Ist ein Coming-Out als lesbisch, schwul oder bisexuell wirklich für jede_n eine erstrebenswerte Sache? Wissenschaftler_innen der University of Rochester sind der Frage auf den Grund gegangen. Tatsächlich können die positiven Effekte deutlich stärker sein als bisher angenommen – wenn das Umfeld mitspielt. Bei verurteilenden, negativen Reaktionen können die förderlichen Effekte, wie Authentizität und ein positives Selbstbild wieder aufgehoben werden. Manchmal ging es den Betroffenen nach dem Coming-Out sogar schlechter als vorher.
Die Forscher_innen bezogen die Angaben auf verschiedene Umgebungen: kirchliches Umfeld, Familie, Freund_innen und Arbeit. Dabei fiel auch auf, dass ein Coming-Out z.B. vor Freunden nicht zwangsläufig mit einem Coming-Out bei der Arbeit einherging. (Den Gedanken, dass ein Coming-Out nicht immer und überall gilt, beschrieb vor kurzem sehr eindrücklich Veroinca Rhodes von ParentDish in Coming Out Again and Again.) Abhängig machten die Proband_innen das von der Einstellung des jeweiligen Umfelds. So hatte sich über die Hälfte nicht in ihrer Kirche geoutet, aber die überwiegende Mehrheit gegenüber Freund_innen. Solch „partielles“ Outing führte nicht zu psychologischen Problemen.
ich finde auch noch 15 Jahre nach dem ich verstanden habe was der begriff „coming out“ bedeutet, dass es eine seltsame sache ist.
sich selbst einzugestehen, dass mensch schwul/bi/lesbisch ist oder sich endlich zu trauen mit partner_innen hand in hand zu gehen ist sicher eine wichtige erfahrung. sich allerdings ein schild umzuhängen und es erstrebenswert finden zu müssen, so vielen menschen wie möglich aktiv zu sagen in wen mensch sich potentiell verlieben könnte, irritiert mich – gerade wenn mensch sich den text „Wann werden Kinder endlich über Heterosexualität aufgeklärt?“ anschaut.
als anders betrachtet zu werden, ist meiner meinung nach, auch eine folge von der tatsache das sich homosexuelle menschen outen und heterosexuelle nicht.
den positiven effekt eines mehr oder weniger öffentlichen outings sehe ich allerdings bei der dadurch erhöhten sichtbarkeit von homosexuellen menschen.
tatsächlich ist das doch für viele sonst einfach irgendeine obskure sache, mit der sie persönlich (scheinbar) nichts zu tun haben.
der meist automatisch vorausgesetzten heterosexualität zu widersprechen (zum beispiel bei einer ärztin, wie ich es selbst schon erlebt habe) ist zwar nicht immer leicht, aber wie soll es denn irgendwann mal egal sein, ob menschen hetero, homo oder sonst was sind, wenn in der öffentlichen wahrnehmung größtenteils doch bloß heterosexuelle beziehungen sichtbar sind.