„Es gibt einfach keine qualifizierten Bewerberinnen” – Bewerber aber auch nicht

Mit dem Argument, es gäbe einfach nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen wird gern versucht zu erklären, warum es denn so wenige Frauen in leitenden Positionen gäbe. Darüberhinaus wird damit auch vor möglichen katastrophalen Konsequenzen von Quotenregelungen gewarnt.

Eine interessante Entwicklung hat die ZEIT im neuen Führungskräftemonitor (PDF) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung gefunden:

2008 hatten laut der Studie zwar deutlich mehr Frauen in Führungspositionen einen Hochschulabschluss als noch 2001 – 67 Prozent im Vergleich zu 60 Prozent vor neun Jahren. Bei Männern in solchen Positionen stagniert dagegen der Anteil mit Studium. Von ihnen hatten 2008 nur 62 Prozent einen Abschluss, genau wie Anfang des Jahrzehnts.

15 Kommentare zu „„Es gibt einfach keine qualifizierten Bewerberinnen” – Bewerber aber auch nicht

  1. Und wo steht, dass es nicht genügend qualifizierte Bewerber gibt? Du hast jetzt lediglich eine Quelle aufweisen können, dass von den 27% Frauen in Führungspositionen relational 5% mehr einen Akademischen Abschluss haben als von den 73% der Männer, die die restlichen „Führungspositionen“ haben.

    Das heisst aber immer noch, dass es ABSOLUT mehr qualifiziert und akademische männliche Führungskräfte gibt als weibliche.

    Und selbst wenn man die absoluten Zahlen ignoriert, ist es dann nicht auch so, dass man es anderweitig uminterpretieren könnte? Läge es nicht näher, dass Männer sogar ohne Studium in der Lage sind Führungspositionen einzunehmen, was Frauen nicht/weniger gelingt?

    Was macht einen Menschen mit akademischen Abschluss qualifizierter als jemanden mit einer normalen Lehre oder Meisterausbildung?

  2. Vorweg: Jammern hilft nicht, stänkern auch nicht. Man kanns ja auch mal anders sehen. Die Arbeitswelt männlicher Führungskräfte mit 80h-Wochen (davon ab einem saturierten Status gerne auch recht viel iPad-Einrichten, Gewichtig tun, Subalterne unnötig in Hektik versetzen) ist eine lange tradierte Symbolsprache, die im Karriereaufstieg als echte 80h-Arbeitswoche wie ein Initialisierungsitus und Auswahlmechanismus gehandhabt wird. Also, beuge dich, dann lässt man dich aufsteigen.

    Frauen hingegen haben für viele dieser männlichen Symbole keinen Sinn, leben in ihrer Welt und hoffen, durch effizientes, nicht unbedingt effektvolles, Arbeiten Wertschätzung und Förderung zu bekommen. Auch die langen Bürozeiten sind aus Frauensicht oft absolut nicht erstrebenswert und auch nicht nötig.

    Wer mehr Frauen in Führungsrollen will, muss a) alte Spielregeln aufbrechen und b) nicht mehr lange warten. Fachkräftemangel und Burnout-Überschuss lassen auch die Herren in Bälde verstehen, dass effizientes Arbeiten, Teil- und Gleitzeit eben mehr Arbeits- und Lebensqualität bringt.

  3. @patrik: warum sind sie denn deiner meinung nach mehr „in der lage“ dazu sind führungspositionen einzunehmen als frauen?

  4. @Patrik,,,, ich nehme an, Du hast nicht studiert … Dein Argument ist nämlich ziemlich typisch für Männer ohne einen Hochschulabschluss. Und stelle mir auch die gleiche Frage wie Maria… woher kommt es?

  5. @Gosia,
    diese Aussage kommt ziemlich von oben herab. Ist ein solches Argument ziemlich typisch für die Frau mit Hochschulabschluss? Ich stelle mir eher die Frage, woher kommt dieses herabschauen auf jemanden der evtl. nicht studiert hat?

  6. @ Maria

    Lesen hilft. Manchmal hilft es einfach mal einen Text zu lesen, der dort steht. Was steht denn vor dem Satz „in der Lage“?? Hmm…..wenn ich richtig lesen kann irgendetwas mit „Zahlen“ und „Interpretation“. Hmm….ich bin mal ganz mutig und versuche mal eine tollkühne These in den Raum zu werfen. Könnte es sich vielleicht um eine Zahleninterpretation handeln? Huch, dass ist wirklich wage, diese beiden Worte zu verbinden. Ich muss auch gestehen, dass ich Angst habe, damit falsch zu liegen. Aber ich bin mir da auch nicht so sicher. Ich lese nichts, was „meiner Meinung“ entspricht, sondern lediglich eine Interpretation. Aber hey, ich habe nur noch mal meinen Post durchgelesen. Lesen hilft ;)

    Und wie käme man auf die Interpretation? Wenn man davon ausginge, dass die Zahlen Ausdruck dessen ist, dass die fähigsten Leute eben jene Führungspositionen haben und feststellt, dass es mehr Männer als Frauen sind, was wäre dann naheliegender als zu INTERPRETIEREN, dass Männer fähiger als Frauen sind? Gesetzt dem Fall, dass diese Vorraussetzung angenommen wird.

