DAS Thema der feministischen Blogosphäre war in dieser Woche natürlich die von Frauenministerin Schröder ausgelöste Debatte. Anne Wizorek outet sich auf Spreeblick als Feministin ohne klischeehafte Beinkleidung (lila Latzhosen), Antje Schrupp will lieber über feministische Inhalte sprechen und verzichtet nun sechs Monate auf den Begriff „Feminismus“, der Gurkenkaiser erläutert die Rassifizierung und Individualisierung in der Diskussion, inFEMME schreibt Alice Schwarzer, was an Frau Schröder wirklich zu kritisieren wäre und Rochus Wolff hat im Genderblog noch weitere Blogbeiträge gesammelt.
In Österreich wirbt eine Kampagne der Frauenministerin für Vätermonate, dort Karenz genannt. Spricht dieser Werbespot tatsächlich jemanden an, fragt die denkwerkstatt.
Girls Can Blog stellt die saudische Bloggerin Reem von reemsite.com vor, die sie beim Young Media Summit 2010 kennengelernt hatte.
Bei dem Hamburger Workshop Femmeness erkunden war ryuu und bloggt über neu gewonnene Erkenntnisse und fempowerment. Außerdem der Hinweis auf das deutsch-sprachige Äquivalent Es Wird Besser von It gets better, der Videokampagne, die homo-, bi- und transsexuellen Jugendlichen Mut machen soll.
Die Zahlenzauberin bloggt über ihre Erfahrungen mit natürlicher Familienplanung und welche Auswirkungen es hat, seinen Körper täglich zu beobachten.
Die Autorinnenvereinigung bloggt seit einiger Zeit im Amelia Blog, benannt nach der legendären Pilotion Amelia Earhart. Ab sofort werden dort Prosa und Lyrik unter dem Motto „Am Rande des Abgrunds ist die Aussicht schöner“ gesucht – es geht um einen Blogwettbewerb. Die Gewinnerinnen der Abstimmung werden mit „Goldstaub“ im Wert von jeweils 100 Euro belohnt.
Die nrrrdz haben eine neue Folge produziert und reden diesmal im Podcast über Computerspiele und auch über nackte Frauen.
Am Donnerstag in meinem Postkasten (Abo) und ab Montag am Kiosk – das neue Missy Magazine mit Musikerin Christiane Rösinger als Titelporträt.
Bis Dienstag könnt Ihr an der Umfrage zur Bedeutung des Geschlechts im Bibliothekswesen teilnehmen, auf die Danilolablog hinweist. Geht natürlich auch direkt. Unter den Teilnehmer_innen werden Büchergutscheine verlost.
Für eine bessere Vernetzung der (weiblichen) Websphäre listen wir jede Woche auf, was unsere deutschsprachigen Kolleginnen und Kollegen über die Woche so melden und tun. Wenn du selbst ein Blog zu Gender- und Feminismusthemen hast, sag unter post(at)maedchenmannschaft.net Bescheid.
Noch einer: http://blog.zdf.de/zdfdasblog/2010/11/frau-schroder-und-die-frauen.html
Und noch einer: http://tech.cindyroyal.net/?p=790 Das erinnert mich jetzt allerdings an irgendwas …
Naja die Hells Angels finden den Spot zur Karenzzeit bestimmt nicht allzu lustig ;)
Über was ich schon lange mal schreiben wollte, und was mir in diesem Beitrag oben jetzt wieder auffällt: Müssen wir jungen FeministInnen Schwarzer eigentlich zwingend zu einer Art Unperson stilisieren? (ich merke das jetzt hier mal an, weil in der Einleitung oben zur Debatte um Schröder schon gar nicht mehr erwähnt wird, dass – so weit wenigstens ich das mitbekommen habe – diese Debatte ohne Schwarzers Offenen Brief gar nicht laufen würde.)
In anderen Beiträgen ist mir auch schon aufgefallen, dass Schwarzers Inputs im Mediendiskurs zwar hier und anderswo durchaus gerne weitergestrickt werden, dass aber selten eine inhaltliche Diskussion um ihre Standpunkte läuft, sondern dass es sich manchmal schon fast um eine Art pikiertes Totschweigen von Schwarzers Standpunkten hinausläuft.
