollsammlung zur Frage: „Wie ist es heute, jung und weiblich in Großbritannien zu sein?“ Hier kommen erschreckendstaunlich viele junge Frauen zu Wort, die Feminismus ablehnen, so wie eine junge Olympionikin:
The media loves girls looking gorgeous in dresses – it’s a shame they don’t love women in sport as much.
In some ways I’m a traditionalist – I think the man should be there to look after the woman. For me, feminism means women thinking we can do everything without needing men and I don’t agree with that. I think that, in the workplace, there should be no discrimination, but when it comes to physical jobs and sports then there is a difference because we are not designed the same way. There’s been such a drive in getting women more power; some of my friends have said: „Well, where are we going here, what are we actually after?“ But I think it might be levelling out; we’re realising that, yes, we should be paid equally where we can deliver equally, but we can’t have everything. Maybe this generation is realising how good they really have it.
Ich meine, hallo, Zusammenhänge anyone?
Schlimm und tragisch ist etwa die Geschichte der 20-jährigen Suswati Basu, die als Kind missbraucht wurde und mit 18 eine Vergewaltigung in einem Londoner Park erleiden musste. Die Polizei versuchte anschließend aktiv, sie daran zu hindern, eine Strafanzeige zu erstatten. Nun setzt sich Basu für eine Besserstellung der Opfer in solchen Fällen ein.
Ansonsten hat der Observer eine Studie zu gender attitudes in Auftrag gegeben – und, Hilfe: 30 Prozent der Briten stimmen der Aussage zu, die gesellschaftliche Rolle der Frau sei es, eine gute Hausfrau und Mutter zu sein.
Ansonsten gibt es Zahlen, Polemiken, Promis und Erfahrungsberichte und auch ein paar Kinder/Mütter-Geschichten. Es ist also für jede_n eine Lesefreude dabei und vielleicht kann man das auch mal als Vorbild für deutsche Medien nehmen. Ja?
Also ich lebe derzeit in Wales und bin hier noch keiner/m mit derartigen Ansichten begegnet. Der Kleidungsstil britischer Mädels unterscheidet sich zwar eindeutig vom deutschen, aber die Trägerinnen sind erfreulich stark meiner feministischen Meinung. Generell scheinen Frauen außerhalb des Mama-Bereichs sehr willkommen und ich hab des Öfteren von (männlichen) Freunden gehört, dass deren Chefin als Managerin einfach spitze ist.
komisch, ja, das dachte ich eigentlich auch immer.. deswegen habe ich mich auch so gewundert.
andererseits kommen auch wirklich sehr viele aktive und aufgeklärte frauen zu wort in den protokollen.