    Mit einer anderne Annahme, dass der Frauenanteil nicht mind. 50% und mehr betrifft, seien alle Frauen unterdrückt, so käme man einfach auf die INTEPRETATION, dass Frauen unterdrück werden.

    @gosia

    Nein, ich studiere in Potsdam Geschichte/Philosphie (Magister). Nur arbeite ich auch im Handwerk und sehe sehr viele fähige unstudierte Leute, während im Studium (ob UP, HU, FU, TU….) oftmals nur Pfeifen rumlaufen, die glauben etwas zu können. Man wird nicht automatisch gebildet/fähig/qualifiziert, nur weil man einen akademischen Abschluss hat.

    ——

    Und trotzdem wurde meine Frage nicht beantwortet, wo denn qualifizierte Männer fehlen. Das ist aus den Zahlen nicht ersichtlich. Ebenso wurde meine Frage nicht beantwortet, warum man denn Akademiker sein muss, um als qualifiziert zu gelten?

  7. Wenn man schon die Zahlen so interpretieren will, wie es die Kolumne macht müsste man wenigsten so ehrlich sein und die Branchen einzeln anschauen. Ein Magister in Germanistik qualifiziert halt nicht zur Leitung einer Schreinerei. Da ist es doch deutlich günstiger man ist SchreinerIn.

  8. Hallo,
    bald gibt es genügend Frauen, die Führungspositionen wahrnehmen werden.
    Die Vereinigung Nürnberger Resolution (www.nuernberger-resolution.de) kämpft für eine Datenbank und der VDU (http://www.vdu.de/verband/die_unternehmerin) baut mit Förderung durch EFS Mitteln eine Datenbank auf.

    Beide Möglichkeiten sehen vor, dass sich Frauen eintragen, qualifizieren und Positionen einnehmen. Wir vom BPW (www.bpw-germany.de) unterstützen die Projekte der Nürnberger Resolution.

    Ursula

  9. Das es nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen gibt, halte ich auch für Humbug.

    Teilweise errinnert es mich an meinen Versuch als Kellnerin zu arbeiten: Zu diesem Zeitpunkt gab es hier nur Kneipen und Restaurants, die nach Menschen mit Erfahrung suchten. Woher nehmen, wenn kein Unternehmen die Chance dafür bietet?

    Allerdings hat eine Führungskarriere wenig mit der akademischen Qualifikation zu tun, außer natürlich es würde als neues Kritierium, z.B. „Erziehungswissenschaften-Erwachsenenbildung“ eingeführt werden.

  10. @Patrik Ironie und Sarkasmus sind im Internet immer schwierig, Smileys in emotional aufgeladenen Debatten ebenfalls. Bitte wirf noch mal einen Blick in die Netiquette.

  11. @ Helga

    Anstatt mich auf die Netiquette hinzuweisen, wäre es mal besser gewesen, du hättest meine Fragen beantwortet die sich DIREKT auf DEINEN Post beziehen, denn du hast oben behauptet, dass fähige Männer fehlen, weil der Prozentsatz derjenigen die einen akademischen Abschluss haben relational geringer, aber absolut höher, als der weiblicher Führungspersonen ist.

    Solltest du nicht antworten, am Thema vorbeischreiben oder ähnliche Themenabweichungen posten, bin ich mir sicher, dass du dazu nicht in der Lage bist bzw. nicht eingstehen willst auch mal Unsinn geschrieben zu haben :)

  12. @Patrik Wie in der Netiquette steht, machen wir diese Webseite in unserer Freizeit und die ist leider begrenzt. Darüber hinaus sind Caps Lock, Drohungen („es wäre besser gewesen”) und Smileys hinter beledigenden Aussagen echt kein Anreiz, mit jemandem zu diskutieren.

  13. Ich habe langsam den Eindruck, dass Männer und Frauen statistische Zahlen jeweils unterschiedlich interpretieren, je nachdem was „ihnen grad in den Kram passt“….

    Wenn ich mir den DIW-Bericht ansehe und die Schlüsse, die daraus gezogen werden – dann muss ich mich schon etwas wundern.

    Ich krieg es irgendwie nicht in meinen Kopf, warum der höhere Prozentsatz (im Schnitt) der studierten Frauen zeigen soll, dass es keine geeigneten weiblichen Bewerber gibt und daher die Führungsrige der Unternehmen idR männlich besetzt ist.

    Ich meine, wenn ich mir vorstelle, dass sich auf einen Job 90 Männer und 10 Frauen bewerben und von den 90 Männern haben 50% ein Studium und von den 10 Frauen haben 90% ein Studium, dann ist es doch statistisch immer noch weitaus wahrscheinlicher, dass sich ein Mann findet, der genau der ausgeschriebenen Qualifikation entspricht.

