In zehn Tagen, also am 14. April, findet zum insgesamt elften Mal der Girls‘ Day statt, der Mädchen auf ansonsten „geschlechtsuntypische Berufe“ machen soll. Diesmal gibt es eine Premiere, denn für die Jungs wird erstmals der Boys‘ Day organisiert. Auf planet-beruf.de erklärte Miguel Diaz, einer der Organisator_innen, die Idee:
Wir möchten am Boys‘ Day Jungen mit Berufen in Kontakt bringen, die einen geringen Männeranteil aufweisen, besonders mit den Berufen im sozialpflegerischen und erzieherischen Bereich. Der Boys‘ Day möchte Jungen aber auch zur Auseinandersetzung mit Männlichkeitsmustern herausfordern und soziale Kompetenzen vertiefen.
In Niedersachsen gibt es diesen Boys‘-Day schon länger, das Tolle ist, dass ich damals einen Lehrer hatte, der darauf geachtet hat, dass die Jungs wirklich in typische Frauenberufe gehen. In viel zu vielen anderen Klassen landeten die Jungs aber doch wieder in Autowerkstatt & co.
Ich finde die Idee des Boys-Day ganz gut. Allerdings ist die offizielle Begründung dafür etwas widersprüchlich wenn man auf den Girls-Day schaut.
Beim Girls-Day heißt es:
„Mädchen und junge Frauen in Deutschland schöpfen ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus; den Betrieben aber fehlt gerade in den technischen und techniknahen Bereichen zunehmend qualifizierter Nachwuchs.“
„Deutschland droht ein Fachkräftemangel
In Zukunft muss mit einem Mangel an qualifizierten Fachkräften gerechnet werden. Besonders betroffen werden davon die Arbeitsbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Ingenieurwesen. Die Zahl des fehlenden Fachpersonals in diesen Bereichen wird bis zum Jahr 2030 als steigend prognostiziert. Das Interesse an einem Studium im technischen Bereich nimmt bei den Studierenden jedoch wieder ab.“
http://www.girls-day.de/Daten_und_Fakten/Argumente
Die offizielle Begründung für den Girls Day lautet also „Fachkräftemangel“.
Wenn aber Fachkräftemangel die Begründung sein soll, stellt sich die Frage, warum dann ausgerechnet die Jungen mit dem Boys-Day von diesen technischen Berufen ferngehalten werden sollen. Wenn der Boys-Day Erfolg hat und sich mehr Jungen für Frauenberufe entscheiden, dann müßte das ja den angeblichen Fachkräftemangel wieder verschärfen.
@black
Weil auch in „typischen“ Frauenberufen ein Fachkräftemange herscht?
http://www.pflegen-online.de/nachrichten/pflegeberuf/dramatischer-fachkraeftemangel-in-den-pflegeberufen-durch-weitere-studien.htm?PHPSESSID=a
http://www.sonntag-sachsen.de/2010/03/20/diagnose-mangel/
Gerade bei Männern fürchtet man einen massiven Mangel – weil sehr viele sich nach dem Zivil-Dienst sich in eine solche Richtung orientiert haben die es vorher nicht geatan haben (ich habe neulich was von 40% gelesen, finde gerade das Zitat nicht)
Ok.. die 40% hatte ich irgendwo anders her im Kopf, aber die Kurzmeldung aus dem Spiegel:
http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,753319,00.html
@Lena
Aha. Sehr sinnvoll. Frauen sollen typisch männliche Berufe erlernen, weil dort Fachkräftemangel herrscht. Im Gegenzug sollen Jungs typische Frauenberufe lernen – weil dort auch Fachkräftemangel herrscht.
Fazit: Wenn sowohl in typischen Frauenberufen als auch in typischen Männerberufen Fachkräftemangel herrscht wird ein Boys/Girlsday keine Abhilfe schaffen. Denn jede Frau die sich gegen einen Frauenberuf entscheidet verstärkt nach dieser Logik den Fachkräftemangel in Frauenberufen. Jeder Mann der sich gegen eien typischen Männerberuf entscheidet verstärkt dort den Fachkräftemangel.
Ein Nullsummenspiel.
@black
Nein, beide Beufe LEBEN von der Vielfallt der Leute.
Ein Nullsummenspiel wäre es, wenn man auf beiden Seiten Leute in Berufe drängt, die für sich nicht geeignet sind.
Das wird aber durch keine der beiden Aktionen getan – es werden nur andere interessante Bereiche vorgestellt und erweitern so den Horizont.
