Fünf Tipps, um Heterosexismus zu bekämpfen

„Fünf Wege, um Heterosexismus zu beenden“ titelt das Poster, dass ich beim Surfen vor ein paar Tagen fand. Der Titel verspricht zwar eindeutig zu viel, aber hilfreich fand ich die fünf Tipps trotzdem, um Homo­feindlich­keit und Hetero­normativität ein kleines bisschen im Alltag zu bekämpfen. Insbesondere wenn mensch selbst nicht von Homo­phobie betroffen ist, sich aber solidarisch zeigen möchte und nicht genau weiß, wie – diese fünf Tipps sind ein guter Anfang.

„Fünf Wege, um Heterosexismus zu beenden“ (Zum Vergrößern: Klick!)

1. Stelle keine Mutmaßungen über das Begehren von Menschen an, die du gerade kennengelernt hast.

2. Nutze ’schwul‘ nicht als Synonym für ‚doof‘ oder ’schlecht‘.

3. Beschäftige dich mit der Situation von queeren, lesbischen, bi­sexuellen und schwulen Menschen weltweit und thematisiere Un­gerechtig­keiten.

4. Wenn Menschen homophob handeln oder sich äußern, bitte sie damit auf­zuhören, auch wenn du nicht persön­lich beleidigt bist.

5. Sei nicht beleidigt, wenn Menschen an­nehmen, dass du queer (lesbisch, schwul, bisexuell…) bist.

Welche weiteren Tipps fallen euch noch ein?

Das Bild veröffentlichen wir mit freundlicher Genehmigung von It Gets Better (aus Yellowknife, Kanada).

24 Kommentare zu „Fünf Tipps, um Heterosexismus zu bekämpfen

  1. Frag‘ bei schwulen, trans*- oder lesbischen Paaren nicht, wer der Mann in der Beziehung ist.

    Erzähl‘ nicht, dass Du bisexuelle Frauen/lesbische Paare scharf findest, aber bisexuelle/schwule Männer eklig.

  2. – schreibe keine sexuellen orientierungen zu, bevor sich jemand selbst einsortiert. wenn eine frau mit einer frau zusammen ist, war sie vorher oder wird nachher viell. mit einem mann zusammensein oder umgekehrt.

    – sage nicht „oh wie süss“, wenn du 2 männer händchen halten siehst, außer du sagst das auch bei allen frau+mann-paaren, die du siehst

    – lerne, dass sexualität (auch) durch kultur gemacht wird, dass also heterosexualität in einer heteronormativen kultur zum guten teil gemacht ist

    – verstehe, dass die grenzziehung zwischen „homo“ und „hetero“ konstruiert ist und resultat der heteronormativität

  3. @karla

    andere dazu auffordern, den gedanken zu zu lassen bedeutet, alle, die sich auf ein geschlecht fest legen können, nicht ernst zu nehmen.

  4. 1. sag nicht „ich werde jetzt homosexuell“, wenn Du gerade enttäuscht aus einer heterosexuellen Beziehung kommst.

    2. frag nicht: darf ich mal zuschauen/mitmachen?

    3. gerade bei jungen Menschen, sag nicht: „das ändert sich schon noch, wenn Du mal richtigen Sex hattest bzw. den_die richtige_n getroffen hast.“

    4. lache nicht über homophobe Witze!

  5. @alex

    Das lese ich aus karla’s Beitrag nicht raus. Sie schreibt lediglich, dass der Gedanke zugelassen werden sollte, dass mensch sich *vielleicht* in eine Frau*/Mann* verlieben könnte (auch wenn die Person bis dato auf ein bestimmtes Geschlecht festgelegt ist). Ich finde, dass das ein wichtiger Hinweis ist.

  6. @magda
    sie schreibt aber nicht, dass andere, die bisher festgelegt waren, sich *vielleicht* in eine frau*/mann* verlieben könnten,
    sie schreibt, ich soll den gedanken zulassen, dass das mir passieren könnte. ich kann das ausschließen und wer das in frage stellt, nimmt mich nicht ernst.

  7. Verstehe einfach mal nicht die Beziehungsweisen anderer Menschen zu bewerten-außer síe bitten dich darum. Unterlasse dies !Vor allem! in der Öffentlichkeit.

  8. @alex: den gedanken zuzulassen bedeutet vor allem, einen anderen geschlechterverständnis (geschlecht als kontinuum) mehr raum im eigenen kopf zu geben.
    wo ist bei dir denn ende? ab wann kannst du sagen, dass das nicht mehr menschen sind, von denen du dich angezogen fühlen könntest?

  9. @karla
    Ich denke man muss bedenken, dass Lesben und Schwule im Kampf dafür dass ihre Sexualität anerkannt wird all zu oft mit Sprüchen wie „Du könntest Dich ja auch (wieder!) in einen Mann / eine Frau“ verlieben konfrontiert werden.

