Man wird nicht als Mann geboren, man wird dazu gemacht – mit diesem abgewandelten Zitat Simone de Beauvoirs haben mehr als 20 Grünen-Politiker ein Anti-Macho-Manifest veröffentlicht.
Darin fordern sie ein neues Bewusstsein für eine neue Männlichkeit, in der nicht das sozial konstruierte Geschlecht im Vordergrund steht sondern der Mensch – nur so kann Gleichberechtigung für Frauen und Männer erreicht werden.
Einen Makel haben einige feministische Diskurse aber leider gerade in Deutschland bis heute: Männer spielen in ihm nur selten eine Rolle. Dabei ist wirkliche Gleichberechtigung, sind gleiche Rechte und gleiche Pflichten nur mit den Männern zu erreichen – nicht gegen sie. Frauen haben durch den Feminismus ihre Möglichkeiten erweitert, Männern steht dieser Schritt noch bevor.
Die Forderungen richten sich sowohl direkt an Männer – gebt Macht ab! – als auch an die Arbeitswelt, in der die Vorstellung des männlichen Haupternährers nach wie vor dominiert. Neue Zeitmodelle und Unternehmensstrukturen sollen auch Männern Teilzeitphasen und Familienzeiten ermöglichen.
Wir wollen auch hier Gleichberechtigung: Die Aufteilung der Elternzeit muss paritätisch sein. Dies würde nicht nur Männern mehr Verantwortung abverlangen, sondern auch die Unternehmen und Arbeitgeber zum Umdenken zwingen. Zwei Monate ist ein Arbeitnehmer für den Arbeitgeber zu entbehren, sechs Monate oder länger jedoch verlangen neue Zeit- und Jobmodelle, die wir dringend brauchen – hin auf dem Weg zu echter Gleichberechtigung.
Neue Jungs, neue Väter, ein neues Gesundheitsbewusstsein – das Männermanifest holt zum gelungenen Rundumschlag aus. Spiegel Online hat sich drüber lustig gemacht – wir finden es super!
Vor dem Abtauchen in die Kommentare auf der Seite tief durchatmen. Da scheint ein Teil der Spiegelleser schon angekommen zu sein.
Das ist ja alles schön und gut, aber ein paar konkrete politische Forderungen, Ideen wären nett gewesen. So ist das ein weiterer Aufguss von dem was wir eigentlich alle schon lange wissen.
@faywray
Das ist die übliche Trollhorde, die von den einschlägigen Maskulisten-Seiten losgeschickt wird. Gegen die sind die Spon-Trolle Waisenknaben.
Hey,
habe (Teile von) Euch gestern auf der Republika Session gesehen, die ich -allerdings auch nur teilweise verfolgt habe. Zum Thema – da steht eine Menge Wichtiges und Richtiges drin. Aber für einen wirklichen Diskurs zu dem Thema sehe ich ein wenig das Problem darin, daß es von den Grünen Männern kommt. Das schadet ihrer Glaubwürdigkeit bei Männern, die ansonsten diesen Diskurs vielleicht gerne führen würden. Käme das von der Jungen Union? Das wäre mal was. Und gleichzeitig fordern die zum Thema befragten grünen Frauen natürlich gleich „mehr“, so daß die Grünen Jungs wieder zwischen den Stühlen sitzen. Und *das* Problem besteht bei jeder Debatte zu diesem Thema.
Und die Sache mit der „Macht“… naja. Als ob die Probleme der meisten Frauen und Männer sich wirklich sinnvoll daran messen ließen, daß es so viel weniger weibliche Führungskräfte gibt. Das ist sicher *ein* Element der Diskussion, aber gesellschaftliche „Macht“ immer als vorrangige Dimension der Geschlechterverhältnisse zu sehen scheint mir vor allem als Konsequenz der historischen Entwicklung des Feminismus denn als sinnvoller Diskussionseinstieg in eine wirkliche Männlichkeitsdebatte.
Ich finde auch das „Macho“ Problem läßt sich schlicht nicht allein von Männern lösen. Auch wenn ich den Begriff jetzt mal nicht genau definiere, was man bei solchen Begriffen eigentlich immer tun sollte. Ich denke nicht, daß der Feminismus den Frauen da wirklich einen gedanklichen oder tatsächlichen Vorsprung gegeben hat. Eine Freundin hat das mal so formuliert: Sie liebt Ausdrucksformen klassischer männlicher Dominanz, die es ihr erlauben, sich als Frau zu fühlen, sie hasst den damit oft einhergehenden Sexismus, aber sie hat eigentlich auch keine Tips für Jungs, die das gerne beides hinbekommen würden… Und das ist wirklich nicht ganz so einfach.
