Was Feminist_innen schon immer ahnten, ist nun wissenschaftlich bestätigt: Fernsehen verringert das Selbstwertgefühl fast aller Kinder. Außer weißen Jungen. Sie sehen sich repräsentiert und finden Vorbilder, berichtet Jezebel. Mädchen finden dagegen vor allem eindimensionale und sexualisierte Frauenfiguren, während Schwarze Jungen nur „Karrieren“ als Kriminelle vorgesetzt bekommen. Ob es nun zu Konsequenzen bei den Kino- und Fernsehverantwortlichen kommt, bleibt leider fraglich unwahrscheinlich.
Warum sich Frauen immer noch an der Glasdecke den Kopf stoßen, bleibt ein heiß debattiertes Thema. Ein Grund könnten Männer sein, die selbst eine Versorgerehe mit einer Hausfrau führen. Sie haben Vorurteile gegenüber Mitarbeiterinnen, Firmen mit hohem Frauenanteil und diskriminieren aktiv wenn es um die Besetzung von Stellen geht. Vermutlich sei „gutmeinender“ Sexismus schuld, bei dem Frauen auf ein Podest gestellt werden um sie zu „schützen“, so eine Forscherin gegenüber The Atlantic. Auch dieser Sexismus verhindert leider Chancengleichheit.
Überraschung in der Evolutionsbiologie! Frauen stehen auf vermeintliche „Versager“, die sich fürsorglich um ihre Familien kümmern, statt als Alphamännchen Krawall zu machen. Mit dieser Erkenntnis gesteht science.orf.at Frauen auch gleich eine aktive Rolle in Evolution und Partner_inwahl zu. Außerhalb vom Boulevard-Wissenschaftsjournalismus war dies tatsächlich schon länger eine These! Entwarnung für die Evolutionsbiologie gibt es dennoch nicht: auch hier handelt es sich nur um eine Simulation.
Und damit zu einer ernüchternden Nachricht. Bilder sexualisierter Männer und Frauen nehmen wir verschieden wahr. Allgemein gilt: Werden Bilder von Menschen auf den Kopf gestellt, brauchen wir länger, um diese zu erkennen. Bei sexualisierten Posen gilt das allerdings nur noch für Männer. Sexualisierte Frauenkörper werden dagegen gut erkannt, so wie sonst Objekte. Ein Grund könnte sein, so ThinkProgress, dass bestimmte Schlüsselreize ausreichen und erinnert an gruselige Broke back Bilder, die immer wieder gern unkritisiert verwendet werden.
Unterschiede in der Wahrnehmung gibt es auch bei Frauen mit dünnem Körper, berichtete dieStandard.at. Denn heißt es über sie, dass sie (viel) Gewicht verloren haben, werden sie als weniger attraktiv eingeschätzt. Noch schlimmer werden Vorurteile gegen dicke Menschen, wenn verbreitet wird, Gewicht sei leicht zu kontrollieren (was nicht stimmt). Mit einer Warnung der Forscher_innen schließt sich der Kreis: Diätratschläge in den Medien verstärkten die Stigmatisierung und Diskriminierung von dicken Menschen.
Was die Glasdecke betrifft, meine ich die ersten zarten Sprünge ausmachen zu können und hege die Hoffnung, dass sich da in mittelbarer Zukunft etwas tut und mensch bei Einstellungen mehr und mehr wegen des Könnens und nicht nach dem Geschlecht beurteilt wird.
Kein Geheimnis ist, dass Frauen meistens fleißiger sind und, das fängt schon in der Schule an, die besseren Leistungen erbringen. Obendrauf kommt der eigentlich immer aktuelle Fachkräftemangel und natürlich der Kampf um die Gleichberechtigung, der zwar langsam, aber immerhin, an Boden gewinnt.
Frauen und ihre Qualifikationen werden zunehmend zum ökonomischen Vorteil, ja geradezu zu einem must-have, um Unternehmen konkurrenzfähig zu halten. Firmen können sich den hanebüchenden Schwachsinn, Frauen in der Küche einzusperren zu lassen, in Zukunft einfach nicht mehr leisten. Jetzt, wo die Zeit der großen Erbschaften angebrochen ist, die alten Patriarchen wegsterben oder in Rente gehen und ihre verzogenen Weltbilder mitnehmen, wird sich hoffentlich einiges in dieser Richtung tun.
hallo liebe Helga.
ich habe den ersten absatz gelesen und weiß nicht so recht was mensch unter eindimensionalen und sexualisierten Frauenfiguren versteht!!
Also sexualisiert heißt das die frauen oder teenager im fernser die TOTALEN schönheitsideale sind und dass das nicht normal ist oder??
Aber unter eindimensionale frauenfiguren kann ich mir leider nichts vorstellen da ich diesen ausdruck der deutschen sprache noch nie gehöhrt habe!! Ich würde mich über deine antwort freuen!!
liebe grüße fragenleben !!
Dieses Tumblr:
http://eschergirls.tumblr.com/
nimmt sich ebenfalls dieser unsäglichen Boobs ’n‘ Butt Pose an, mit dem Schwerpunkt auf Comics und der seltsamen Vorstellungen von weiblicher Anatomie der Zeichner.
@fragenleben: „Eindimensional“ bezieht sich auf die Charaktere, auf ihre Persönlichkeit. Zum Beispiel, dass in vielen Filmen Frauen sich nur über Männer unterhalten, aber nicht über ihre eigenen Hobbies, was sie schon alles erreicht haben im Beruf, was ihre Ziele im Leben sind (außer heiraten). Oder dass sie meistens nur irgendwo rumstehen, gerettet werden müssen oder heiraten, aber wenig selbst unternehmen.
