Dieser Artikel erschien zuerst in der ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis, Nr. 613 am 16.2.2016. Mit freundlicher Genehmigung dürfen wir Nadias Text hier noch einmal veröffentlichen.
Wann immer es in meiner feministischen Laufbahn um feministische Cis-Männer ging, sie mir begegneten, ich mit ihnen sprach oder mir zum Feminismus konvertierte Mannsbilder via Telefon, Mail, Blog-Kommentarspalte oder Sprachnachricht mitteilten, sie hätten es jetzt begriffen und würden sich ab sofort »für die Sache« einsetzen, kam es zu gespenstischen Szenen und Erlebnissen, von denen ich die meisten gerne vergessen würde.
So konnte es vorkommen, dass Männer, die erst drei Tage zuvor bewusst das Wort »Geschlechterungerechtigkeit« in ihrem Gehirn von der einen in die andere Ecke geschoben hatten, mir lautstark Nachhilfe in Sachen Feminismus geben wollten. Andere Männer nutzten das dazugewonnene Feminismus-Label, um vor allem in sozialen Netzwerken auf Sympathiefang zu gehen – und am Ende eigentlich andere Transferprodukte zu bewerben: Musik, Kunst, Text, Bild, Ton oder einfach sich selbst.
Ebenfalls immer wieder gruseln mich jene Demos, bei denen es vor allem linke Mackertypen sind, die sich vorne das Mikro schnappen, um »Kein Gott, kein Staat, KEIN PATRIARCHAT!!!« zu brüllen – denn das kann ja sonst niemand anderes so gut. Das ganze habe ich übrigens auch schon bei feministischen Festivals erlebt, bei denen Typenbands ganz beherzt so viel Raum wie nur möglich einnahmen.
Dazu passt die Anekdote, die mir irgendwann eine der Gründerinnen der feministischen Partei DIE FRAUEN erzählte: Dort habe man es inzwischen aufgegeben, Männer als Mitglieder aufzunehmen. Die seien nämlich in der Regel immer schnellstens an allen anderen weiblichen Parteimitgliedern vorbeigerauscht, um mindestens Schatzmeister oder Fraktionsleiter zu werden. Hand aufs Herz: Ich kenne eigentlich keinen Feministen, der mir nicht auf den Keks geht.
Keks ist sowieso ein gutes Stichwort: Von allen feministischen Cis-Männern ist es nämlich vor allem der Keks-Feminist, der in freier Wildbahn am häufigsten vorkommt. Ihn und vier weitere typische Exemplare dieser Gattung möchte ich im Folgenden kurz vorstellen, muss jedoch betonen: Die Liste ist wahrscheinlich noch unendlich erweiterbar, und die Typen überschneiden sich teilweise.
1. Der Keks-Feminist
Der Keks-Feminist ist auf der Suche nach ständigen Belohnungen beziehungsweise erwartet diese auch – und zwar immer dann, wenn er etwas (vermeintlich) Feministisches gesagt/getan/gedacht/erahnt hat. Teilweise ist sein Feminismus auch einfach nur ein Akt der Kapitalerhaltung oder -mehrung, und zwar meist im sozialen Sinne: Keks-Feministen bewegen sich nämlich oft in Umfeldern, in denen feministische Einstellungen zum Grundrepertoire des Alltagsdenkens gehören.
Der Keks-Feminist ist eine äußerst beharrliche Gattung: Wenn er merkt, dass er den Cookie nicht bekommt, beharrt er im Notfall auf Brot. Der Keks-Feminist ist so sehr davon überzeugt, dass seine Arbeit honoriert werden muss, dass er gerne auch den Bezahlfeminismus anvisiert, und zwar, indem er versucht, sich berufsfeministisch zu etablieren. Beliebte Berufsfelder sind dabei für ihn journalistische Arbeit oder am besten gleich Tätigkeiten als Frauenbeauftragter. Damit teilt er sich einen Posten mit dem nächsten Exemplar: dem Breitbein-Feministen.