Wenn Frauen und Feministinnen das mal öffentlicher diskutieren würden, wäre es wahrscheinlich für nicht wenige Jungs einfacher, sich an der Diskussion zu beteiligen, und vielleicht müßte man dann solche Diskussionen auch nicht als Gegensatz von „Macho“ und „Mensch“ führen.
Freue mich als Unterstützer des Manifests sehr über Eure Unterstützung. Ergänzend zu dem Text habe ich aus Vatersicht einen Blogeintrag verfasst „Der ewige Terminkalender“ http://blog.dieter-janecek.de/2010/04/12/der-ewige-terminkalender/
Natürlich freue ich mich auch dort über Kommentare.
Ich habe das Manifest in der taz gelesen und ich fand es prima. Habe auch gleich einen ermunternden Kommentar gepostet.
Kommentare auf spiegel.online zu diesem und zu anderen artverwandten Themen lese ich lieber nicht mehr. Zu oft verursachen mir diese schlechte Laune und ich bin entsetzt, wie rückwärtsgewandt viele noch sind … daran lässt sich im übrigen ja leicht ablesen, dass das, was im grünen-männermanifest steht, eben NICHT schon alle wissen, geschweige denn unterstützen.
Ich finde es im Prinzip auch super, ich habe mich aber geärgert, dass ein angebliches Fehlen des „Männerthemas“ in feministischen Diskursen selbigen als „Makel“ angehaftet wird. Das klingt ziemlich besserwisserisch, außerdem missachtet es völlig die Tatsache, dass von der Mehrheit der Männer feministische Theorien erst heftigst bekämpft, dann lange Zeit gar nicht zur Kenntnis genommen wurden. Ist ja nett, dass sie inzwischen auch drauf gekommen sind. Aber ein kleines Dankeschön dafür, das die Frauenbewegung seit Minimum 40 Jahren männliche Geschlechtsstereotypen kritisiert, die die grünen Männer in ihrem Manifest jetzt auch endlich mal hinterfragen, wäre aus meiner Sicht angemessen gewesen.
@verena elisabeth: Ja, so emfinde ich das auch.
@Antje Schrupp: Der von dir angesprochene Absatz im Manifest hat bei mir auch ein ungutes Bauchgefühl ausgelöst. Er wirkt, betrachtet man den historischen Kontext, etwas befremdlich.
Insgesamt freue ich mich aber sehr über dieses Manifest! Besonders gut gefällt mir das generalisierte Bild der Gleichberechtigung und der Selbstbestimmung.
@Antje Schrupp: Genau! Sehe ich auch so, desto trauriger stimmt es mich die „Trollherden“, anstatt ein Dankeschön oder nur ein paar mehr entgegen gestreckte Hände zu sehen.
Der Spiegelartikel ist echt unterirdisch: „Natürlich gibt es für das Manifest, seit kurzen im Internet zu lesen, ordentlich Dresche aus der Männer-Welt.“
Das bleibt da ohne reflektierenden Gedanken im nächsten Satz stehen..
Nun, die Debatte wurde angestoßen was wunderbar ist.
Meine Kritik zu Männermanifest:
http://www.free-blog.in/luica/144786/m%E4nnermanifest.html
Ok, erstmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass meine erster Post sehr flapsig daherkommt. Grundsätzlich finde ich das Manifest gut.
Um meine Kritik zu konkretisieren. Ich denke die Frage ist für welche Zielgruppe ist das Manifest geschrieben. Wenn ich schreibe „was wir schon alle wissen“ meine ich Leute, die sich mit den Thema beschäftigt haben, sich mit dem Feminismus identifizieren werden der Essenz des Manifests zustimmen. Für Leute die den Feminismus neutral oder kritisch sehen, ist der Text nicht gerade einladend. Die werden spätestens bei „die Krise ist männlich“ abschalten.
sowas sollten frauen aber nicht nur lesen – auch um zu wissen, was aus dieser richtung für argumente kommen und wie man ihnen wirkungsvoll begegnet. sondern sie sollten sich aus der harmonie-ecke hinausbegeben und kommentieren.
es ist eine schande, dass ausgerechnet dieses manifest den maskulisten ein forum zur meinungsmache ist, und sie kaum auf widerstand stoßen.
frauen haben da einiges nachzuholen.
und ich sehe da eindeutig eine verantwortung für feministInnen, diese strömungen nicht wortlos hinzunehmen.
@bloghouse:
Das Problem bei deinem Vorschlag ist der Abgrund zwischen feministischer Theorie und Praxis. In der Theorie lässt sich maskulistische Argumentation mit dem „kleinen Zeh“ widerlegen; in der Praxis weiß man nicht weiter.