Viel Mädchen können sich unter MINT-Berufen nicht vorstellen, viele Männer denken, dass Pflegebrufe nicht für sie sind – ein solcher Tag kann dazu dienen, neue Seiten an sich zu entdecken und sich daher für einen anderen Beruf entscheiden – zumal es ja bei weitem nicht nur diese beiden Berufsfelder gibt.
Die Überleggung ist Folgende: Es Mangelt in beiden Berufen an Menschen, die diesen Beruf ergreifen.
Dann schau ich mir an, was für Leute diese Berufe NICHT egreifen – und wo ich glaube, dass ich noch genug „potential“ sehe, Leute für diesen Beruf zu entscheiden.
Anders gesagt: Ein Mädchen, dass gut in Mathe ist, wird sich mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für einen MINT-Beruf entscheiden als ein Junge mit gleichen oder schlechteren Fähigkeiten.
Ähnlich sieht es bei sozialen Berufen aus. Ein Junge kann gut mit Kinder können – wird sich aber mit einer weseintlich geringere Wahrscheinlichkeit für einen Beruf in der Kinderbetreuung entscheiden als ein Mädchen, das schlechter mit Kindern klar kommt.
Umd as auszugleichen sind solche Tage Sinnvoll.
@lena:
ich stimme dir da total zu.
vor allem schafft ein solcher Tag einfach ein neues Bewusstsein. Jungs in Frauenberufen sind dann keine „Memmen“ oder „Muttersöhnchen“ mehr, sondern eben Männer, die toll mit Kindern umgehen können oder einfühlsame Pfleger sind.
Sowas geht gar nicht. Mädchen werden Berufe vorgestellt, in denen man relativ viel verdient, während Jungs zu Berufen geführt werden sollen, in denen man kaum was verdient. Was widerum daran liegt/lag, dass man Männern Zwangsarbeit (Neusprech: Zivi) machen lies.
Würde meinen Sohn an dem Tag von der Schule nehmen aus Protest.
Gut ist hingegen, dass durch die Abschaffung des Zivis eigentlich! die Löhne nicht mehr so gedrückt werden.
Ausserdem können Jungs jetzt gleich mit dem Studium oder einer Ausbildung beginnen. Jungs und Männer wurden ja bisher gegenüber den Frauen dardurch ausgebremst.
Mal sehen wie sich das auswirken wird.
@Rolf: Herzlichen Glückwunsch zur Erkenntnis, dass typische Frauenberufe oft schlecht bezahlt werden. Was gar nicht geht, ist die Ungerechtigkeit, der ungleichen Bezahlung. Im Fall von z.B. Altenpfleger_innen ist die gar nicht mehr zu rechtfertigen – wir brauchen mehr Fachkräfte, das Wort Fachkräfte deutet schon an, dass die Ausbildung anspruchsvoll ist und körperlich anstrengend ist die Arbeit auch. Aber statt Dich dafür einzusetzen, dass auch Altenpfleger_innen von ihrer Arbeit leben können, würdest du lieber mit einer Schule schimpfen, die Schüler_innen alle Optionen bei ihrer Berufswahl aufzeigt. Schade.
Jungen sollen also in jene Berufe „gefördert“ werden, von denen man Mädchen wegen geringer Verdienst- und Aufstiegschancen abrät. Die „Förderung“ geschieht also nicht im Interesse der Jungen. Verantwortungsvolle Jungeneltern boykottieren solche Maßnahmen also zurecht. Darin ist Rolf zuzustimmen.
@Helga: Es gibt auch miese Männerjobs, warum schickt man Mädchen am Girlsday nicht zum Kanalputzen? Das wäre doch mal eine echte Männerdomäne, die noch genommen werden muss.
@ Rolf
„Sowas geht gar nicht.“
Natürlich nicht! Dass Jungen und Mädchen mal abseits von klassischen Jobs irgendwo reinschnuppern, und am Ende vielleicht sogar ein paar Mädchen mal besser verdienen als ein paar Jungen, wo kämen wir denn da hin? Womöglich in eine Gesellschaft, in der Berufe individuell nach Interessen und Fähigkeiten ausgewählt werden und nicht nach Geschlechterklischees? Entsetzliche Vorstellung!
ich muss schon sagen, dass ich erschrocken bin, dass es hier wirklich Leute gibt, die ihren Söhnen aufgrund des scheinbar schlechten Gehaltes von Sozialen Berufen abraten würden.
