Farnaz Seifi ist seit Jahren in der iranischen Frauenbewegung aktiv, Übersetzerin und Bloggerin. Sie hat für mehrere Tageszeitungen und feministische Webseiten im Iran gearbeitet und ist Mitbegründerin von Zanestan, dem ersten feministischen Online-Magazin im Iran. Seifi thematisiert die geschlechtlichen Dimensionen der Verfassung und die sexistische Doppelstandards Doppelmoral innerhalb der iranischen Gesellschaft. Weil die traditionellen Medien im Iran einer starken Zensur unterworfen sind, ist das Internet für viele Aktivist_innen zum einzigen alternativen Medium geworden, welches die Veröffentlichungsverbote der iranischen Regierung (zumindest teilweise) umgehen mag.
Nachdem Mahmud Ahmadinedschad vor fünf Jahren zum 6. Präsident der Islamischen Republik Iran gewählt wurde, hat sich die Lage der Widerständler_innen innerhalb des Landes verschärft. So wurde die älteste feministische Publikation Zanan Magazine nach 16jähriger Laufzeit 2008 von Ahmadinedschad verboten. Überwachung, Arbeits- und Studierverbote sind Teil der iranischen Realität, ebenso Verhaftungen wegen Verdacht auf Regimekritik. So wurde Seifi 2007 am Flughafen auf dem Weg zu einem Internet-Workshop in Indien verhaftet und verbrachte zwei Tage im Gefängnis. Auch ihr geplantes Master-Studium der Gender Studies wurde von den iranischen Autoritäten nicht genehmigt. Seit drei Jahren lebt Seifi nun in den Niederlanden, da ihr die Einreise nach Teheran wegen „oppositionellen Tätigkeiten“ untersagt ist.
Im Rahmen der re:publica 2010 sprach die 28-jährige im Interview mit Spreeblick über die Frauenbewegung im Iran, Zensur im Netz und Repressionen gegenüber regimekritischen Iraner_innen.
Spreeblick: Der Iran hat eine sehr lebhafte Frauenrechtsbewegung, in der du dich engagiert hast…
Seifi: Ja! Der Iran ist eines der Länder im Nahen Osten mit einer sehr starken Frauenbewegung, es ist wirklich eine wichtige Sache. Wie viele andere soziale Bewegungen steht sie unter großem Druck. Aktuell haben sie zwei große Kampagnen am laufen. Eine davon ist die „One Million Signatures Campaign“ für die Änderung diskriminierender Gesetze gegen Frauen im Iran. (…) Die andere Kampagne ist die Kampagne gegen Steinigungen, die immer noch im iranischen Recht existieren. Sie sind auch sehr aktiv und stehen unter großem Druck, ihre Webseite wird zensiert und einige von ihnen hatten keine andere Wahl, als das Land zu verlassen.
Interviews mit Seifi hat auch das Küchenradio geführt, beginnend ab Minute 2:30, ebenso wie der Bayrische Rundfunk: „Bloggen gegen das Regime“.