2. Der Breitbein-Feminist
Der Breitbein-Feminist gehört zur Gattung der männlichen Feministen, die sich überall breitmachen und Raum einnehmen müssen: auf Veranstaltungen, auf Demos, im Internet, in Expertengremien und überhaupt überall dort, wo Kameras, Mikros, Geld oder Aufmerksamkeit locken. Der Breitbein-Feminist gibt sich dabei nicht damit zufrieden, ein einfacher Publikumsgast zu sein, der hohlbrotig dazwischen quatscht – der Breitbein-Feminist braucht die Bühne.
Wenn niemand Lust auf den Breitbein-Feministen hat, lässt dieser sich trotzdem nicht davon abhalten, ins Rampenlicht zu drängen: Er wird versuchen, mit irgendeinem Marketing-Gag der Feminist der Herzen zu werden. So schreibt er ungefragt einen Blogeintrag oder ein Lied oder dreht ein Video, und das verpasst er dann der ganzen Welt.
3. Der feministische Boyfriend
Diese Spezies ist vor allem im Umfeld von Heten-Feministinnen anzutreffen, dadurch aber nicht weniger unangenehm. Der feministische Boyfriend ist aus der Not heraus das unnütze Beispiel für »not all men« geworden, und zwar, weil auf ihn das »Alle Männer sind scheiße, nur mein Mann, der ist Feminist und deswegen total gut«-Theorem angewendet wird.
Ich möchte keine Schuld von mir weisen, auch ich habe schon in diesem Sinne operiert. Trotzdem darf nicht vergessen werden: Auch der Boyfriend einer Feministin gehört zum unnützen Krempel von »all men«, und nichts schützt ihn davor, ein hohlbrotiger Keks- oder Breitbein-Feminist zu sein.
4. Der feministische Mann, der gerne ein feministischer Boyfriend wäre
Diese Gattung ist solange ein Keks-Feminist, bis aus ihm irgendwann Kategorie 3 – ein feministischer Boyfriend – geworden ist. Es ist möglich, dass er nach Beziehungsende auf das Level »durchschnittlich frauenfeindlich-sexistischer Typ« zurückfällt. Aber bis dahin nervt er auch.
5. Der feministische Sunnyboy-Klugscheißer
Auch diese Art von Feminist vereinigt gleich mehrere Typen in sich, ist aber in erster Linie davon überzeugt, dass die feministische Welt nur auf sein Wissen, seine Connections, seine Reichweite oder seinen Humor gewartet hat. Er ist überzeugt, dem Feminismus einen wichtigen Dienst zu erweisen, da er klüger, lockerer, überzeugender, wichtiger und lustiger ist als all die zermürbten, verbitterten, unwitzigen und strategisch unterbelichteten Feministinnen. Er glaubt, dass der Feminismus bisher nicht siegen konnte, da er mit seinen Spezialkenntnissen gefehlt hat. Deswegen ist auch dieser Feminist nutzlos.
Zum Abschluss: Der feministische Selbsttest
Sie sind ein Mann und Ihnen sind unliebsame Parallelen zu sich aufgefallen, als Sie diesen Text gelesen haben? Prima, das ist der erste Schritt in Richtung Besserung. Üben Sie sich zukünftig in Zurückhaltung und halten Sie öfter mal die Klappe, dann sind alle anderen schneller fertig. Sie können sich sinnvoll beteiligen, indem Sie feministische Arbeit durch Geldspenden, Care-Arbeit, Putzdienste und vor allem in den meisten Fällen durch eigene Unsichtbarmachung unterstützen.
Eine erste Lektion haben Sie vielleicht gelernt, wenn in Ihnen nun keine Enttäuschungs- oder Hassgefühle gegenüber der Autorin dieses Textes schlummern. Wenn Sie nun auch noch davon Abstand nehmen könnten, klugzuscheißen, wäre schon ein klitzekleines bisschen gewonnen. Und bis dahin: Gehen Sie allen Feminist_innen, die keine Cis-Männer sind, aus der Sonne. Danke!
„Hand aufs Herz: Ich kenne eigentlich keinen Feministen, der mir nicht auf den Keks geht.“
Ganz ehrlich? Keinen?