Mich würde mal Interessieren, ob sie das bei ihren Töchtern auch machen würden.
@Rene : Wenn du mir eine gut bezahlten typischen „Frauen-Beruf“ nennst, in dem Nachwuchsmangel nennst, werde ich den sicher mit in die Planung einbezihen… habe leider noch nix gefunden.
@ Helga
Für mich gibt es keine typischen Frauenberufe oder Männerberufe. Das Altenpfleger usw. so wenig verdienen, liegt einfach daran, dass niemand bereit ist dafür mehr Geld zu bezahlen. Woher soll es denn auch kommen?
Wenn die Leute lieber ihr Geld für Autos ausgeben ist klar, dass ein Mechaniker mehr verdient als eine Krankenschwester. Oder für Handys oder sonstigen Mist.
Kann man den Leuten leider nicht verbieten.
Ich finde es auch ein Unding, dass Bankmanager Millionen verdienen und der kleine Mann oder die kleine Frau ;) mit Almosen abgespeist werden.
Aber wenn wir mal ganz ehrlich sind: Es liegt an uns allen. Fast jeder ist dafür mitverantwortlich Der Konsument muss sich nur der Macht bewusst werden, die er hat. Dann ganz er ganze Konzerne stürzen. Wenn nicht dann ist die Merhheit eben zufrieden so wie es momentan läuft. Und dagegen kommt man nicht an.
Das Konzept des GirlsDay vs. BoysDay klingt ein bisschen so wie:
Das Mädchen, dass gerne Kindergärtnerin werden will, soll auf den rechten Weg gebracht werden lieber was Technisches zu lernen, da verdient sie auch mehr Geld.
Der Junge, der sich für Technik interessiert soll dagegen begeistert werden lieber was Soziales z.B. mit Kindern zu erlernen.
@ Lena
Selbstverständlich würde ich meiner Tochter auch abraten, einen solchen Beruf zu wählen, wenn ich eine hätte. Das macht aber die Schule und die Politik schon automatisch. Bei meinem Sohn ist es daher noch viel angebrachter, hier muss ich gegen die Schule gegensteuern, während ich es im Falle eienr Tochter mit Wohlwollen sehen würde
Rene hat das doch gut auf den Punkt gebracht: „Frauen“beruf im sozialen Bereich entspricht von der Wertigkeit her offenbar „Männer“beruf „Kanalputzer“ (kennt eigentlich jemand einen Kanalputzer?).
Schon interessant. Ich glaube jetzt eigentlich kaum, dass die Jungs beim Boys Day an das Berufsfeld „Raumpfleger“ oder dergleichen herangeführt werden.
@black
wie gesagt, es gibt ja nur diese beiden Berufsgruppen. Sonst keine anderen.
Warum sollten Jungen und Männer in schlecht bezahlte Berufe, mit wenig sozialem Status, ohne Aufstiegschancen wollen? Mir erschließt sich das nicht.
Egal, ob das die Berufe Erzieher, Pädagogen, Grundschullehrer, Altenpfleger sind.
Ich würde weder Tochter noch Sohn raten, in einen schlecht bezahlten Beruf zu gehen. Wer sein Kind zu einem sozialen Beruf rät, führt es in ein nicht unerhebliches Armutsrisiko.
Solange das Gesellschaftssystem darauf beruht, dass jemand nur mit genügend Geld menschenwürdig ohne staaliche Kontrolle leben kann, ist jeder Beruf, der schlecht bezahlt ist, kein sinnvolles Ziel.
Es wird sich nichts am System ändern, nur weil wir Jungs in diese Berufe locken und alles beim alten bleibt.
@ IV
Ja ich bin einer…nach einer Art 4 Wochen Umschulung. Werde aber noch eine Weiterbildung zum Inspekteur machen.
Man verdient übrigens nicht schlecht da. Besser als in Zeitarbeit Pakete zu sortieren.
lena meinte:
„ich muss schon sagen, dass ich erschrocken bin, dass es hier wirklich Leute gibt, die ihren Söhnen aufgrund des scheinbar schlechten Gehaltes von Sozialen Berufen abraten würden.“
Wurde der ganze Girls-Day nicht eben gerade dafür erfunden: um Mädchen von sozialen Berufen abzuraten?
„Wurde der ganze Girls-Day nicht eben gerade dafür erfunden: um Mädchen von sozialen Berufen abzuraten?“
Ja.
