Ich habe ja ein Faible für sprachliches Genderbending und so. Nachdem ich hier neulich schon ein sportlich-sprachliches Fundstück geteilt habe, lade ich heute ein auf eine schmackhafte Portion Hackbraten nach Jägerart. Ich habe zwar seit Jahren kein Fleisch mehr gegessen und auch nicht vor, ausgerechnet mit Hackbraten jetzt wieder anzufangen, aber den Namen dieses Gerichts auf der Speisekarte zu lesen, hat mich heute Mittag trotzdem irgendwie entzückt: „Hackbraten à la chasseur“. Schön, oder? Weil ich in der Schule damals auch mal Französisch hatte, weiß ich: „la“ ist weiblicher Artikel, also „die“, und „chasseur“ bedeutet „Jäger“. Also, DER Jäger, Maskulinum – für die Jägerin gibt es im französischen (mindestens) ein eigenes Wort. In der Schule würde die Formulierung „la chasseur“, die Jäger, als grammatischer Fehler angestrichen. Nun belehrt mich Wikipedia, dass „à la“ anscheinend eine Verkürzung des Ausdrucks „à la mode de“, also nach Art von…, ist, und „à la mode du chasseur“ wäre ja zumindest grammatikalisch völlig korrekt. Nicht so jedoch besagte Kurzform, die im übrigen einer – zugegebenermaßen sehr kurzen – Google-Recherche zufolge im Gastronomiebereich ganz geläufig zu sein scheint – die mir aber gerade wegen ihrer wahrscheinlich sogar völlig unbeabsichtigten, beiläufigen sprachlichen Subversion im Kleinen die ansonsten total vegetarische Mittagspause noch netter gemacht hat…
Nichts ungewöhnliches. „Das ist Traumfußball a la Lionel Messi“ würden alle als legitimen Satz akzeptieren und der Herr Messi wird bestimmt nicht anfangen an seiner Männlichkeit zu zweifeln. Gäbe es endlos Beispiele für und zeigt eigentlich nur das für die Mehrheit der Gesellschaft geschlechterkorrekte Sprache einfach mal völlig belanglos ist.
In Zeiten, in denen Massenfernsehen bei Fußball (en.: outdoor screening) in Wirklichkeit eine Aufbahrung public viewing ist (Fußball ist tot?, würde die/der Ami sich fragen), Strände als Nichtlebewesen Gefühle haben beach feeling kann sowas linguistisch verdrehtes schon passieren. :)
Nicht ganz von mir ernstgemeint:
vielleicht wäre die seltsame „Forelle nach Müllerinnnen Art“ eher eine
Pourelle á la moulinette ;)
Die Leiden der neuen Wörter.
@Nandoo: Wer sind „alle“? Ich finde, dein Beispiel würde wenn überhaupt eigentlich eher zeigen, dass für „die Mehrheit der Gesellschaft“ grammatisch korrekte Sprache völlig belanglos ist. .. Wie belanglos „geschlechterkorrekte Sprache“ für „die Mehrheit der Gesellschaft“ ist, lässt sich durch ein kleines Experiment – das so natürlich wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen würde, aber das tun deine Beispiele ja auch nicht ;-) – ganz einfach überprüfen: Mensch wende sich an eine augenscheinlich „gemischtgeschlechtliche“ Gruppe von Menschen, rede sie mit ausschließlich weiblichen Bezeichnungen und Pronomen an und nehme die Reaktionen zur Kenntnis. Meine Prognose: Belanglos werden eine solche „Unkorrektheit“ die wenigsten (Männer) finden…
@ GwenDragon: „Pourelle à la moulinette“, schön – da sind wir ja fast wieder beim Hackbraten ;-)