    Für Heteros mag Dein Spruch ja uneingeschränkt gültig sein aber um obige Assoziation zu vermeiden wäre es wohl schöner das etwas anders zu formulieren.

  10. Ich sehe das ähnlich wie lea. Klar, Begehren ist fluid und wie und wen wir begehren auch Teil gesellschaftlicher Verhältnisse, ich werde aber nie wieder mit Typen romantische und_oder sexuelle Beziehungen führen. Nicht nur, weil es wenig vorstellbar ist in meinem Kopf, sondern weil es auch eine persönliche und politische Entscheidung meinerseits ist. Das möchte ich dann auch nicht in Frage gestellt bekommen.

    Allerdings: Mit unserem Begehren kommen wir ja nicht auf die Welt und das ist dann so. Alle müssen erstmal durch die heterosexuelle Maschinerie, insofern können Gedanken, dass Begehren und Sexualität nicht von vornherein festgelegt sind, schon wichtig sein für das eigene ich. Der Kommentar von Karla wäre mir da aber zu unkonkret (siehe leas Kommentar) und zu sehr im zweigeschlechtlichen System gedacht. Der Spruch, eine_r könne sich doch in Menschen, nicht in Geschlechter verlieben oder „mir ist das egal“, ist da auch reichlich naja… ignorant. In einer Welt, die nicht ohne Geschlecht funktioniert und durch Geschlecht strukturiert ist, kann Geschlecht als Aspekt für Begehrensformulierung niemals wegdiskutiert werden. Ich kann mich kritisch damit auseinandersetzen ja, aber dass es irgendwann egal ist, wer Teil meines Lebens wird, das halte ich doch für reichlich utopisch (oder in einigen Fällen auch für unpolitisch – bzw. anschlussfähig an die heterosexuelle Hegemonie).

  11. ich lese karlas beitrag so, dass die ab- und ausgrenzung „der homosexuellen“ u.a. deshalb so gut funktioniert, weil gleichgeschlechtliches begehren als „anders“/nicht-normal wahrgenommen wird. wenn sich selbst als „normal“/“hetero“ definierende menschen das angeblich andere bei sich selbst wahrnehmen, geraten diese abgrenzungen ins wanken. da die andersartigen, hier die normalen funktioniert dann nicht mehr so gut.

  12. hallo zusammen,
    ich wollte damit keinesfalls bestreiten, dass es denkstrukturen gibt, in denen wir sozialisiert wurden und größtenteils gefangen sind. dazu gehört natürlich auch zweigeschlechtlichkeit.
    ich bin bei meinen kommentaren lediglich von meinen eigenen erfahrungen ausgegangen: ich verstehe mich eigentlich als heterosexuell. in meinem fitnessstudio gibt es eine person, bei der ich mich freue, sie zu sehen und der ich gerne beim sport zusehe. ich war einigermaßen überrascht, sie irgendwann in der damenumkleide zu treffen. das gefühl, dass ich sie trotzdem (auch körperlich) interessant finde zuzulassen, ist für mich aber ein guter gedanke. und er bricht für mich tatsächlich ein bisschen mein ganz eigenes zweigeschlechtliches denken auf. es ist okay, wenn das nicht für jeden gilt und ich bin mir im klaren darüber, dass dadurch keine sexistischen gesellschaftsstrukturen verändert werden. für mich aber ja (und eigentlich glaube ich, dass so etwas jedem passieren könnte).
    findet ihr das tatsächlich ignorant? (ernstgemeinte frage, wenn ja, ich möchte mein denken wirklich weiter reflektieren.)

  13. Wenn ich die Diskussion hier so verfolge, frage ich mich, ob die 5 Ways nicht doch der bessere Weg sind. ;-)

    Schreibt Lesbe, die sich nicht darauf hinweisen lassen möchte, eventuell doch sich in einen Mann zu verlieben. Ich glaube, das Thema hatte ich irgendwann und dann auch abgeschlossen. Ich fühle mich bei solch einem Hinweis tatsächlich in meiner Lebensweise/ -entscheidung nicht respektiert.

    Manchmal ist weniger mehr. Mir gefallen die 5 Ways so wie sie sind. :-)

  14. @ medusa

    das funktioniert nicht, weil viele nicht ins wanken kommen, weil es bei ihnen kein „anderes“ gibt. ins wanken kommen aber alle, wenn man ihnen das bewusstsein dafür abspricht, zu wissen, was sie sind. das fühlt sich nämlich eklig an und die teilweise heftigen abwehrreaktionen von heterosexuellen, sie seien nicht homosexuell, kommen oft nicht aus einer feindlichen haltung gegenüber homosexuellen heraus zustande, sondern daher, dass ihnen was angedichtet wird, was sie nicht sind.

    @karla

    du kannst glauben, was du magst, aber wenn du es so formulierst, nervt es mich. genauso, wie es micht nervt von religiösen zu hören, dass sie meinen, dass ich auch irgendwann zu gott finden werde. das kann mir nicht passieren.

