ProChange und @TochterEgalias arbeiten seit der #aufschrei-Debatte gemeinsam gegen Sexismus und für eine aufklärende Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. ProChange ist eine Gruppe aus dem Ruhrgebiet, die sich mit zahlreichen Projekten und Aktionen für eine Gesellschaft ohne sexuelle Belästigung, ohne sexuelle Übergriffe und ohne sexualisierte Gewalt einsetzt. @TochterEgalias ist Informatikerin aus Hamburg, Teilzeit-Bloggerin und Mitbetreiberin des Forums feminist-in.net.
Im Rahmen unserer Petition, die weiterhin mitgezeichnet werden kann, haben wir eine Programmbeschwerde an die Rundfunkräte und Intendant*innen der Öffentlich-Rechtlichen gerichtet. Darin kritisieren wir die Talkshows und Sendungen: Günther Jauch, Anne Will, Menschen bei Maischberger, ZDF log, Maybrit Illner und Wutbürger Paul aus dem zdf.kulturpalast, die im Rahmen der #aufschrei-Debatte gesendet wurden. Gleichzeitig fordern wir die öffentlich-rechtlichen Sender auf, Ihrem gesetzlichen Auftrag gerecht zu werden und über Sexismus in der Gesellschaft aufzuklären.
Beim ZDF haben wir zusätzlich ein Programmbeschwerdeverfahren eingeleitet, welches nun läuft und demnächst im ZDF-Beschwerdeausschuss behandelt werden soll.
Bei der ARD gibt es leider kein offizielles Beschwerdeverfahren. Eine Stellungnahme haben wir, stellvertretend für die einzelnen Landesrundfunkräte, nur von Volker Herres, dem Programmdirektor der ARD, erhalten. Stellungnahme ARD Teil 1 und Teil 2.
Er bedauert, dass uns die Talkshows nicht gefallen haben, das Anliegen sei jedoch gewesen, dass sich auch Zuschauerinnen und Zuschauer mit dem Thema beschäftigen, die dies ansonsten nicht tun würden. Dazu seien Gesprächsreihen in besonderer Weise geeignet. Dazu sagen wir: Nein, das sind sie bei diesem Thema eben nicht. Was fehlt, ist ein AUFKLÄRENDE Berichterstattung, die der Schwere des Themas gerecht wird.
Gerne versichert er uns, dass die ARD bereits zahlreiche unserer Forderungen erfülle. Welche dies denn sein sollen, darüber schweigt er sich aus. Stattdessen wird uns mitgeteilt, dass drei! der neun Intendant*innen der ARD Frauen sind, und dass es sogar einige Direktorinnen in Landesrundfunkanstalten gibt. Außerdem gäbe es Gleichstellungsbeauftragte und familienfreundliche Arbeitszeiten.
Trotz dieser „paradiesischen“ Zustände in der ARD, will er das Thema Sexismus auch weiterhin aufgreifen. Allerdings sollen dabei Betroffene BEIDER SEITEN ausreichend zu Wort kommen.
Danke Herr Herres! Doch nur allzu gerne würden wir erfahren, welche BEIDEN SEITEN dies beim Thema Sexismus sein sollen. Sexist*innen gegen Menschen mit Erfahrungen von sexualisierter Gewalt vielleicht? Die sollen dann auch in der nächsten ARD-Talkshow fröhlich weiter darüber diskutieren, ob sexuelle Belästigung vielleicht gar keinen sexistischen Hintergrund hat?
Nein, Herr Herres, da haben Sie leider selbst einiges nicht verstanden. Eine entsprechende Antwort haben wir Herrn Herres zukommen lassen.
Auch von Thomas Bellut, dem ZDF-Intendanten, haben wir einen Antwortbrief bekommen, in dem er sich bei uns für den Hinweis auf Verbesserungsmöglichkeiten bedankt. Er könne jedoch weder feststellen, dass das ZDF das Publikum fehlinformiert hätte, noch dass sich über dieses wichtige Thema lächerlich gemacht wurde. Außerdem weist er auf die Sachkundigkeit der geladenen Talkshow-Gästen hin (Stellungnahme ZDF).
Ahja. Erinnern wir uns an die „maybrit illner“-Ausgabe, in der Claudia Roth, Wolfgang Kubicki, eine ver.di-Vertreterin, eine Schauspielerin sowie ein Medienanwalt eingeladen waren. Oder an „ZDF log in“, wo die Sachkundigkeit in Monika Ebeling sowie einem selbsternannten Pick-Up Artist ihre Grenzen fand. Wie war das noch gleich mit dem Lächerlichmachen?
Unsere Antworten hier auf prochange.tumblr.com und auf feminist-in.net.
Mit diesen Stellungnahmen geben wir uns nicht zufrieden! Die Petition läuft weiter, für eine aufklärende Berichterstattung und gegen Sexismus im TV!
Wir verlangen eine Behandlung unserer Beschwerde im ZDF-Fernsehrat sowie in den Gremien der ARD.
Bis zum 31.8.2013 wollen wir mindestens 5.000 Unterschriften für unsere Petition sammeln, um den Öffentlich-Rechtlichen die Relevanz des Themas zu verdeutlichen.
Wir fordern weiterhin Aufklärung und politische Bildung über Sexismus in der Gesellschaft. Die Öffentlich-Rechtlichen wurden ihrem Bildungsauftrag zu dem Thema bisher nicht gerecht.
Darüber hinaus wollen wir deutlich machen, dass nach wie vor Sexismus in den Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen vorkommt. Dies wollen wir nicht länger hinnehmen.
Helft uns und verbreitet unsere Petition weiter!
Update:
Ein kleiner Erfolg beim ZDF:
Unsere Beschwerde wird am 6. September 2013 im Beschwerdeausschuss behandelt. Der Fernsehrat wird dann in seiner nächsten Sitzung, am 18. Oktober 2013 über unsere Beschwerde beraten.
Unterstützt unserer Beschwerde, unterschreibt unsere Petition, teilt sie, nur so können wir Erfolg haben!