Ilona Marti ist 23, wohnt in Zürich, und hat gerade ihren Abschluss an der Zürcher Hochschule der Künste im Bereich Style & Design gemacht. Das Projekt Dollhaus – Geschlechterkonflikte zum Kuscheln war ihre Bachelor-Arbeit.
Dafür dachte sie sich Namen, Lebensläufe und den damit zusammenhängenden gender trouble aus. Sie nähte jede dieser Figuren als Puppe mit individuellen Merkmalen wie einer Krawatte, einer Weste, einer Kette. Auf ihrer Webseite kann man die Figuren dann in ihrem „Dollhaus“ besuchen, etwas über ihr Leben erfahren und einen „Reality Check“ machen: Zu jeder Figur gibt es einen kleinen Film darüber, wie das Leben der Figur durch Geschlechternormen beeinflusst wird. Im „Advanced Reality Check“ steht dann noch ein weiterführender Text, eher theoretischer Natur. Anschauen könnt ihr euch das Ganze selbst, aber wir haben Ilona mal drei schnelle Fragen zu ihrer Arbeit gestellt:
Was war die wichtigste Idee während der Arbeit an den Puppen, der Webseite und den Geschichten?
Zu Beginn hatte ich keinen Plan und keine Vorstellung, was rauskommen würde. Ich bin absolut intuitiv vorgegangen. Ich nähte Puppen, erfand Geschichten, machte Animationen, irgendwann brauchte ich einen Namen. Das Projekt bestand aus tausend losen Stücken. Am Ende fügte sich doch noch alles zu einem runden Konzept zusammen. Darauf bin ich am meisten stolz. Und dann hab ich noch ein absolutes Lieblingsdetail auf der Homepage: die Vögel auf dem Dach des Hauses, die wegfliegen, wenn man auf das „about“ klickt. Die mag ich besonders gerne.
Was ist das schönste Kompliment, das du bisher dafür bekommen hast?
Am schönsten waren für mich die Gesichter der Besucher der Ausstellung, wenn sie sich meine Arbeit angesehen haben. Besonders die „Reality Checks“ haben vielen Leuten ein Schmunzeln entlockt. Es ist für mich das schönste und unmittelbarste Kompliment, wenn ich den Leuten ein Lächeln entlocken kann. Dann weiß ich, dass die Storys angekommen sind.
Wie beeinflusst deine Arbeit deine (feministische) Haltung, wie der Feminismus deine Arbeit?
Zu Beginn hatte ich dem Begriff „Feminismus“ gegenüber eine starke Abneigung. Trotzdem habe ich irgendwann angefangen, feministische Literatur zu lesen. Mir wurde klar, dass viele „alt-feministische“ Fragen noch heute brandaktuell sind. Ich merkte, dass meine Abneigung dem Feminismus gegenüber nicht gerechtfertigt war. Inhaltlich war ich mit vielen feministischen Ansichten total einverstanden und ich wusste auch, dass ich diese für meine Arbeit verwenden will. Deswegen kann ich sagen, dass der Feminismus meine Arbeit inhaltlich absolut beeinflusst hat. Trotzdem bezeichne ich meine Arbeit nicht unbedingt als feministisch. In erster Linie, weil sich der Feminismus zu stark auf das weibliche Geschlecht bezieht. Abgesehen davon, fand ich den Begriff aber auch irgendwie hinderlich. Ich glaube, dass es sich mit dem Feminismus ähnlich verhält wie zum Beispiel mit Che Guevara. Sein Image überlagert seine Inhalte. Ist es sinnvoll Che Guevaras Bild zu verwenden, wenn ich eine echte Revolution starten will? Nimmt mich dann überhaupt noch jemand ernst? Ähnlich verhält es sich mit dem Feminismus. Er trägt zu viele Vorurteile mit sich rum. Deshalb verzichte ich selber ganz gerne auf den Begriff. Ich würde meine Haltung und meine Arbeit daher eher als „geschlechterrollenkritisch“ bezeichnen.
schade man kann nicht auf die homepage zugreifen :(
Oah, das ist so cool. Ob ich lieber Frieda oder Karinka ein Zuhause geben sollte?
Jedenfalls dankeschön für den Hinweis!
@ erna: Hm, bei mir funktioniert das einwandfrei… Was genau kriegst du denn als Fehlermeldung? Und ein Hinweis: Beim Laden der Seite sieht man nur in der Mitte kleine Zahlen. Erst wenn die 100 voll sind, siehst du die ganze Seite.
oh ja jetzt gehts…. vielleicht habe ich die zahlen übersehen.
danke!