Auf der Website des Girls Day heißt es dazu:
„Für viele junge Frauen hat die Zukunft in einem technischen Ausbildung oder Studiengang aufgrund ihrer Teilnahme am Girls’Day bereits begonnen. Evaluationsergebnisse bestätigen, dass der Girls’Day positiven Einfluss auf das Image von technischen Berufen bei den Teilnehmerinnen hat und Unternehmen entwickeln durch die Teilnahme am Girls’Day ein verstärktes Engagement bei der Ansprache von jungen Frauen für technische Berufe.
Für Jungen ab der 5. Klasse findet parallel zum Girls’Day der Boys’Day – Jungen-Zukunftstag statt. Bundesweit laden Einrichtungen, Organisationen, Schulen und Hochschulen sowie Unternehmen Schüler ab der 5. Klasse ein. Sie lernen an diesem Tag Dienstleistungsberufe z. B. in den Bereichen Erziehung, Soziales, Gesundheit und Pflege kennen sowie weitere Berufsfelder, in denen bislang wenige Männer arbeiten. Oder sie besuchen Angebote zu den Themen Lebensplanung und soziale Kompetenzen. “
http://www.girls-day.de/Girls_Day_Info
@Dulcinator von Toboso
ja, wir erzählen den Mädchen die ganze Zeit, wie bescheuert und schlecht doch Berufe in der Pflege sind.
Umd das zu untermauern, halten wir unsere Gehaltszettel den Mädchen unter die Nase und zeigen, wie viel mehr man doch im Vergleich zu den Leuten in der Pflege verdienen kann.
.. nur weil man zeigt, das auch Technik spannend sein kann und versucht, ein realistischers Bild von einigen Berufen zu geben, als es vielfach vorherscht, heißt das noch lange nicht, dass man von den anderen abrät…
Jeder Mensch, der sich, nachdem er mal die Alternativen gesehen hat, sich dagegen entscheidet, ist mir genau so lieb.
Die Idee ist, dass Mädchen nicht nur deswegen ein Technisches Fach nicht Wählen, weil sie es sich NICHT ZUTRAUEN.
Und das ist leider nach wie vor der Fall.
Von weiteren Spekulationen über Verschwörungen zum Girls Day bitte ich abzusehen.
@Rolf: Die Berliner Stadtreinigung hat seit kurzem eine Chefin, die dann auch noch die Frauenquote eingeführt hat. Tatsächlich haben sich sehr viele Frauen als Straßenreinigerinnen beworben, das Problem waren Männer auf allen Ebenen. Inzwischen läuft es aber von allen Seiten aus super. Stand im Spiegel Nr 8/2011 und war leider nicht online verfügbar.
@black
“Wurde der ganze Girls-Day nicht eben gerade dafür erfunden: um Mädchen von sozialen Berufen abzuraten?”
Ja.
– Und wo genau stand das in deinem zitierten Absatz jetzt bitte?
„- Und wo genau stand das in deinem zitierten Absatz jetzt bitte?“
Frage ich mich auch.
Die Bundeswehr nimmt auch am Girls Day teil
http://www.girls-day.de/aktool/ez/eventvcard.aspx?id=34028&skin=uo
@ black
Zeigst du uns noch das Zitat, wo Mädchen angeblich explizit von sozialen Berufen abgeraten wird? Oder war das nur freie Interpretation deinerseits?
@onyx
Der Girls Day beschreibt eine „Ist-Situation“:
„Trotz der besseren Schulabschlüsse entscheiden sich Mädchen im Rahmen ihrer Ausbildungs- und Studienwahl noch immer überproportional häufig für „typisch weibliche“ Berufsfelder oder Studienfächer“
„In Studiengängen wie Ingenieurwissenschaften oder Informatik sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Weiterhin bestehen starke Unterschiede in Bezug auf die Fächerwahl: Männer schreiben sich vorwiegend in Physik, Mathematik und Ingenieurwissenschaften ein, Frauen bevorzugen Sozial- und Gesundheitswissenschaften sowie Pädagogik.“
http://www.girls-day.de/Daten_und_Fakten/Argumente
Wenn der Girls Day also antritt diese Situation verändern zu wollen, dann muss er den beschrieben Trend brechen und die bisherige Berufswahl von Mädchen auf andere (technische) Berufe umleiten.