Enttäuschungs- oder Hassgefühle? Der Text ist einfach eine Beleidigung durch Verallgemeinerung.
Ich kenne und verstehe alle fünf Punkte. Die Muster die du beschreibst sind unbestreitbar (auch bei mir schon aufgetreten, war mir aber vor deinem Text schon peinlich; danke nein, keine Kekse), aber die Verallgemeinerung unerträglich (hmm.. fast schon was von Mario Bart).
Ernsthafte Frage: Schließt ein Cis-Mann zu sein für dich einfach aus gleichzeitig Feminist zu sein (hab beides nicht vor interessiert mich aber)?
Sehr guter und wichtiger Text, finde ich! Ich möchte aus einer männlichen pro-feministischen Perspektive noch ergänzen, dass ich denke, dass Männer außer dem sich „Unsichtbarmachen“ noch etwas tun können und auch sollten. Schließlich ist es enorm wichtig, dass pro-feministische Positionen gegenüber anderen Männern vertreten werden, die diesen feindselig gegenüber stehen. Wenn Männer diesen Text als Anlass nehmen würden, einfach gar nichts mehr zu tun und dann auch im Gespräch mit anderen Männern die Klappe halten, wäre das sicherlich fatal. Also Jungs, sagt nicht den Frauen, sondern den anderen Männern, wie ihr das seht!
Da die Sorge um Feministen ™ und Männer im Feminismus hier auch vorhanden ist. Poste ich auch an diese Stelle nochmal meinen Kommentar, den ich bereits bei Facebook zu ähnlichen Befürchtungen schrieb:
a) Im Text hat Nadia ja durchaus Handlungsanleitungen gegeben für Männer, die Feminismus unterstützenswert halten. Teller abwaschen ist natürlich nicht so geil wie der super clevere Redebeitrag, aber bringt so viel mehr beim tatsächlichen Verändern von gesellschaftlichen Strukturen.
b) Männer, die unbedingt mal wieder reden wollen: Tut das in nicht feministischen Umfeldern. Kontert Sexismus auf eurem Arbeitsplatz, im Freundeskreis, whatever, um so geringer das potentiell fem. Publikum, um so besser sind die Energien eingesetzt.
c) Nur weil Typen im Feminismus weniger Raum einnehmen sollen, wird deswegen nicht der Feminismus ™ abgeschafft. Genauso wenig werden „alle“ ausgeschlossen – genau genommen wird für sehr viele der Raum geöffnet.
d) Statt Angst davor zu haben Typen aus Feminismus auszuschließen, halte ich es immer noch für sehr viel produktiver zu schauen, wo mein Feminismus Menschen ausschließt, die von Heterosexismus, Cissexismus, Rassismus, Ableismus etc. negativ betroffen sind. Nur mal so als Perspektivvorschlag…
Und eine letzte Gedankenanregung: „(pro)feministisch handeln“ und das Label Feminist als Identität claimen sind nicht deckungsgleich. Ersteres geht auch ohne letzteres. (Und wie wunderbar letzteres ohne ersteres funktioniert, hat Nadia ja im Text dargelegt).
Ich kann die Wut gut verstehen, aber: Bringt es diese Wir-gegen-die-Dichotomie? Wo ist die Grenze zu irrationalem Hass? Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, als Mann ein guter Feminist zu sein außer: nicht da sein? Menschen sind soziale Tiere und ernsthafte Mitarbeit schadet auch bei Männern nicht. Gerade bei Männern, die sich innerhalb der bestehenden Ordung meist sehr schwer tun, wenn ihre eigene Praxis (also das „Mannsein“) von Frauen analysiert wird, die noch dazu häufig eher wenig Plan davon haben und deren Verbesserungsvorschläge meist an den Problemen vorbeigehen. Ja, das mit den feministischen Männerbewegungen ist ein trauriger Teil der feministischen Geschichte, aber es kann doch letztlich nicht darauf rauslaufen, dass wir gegenüber unseren Allies noch viel härter sind als gegen den Rest der Welt, selbst wenn sie gerade keine Scheiße bauen sondern nur menschliche Schwächen haben. Durch Hass vergrößert sich letztlich nicht unsere Reichweite, auch wenns für’s eigene Ego gut sein mag. Können wir nicht irgendwie diesen Kampf um Beteiligung (von Frauen*, Inter*, Trans*, POC, … Mehrfachbetroffenen) von der Ideologie ein Stück weit trennen und zugestehen, dass in der Praxis manchmal nichtideale Lösungen besser wirken als idealistische Träume? Das mit dem Putzen klingt jedenfalls mal nach nem guten Anfang.