    Der Anteil der Studierten würde doch nur eine Rolle spielen wenn sich gleich viele Männer wie Frauen auf einen Job bewerben aber das gibt die Studie nicht her…

    Weiterhin fehlt die Unterscheidung nach Fachrichtungen. Wenn 90% der Frauen Sozialpädagogik studieren aber 80% der Jobangebote für Maschinenbauer sind, dann braucht man sich doch nicht wundern über diese Zahlen. (natürlich überspitzt dargestellt)

    Oder liege ich da falsch? Bitte um Aufklärung.

    Außerdem
    „immer noch bestimmen männlich geprägte Arbeits- und Lebensentwürfe die Aufstiegswege“ steht da in dem Artikel.

    Und dann wird das Beispiel einer 60-80 h Woche angegeben.

    Was ist denn das für ein sexistischer Unsinn? Ich meine, wenn der Job es erfordert, dann arbeitet man/frau eben entsprechend länger / mehr. Das gilt für alle!

    Es ist doch die Höhe zu behaupten, dass Männer (sich) den halben Tag auf Arbeit am Gemächt oder am Ipad rumspielen und dass Frauen die selbe Arbeit in der Hälfte der Zeit schaffen, weil sie „sachorientierter“ sind oder was.

    Also bitte… das ist doch auf dem selben Niveau als wenn ich behaupte, dass Frauen den halben Tag auf Arbeit Nägel feilen, schnattern und Kaffee machen…

    Also das sind doch so billige Klischees!

    Sorry, musste jetzt mal Dampf ablassen.

    Grüße

  14. Liebe alle,

    natürlich gibt es da hunderte offene Fragen und die sind mir gerade auch total egal. Es ist spannend was dennoch aus einer provozierenden Überschrift, der ich noch ein !? hätte hinzufügen können, alles konstruiert wird. Mir geht es allein darum einmal anzustoßen, nachzudenken über dieses „es gibt einfach keine qualifizierten Bewerberinnen”. Acht Jahre sind keine lange Zeit, trotzdem ist der Trend bezeichnend. Und ja: Qualifikation bedeutet gerade in Deutschland nun einmal ein Papier, auf dem etwas von Hochschulabschluss steht.

  15. Zum Thema „Frauen in Führungspositionen“ fand ich hier eine aktuelle mediale Auseinandersetzung, der u.a. die männlichen Unternehmenskulturen wie auch das wissenschaftliche Diskussionsthema „Biologie vs. Soziokulturell“ aufgreift :

    „Die kanadische Forscherin Susan Pinker glaubt, dass Männer und Frauen von Natur aus unterschiedlich programmiert seien. „Einen Mannspornt Erfolg zu noch mehr Ehrgeiz an. Erfolgreiche Frauen dagegen satteln gern um“, sagt die Psychologin. Alles eine Frage der genetischen Ausstattung. Männer seien agressiver und machthungriger, Frauen beziehungsorientierter. Dochdiese rein biologistische Sicht ist in der Wissenschaft umstritten.So werteten Forscher der University of Wisconsin sämtliche Daten zu Geschlechterunterschieden aus. Fazit : Es lassen sich zwar Unterschiede zwischen Männern und Frauen feststellen. Aber diese sind zum großen Teil statistisch nicht aussagekräftig, denn sie beruhen auf Durchschnittswerten, und diese berücksichtigen nicht die enorme Vielfalt inerhalb der beiden Gruppen. Anders ausgedrückt : Es gibt viele Frauen, die engagierter sind als Männer.“

    (Quelle : Stern Nr. 40,30.09.2010, S. 60, „Karriere? Das tue ich mir doch nicht an!“)

    Ansonsten finde ich den Bericht sehr lesenswert. Er beschreibt u.a. das, was Prof. Hollstein in „Geschlechterdemokratie“ auf
    S. 77 genauso festgestellt hat wie Dr. Gesterkamp in „Krise der Kerle“ auf S. 118, nämlich dass viele Frauen die
    Männerkulturen und Männerspielregeln nicht für sich annehmen, lediglich kopieren, wollen. Auch wird das Thema sehr
    facettenreich beleuchtet, auch die „gläserne Decke“ wird treffend ausgeleuchtet und die Beraterin Marion Knaths weist z.B.
    auf wirksame Reaktionen im Hinblick auf „sexistische Foulspiele“ hin.

    http://www.amazon.de/Spiele-mit-Macht-Frauen-durchsetzen/dp/3455500277

    Mir gehen ja mittlerweile vermehrt die sachunbezogenen Schwanzlängendemonstrationen auf die Nerven.

    Ich nutzte 2008 immer wieder gerne Pinker-Zitate, jedoch mit dem Ziel die Debatte sachlich zu erweitern und nicht um pseudobiologische Unterschiedsfeststellungen zu zementieren. Was ich an Pinker wie LouAnn Brizendine gleichlautend kritisch sehe, ist die 100% Focussierung auf biologisch-hormonelle Aspekte und die Vernachlässigung soziokultureller Einflußfaktoren.

    Trotz dieser Focussierung schließt sie auf S. 348 in „Das Geschlechterparadox“ : „Es gibt keine biologisch-wissenschaftliche Grundlage, die für Frauen ein reines Hausfrauen- und Mutterdasein rechtfertigt.“

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