Die Zukunft der Geburtshilfe

Das Genderblog hat gestern bereits über die Anhebung der Berufshaftpflicht berichtet, die sich u.a. für Hebammen ab Juli fast verdoppeln wird, wenn sie Geburtshilfe anbieten. Damit wird die Begleitung einer Geburt für freiberufliche Hebammen von einem Beruf zum teuren Hobby. Auch Geburtshäuser und kleine Kliniken, die keine feste Geburtstation mehr haben, sondern selbstständige Hebammen und Frauenärzte für Geburten heransziehen, können keine Geburtshilfe mehr anbieten.

Um Schwangeren auch in Zukunft individuelle, wohnortnahe Betreung zu sichern, wird daher ab dem 5. Mai eine Petition des Deutschen Hebammenverbandes an den Bundestag laufen. Bei der Initiative Hebammen für Deutschland kann man sich für einen Newsletter und eine Erinnerungsmail zum Start der Petition registrieren. Auch über die Facebook-Gruppe, bzw. Seite und meinVZ/StudiVZ-Gruppe wird der Protest vernetzt.

Auch wir werden Euch in den nächsten Wochen weiter informieren. Habt ihr Euch von einer Hebamme bei der Geburt begleiten lassen oder seid in ein Geburtshaus gegangen? Dann bloggt darüber oder kommentiert hier.

24 Kommentare zu „Die Zukunft der Geburtshilfe

  1. Im Ärzteblatt gab es vor kurzem 2 Artikel dazu:
    http://aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&p=&id=74090 und http://aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=74091

    „Ein gutes Beispiel sind auch die Gynäkologen. Gynäkologen ohne Geburtshilfe sind preislich sehr unauffällig. Da haben wir am Tarif nicht viel verändert. Explodiert im Preis sind die niedergelassenen Gynäkologen, die auch geburtshilflich tätig sind. Das sind etwa 1 000 in Deutschland. Deren Prämien sind aktuell von rund 13 000 Euro jährlich auf gut 40 000 Euro gestiegen. Die Gynäkologen mit Geburtshilfe sind im Grunde genommen die schadensexponierteste Fachrichtung.“

    Im Artikel sind auch ein paar weitere Vergleiche der Kostenentwicklung.

  2. Ohne Hebamme und Geburtshaus wäre mindestens eine meiner Geburten garantiert ein Kaiserschnitt geworden. Ich kenne zig Geschichten von ähnlichen Geburtsverläufen, die im Krankenhaus starteten und unter dem Messer endeten. Der Druck im Krankenhaus, nicht abzuwarten, ist hoch: Dazu tragen bei mangelnde Erfahrung, abwechselnde Hebammen im Lauf einer Geburt, ÄrztInnen, die a) Kaiserschnitte machen wollen und müssen, weil sie eine relativ hohe Zahl für z.B. für die Facharztprüfung vorweisen müssen, denen b) das Wissen fehlt, wie auch schwierige Geburten gut beendet werden können) und die unter dem Druck stehen, Geld (über Operationen und belegte Betten) ins Krankenhaus zu bringen.

    Ich hatte zwei Hebammen, die mich die gesamte Geburt hindurch betreut haben. Wegen des schwierigen Verlaufs plädierte die jüngere für die Verlegung ins Krankenhaus. Die ältere war sicher, dass es auch ohne geht. Ich habe ihr vertraut, habe ganz normal (mit erstaunlichen Tricks) ein gesundes Kind geboren und bin hinterher wieder nach Hause gefahren. Und bin ihr bis heute unendlich dankbar.

  3. wie auch schwierige Geburten gut beendet werden können

    Solche Formulierungen ärgern mich! Auch ein Kaiserschnitt kann das gute Ende einer Geburt sein! In deinem Fall war dieser glücklicherweise nicht nötig, aber es gibt durchaus gute Gründe für einen Kaiserschnitt, z.B. wenn die Herztöne des Kindes plötzlich schwächer werden. Ich bin unendlich dankbar dafür, dass „meine“ Ärztinnen in dem Moment schon so viele Kaiserschnitte gemacht hatten, dass 7 Minuten nachdem die Herztöne plötzlich weg waren, mein Sohn auf der Welt war und beatmet werden konnte, so dass er jetzt gesund und munter ist. Und trotzdem hatte ich nachher wegen solcher Formulierungen wie oben das Gefühl, als Frau versagt zu haben, weil ich nicht in der Lage war, mein Kind vaginal zu gebären.