Eine kleine Berichtigung zum Artikel: Die Feministische Partei DIE FRAUEN hat es nicht „aufgegeben“, Männer als Mitfrauen aufzunehmen. Das ist 1. laut Parteiengesetz gar nicht zulässig und 2. in dieser Pauschalität nicht wünschenswert. Dass Männer Ämter und Mandate innerhalb der Partei wahrnehmen, ist durch die Satzung der Feministischen Partei DIE FRAUEN ausgeschlossen. Männer, die die Parteiziele unterstützen und helfen wollen, diese zu verbreiten, sind nach wie vor als Mitfrauen willkommen (Vorschlag: das Lesen des vorliegenden Artikels als Aufnahmevoraussetzung?). Zudem werden auch gerne Spenden aus Männerhand entgegen genommen … http://www.feministischepartei.de/kontakt.html
Sehr guter Artikel. Nur bei zwei Sachen habe ich Bauchschmerzen.
1. Ich weiß, dass es witzig gemeint ist und einen bestimmten Reportage-Stil nachahmen soll, aber die Formulierung „in freier Wildbahn“ halte ich ehrlich gesagt für sehr problematisch. Gerade wenn es um Geschlechterrollen geht. Mit solchen Sprachbildern spielt mensch letztlich Maskus und anderen, die sich auf biologistische Menschenbilder berufen, in die Hände. Daher fände ich es schön (und angemessen), wenn der Text nochmal überarbeitet würde.
2. In dem Text wird das Pronomen „man“ unkritisch verwendet. Ich bin mir sicher, dass das nicht in böser Absicht geschieht, aber ich empfinde eine solche Ausdrucksweise (gerade in feministischen Kontexten!) als gewaltvolle und übergriffige Erfahrung. Warum machen „wir“ (damit meine ich alle Menschen, die sich nicht als cis-Männer definieren oder als solche gelesen werden) uns in unseren eigenen Kon_Texten unsichtbar? Es gibt ja schon lange ganz viele „gebräuchliche“ Alternativen für „man“: mensch, frau, eins, X, on….Dass diese Möglichkeiten beim Verfassen des Textes nicht bedacht wurden, finde ich sehr schade. Anderseits ist wohl kein Text perfekt. Und meine Vorschläge können ja noch übernommen / ergänzt werden.
Auf jeden Fall ein großes Dankeschön und Kompliment für diesen ansonsten genialen, lustigen, treffenden und bitternötigen Text!
LG Kathrin
An sich ein guter und wichtiger Text, mit einer Formulierung habe ich aber auch noch meine Probleme:
„3. Der feministische Boyfriend
Diese Spezies ist vor allem im Umfeld von Heten-Feministinnen anzutreffen“
Aha. Nur heterosexuelle Feministinnen haben also Boyfriends. Oder was ist mit Heten-Feministinnen gemeint? Solche Texte können ja gerne auf „lustigt getrimmt“ geschrieben werden, aber muss man tatsächlich in solche heterosexistischen Kategorien zurückfallen?
Hallo Grace, das steht da nicht. Da steht konkret, dass der von Heteras über alle Maßen gefeierte „feministische boyfriend“ (Typ #3 in Nadias Aufzählung) gerne im Umfeld von feministischen Heteras anzufinden ist. Es gibt ja auch noch andere boyfriends, z.B. welche, die sich nicht als feministisch verstehen. Oder welche, die sich als feministisch verstehen, aber keine Kekse mögen.
Danke für den Artikel.