@ black
Da steht mit keinem Wort, dass Mädchen diese Berufe nicht ergreifen sollen. Eine Motivation, den eigenen Blickwinkel zu erweitern ist nicht das gleiche wie ein ausdrückliches Abraten.
@onyx
„Da steht mit keinem Wort, dass Mädchen diese Berufe nicht ergreifen sollen. Eine Motivation, den eigenen Blickwinkel zu erweitern ist nicht das gleiche wie ein ausdrückliches Abraten.“
Ist das dein Ernst?
Naja, die Seite sagt: liebe Girls, da gibt total spannende Berufe, damit könnt ihr gutes Geld verdienen und vielleicht auch in höhere Positionen aufsteigen. Außerdem könnt ihr stolz auf euch sein, denn wenn ihr so einen Beruf ergreift, seid ihr sowas wie Pionierinnen, beklatscht und bewundert.
Ihr könnt euch aber auch für diese anderen Berufe entscheiden. Diese „Frauenberufe“ ihr wißt schon, die nix bringen, finanziell wie statusmäßig. Außerdem zeigt dann eure WAhl, daß ihr total langweilig seid, weil ihr ja doch nur macht, was alle machen.
Das ist wie in der Werbung. Dort rät derjenige, der sein Produkt bewirbt, auch nicht ausdrücklich von anderen Produkten gleiche Art ab. Aber unausgesprochen tut er es eben doch.
@ black
„Ist das dein Ernst?“
Natürlich. Wenn du da was anderes rausliest als drinsteht, ist das lediglich deine Interpretation.
Immer wieder lustig, viel sehr doch ein einfacher Bericht die Wellen hochschlagen lässt.
Jungs werden gezwungen (Alten)Pfleger zu werden. Mädchen per Quote in die Chefsessel großer Firmen getragen. Etwas anderes zu werden wird ihnen verboten!
DRAMA!!!!
(steht ja so nirgends aber was gemeint ist, kann mensch sich ja reindenken ;))
Mei, es geht um Berufsorientierung. Da geht mensch irgendwo hin und schaut sich an, was es da so gibt. Weil die Kinder nämlich keinen Plan haben. Manche wollen Prinzessinnen oder Mama werden und andere Feuerwehrmänner. Das sind nicht unbedingt realistische Vorstellungen und Kinder mal nicht-stereotyp an Berufsbilder heranführen halte ich in jedem Falle für sinnvoll!
Was sie genau für Berufe anstreben, wird sich im Laufe ihrer Entwicklung noch häufiger ändern und variieren.
Wenn allen Kindern zur Erweiterung des Blickfeldes unbekannte Berufe vorgeführt werden sollen, warum dann diese Unterscheidung nach Geschlecht?
Wenn es sowohl im technischen als auch im Dienstleistungssektor einen Fachkräftemangel gibt, warum stellt man dann nicht Mädchen und Jungen technische Berufe und Dienstleistungsberufe vor? Nur so könnten diese sich wirklich für das entscheiden, was sie gerne möchten.
Kaum ein Jugendlicher weiß, was einen in den zukünfitgen Berufen erwartet, meist kennt man nur die Berufe der Eltern, was nicht unbedingt ein breites Spektrum ist.
Also warum diese Geschlechtertrennung? Da liegt es doch wohl nahe, dass dem jeweiligen Geschlecht abgeraten bzw. eine bestimmte Richtung nahegelegt werden soll…
@M.S.
Darf ich daran erinnern, dass der Girls Day/Boys Day nicht die einzige Berufsorientierung im Leben eines jungen Menschen ist?
Und da gibts genug, die eben in stereotype Berufe hin „orientieren“. Dann gibts da noch die Vorstellungen der Eltern, der LehrerInnen, der Peer Group und die Bilder, die Mendien vermitteln. Wer nicht in einem offenen Umfeld aufwächst und als Mädchen lernt, auch technische Berufe ergreifen zu können oder als Junge, dass sozial sein eben nicht heißt ein „lila Pudel“ sein zu müssen – der bzw. die kommt auch später nicht unbedingt freiwillig drauf sich das mal näher anzusehen.
Und dafür sind eben Girls Days und Boys Days wichtig. Abseits vom Mainstream die Blickfelder zu erweitern. Ist doch nur ein Tag im Jahr, warum also die ganze Aufregung?