    Geburtshäuser sind eine gute Sache, und jede, die sich dort wohler fühlt als im Krankenhaus, sollte dort entbinden können, weshalb ich voll hinter den Forderungen des Hebammenverbandes stehe. Aber es hilft den Frauen, die mit Kaiserschnitt entbinden mussten, kein Stück weiter, wenn man ihnen auch noch das Gefühl gibt, da sei etwas schlecht gelaufen. Das wissen diese Frauen nämlich auch schon selbst, dass so ein Kaiserschnitt kein Spaziergang ist und man sich einer Elefantenherde ausgeliefert fühlt. Ihre Entscheidung, im Krankenhaus zu entbinden, sollte man deshalb nicht auch noch durch solche Geschichten a la „im Geburtshaus wäre dir das nicht passiert“ in Frage stellen. Im Zweifel weiß man nämlich nicht, ob die Hebammen im Geburtshaus sich nicht auch für eine Verlegung ins Krankenhaus entschieden hätten. Geburten in Geburtshäusern sind genauso sicher wie Geburten im Krankenhaus, d.h. auch im Geburtshaus wird kein Risiko eingegangen, welches das Kind oder die Mutter gefährden könnte, im Zweifel verlegen die einen ins Krankenhaus. Auch eine Geburt, die im Geburtshaus begann, kann unterm Messer enden, auch solche Geschichten gibt es…

  4. Ich bin als 22jährige Studentin noch weit davon entfernt, über Kinder ernsthaft nachzudenken und weiß auch noch gar nicht, ob ich welche haben möchte – darüber mach ich mir dann um die 30 Gedanken.
    Was ich dagegen weiß, ist dass ich – sollte ich Kinder haben wollen – bestimmt von einer Hebamme begleitet werden möchte und bestimmt nicht in einem Krankenhaus in verunglückter-Käfer-Stellung gebären werde.
    Diese Entwicklung macht mir Angst. Ich weiß leider nicht viel um den Stand in Österreich, aber viele Entwicklungen schwappen von Deutschland her rüber… Eine kleine Hoffnung bleibt noch (Abtreibung in Ö vs. Abtreibung in D zum Beispiel).
    Es muss doch irgendwie Möglichkeiten geben, dieser Machtgeilheit vom Medizinsektor Schranken zu setzen und die Pathologisierung von Schwangerschaften (die keine Krankheit sind bitteschön sondern völlig natürlich…) zu unterbinden… – ich hoffe dass die Petition Früchte trägt :)

  5. Ich möchte die Petition auch unterstützen und bloggte hier http://www.denkding.de/?p=1977 dazu.
    Ich verstehe Miriam bei allem was sie sagt, aber ich muss mich aus der Erfahrung von 3 Geburten (und einer ersten schwierigen Geburt) doch Anne anschließen, denn sehr oft erlebe ich im Umfeld, dass schon bei kleineren Komplikationen geschnitten wird, oder Frauen sich die Geburt anders schon gar nicht mehr zutrauen.
    Dass bei Wegbleiben der Herztöne sofort geschaut werden muss, ist ja klar. Niemand wird ernsthaft mit Worten wie „Schuld“ oder „Unfähigkeit“ daherkommen.

  6. Nachtrag: Was mich wirklich gestört hat im Krankenhaus war, dass ich 3 Schichten durchgemacht hab, und pro Schicht jeweils 2 Hebammen hatte. Das möchte ich nicht mehr, sondern beim nächsten Mal möchte ich mit einer Beleghebamme entbinden.