@ Spatzentisch: Cis-Männer können meiner Ansicht nach allies, aber keine im Feminismus aktiven Protagonisten sein, und zwar aus den oben genannten Gründen, nämlich weil sie allzu oft für kleinen Aufwand unverhältnismäßigen Applaus erwarten und ärgerlicherweise auch von manchen Feministinnen bekommen. Damit werden gesellschaftliche Ungleichheitszustände noch perpetuiert, anstatt dekonstruiert.
Zum Ally-Sein gehört auch, solche Texte und ihre darin enthaltene Kritik aufmerksam zu lesen und die Stellen, die einem sauer aufstoßen, zum Anlass zu nehmen, darüber nachzudenken, warum. Ally sein bedeutet sicher *nicht*, sich über angebliche Verallgemeinerungen oder gar „Beleidigungen“ zu beschweren und sich und seine verletzten Gefühle so wieder in den Vordergrund zu rücken. Bezeichnend, dass du die Argumentationslinie des Artikels gerade mit den Äußerungen des Hyper-Sexisten Barth vergleichst. Das ist einfach nur schräg. Du wirst hier *nicht* diskriminiert.
Ist dies aus der Perspektive eines Nicht-Betroffenen Menschen in letzter Konsequenz ein Plädoyer, in der *Öffentlichkeit* keine politische Arbeit zu machen? Denn selbiges gilt doch auch für AntiRa-Arbeit, bei der ebenfalls all diese Formen existieren und besser von POC übernommen werden sollten.
Andererseits ist es für mich auch eine Form von Aufforderung an Feminist*innen Verantwortung zu übernehmen. Denn selbst in länger bestehenden, feministischen politischen Gruppen kommt es trotz Encouragement vor, ein Vortrag findet nicht statt, weil keine Frau als Organisatorin gefunden wurde. Das ist tatsächlich eine interessante Frage, ob dann dies *besser* ist, da ja immerhin so kein weißer Mann als Handelnder auftrat. Ich reflektiere dies noch ein paar Tage.
Ich frag mich, wieso Feminist_innen immer so steil gehen auf cis Männer. Ohne geschlechtsbedingte Ungleichheiten ignorieren zu wollen, finde ich es schwierig, Verhalten abhängig vom Geschlecht der Person als gut oder schlecht zu bezeichnen. Mackertum geht mir immer auf den Nerv (ok, von cis Männern vll besonders doll). Ich kenne AMAB Genderqueers, die der festen Überzeugung sind, dass sie ja nicht mackerig (oder sexistisch) sein können, weil sie ja keine Männer sind. Und überleg noch, wie ich es da ne entsprechende Rückmeldung anbringen kann – ohne transfeindlich zu sein. Die Kategorie „Mann“ überstülpen ist halt kacke; ohne auf ne geschlechtliche Sozialisation einzugehen halt schwierig.
@velocity: ich verstehe bei vielen Kommentaren zu dem Thema, auch bei deinem, nicht so ganz, warum es so schwer zu fallen scheint, Kontext des eigenen Handelns mitzubedenken. Wo steht denn in dem Text hier, dass nicht Betroffene keine politische Arbeit machen sollten? Dass nicht von Sexismus betroffene Leute sich nicht gegen Sexismus einsetzen sollten? Das Gegenteil ist doch der Fall. Charlott hat weiter oben schon geschrieben, wie fruchtbare profeministische Handlungsoptionen aussehen könnten, und Nadia selbst im Text auch. Aber irgendwie scheint für viele Leute lediglich „sich lautsstark als Experte für feministische Themen positionieren“ – und zwar gegenüber/vor Wohlwollenden/Gleichgesinnten, in Kontexten wo es irgendeine Form von Anerkennung gibt; nicht etwa vor den antifeministischen Dudebros, unreflektierten Arbeitskollegen, desinteressierten Vereinskollegen oder dem ignoranten Vater – als Engagement, Aktivismus, Einsatz für die Sache(tm) zu gelten. Anstrengende und/oder unglamuröse, aber praxisrelevante Supporttätigkeiten fallen offenbar ebenfalls nicht darunter. Was ich ziemlich bemerkenswert finde.