Zunächst mal zu ihrem Offenen Brief an die Ministerin: Das ist ein süffiger und, wie ich finde, zu Recht sehr polemischer Text an deren Adresse, die scheint sich ja echt mit der Geschichte der Frauenbewegung überhaupt nicht auseinandergesetzt zu haben. Ich finde auch überhaupt nicht, dass Schwarzer zu weit geht, wenn sie Schröder die Qualifikation für diesen Job abspricht. Schröder sitzt ja tatsächlich einfach der konservativen Medienpropaganda der letzten Jahre auf, wenn sie sich jetzt v.a. um die schulversagenden Jungs kümmern will, und die Schuld bei den Lehrerinnen sieht. (hier übrigens ein Link zu einer gut gemachten Radiosendung („Die Lehrerinnen sind nicht Schuld“) über die Forschungsergebnisse auf die sich Schwarzer vermutlich bezieht:
http://pod.drs.ch/mp3/kontext/kontext_201004151000_10130057.mp3
Aber eigentlich wollte ich noch ein paar Diskussionsthesen bezüglich dem – ich nenne es mal provokativ – jung-feministisches Schwarzer-Bashing – aufstellen:
1) Eine meiner Vermutungen ist, dass sich die Ablehnung Schwarzers an etwas aufhängt, dass mit ihrem Einfluss und ihrem Selbstbewusstsein zusammenhängt, und ja – vl. mit ihrem leichten Hang zur Selbstgefälligkeit. Schwarzer ist vielleicht tatsächlich über ihren ganzen Erfolgen zu einer Art Matriarchin, will heissen machtbewusst geworden. – Bloss, sollte nicht genau das auch unser Ziel sein, nämlich genauso selbstbewusst zu unseren Erfolgen zu stehen, und uns diese vermeintlich „weibliche“ Unart der „False Modesty“ (das sagt übrigens Keira Knightely in der Verfilmung von Austens „Pride and Prejudice“) abzugewöhnen?
2) Wie ich hier und dort mitbekommen hatte, hat Schwarzers Engagement bei der „Bild“ zum Fall Kachelmann bei einigen Empörung ausgelöst, weil die „Bild“ – das bestreite ich auch überhaupt nicht – ein tumbes, sexistisches Medium ist. Aber was spricht dagegen, dass die sexistischen LeserInnen der „Bild“ einmal auf Seite 3 (immerhin) sich den Standpunkt einer Feministin zu Gemüte führen können. Ich finde, dass in diesem Fall das Resultat zählt, und ich glaube, das war für Schwarzer und feministische Interessen ein Erfolg. Wie sie selbst begründet hatte, ging es ihr darum, gegen die einseitige Parteinahme für Kachelmann in „Spiegel“ und „Zeit“ einen differenzierten Gegenstandpunkt in einer überregionalen Zeitung einzunehmen. Ehrlich, ich war sehr, sehr froh, dass die das gemacht hat.
3) Klar, ich bin auch nicht in jedem Punkt mit Schwarzer ganz genau einer Meinung, bspw. was ihre Herangehensweise an den Islam bzw. eigentlich politischen Fundi-Islam oder Porno betrifft, weit davon entfernt bin ich allerdings auch nicht. Ich frage mich einfach, ob sich der Feminismus so etwas leisten kann, nämlich nicht mehr miteinander zu reden, weil wir uns über bestimmte Meinungen von Schwarzer hin und wieder zu Recht ärgern. Genau das sollte doch der Feminismus sein, dass wir uns zoffen!
4) Schliesslich: Natürlich ist Schwarzer nicht perfekt. Sollte es nicht genau darum gehen, dass wir lernen, dass eben auch Frauen weder perfekt, noch die besseren Menschen sind. Und vor allem, dass sie das auch nicht sein müssen, um berechtigt Gehör zu finden. Gerade dieser letzte Punkt ist mir wichtig, weil ich glaube, dass wir uns hier nur ins eigene Fleisch schneiden.