Feministing berichtet wieder einmal vom Dreier schlechthin – Biologismus, Sexismus und Heteronormativität: Der Geruch von weiblichen Tränen soll den Testosteron-Spiegel von Männern sinken lassen, so eine neueste Studie. Nicht nur das: Weil Männer triebgesteuerte Wesen sind, die nur über Hormone zur Interaktion befähigt werden, wollen sie im Angesicht tränenreicher Frauen auch gleich keinen Sex mehr. Also Ladys, wenn ihr mal wieder kein Bock auf ’ne schnelle Nummer mit ihm habt, einfach losflennen. </ironie off>
In der Huffington Post appelliert Joanne Herman dafür, bereits in der Schule Kinder und Jugendliche an Trans*Konzepte beziehungsweise Transsexualität heranzuführen, um ihnen eine freiere Wahl bezüglich ihres Genders und gegebenenfalls Geschlechtes zu ermöglichen und bereits trans* lebende junge Menschen zu empowern. Kritik an diesem Vorhaben übt Alex vom Bilerico-Project.
Dass Kindererziehung noch immer keine gleichberechtigte Aufgabe im Leben einer heterosexuellen Familie ist, ist keine Überraschung. Überraschend hingegen ist der Pathos, der ganze Artikel begleitet, wenn über Väter in Elternzeit berichtet wird, als sei die von Männern temporär geleistete Reproduktionsarbeit etwas, was mensch auf einen Podest stellen müsste. Melanie Rühl von der FAZ schien sich an ihrem Reportageobjekt offenbar nicht sattsehen und -schreiben zu können.
Vergangenen Sommer schrieben wir über die Geschlechtertrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln Jerusalems. Diese wurde nun vom Obersten Gerichtshof Israels für illegal erklärt, weiß dieStandard.at.
Nepal will laut Nachrichtenagentur AFP seinen Einwohner_innen bei der nächsten Volkszählung neben des obligatorischen Mann-Frau-Default auch Transgender zur Selbstbestimmung des Geschlechtes anbieten. Auch Indien soll 2011 eine Volkszählung mit sogenannter „third gender category“ planen. Dies wurde aus Regierungskreisen allerdings noch nicht bestätigt.
Die Frauen in Kanye Wests neuem Musikvideo sind attraktive Leichen, derer sich die männlichen Protagonisten ganz selbstverständlich bemächtigen dürfen. Frauenfeindlichkeit und sexualisierte Gewalt findet Melinda Tankard Reist allerdings überhaupt nicht sexy und fordert ihre Leser_innen dazu auf, eine entsprechende Petition mitzuzeichnen.
Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ist erreicht. Ein Kampf dafür also obsolet. Wie lange haben sich Feminist_innen solche Sätze schon auf der Zunge zergehen lassen müssen? Laurie Penny analysiert auf NewStatesman den Mythos des Gleichberechtigungsmythos.
In seinem monatlichen Bericht über sexuelle und reproduktive Rechte und Gesundheit fokussiert Gender Across Borders dieses Mal die jüngsten Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zum Recht auf Abtreibung.
Erfolg für LGBT*-Aktivist_innen in den USA: Demnächst sollen auf allen Anträgen für Reisepässe Hinweise auf das Geschlecht der Eltern entfernt werden, um den verschiedenen Formen familiären Zusammenlebens Rechnung zu tragen, heißt es bei der Washington Post. Antragssteller_innen müssen also nicht mehr zwingend einen weiblichen und einen männlichen Elternteil angeben. Unklar ist noch, ob diese Änderung auf alle staatlichen Dokumente ausgeweitet wird.
Das Kinderhilfswerk Plan fordert die Vereinten Nationen auf, den 22. September zum Internationalen Mädchentag zu erklären. Hier könnt ihr die entsprechende Petition mitzeichnen und die zivilgesellschaftliche Organisation bei ihrem Vorhaben unterstützen.
Queer/feministische Termine für diese und nächste Woche findet ihr in unserer Übersicht für Januar, die ihr gern in den Kommentaren weiter ergänzen dürft. Wir suchen übrigens für den kommenden Monat wieder Partys, Proteste, Lesungen, Filme, Aktionen, etc. mit herrschaftskritischem und emanzipatorischem Anspruch. Veranstaltungshinweise bitte mit Link an post[ät]maedchenmannschaft[punkt]net, auf unsere Facebook-Wall oder per Twitter an @grrrls_team.
