Nicht nur in Deutschland gibt es gerade richtig schlechte Werbung, auch die Schweiz bleibt nicht verschont. Leser_in Kim schickte uns folgendes Werbejuwel:
Rrrrrrrrr, zwei asiatisch aussehende Frauen, jung, schlank, hübsch, eine mit seltsam suggestiv geöffneten Lippen (vielleicht hat sie einen Schnupfen und kann anders nicht atmen?), die dazu mit nur 1,99 %-Finanzierung auch noch äußerst „billig” sind und Freude machen. Dann noch diese äußerst kreativen Namen „Li” und „Sing” – japanische sind es allerdings nicht. Dass es um Autos geht, kann man bei soviel Sexismus und Rassismus fast vergessen.
In der Schweiz gibt es für Werbebeschwerden übrigens die Lauerkeitskommission.
Immerhin sind die beiden angezogen. Da kenne ich schlimmere Werbung.
*rolleyes* Mag mal einer Strichliste führen für “ Da kenn ich schlimmeres“ Kommentare?
Ich hab erst nach dem lesen kapiert dass Li und Sing die namen der beiden Frauen sein sollen. Erst dachte ich da hätte jemand in der Rechtschreibung versagt oO. Freut mich aber auch ein bisschen, zeigt mr ja auch dass ich nicht so dermassen in Stereotypen denke wir mazda das erwartet.
ah, ja, die hab ich am zürcher hauptbahnhof auch gesehen und mich drüber genervt. allerdings haben meine erfahrungen mit der lauterkeitskommission gezeigt, dass beschwerden absolut gar nichts bringen. nicht mal eine antwort…
was ist das „es gibt noch schlimmeres“ für ein argument? …
abgesehen davon wird hier ja zumindest indirekt von prostitution (und dann noch zu spassigen preisen) gesprochen, dem klischee zu liebe noch mit zwei asiatinnen- also ich finde das schon sehr schlimm, ob die kleider jetzt da sind oder nicht, macht genau nichts aus.
@Laura: kommt vielleicht drauf an, bei wem du dich beschwerst. ich habe mich mal bei mc donalds beschwert und wirklich innerhalb von ca. 2 wochen eine antwort bekommen.
Also ich weiß ja nicht… Das ist offensichtlich ein schlechtes Wortspiel und allein als solches natürlich verdammenswert – aber „Sexismus“ und „Rassismus“ ist schon eine großzügige Interpretation, finde ich. Prostitution erst recht. Aber wahrscheinlich bin ich bloß zu abgestumpft.
Wie sagt man es so schön? Dieser Witz braucht eine Drehleiter, um noch auf Stammtischniveau zu kommen.
Ich muss zugeben, dass ich die Werbung auch nicht so schlimm finde.
Ich hätte es eher verstanden, dass sich Li und Sing freuen so billig das Auto über Leasing bekommen zu können.
hätt ich jetzt auch eher so wie steve interpretiert: die beiden damen freuen sich über die günstigen leasing raten.
außerdem hat für mich frau li eher einen etwas albernen „wow-un-glaub-lich“-gesichtsausdruck, suggestiv find ich daran nix. vielleicht denke ich beim anblick von asiatinnen einfach auch nicht so schnell an sex und käuflichkeit von sex wie andere betrachter.
dass die beiden li und sing heißen find ich da eher ein problem. so ein bisschen auf dem „wie heißt der chinesische xyz?“-witze niveau. wo die antwort dann immer irgendein tschingtschangtschong-pseudo-chinesisch ist. das ist mindestens lahm, wenn nicht sogar rassistisch.
ach ja noch was: mazda ist ja eine asiatische, genaugenommen japanische automarke.
vielleicht ist das ja ein anliegen der werbung sich eben speziell als asiatischer autohersteller zu positionieren – mit hilfe asiatischer modells.
so wie sich auch renault in deutschland als französisch („createur d’automobiles“) und deutsche autohersteller international mit deutschtümelei (und blonden frolleins) in der werbung positionieren.
dann allerdings wieder das problem: warum mazda-japanerinnen mit pseudo-chinesischen namen? weil asiaten alle gleich aussehen? und japanisch und chinesich „irgendwie gleich klingen“?
@Judith: dass japanisch und chinesisch gleich klingen stimmt nicht, die beiden sprachen sind eigentlich sehr gut auseinander zu halten. würde mich aber nicht überraschen, wenn hier das vorurteil, dass alle asiaten und alles asiatische gleich sind, gleich klingen oder zumindest gleich aussehen bedient werden soll, damit der europäer mal wieder was zu lachen hat.