  7. Pia, natürlich hat mir niemand gesagt, dass ich schuldig oder unfähig sei, aber mir kam es irgendwie so vor, als sei ich nicht dazu in der Lage, wenn ich diese glücklichen Geburtshausgeschichten gehört hab, eben weil da immer dieser Tenor mitschwingt, „das wäre dir dort nicht passiert“. Erst als ich 2 Frauen getroffen hab, die im Geburtshaus angefangen haben und am Ende auch mit Kaiserschnitt entbunden haben, konnte ich akzeptieren, dass nicht jede Geburt durch eine Vaginalentbindung beendet werden kann.
    Mir ist einfach wichtig, dass man bei aller berechtigten Kritik, die an großen Geburtskliniken geübt werden kann, trotzdem nicht dahin verfällt, den Kaiserschnitt per se als „schlechtes Beenden eines Geburtsvorganges“ darzustellen.
    Ich hatte im übrigen nicht das Gefühl, dass in meinem Fall vorschnell die Entscheidung Kaiserschnitt gefällt wurde und die Klinik, in der ich war, hat hier schon den Ruf, lieber einmal zu viel zu schneiden.

  8. Da zwei meiner Kinder in einem Geburtshaus mit wunderbarer Begleitung zur Welt gekommen sind, werde ich mich an der Petition beteiligen.

    Wie ich gelesen habe, wird es zum Start der Petition auch diverse Kundgebungen in verschiedenen Städten geben.
    Hier eine (wahrscheinlich noch unvollständige) Liste:

    Berlin 15.30 Uhr Augustenburger Platz/ Charité

    Hamburg 14-17 Uhr Bahnhof Altona, Ottenser Hauptstr. 1

    Köln 11-13 Uhr Roncalliplatz (Domplatte, neben HBF)

    Merseburg http://www.hebammen-sachsen-anhalt.com

    München 11:30-13 Uhr Odeonsplatz

    Stuttgart 10:30-12:30 Uhr Marktplatz

  9. @Miriam
    Ich lese es gerade nochmal und will entschärfen. Ich meinte das so, dass niemand berechtigt ist, individuelle Geburtsverläufe anderer Frauen zu bewerten. Ich meine, dass bei dem ganzen Thema sehr sehr oft Konkurrenzdenken unter den Frauen ist und die Art und Weise der Geburt plötzlich zu einer Charakter-Messlatte wird. Das finde ich absurd. Hausgeburtsmamis sind nicht per se besser als die Frau, die per Wunsch-Sectio entbindet. Wichtig ist mir, dass jede Frau alle Geburtsalternativen kennenlernen darf, Informationen bekommt und sich fundiert entscheiden kann für ihren Weg. (Ich bin übrigens überhaupt nicht gegen Kliniken, wir haben einer sehr guten und schnellen Hilfe das Überleben unseres K3 zu verdanken.)
    Meine Entscheidung gegen eine Klinik war vor allem die schlechte Betreuung dort. So wie Du auch beschreibst, 3 Schichten mit je 2 Hebammen. Ich hatte eine 24 Stunden Geburt und es war die ganze Zeit über dieselbe Hebamme vor Ort bei mir (und vor allem bei meinem Mann….), gegen Ende kam eine zweite dazu. Die anderen Kinder bekam ich auch mit jener Hebamme, das ist dann sehr eingespielt und vertraut.
    Trotzdem wäre eine neuerliche Hausgeburtsentscheidung wieder von 100 Faktoren abhängig. Wie gesagt, missioniarisch bin ich dabei überhaupt nicht.

  10. Pia, ich denke, wir sind da einer Meinung. Du hast es ziemlich gut auf den Punkt gebracht, was mich an dem Statement von Anne so geärgert hat: Es schwang da eine Bewertung mit, dass Kaiserschnitte schlecht sind und mich stört es einfach, dass das Gebären in manchen Kreisen so zur Charakter-Messlatte wird. Ebensosehr finde ich es nicht in Ordnung, wenn versucht wird, einer Frau das Geburtshaus auszureden, wie es ja auch Erna hier schon beschrieben hat.