„And the men, Kanye West, Rick Ross, and Jay-Z are far from bothered by the female corpses.“
Notiz am mich: Immer so aussehen, als ob man sich gestört fühlt, wenn tote Frauen im Raum sind!
Wow. Mit diesem Video von Herrn West ist wirklich eine neue Stufe der Widerlichkeit erreicht, selbst nach HipHop-Maßstäben.
Zu den Tränen und dem Sextrieb:
Mir ist nicht ganz klar, warum das biologistisch, sexistisch und heteronormativ ist. Wenn man sich die Berichte dazu durchliest, dann klingt es für mich nach normaler Forschung.
Als Hörer von Metal, Gothic und ähnlicher düsterer Musik muss ich nun aber doch mal die Frage stellen wo das Problem mit dem Musikvideo ist. Es gibt Horrorfilme die wesentlich heftiger sind. Es gibt Lieder die heftiger sind. Es gibt Bücher die kränker sind.
Fiktion != Realität
Ein Computerspiel in dem man Leute erschießt animiert nicht zum töten von Menschen. Wenn irgend ein Musiker ein Lied über ein „Monster“ produziert und dazu ein krankes Video macht heißt das doch noch lange nicht das er das dort gezeigte propagiert.
Allein der Lied Titel „Monster“ zeigt doch das der Künstler schon eine Wertung des gezeigten vorgenommen hat und das Verhalten selber krank findet.
Auch wenn ich nicht viel von Hoppern halte so sollte man ihnen doch auch zutrauen so etwas differenziert zu betrachten und zu verstehen das kein Mensch ohne starken Schaden so etwas macht.
Dass genau wie bei Filmen nicht jede Musik etwas für Kinder und andere leicht beeinflussbare Menschen ist versteht sich von selbst.
@Atrocity: Schau dir mal die Lyrics an. Da ist nix mit differenziert und nachdenken *geht mal eben den Kotzeimer holen* Und die Zielgruppe ist definitiv noch weniger mit differenziert, das Lied ist exakt so gemeint, wie es oben im Text beschrieben wird.
@Aleya: Lyrics gegoogelt (anhören wollte ich mir das wirklich net ;-) )
Wenn man das Gestammel noch Text nennen kann dann kommt mir dieser doch sehr selbst ironisch vor. Beispiele:
„bought the chain that always give me back pain“ -> Anspielung auf die abartig hässlichen mega Ketten von Rappern
„I kill a block I murder avenues, rape and pillage a village, women and children“ -> Das sowas keiner ernst meint ist doch wohl klar ;-)
Der ganze „Text“ klingt für mich wie ein ewig langer whine über Rapper und das Business, dazu aufgefüllt mit ein paar Ausdrücken und Drohungen.
Das scheint mir immerhin minimalst intelligenter und selbstkritischer wie der normale Assi-Rap der nur aus Ausdrücken, Drohungen und Beleidigungen besteht.
@Sabine:
Was ist denn „normale“ Forschung?
Biologistisch = weil mit angeblich biologischen Ursachen versucht wird, menschliches Verhalten zu erklären und als natürlich gegeben (und damit unveränderbar) zu manifestieren
Sexistisch = weil Männern und Frauen in dieser Studie bestimmte, festgeschriebene Rollen zugewiesen werden, sowie Männer und Frauen als unterschiedlich konstruiert werden. Wieso werden Männertränen und ihre angebliche Wirkung in dieser Studie beispielsweise nicht untersucht? Was ist das überhaupt für eine Fragestellung, die der Studie zu Grunde liegt?
Heteronormativ = Konstruktion von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität als Norm
@Atrocity
Nur, weil es in anderen Musikbereichen „noch heftiger“ zugeht, heißt das nicht, dass dieses Video und die transportieren Inhalte nicht frauenfeindlich sind. Fiktion wird von realen Menschen geschaffen, die in sexistische Strukturen eingebunden sind bzw. nicht frei von Stereotypen. Fiktion ist ein Realitätsentwurf, kein luftleerer Raum für vorurteilsfreie, von der Gesellschaft unabhängige Gedanken und Fantasien. Die „Kunst darf alles“-Debatte langweilt mich, um ehrlich zu sein.