Es ist leider so, dass Frauen generell die Löhne drücken, bzw. dazu bereit sind, generell für weniger Lohn zu arbeiten. Ich kann hier nur aus meiner Erfahrung sprechen (wobei ich mir nicht anmaßen will, mich als Maß aller Dinge zu bezeichnen). Ich habe in einem Studiengang mit hohem Frauenanteil studiert und auch bei meinen Praktika waren Praktikantinnen immer in der Überzahl. Die Praktika waren ’natürlich‘ unbezahlt, aber ich habe immer noch versucht etwas rauszubekommen oder zumindest die Unkosten/Fahrtkosten erstattet zu bekommen (was auch geklappt hat). V.a. dann, wenn ich mein Praktikum wegen interessanten oder wichtigen Arbeiten etwas verlängert habe. Ich empfahl diese Strategie auch meinen Kolleginnen und Kommilitoninnen. Doch die meinten nur, man müsse doch unendlich dankbar sein, überhaupt ein Praktikum bekommen zu haben und die Frage nach Geld wäre zu gefährlich und zu anmaßend dem Chef gegenüber, wenn man ein gutes Arbeitszeugnis haben wolle („Bloß keinen Fehler machen!“). Ich wäre in diesem Sinne zu überheblich und zu ‚eingebildet‘
Ich kann diese unterwürfige Haltung nicht verstehen, v.a. nicht in Anbetracht der Lage, dass Praktikanten heute z.T. wichtige Aufgaben übernehmen, kaum noch etwas gelernt bekommen und (leider) immer öfter fest angestelltes Personal ersetzen sollen. Deshalb mache ich mir wirklich Sorgen, dass Frauen zunehmend generell die Löhne drücken könnten, da sie von vorneherein dazu bereit sind, weniger zu fordern. ‚Die‘ Wirtschaft reibt sich schon die Hände, v.a. wenn es da um höhere Positionen und Führungspositionen auf der unteren und mittleren Ebene geht…
@plonk: Das ist nicht blöd, sondern es ist bei Frauen tatsächlich ein viel schmalerer Grad. Wer nicht aufpasst wird schnell als zu fordernd oder anstrengend verschrien und kriegt am Ende keine Gehaltserhöhung oder Job – obwohl das gleiche Verhalten bei Männern als angebracht angesehen wird -> http://www.salon.com/life/broadsheet/2007/07/30/negotiation_gap/index.html
@Khaos.Kind
Am Boys-Day stört mich vor allem seine Fixierung auf eine Umerziehung der Jungen, man kann es nicht lassen, an der Männlichkeit herumzukritisieren und den Jungen erklären zu wollen, wie es denn eigentlich viel besser geht.
Oder wie sonst soll ich den Satz „Der Boys’ Day möchte Jungen aber auch zur Auseinandersetzung mit Männlichkeitsmustern herausfordern und soziale Kompetenzen vertiefen.“ sonst interpretieren?
Wenn auch die Mädchen am Girls-Day dazu angehalten werden, sich kritisch mit „Weiblichkeitsmustern“ auseinanderzusetzen und sie ihre sozialen Kompetenzen vertiefen sollen, dann gibts auch keine Aufregung mehr um diese Tage.
Oder wird davon ausgegangen, das Mädchen die sozialen Kompetenzen eh schon besitzen und es keinen Grund gibt, „Weiblichkeitsmuster“ zu hinterfragen?
Stepe, es werden mädchen angehalten, sich mit weiblichkeitsmustern kritisch auseinanderzusetzen und ihre naturwissenschaftlich-technischen kompetenzen zu vertiefen. wo, bitte, ist denn dabei dein problem?
@lob
Das, trotz all dem „Gender“-Gerede, hier nach streng biologischer Einteilung Jungen und Mädchen getrennt werden und ihnen bestimmte Eigenschaften und Kompetenzen zugeschrieben werden oder eben nicht.
Und das das hinterfragen von „Männlichkeitsmustern“ mehr bedeutet als nur darauf hinzuweisen, das auch Männer in der Grundschule arbeiten können, weiß jeder, der sich mit der Thematik der sog. kritischen Männerforschung beschäftigt hat.
Ich sehe hier umerzieherische Tendenzen, die an einem Berufsinformationstag meiner Meinung nach nichts zu suchen haben.