    Paradox an der Sache ist ja mal wieder: Die Versicherungen werden so teuer, weil die Krankenkassen mittlerweile sehr schnell klagen, sobald eine Entbindung teurer ist als normal. Die Entbindung im Geburtshaus ist aber günstiger als die Entbindung im Krankenhaus. Gibt es keine Geburtshäuser mehr, wird es für die Kassen teurer. Aber dass KK nicht nachhaltig handeln, wusste ich schon länger…

  11. Ich finde es traurig zu lesen, dass die „Mommy Wars“ anscheinend schon beginnen bevor/während eine Frau überhaupt zur „Mommy“ wird.
    Entscheidet man sich für die Klinik, hat man kein natürliches Verhältnis zu seinem Körper, kommt automatisch „unter’s Messer“, liefert sich freiwillig geldgierigen ÄrztInnen aus usw.. –> schlechte Mutter.
    Entscheidet man sich für eine Hausgeburt, das Geburtshaus riskiert man das Leben seines Kindes, ist eine Esotante usw.. –> schlechte Mutter.
    Und jede scheint irgendwie unter Rechtfertigungsdruck zu stehen, warum sie für sich jetzt genau die Entscheidungen getroffen hat, die sie eben getroffen hat.
    Schade. Andere Frauen – andere Körper – andere Entscheidungen, fänd ich da mal einen etwas entkrampfenden und ja, feministischen Ansatz.

    Die Petition zur Berufshaftpflichtversicherung finde ich aus genau diesem Grund unterstützenswert. Eben nicht weil ich annehme das freiberufliche Hebammen grundsätzlich die „bessere“, „frauenfreudlichere“ Arbeit leisten als die in der Klinik, sondern weil ich es wichtig finde das Frauen die Möglichkeit bleibt, sich entscheiden zu können. So oder so.

  12. @Judith: Stimmt genau.
    @Miriam:
    „Die Versicherungen werden so teuer, weil die Krankenkassen mittlerweile sehr schnell klagen, sobald eine Entbindung teurer ist als normal.“
    Das ist so nicht ganz richtig. Die Kostensteigerungen kommen durch Geburtsfehler, ob durch Ärzte oder Hebammen, die in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind. Dies ist beispielhaft hier zu sehen:
    Schwerer Geburtsschaden nach Behandlungsfehler
    Der geburtsleitende Gynäkologe übersieht grob fehlerhaft ein hochpathologisches CTG. Das Kind leidet an den Folgen der Sauerstoffunterversorgung, ist körperlich und geistig schwerstbehindert. Die Eltern leisten die ganztägige Pflege.
    http://aerzteblatt.lnsdata.de/bilder/2010/04/img145293.gif

  13. Habe zweimal Hausgeburt geplant und in der Klinik entbunden und einmal mit Beleghebamme im Krankenhaus entbunden. Jedes Mal habe ich mich mit meiner Kasse um die Kosten streiten müssen – die Kosten für die Rufbereitschaft der Hebamme (die ja ab drei Wochen vor der Geburt rund um die Uhr abrufbereit ist) wurden in allen Fällen nicht übernommen. Einzelne Kassen haben das schon geändert, aber das reicht natürlich nicht.
    Überhaupt ist die Bezahlung der Hebammen der Hohn. Das muss sich dringend ändern. Es gibt übrigens jetzt schon eine e-petition dazu im Netz, die man zeichnen kann:
    https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=10638
    Ich hoffe, der Link funktioniert.

    Übrigens hat Deutschland im internationalen Vergleich eine sehr hohe Kaiserschnittrate, viel höher als die WHO empfiehlt.
    Wusstet ihr, dass in den Niederlanden die Hebammen Hauptbetreuende bei Schwangerschaft und Geburt sind? Und die Niederlande haben geringere Interventionsraten bei Geburten bei genauso guten Zahlen, was das Befinden der Frauen und Kinder angeht. Habe dazu leider gerade die Studie nicht.

  14. @miriam

    Es war definitiv nicht meine Absicht, mich über irgendwelche Entscheidungen und Geburtsverläufe über meine eigenen hinaus zu äußern. Dass das auf Dich so wirkt, tut mir leid. Was ich beschrieben habe war, dass ich keinen Kaiserschnitt wollte und froh bin, dass es auch so gekommen ist. Das war, ganz subjektiv, für mich das gute Ende einer schwierigen Geburt. Damit sage ich nichts über andere Geburten. Natürlich ist es gut, dass es Kaiserschnitte gibt, wo sie nötig sind und meintwegen sogar da, wo sie nicht (medizinisch) nötig wären, aber der Wunsch der Frau sind.