@red riding hood
darum die anführungszeichen. und: das waren rhetorische fragen. sorry, das hätte ich vielleicht besser kennzeichnen sollen.
japanisch und chinesisch klingen meiner meinung nach noch nicht mal annähernd ähnlich.
da finde ich italienisch und japanisch ja schon ähnlicher.
darum kommt mir die werbung ja wiegesagt auch rassistisch vor.
weil ich eben genau den gleichen verdacht habe wie du, dass entsprechend europäischer ignoranz von einer panasiatischen „tschingtschangtschong“-sprache (beachte die anführungszeichen!) ausgegangen wird, wie in den bekannten „chinesen-witzen“.
(beim penny gibt’s übrigens ein „curry huhn bombay“-feritggericht mit bambus-sproßen und ananas. häh? essen tun die asiaten also angeblich auch alle das gleiche von istanbul bis yokohama oder so. ignoranz.)
das ändert nix daran, dass ich vermute, dass die assoziation mazda=asiatisch geweckt werden sollte.
hübsche, junge, weibliche modells, die preisschilder hochhalten sind ja recht häufig in der werbung.
ich kann verstehen, dass das grundsätzlich ein sexismus-thema ist.
ist es aber wenn asiatische frauen diese schilder halten ein größeres sexismus-problem?
Ich finde es schon sehr explizit zu schreiben, dass „Leasing Freude macht” und dann den Models noch Li und Sing aufs Shirt zu drucken. Ein Klischee über asiatische Frauen ist, dass sie ergeben sind, nicht aufmucken und jeden (Männer-)Wunsch erfüllen.
In der heute gültigen Umschrift des Chinesischen gibt es übrigens auch kein „Sing” – weder als Namen noch als Wort.
sorry, ironie liest sich manchmal schlecht raus ;)
Ich schließe mich Helga an.
In VIELEN Werbungen (egal welche Branche) werden Menschen (hier: attraktive asiat. Frauen) objektifiziert oder/und (zumindest symbolisch) in Verbindung gebracht mit Käuflichkeit, gängigen Klischees (z.B. Frauen im Haushalt) und vielem mehr.
Auch wenn es sich „nur“ um Werbung handelt ist der allgemeine Konsum solcher medialen Einflüsse mittlerweile derart intensiv, dass sie wahrscheinlich zum Überleben veralteter Klischees beitragen.
Ok, noch mal für die, die es nicht kapieren wollten: Mit meinem Kommentar ‚da kenne ich schlimmeres‘ meinte ich: ich finde die Werbung nicht besonders schlimm. Ich habe nur begrenzte Kapazitäten zum Aufregen, und die verteile ich lieber auf Werbung, die es wirklich nötig hat. Ihr dürft gerne anderer Meinung sein, aber ihr müsst deshalb meine Meinung hier nicht abwerten. Danke.
„zumindest indirekt von prostitution“: Also jetzt behaltet mal die Hüte auf. Die beiden (zugegebenermaßen unanständig dünnen) Mädchen halten ein Plakat. Ich wäre nie auf die Idee gekommen anzunehmen, dass sich die Preise auf die Mädchen beziehen.
„Ok, noch mal für die, die es nicht kapieren wollten: Mit meinem Kommentar ‘da kenne ich schlimmeres’ meinte ich: ich finde die Werbung nicht besonders schlimm. Ich habe nur begrenzte Kapazitäten zum Aufregen, und die verteile ich lieber auf Werbung, die es wirklich nötig hat.“
Wie kommst du darauf dass ich nicht kapiert habe was du sagen willst (da war ja nun wirklich keine Interpretation möglich)?
Ich habe vollkommen verstanden was du sagen willst und deine Meinung nicht „abgewertet“ sondern kritisiert.
Ich verstehe nämlich einfach nicht wieso sich, gerade bei sexistischer Werbung, immer jemand findet der sich genötigt fühlt zu sagen „es gibt schlimmeres“ anstatt einfach gar nichts zu sagen.
@kaba
„es gibt schlimmeres“ finde ich jetzt auch nciht so einen dollen spruch, weil irgendwie totschlagargument.
wenn die alternative zu „seh ich genauso“ aber nur „gar nichts sagen“ sein darf, fänd ich das auch sehr schade.
offensichtlich gibt es einen großen interpretatonsspielraum bei dieser werbung. manche finden, dass die art der darstellung der damen etwas mit prostitution zu tun hat, manche sehen das nicht so. das ist doch schon mal interessant. die assoziation asiatinnen=prostituierte läuft also weniger automatisch ab bei den betrachterInnen hier, als zunächst vermutet.