@Stepe: Die Einteilung in Jungen und Mädchen und die Zuschreibung von Kompetenzen begegnet Kindern überall und tagtäglich. Und gerade wegen des „Gender-Geredes“ werden die alltäglichen Vorurteile einen Tag angegangen. Wie genau das Hinterfragen dann genau geschieht, wird sich zum Einen am Boys‘ Day selbst erst zeigen. Und zum anderen auch an den Teilnehmenden und ihrem eigenen Maß an kritischer Auseinandersetzung hängen
Wobei ich Deine Kritik auch nicht recht verstehe. Sollte tatsächlich nur auf Vorurteile hingewiesen werden, wäre das so weit entfernt von Umerziehung wie Helmut Kohl von bedingungslosen Grundeinkommen.
@Helga
„Wobei ich Deine Kritik auch nicht recht verstehe. Sollte tatsächlich nur auf Vorurteile hingewiesen werden, wäre das so weit entfernt von Umerziehung wie Helmut Kohl von bedingungslosen Grundeinkommen.“
Für mich liegen der Girls- und der Boys- Day einfach nicht auf Augenhöhe, weder was die Unterstützung dieser Tage von staatlicher Seite aus betrifft noch deren konkrete Umsetzung (die einen gehen ins Entwicklungszentrum von BMW, die anderen helfen im Altenheim mit).
Ich selbst sehe den Boys-Day nicht als einfachen Berufsinformations-Tag, das sollte er wohl auch nie sein.
Ich werde mir die Entwicklung weiter anschauen, da ich selbst auch zwei Söhne im Grundschulalter habe.
@Stepe Den einen Tag gibt es auch schon 10 Jahre, der andere wird gerade erst etabliert. Es geht auch beileibe nicht jedes Mädchen ins Entwicklungszentrum von BMW, hier in Osnabrück gibt es z.B. auch (allesamt ausgebuchte) Workshops in der Metallwerkstatt, Gartenbau und als Kfz-Mechatronikerin. Aber selbst wenn, was wäre denn so dramatisch, wenn man tatsächlich Mädchen einen Tag im Jahr vermittelt, dass sie auch Ingeneurin werden können? Eben erst kommentierte Plonk, dass Frauen sich immer mit viel zu wenig abspeisen lassen würden.
@ Stepe
„(die einen gehen ins Entwicklungszentrum von BMW, die anderen helfen im Altenheim mit).“
Da hst du den Sinn des Projektes falsch verstanden. Hier geht es keineswegs darum, Jungen zu „niederen Tätigkeiten“ zu bewegen. Auf der Homepage von Boy’s Day heißt es unter anderem:
„Du möchtest lieber studieren? Wie wäre es mit Erziehungswissenschaften oder Pflegemanagement?“
Es sollen andere Berufsfelder vorgestellt werden, und nicht einfach Hilfsarbeiten.
Das Konzept Boys-Day wo auch die Jungen etwas erleben können ist definitiv tausend mal besser als das Unsinnsangebot im Lande Bremen:
<<>>
Genau durch sowas wird doch eine Verweigerungshaltung provoziert.
Thesen wie „Umerziehung“ & Co. kann ich nicht folgen und decken sich auch nicht mit der Intention und Praxis.
Es ist sinnvoll, hier traditionelle geschlechtsspezifische Berufssegregationen zu hinterfragen und aufzufächern.
Die wahre „Umerziehung“ findet nämlich schon seit Jahrhunderten statt, und zwar durch den Blick der Eltern und der Erwachsenen auf die Kinder mit den Klischees über „jungenhaft“ und „mädchenhaft“.
Insbesondere, wie später dann „richtige Männer“ und „richtige Frauen“ sein haben – Simone de Beauvoirs „Immanenz des Ewigweiblichen“.
Also manchmal … zuerst gab es Geschrei darum, dass der Tag explizit nur für Mädchen ist. Nun gibt es Geschrei, dass das Pendant zu dem Tag, an dem Mädchen in einen typischen Männerberuf schnuppern sollen, tatsächlich erwartet, dass Jungen in einen typischen Frauenberuf schnuppern. Skandalös!
Es ist nicht „Werd reich“-Tag, sondern der Tag, um andere Berufe kennenzulernen, in die die Kinder sonst häufig nicht reinschauen, weil sie dem Klischee des zum anderen Geschlecht zugehörig Seins entsprechend. Und dass „Frauenberufe“ häufig die schlechte bezahlten sind … äh, ja. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Feststellung.
In beiden Bereichen mangelt es an Fachkräften, daher ist es sinnvoll, neue Zielgruppen zu erschließen. Ein Tag Praktikum entspricht keiner Gehirnwäsche. Eure Söhne dürfen weiterhin Mechaniker und Mädchen Kindergärtnerinnen werden – und unsere Rollenbilder werden sie schon genügend die anderen 364 Tage beeinflussen. Es geht lediglich darum, ein Forum für sonst eher ungewöhnliche Berufe der jeweiligen Gruppen zu schaffen.