    Ich habe das nicht bewertet und bitte darum, in mein Textchen nichts hineinzuinterpretieren, was da nicht steht. Ich habe auch alles mögliche andere nicht geschrieben, was zu dem Thema noch zu sagen wäre. Worum es mit ging war, dass ich nicht im Krankenhaus entbinden wollte und einer Hebamme zu verdanken habe, dass es auch so kam. Nicht mehr und nicht weniger.

    Mutter sein und werden ohne schlechtes Gewissen ist derzeit quasi unmöglich, ganz egal, was wie entschieden wird. Die Kommentare, die ich bspw. vor meinen Geburten zu der Ankündigung gekriegt habe, ‚auf die Sicherheit der Krankenhäuser zu verzichten‘, waren auch nicht direkt ermunternd. Natürlich kenne ich das Problem, angesichts aktueller Glücks-Dogmen natürlich entbunden haben zu sollen. Stillen zu können. Perfekte glücklich Kinder aufzuziehen, usw. usf. Es ist schon allein deswegen unmöglich, allen diesen Vorstellungen zu entsprechen, weil sie völlig widersprüchlich sind. Ich postuliere nicht, dass alle Kinder instrumentenfrei geboren werden müssen, das ist ja Quatsch.

    Ich fände jedenfalls schade, wenn ich mich nicht mehr öffentlich freuen könnte, dass ich meine Kinder im Geburtshaus so gekriegt habe, wie ich wollte (naja, in etwa).

    (Statistiken gibt es übrigens offenbar ganz unterschiedliche, je nach Motivation. Aber will hier irgendwer irgendwen vom einen richtigen Weg überzeugen? Hoffentlich nicht)

  15. Nein, Anne, so wie ich die anderen Kommentare verstanden habe, geht es eben NICHT darum, DEN richtigen Weg zu propagieren, sondern die Vielfalt der Möglichkeiten zu erhalten.

    Auch wenn du das ja alles gar nicht so gemeint hast, lese ich aus deinem ersten Kommentar auch nach mehrmaligem Lesen einige Pauschalisierungen heraus, die bei mir das gefühl hinterlassen, dass du beim Formulieren deiner Zeilen die Problematik „Leistungsdruck beim Gebären“ ausgeblendet hast. Der Satz, über den ich mich geärgert habe, war nun mal nicht so formuliert, dass klar wurde, dass er sich ausschließlich auf die Geburt deines Kindes bezieht, sondern macht eine Aussage über ÄrztInnen im Krankenhaus, die nicht wissen, wie man eine schwierige Geburt gut beendet. Da steckt ganz klar die Bewertung drin, dass du der Meinung bist, nur eine Spontangeburt ist eine gute Geburt. Mir ist einfach wichtig, darauf hinzuweisen, dass solche Äußerungen bei Frauen, die sich wider Willen einem Kaiserschnitt unterziehen mussten, durchaus Versagensgefühle auslösen können. Sowas toleriere ich vielleicht in einem Mami-Forum, wo „Mummy-bashing“ an der Tagesordnung ist, aber auf einem feministischen Blog finde ich es schon wichtig, darauf hinzuweisen, dass man bei aller Freude über das positiv erlebte Gebären darauf achten sollte, wie man diese Freude formuliert.

  16. Liebes Mädchenmannschafts-Team,

    ich bedauere, mich mit meinem Beitrag so missverständlich geäußert zu haben. Könnt Ihr meine Kommentare bitte löschen?

  17. Hallo ihr beiden,

    ich persönlich lese Annes Kommentar nicht so, wie Miriam ihn aufgefasst hat. Oder anders: Miriam, ich kann nachvollziehen, warum du das beschriebene dort heraus liest. Trotzdem denke ich, dass es sich hier einfach um ein Missverständnis handelt.