Ich hab auch nicht geschrieben das man das nicht sagen DARF, lediglich gefragt ob man das sagen MUSS.
Oh und falls dass mit dem Interpretationsspielraum als Erläuterung für mich gedacht war, mein Punkt zur Interpretation bezog sich auf den „es gibt schlimmeres“ Ausspruch, nicht auf die Werbung.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich gleich mit meinem ersten Post unbeliebt mache: Ich glaube, ihr steigert euch in diesem Fall schon etwas in diese Werbung rein.
Wen die Werbung zu sexistisch ist, solltet ihr euch bei den Damen, die die Kampagne mit entworfen haben besonders beschweren [
]. Die Zielgruppe für Mazda sind in diesem Fall junge Männer, die auf die japanische (vielleicht deshalb asiatische, gar japanische Models? wer weiß?) Automarke aufmerksam werden sollen. Ich denke, der Erfolg, diese Kundschaft mit zwei jungen Männern anzuwerben, hielte sich in Grenzen.
Was das zugegeben etwas plumpe Wortspiel angeht, gut, dieses spielt natürlich mit einem gewissen Schubladendenken, aber Rassismus? Auch z.B. Koreaner werden euch berichten, dass für sie die „Langnasen“, also Europäer alle gleich aussehen. :)
Ja Steve, Du machst Dich damit unbeliebt, Smileys am Ende haben noch nie geholfen. Aber weil ich es heute mal noch nicht geschrieben habe:
Warum sollten wir uns ausgerechnet bei den Frauen des Kreativteams beschweren? Jede und jedeR kann Sexismus verhindern.
Jemanden „Reinsteigern” vorzuwerfen ist ein klassischer Versuch, den- oder diejenige wieder zum Schweigen zu bringen. Weiterführend: http://shakespearessister.blogspot.com/2008/02/feminism-101-feminists-look-for-stuff.html
Dann ist man vom vermeintlich harmlosen Schubladendenken sehr schnell beim Rassismus. Schließlich extra Punkte fürs manklären der Werbestrategie (vgl. engl. mansplaining).
@katharina: „“zumindest indirekt von prostitution”: Also jetzt behaltet mal die Hüte auf. Die beiden (zugegebenermaßen unanständig dünnen) Mädchen halten ein Plakat. Ich wäre nie auf die Idee gekommen anzunehmen, dass sich die Preise auf die Mädchen beziehen.“
Sehe ich genau so.
Genau, ich versuche hier alle zum Schweigen zu bringen. Was ich anregen wollte war eigentlich:
1) Wenn die Werbung so sexistisch erdacht worden wäre, wie sie hier interpretiert wird, hätten da die Damen nicht selbst ihr Veto eingelegt, wenn sie schon am Entwurf mitarbeiten? Ich meine, natürlich kann und sollte ein Mann bei Sexismus genauso einschreiten, aber wären die direkt Betroffenen nicht noch empfindlicher? Ich sehe es einfach ähnlich wie Katharina und Steve, der Pirat, ich hätte die Schilder nie auf die Damen bezogen.
2) Eine Werbung, die für junge Männer entworfen wird, wird wohl weiter mit weiblichen Models arbeiten, da diese, rein evolutionsbedingt, nunmal den Blick der männlichen Käuferschaft auf sich und damit indirekt auch auf das Produkt lenken. Man kann das primitiv finden, aber es liegt uns nunmal in den Genen.
Ich sage ja nicht, dass „Sex sells“ die tollste Strategie ist, die je erfunden wurde, aber solange sie funktioniert wird Mann und Frau in der Werbung wohl darauf zurückgreifen.
3) Danke für die Extra-Punkte. Ich wollte eigentlich nur mein Argument anbringen, tut mir leid, wenn das besserwisserisch rübergekommen ist.
Ich wünsche einen schönen Abend :)
„steve, der pirat“ heisst eigentlich steve, the pirate und ist demnach nicht unbedingt männlich.
-> http://finallyfeminism101.wordpress.com/2007/10/20/internalized-sexism/
Entschuldigung Erna, ich habe Steve the pirate mit der Figur Steve, the pirate aus „Dodgeball“ assoziiert und deshalb vermutet, er/sie sei männlich (Und weil ich dachte, Steve sei die englische Kurzform für Steven), man möge mir das verzeihen.
Was ich nur gerade nicht verstehe, Helga, in wiefern habe ich versucht oder befürwortet, Frauen in eine bestimmte Rolle zu zwängen? Weil ich es für logisch halte, dass eine männliche Käuferschaft durch Frauen in der Werbung (und umgekehrt auch, man denke an den Coke-light-Man) angesprochen werden soll?