Zudem ist es ein freiwilliges (!) Angebot für Interessierte. Kein Junge muss das wahrnehmen, wenn er kein Interesse hat, kein Elternteil erlauben, wenn es panisch Angst davor hat, der Sohn nachher Lust auf Pflegeberufe bekommen.
Wer seinen Sohn den Tag aus Protest von der Schule nehmen muss, aufgrund der Gefahr, dass er nachher einen nicht umwerfend bezahlten Beruf kennenlernt, dem wünsch ich schon mal viel Spaß in der beruflichen Orientierungsphase der Kinder und darüber zu wachen, dass der Nachwuchs ja etwas gehalt- und prestigelastiges wählt.
Ob meine Söhne später Mechaniker, Gehirnchirurgen oder Frisöre werden, ist ihre Entscheidung und ich hoffe nur, das sie glücklich damit werden.
Wenn Thomas die eigentliche „Umerziehung“ seit Jahrhunderten als durch die Gesellschaft verursacht sieht und die heutige staatliche Einflußnahme dagegen als Korrektiv, so teile ich diese Meinung zwar nicht, verstehe sie aber.
Und zu etc., ja, der Boys-Day ist freiwillig im Gegensatz zum bisherigen Boys-Year namens Zivildienst, und ich sehe diesen Tag nicht grundsätzlich negativ, habe aber den Eindruck, das er mit zuviel gesellschaftspolitischem Veränderungswillen aufgeladen wird als das ich ihn als einfachen Orientierungstag wahrnehmen kann.
Wenn ich dieses Zitat aus dem Link oben von Helga lese
„Sie können sich in Seminaren mit Geschlechterrollen auseinandersetzen und ihre Haushalts- oder Familienkompetenzen ausbauen.“
dann ist tatsächlich klar, das dies nicht der „Werd reich“ Tag sein wird.
Aus der Schule raus, rein in einen Beruf ist vermutlich zum Einstieg nach der Praxis in einen geschlechterunspezifischen Beruf ein Unterschied. Wir sind mittlerweile multikultureller geprägt, als wir es noch vor einiger Zeit waren. Das ist auch ein Grund, weswegen wir unsere persönliche Prägung reflektieren dürfen, und Berufsbilder aus einer neuen Gemeinschaftlichkeit raus strukturieren.
Ich würde mittlerweile zum Labyrinthdeckenbauer tendieren, aber der soziale ANSPRUCH, hat mehr-wert. :-)
@etc: Vor kurzem hörte ich in einem Seminar das, was eigentlich auch mein persönlicher subjektiver Eindruck ist. Gerade hierzulande sind Bedenkenträger und Kritiker wehr schnell bei der Kommentarfunktion, mit einer kreativen Idee und der Mentalität „“Jetzt gtehen wir die Sache an“ ist es dagegen sehr schwer.
Fand ich sehr interessant.
@Stepe : M.E. geht es nach einigen Gesprächen, die ich mit Gleichstellungsbeauftragten u.a. führte, sehr liberal darum, einfach mal in Bereiche reinzuschnuppern, die einem Jungen und einem Mädchen für gewöhnlich nicht so vermittelt werden. Einen Eindruck von einer „Umnerziehung o.a. kann ich ganz und gar nicht bestätigen. Von daher haben Eltern von Söhnen und Töchtern m.E. keinen Grund zur Sorge. Der Zivil-Pflicvhtdienst war in der Tat unangemessen, das Festkrallen hatte jedoch ganz banale pragmatische Günde : Kosten im Sozialbereich.
Wie die konservative Fördermaßnahme „Ehegattenbsplitting“ z.B. für Frauen UND Männer die Familienfalle zuschnappen lässt mit Unzufriedenheitsfaktor, bringt Marion Knaths hier auf den Punkt :
http://vaeter-und-karriere.de/blog/index.php/2011/03/13/liebe-vater/
Boys day und girls day sehe ich einfach mal als auffächernden Blick über den Tellerrand und die Ermunterung, Neues auszuprobieren.
Und nebenbei ist ja durch die Forschung belegt, dass männliche Vorbilder und frühkindlichen sozialen Berufen gut sind für Jungen UND Mädchen.