  15. Ich hätte aber trotzdem noch einen. ;)

    -Sag nie!, dass Homosexuelle sich doch bitte nicht als Homosexuell benennen sollten, weil sie damit die Strukturen bestärken oder gar erst schaffen. Argumentiere nicht dann mit Butler oder Foucault, wenn du Menschen ihre Form des Widerstands und des Umgangs wegnehmen willst.

    Das musste gerade mal raus, da platze ich in letzter Zeit regelmäßig vor Wut…

  16. Ich denke so ein Verständnis für Fluidität muss aber sein. Das ist sicher auch Eigeninteresse, aber ich verstehe nicht wie sonst jemals, wenn Sexualität nicht als Skala verstanden wird, kapiert werden kann dass Bisexualität nichts mit Unentschlossenheit oder sonst was zu tun hat. Dass nicht „hin und her“ wanke, nur weil ich eine Freundin hatte und dann einen Freund. Dass sich meine Sexualität dazwischen nicht einfach „umdreht“. Und diese Scheiße kriegt man halt von allen Seiten zu hören, hetero oder homosexuell.

  17. Die 5 Punkte finde ich schon mal sehr hilfreich. Danke fürs Posten.
    Punkt 1 hätte ich allerdings anders übersetzt.
    Im Original heißt es: 1. When you meet somebody don’t assume you KNOW their sexual orientation.
    Sie schreibt also nicht, man sollte keine Mutmaßungen anstellen, das finde ich auch schwer umsetzbar, irgendwie entstehen ja einfach schnell mal Assoziationen über sex, race, class, politische Oirientierung, Musikgeschmack, Freizeitgestaltung und was weiß ich … des Gegenübers. Der Tipp ist im amerikanischen Original also, man sollte nicht annehmen, man *wüsste* irgendwas. Für mich bedeutet das in der praktikablen Umsetzung also, meine spontanen Assoziationen kritisch zu hinterfragen und nicht für wahr und gegeben hinzunehmen. Was es nicht bedeutet, ist dass ich mir keine Gedanken mehr machen darf.

  18. – Erzähl‘ Menschen, die sich (wie und warum und wodurch auch immer) als nicht-hetero „outen“ nicht eine Viertelstd. lang, wie normal Du das findest, dass Du damit selbstverständlich nicht das geringste Problem hast, jede_r selbst wissen muss, was er_sie will und womit er_sie glücklich wird und dass Du ganz viele Schwule_Lesben_Bis kennst (frei nach dem Modell „Mein Nachbar ist ein Ausländer, ihc kann also kein_e Rassist_in sein“), dass Du das selbstverständlich respektierst, auch wenn Du selbst „es“ natürlich NICHT bist, es aber für andere ist es schon okay ist und für Dich sowieso überhaupt keine Rolle spielt, wie Leute so sexuell orientiert sind….
    (Nicht übertrieben, letztens genau so zu hören bekommen. )

    @karla: Ich kann gut verstehen, was Du meinst und hab‘ das Hinterfragen meiner eigenen vermeintlichen und bis dato als gegeben hingenommenen Heterosexualität ähnlich erlebt.
    In meinen Augen macht es einen Unterschied, ob diese Aufforderung, die gedankliche Möglichkeit zuzulassen, an Heteros oder Nicht-Heteros geht. Einfach weil – und da gehe ich jetzt mal von mir selbst aus – die allermeisten Heteros ihre Sexualität und ihre Geschlechteridentität nie infrage gestellt haben, sich nie damit auseinander gesetzt haben, dass sexuelle Identität nicht vom Himmel fällt oder einfach im luftleeren Raum entsteht und hetero nicht „eben einfach normal“ ist, sondern das Ergebnis eines Sozialisierungsprozesses, der andere Möglichkeiten ausschließt, vom frühesten Kindesalter an und Denkblockaden im Kopf errichtet.

    Bei Nicht-Heteros dagegen würde ich davon ausgehen, dass die allermeisten in einer hetero-normativen Welt (leider) gezwungen waren, sich mit ihrer sexuellen Identität auseinanderzusetzen und die allermeisten deshalb idR besser über ihr tatsächliches Begehren Bescheid wissen, als Menschen, die „eben einfach hetero sind, weil Männer* nunmal auf Frauen* stehen und umgekehrt“.

    @Alex: Ausnahmen mag es da geben und dann ist es sicher Unsinn, einem_r reflektierten Hetero_a zu sagen, er_sie solle die Möglichkeit, sich in eine_n gleichgeschlechtliche_n Menschen zu verlieben, in Betracht ziehen, aber es sind die allerwenigsten Heteros diesbezüglich wirklich reflektiert und bei vielen gäbe es die Möglichkeit tatsächlich, wenn sie denn den Prozess ihrer „Orientierung“ mal hinterfragten, wage ich zu behaupten.

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