Sexualisiert hat nicht unbedingt etwas mit der Körperform oder Figur zu tun, sondern damit, wie die Personen posieren, ob sie sich anfassen, wie sie in die Kamera blicken. Sociological Images zeigt z.B. an Magazincovern auf, wie Frauen häufig sexualisiert dargestellt werden.
http://thesocietypages.org/socimages/2012/03/05/gratuitous-objectification-in-gqs-comedy-issue/ -> Auf dieser GQ Ausgabe sind Männer in Anzügen zu sehen, die alle lustige Dinge tun (es ist eine Comedy-Ausgabe). Olivia Wilde drückt dagegen ihren Rücken durch, ist eh halbnackt, zieht ihre Hose noch etwas runter und hat leicht den Mund geöffnet.
http://thesocietypages.org/socimages/2011/12/30/gender-sexualization-and-rolling-stone/ -> Auch auf dem Rolling Stone sind Männer immer ernst zu sehen oder machen irgendwas absurdes. Die Frauen dagegen räkeln sich (halb)nackt, fassen sich an und absurd ist nur, wie sehr sie sich verdrehen.
http://thesocietypages.org/socimages/2012/01/04/mariah-careys-all-i-want-for-christmas-is-you-1994-to-2011/ -> Ganz deutlich ist die neue Fassung von Mariah Careys Video zu „All I want for Christmas“. Im alten Video rannte sie durch den Schnee, fuhr Schlitten, war meistens im Schneeanzug. Im neuen Video hat sie ein sehr knappes Kleid an, posiert darin und fasst sich selbst an.
@Helga, was meinst du, warum ist das so? Da muss es doch Menschen geben, die solche Darstellungen bevorzugen oder davon profitieren. Wer ist das?
@ AnnaBell
Ich vermute dahinter den alten Aberglauben von „Sex sells“. Und weil die Aufmerksamkeit der Angesprochenen eher flüchtig ist, muss immer noch eins oben drauf gesetzt werden. Bei dem unsäglichen Weihnachtsvideo von der Carey wird das recht deutlich, finde ich.
Wenn „Sex sells“ der Grund wäre, müssten Männer auch sexy dargestellt werden bzw. sich darstellen.
„Kein Geheimnis ist, dass Frauen meistens fleißiger sind und, das fängt schon in der Schule an, die besseren Leistungen erbringen.“
:D
Das ist schon ziemlich ironisch auf einem Blog wie diesem.
@ Fjord Springer
Ich bitte dich, vorsichtig zu sein mit Aussagen wie „Frauen sind…“
@ AnnaBell
Auf diesem Blog gibt es unendlich viele Beiträge, die deine ziemlich umfassende Frage beantworten könnten. Auch die verlinkten Artikel helfen. Ein paar Stichworte zur Beantwortung deiner Frage: male gaze, Sexismus, die Tatsache, dass die Werbe- und Filmindustrie männlich dominiert ist…
@ CCMe, @ Magda
Ironie war nicht meine Absicht. Ich kann nicht sehen, weshalb Aussagen mit „Frauen sind…“ mit Vorsicht zu behandeln sind. Aber ja, verallgemeinernd dargestellt ist das schon. Inwiefern ist das problematisch?
@Fjord Springer: Die kurze Antwort wäre: Weil es in Punkt 2 unserer Netiquette steht… Pauschale Aussagen und Verallgemeinerungen darüber, wie Frauen als solche angeblich seien, passen nicht wirklich in einen Kontext, im dem es nicht zuletzt darum gehen soll, diese Stereotypen (und die damit verbundenen Konsequenzen, Machtverhältnisse usw.) zu überwinden – auch wenn es vermeintlich positive Zuschreibungen sind wie Fleiß oder Leistungsfähigkeit. Es wäre z.B. hilfreich, Aussagen über Fleiß oder Leistungsfähigkeit, wie sie in deinem Kommentar stehen, etwas differenzierter zu formulieren oder ggf. mit Kontextinfos zu belegen.
Vielen Dank, das ist nachvollziehbar und steht ja auch in Punkt 2 der Netiquette. ;o)
Ich werde das in Zukunft beachten.
Menschen wirken unattraktiver, wenn man weiß, dass sie viel abgenommen haben? Hm, das deckt sich tatsächlich mit meinen Erfahrungen.
Traurig: Jetzt reicht es nicht mal mehr, sich eigenständig einen athletischen Körper erarbeitet zu haben, man muss auch so geboren sein.
Aber wieso sind Menschen, die abgenommen haben, unattraktiver? Weil die Beurteiler_innen Angst/Ekel von Haut haben, die eventuell ein wenig herunterhängt?
Dazu müsste ein Mensch aber schon von 230 auf 190 Kilo abgenommen haben..
@ Luna
Die richtige Frage wäre doch eher: Warum verknüpfen Menschen mit ‚dick‘ auch gleich ‚hässlich‘ und tun dies immer noch, wenn die Menschen nicht mehr dick sind? Es geht ja nicht darum, dass sie ‚unattraktiver‘ sind oder werden oder waren oder sein werden, sondern wie Menschen rezipiert werden. Denn Rezeption hat etwas mit Schönheitsidealen und Normen zu tun.
@luna
vielleicht, weil dann der gedanke ist, die könnten auch wieder zunehmen?
was ich noch interessant finden würde, wie die menschen das sehen, wenn sie selber zunehmen im vergleich dazu, wie sie es finden, wenn andere zunehmen, beispielsweise partner oder partnerin.
Beim Gewichtsartikel: kann jemand auf den volltextartikel zugreifen? Falls ja, würde ich mich freuen, wenn er/sie mir sagen kann ob die autoren die Ankertheorie ansprechen (http://de.wikipedia.org/wiki/Ankerheuristik). Danke