    Anne hat in ihrem ersten Posting darauf verzichtet, sämtliche Aussagen nochmal einzuschränken und auf alle möglichen Dinge einzugehen, die auch noch zu diesem komplexen Thema gehören. Sondern sie hat sehr offen und sehr persönlich von ihrer Erfahrung berichtet – genauso wie du Miriam. Es liegt mE in der Natur der Sache solcher Berichte, dass diese oft ein wenig verkürzt sind oder eben nicht alle Aspekte einer Sache bis ins letzte beleuchten.
    Umso wichtiger ist es, das dann mit anderen Erfahrungen zu ergänzen oder auch nur darauf hinzuweisen, dass es noch andere Seiten gibt, die es zu berücksichtigen gilt.

    Ich würde also ungern Beiträge aus dieser Debatte löschen, da ich eure Kommentare sehr spannend finde und der Diskussionsverlauf an sich auch gut deutlich macht, wie problembeladen dieses Thema ist.

    Gruß
    Anna

  18. Ich denke, hier geht es darum, daß nach Jahren einer gewissen Emanzipation im Geburtsverlauf, der auch mit einer wieder stärkeren Einbindung der Hebamme einherging, der ganze Berufsstand von diesen Entscheidungen gefährdet ist; immerhin sind auch die Arbeiten nicht mehr rentabel, von denen selbst viele KH-Hebammen, die ich kenne, *neben* der KH-Arbeit ihr Einkommen und ihre Freude am Beruf beziehen, nämlich neben den Entbindungen die Vor- und vor allem Nachbetreeung der Mütter und Kinder.
    Wegen des HELLP-Syndroms führte für mich kein Weg am KH vorbei, aber die vorbereitenden Gespräche und vor allem die Nachbetreuung nach einer Tage dauernden, trotz aller Versuche, es abzuwenden, mit Kaiserschnitte endenden Entbindung, hätte ich um nichts in der Welt missen mögen. Auch da hier diese Entwicklung mit dem Trend zusammenfällt, feste Hebammenstellen in KHs in Belegstellen umzuwandeln, diese aber wiederum gefährdet sind, weil der Beruf sich nicht mehr rechnet, ist schlimm. Persönlicher Bezug: Auch in den Tagen im KH vor der Entbindung waren es die Hebammen, die am meisten Zeit mit mir verbracht haben – klar, daß es nicht die Oberärztin war, die sich um drei Uhr nachts zu mir ans Bett gesetzt hat und mir was zu essen gebracht, oder mir nach ein paar harten Tagen dann vor dem Abgang in den OP versichert hat, ich hätte jetzt gekämpft wie eine Löwin und wir hätten alles versucht, es gehe kein Weg am Schnitt vorbei. Die paar Sätze allein von jemandem, der auch wirklich *dabei* war, haben bei mir bewirkt, daß ich nie das „Gefühl des Versagens“ hatte, daß im Mamawettbewerb manchmal KS-Mamas suggeriert wird, sondern sehr frei davon aus dem KH ging.
    Meine Mutter hat man noch im Hemdchen auf den Rücken gelegt, von anderen Missetaten am weiblichen örper ganz zu schweigen – wenn ich daran denke, wie frei wir heute im Vergleich wählen und uns dann bewegen dürfen, ohne Sicherheit aufzugeben, so es medizinisch möglich ist – auch das ist indirekt zum Teil der Rückkehr der Hebamme in den Geburtsvorgang seit den technophilen 70er Jahren zu verdanken (sowohl der „Konkurrenz“ für die KH-Entbindung als auch der Arbeit der Hebammen und aufgeschlossener MedizinerInnen in den KHs selbst). Hier sollte einfach kein Rückschritt stattfinden!

  19. Mädels,
    baut das Thema wer wo wie zur Mutti wurde nicht so auf!
    Letztendlich geht es um eine radikale Umwandlung eines archetypischen Frauenberufs. Zwischen langer Arbeitszeiten, ständiger Verfügbarheit, unzureichender Bezahlung, mangelnder bzw. zu teurer sozialer und rechtlicher Absicherung und nicht immer einfachen Kunden brennen Hebammen aus, sollen aber mit einem Bein im Gefängnis immer die richtigen Entscheidungen treffen.
    Passt auch gut zum equal pay Thema!
    Super, daß Ihr die Verlinkung auf die Petitiongemacht habt!

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