@Nadine:
Fiktion ist in meinem Kopf. Da darf mir zum Glück keiner vorschreiben was dort abgeht.
Wichtig ist wie ein Mensch handelt. Nicht wie er denkt. Das ist seine Sache.
Mann kann z.B. auf das erniedrigen von Frauen stehen, das mit einer Partnerin ausleben der das auch gefällt und trotzdem respektvoll und vorurteilsfrei mit Frauen umgehen.
Und auch wenn es Dich langweilt: Die Gedanken und auch deren Darstellung sind zum Glück frei (solang es keinen anderen beeinträchtigt)
@Atrocity
Und woher kommen deine Fiktion, Gedanken, (sexuelle) Wünsche, Vorstellungen, Ideen?
Naja, einigen können wir uns wohl darauf, dass es verschiedene Perspektiven auf Kunst, Popkultur und ähnliches gibt und Menschen unterschiedlich von ihr betroffen sein können. Und klar, dass wir auf einem feministischen Blog bestimmte Dinge (nicht nur Handeln, auch Denken) kritisch sehen bzw. hinterfragen.
@Nadine: Genau eegen dem kritischen hinterfragen bin ich gerne und oft hier auf dem Blog am lesen :)
Zu dem Thema habe ich eine anderer Meinung und habe das Kund getan. Das gehört auch zum kritischen hinterfragen.
@ Video von Kanye West
Der Trailer von dem Video hat mich schon wirklich schockiert (und ich schaue gern von mir aus auch härtere Horrorfilme) und da hab ich mal nach dem kompletten Video gesucht, um zu überprüfen, ob da wirklich das ganze Video lang tote Frauen von der Decke hängen.
Schaut man sich das ganze Video an, merkt man plötzlich, wie die Produzenten die Interpretation zu „Monster“ gemeint haben. Was in dem Trailer nämlich fehlt, sind die vielen Szenen, wo die Tänzer (größtenteils Frauen) als Vampire oder zombieähnliche Wesen auftreten, also als Monster, die es auf Kanye teilweise abgesehen haben. In einer Szene fressen sogar zwei der weiblichen „Monster“ die Eingeweide eines Mannes. Man sieht also eindeutig die Anlehnung an einen Horrorfilm. Gefallen hat mir auch der Part der Rapperin Nick Minaj, die in einer Doppelrolle eine SM-Szene mit sich selbst spielt. Den Großteil des Videos kann man also schon sexy finden und die Frauen als Monster finde ich besser als die üblichen hinternwackelnden Backgroundtänzerinnen in Hip Hop Videos.
Die wirklich widerlichen Szenen aus dem Trailer passen so gesehen eigentlich garnicht in den Rest des Videos. Habe aber auch schon in einer Diskussion zu dem Video gelesen, das Kanye West bereits bei der Auswahl seines Albumcovers darauf ausgewesen ist, dass man es verbieten würde. Wenn das stimmt, würde sich das Video ja perfekt in das absichtlich verboten werden wollen fallen.
Achja, für alle, die es interessiert, in einer weiteren Szene mit den zwei leblosen Frauen im Bett legt sich Kanye den Kopf der einen in seinen Schoß. Wusste garnicht das Nekrophilie neuerdings sexy ist *würg*
tränen und sex:
ehrlich gesagt, fänd ichs echt verstörend, wenn jemand an sex mit mir denkt, wenn ich weine. gibt ja auch immer nen grund für tränen.
elternzeit:
„Es wäre nur naiv zu glauben, die Vätermonate änderten irgendetwas am klassischen Rollenverständnis, aber das ist auch gar nicht ihre Aufgabe.“
wär ja aber schön, wenn sie das könnten, bzw dachte ich ja bisher, dass das durchaus dazu führen solle
Für alle, die es interessiert >> mehr zum Thema Kanye West
http://feministing.com/2011/01/13/im-so-done-defending-kanye