P.S. Meine Antwort auf deine Frage wäre übrigens: Ja – wenn ein Panel tatsächlich ausfällt, weil außer weißen Dudes vermeintlich niemand für die Besetzung zur Verfügung steht, dann ist meines Erachtens tatsächlich nichts verloren, denn dann wäre es ohnehin keine gewinnbringende Veranstaltung geworden. (Wenn es, wie gesagt, nicht primär um die eigene peer group geht bzw. einen Kontext, der für niemand außer weißen Typen halbwegs gefahrlos aufzusuchen ist)
Hallo Mädchenmannschaft,
Was haltet ihr von positiven männlichen Rollenvorbildern abseits der klischeehaften Geschlechterstereotypen von Männlichkeit? Sollten diese Personen sich ebenfalls zurückhalten und möglichst unsichtbar sein oder (auch in der Öffentlichkeit) als männliche Vorbilder für andere Männer präsent sein?
Ich finde beispielsweise Jochen König sehr inspirierend, es lebt ein Modell von Vaterschaft und Familie, die man vorher nicht wahrgenommen hat. Nun bezeichnet er sich selbst als Feminist und bekommt für sein Lebensmodell viel Anerkennung und Wertschätzung, die alleinerziehende Frauen in ähnlichen Situationen weniger bekommen. Ist er deswegen ein böser Keks-Feminist, der lieber die Klappe halten sollte oder ist es für euch begrüßenswert, dass es für Männer Vorbilder gibt, die ihnen zeigen können, dass man als Mann auch fürsorglich sein und sich alleinverantwortlich um Babies und Kleinkinder kümmern kann?
Für mich (als Cis-Mann) sind solche Vorbilder sehr wichtig. Die meisten Menschen sind keine Pioniere, sondern orientieren sich an anderen Menschen, vorwiegend an Menschen die ihnen ähnlich sind. Nun weiß ich nicht, ob Cis-Männer mit nicht-heteronormativen Lebensweisen bereits Feministen sind, aber unsichtbar sollten sie nicht bleiben, wenn sich im gesellschaftlichen Denken etwas ändern soll. Ein Buch von einem männlichen Erzieher wäre vermutlich wesentlich effektiver als ein Boys-Day.
@Anna-Sarah: Ich kann dir nur zustimmen, sehe spontan keinen Widerspruch, denn das was von dir beschrieben wird ist doch bei 99% der linksalternativen Szene so, dass es nur darum geht sich selbst abzufeiern und gegenseitig auf die Schulter zu klopfen. Das ist im Internet so (soziale Netzwerke), in Kneipen so, am Arbeitsplatz und auch sonst überall. Ich sehe es selten, dass Menschen der Szene tatsächlich in nicht-alternativer Umgebung irgendwo dazwischen gehen. Wenn überhaupt, da der Großteil sowieso lieber die gesamte Freizeit in Freiräumen mit „Gleichgesinnten“ ist. Ich kenne einige, die sich also von „der Szene“ entfernt haben, da, angesprochen auf die Problematik, diese Menschen sogar schief angeschaut und bepöbelt wurden, wieso sie denn in Kommerzkneipe soundso oder auf bürgerliche öffentliche Veranstaltung schießmichtot gehen würden. Etwas Offtopic, aber das kam mir so bei dem Thema hier.
Unfug! Selbstverständlich nimmt die feministische Partei Männer auf! Aber Posten gibts nicht mehr :D
danke danke danke! Und der Selbsttest ist herrlich <3
Schon deftiger Inhalt, aber leider stimmt es oft. Viele nutzen den Feminismus, um sich selbst zu profilieren, anstatt dafür einzustehen. Das wollen sie gar nicht. Wer für Frauenrechte ist, rennt nicht gleich vorne auf der Bühne ans Mikrofon, der merkt auch ohne Aufforderung, dass hier z. B. was aufgeräumt werden muß oder das Geschirr abgespült werden muß. So profane , scheinbare „Kleinigkeiten“, die angeblich immer Frauensache sind.