@bloghouse
Kommentare auf spiegel.online zu diesem und zu anderen artverwandten Themen lese ich lieber nicht mehr.
sowas sollten frauen aber nicht nur lesen – auch um zu wissen, was aus dieser richtung für argumente kommen und wie man ihnen wirkungsvoll begegnet. sondern sie sollten sich aus der harmonie-ecke hinausbegeben und kommentieren.
ich gebe dir ja recht. um des lieben frieden willens will ich mich sicherlich nicht heraushalten. aber da stürzen manchmal solche lawinen von „nicht-argumenten“ auf einen ein, und nicht selten dermaßen feindselig, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich anfangen soll zu argumentieren. so zum beispiel selbst auf dem grünen-blog, wo das manifest gepostet ist. da habe ich soeben meinen senf abgegeben.
frauen haben da einiges nachzuholen.
… falls du damit meinst, viele frauen würden zu oft mit ihrer meinung hinter dem berg halten … mag sein.
oh, sorry, der blogquote-befehl hat versagt …
hier noch mal mein kommentar, diesmal „analog“ mit anführungszeichen, damit mans kapiert:
„@bloghouse
Kommentare auf spiegel.online zu diesem und zu anderen artverwandten Themen lese ich lieber nicht mehr.
sowas sollten frauen aber nicht nur lesen – auch um zu wissen, was aus dieser richtung für argumente kommen und wie man ihnen wirkungsvoll begegnet. sondern sie sollten sich aus der harmonie-ecke hinausbegeben und kommentieren.“
ich gebe dir ja recht. um des lieben frieden willens will ich mich sicherlich nicht heraushalten. aber da stürzen manchmal solche lawinen von “nicht-argumenten” auf einen ein, und nicht selten dermaßen feindselig, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich anfangen soll zu argumentieren. so zum beispiel selbst auf dem grünen-blog, wo das manifest gepostet ist. da habe ich soeben meinen senf abgegeben.
„frauen haben da einiges nachzuholen.“
… falls du damit meinst, viele frauen würden zu oft mit ihrer meinung hinter dem berg halten … mag sein.
Finde dieses Manifest eigentlich auch nicht so gut, weil in jeder Zeile die Angst herauszulesen ist, mit einer vorherrschend feministischen Grundhaltung ( von wem eigentlich ? ) in Konflikt zu kommen.
Z.B. ist es ja bezeichnend für diesen Blog hier, dass er sich kaum um „Männerthemen“ kümmert – verständlich, er versteht sich halt als Blog von Frauen für die Rechte und ein besseres Leben von Frauen. Ob oder ob nicht Männer hiervon etwas haben, ist den Verfasserinnen in der Regel nach eigenem Bekunden völlig schnurz.
Dagegen fällt bei diesem Manifest auf, dass es geradezu krampfig keine einzige Sache für Männer fordert, und vor allem keine einzige kritische Sache für Männer fordert, ohne dreimal zu betonen, dass ja auch Frauen etwas davon haben, ja auch Frauen da und dort benachteiligt sind usw. usf.
Ich würde mir wünschen, es wäre den Männern genauso frank und frei heraus wurscht, ob oder ob nicht ihre Vorstellungen feminismuskonform sind, wie es den Bloggerinnen hier egal ist, ob Männern ihre Vorstellungen passen.
Ich glaube, dieses Schielen nach dem weiblichen Wähler merken halt viele der Kommentatoren dieses Manifests und nehmen dies den Verfassern übel.
Und entsprechend verlogen sind ja auch dann einzelne Aussagen – z.B. die, dass viele Männer sich keine Rolle jenseits der Ernährerrolle vorstellen können, wo es doch in Wirklichkeit so ist, dass der Staat massiv Männern diese Rolle aufdrängt, auch dank der feministischen Politik von SPD und Grünen, die jahrzehntelang Männer als Selbstbedienungsladen für Alleinerziehende angesehen haben …
Patrick sagt:
15. April 2010 um 19:53
„@bloghouse:
Das Problem bei deinem Vorschlag ist der Abgrund zwischen feministischer Theorie und Praxis. In der Theorie lässt sich maskulistische Argumentation mit dem “kleinen Zeh” widerlegen; in der Praxis weiß man nicht weiter.“
ja, patrick, das ist ziemlich treffend. genauso geht es mir oft, auch in persönlichen gesprächen. man müsste da eine strategie entwickeln.
@PetraK
Ich habe nicht den eindruck, dass den bloggerinen in diesem blog hier die belange von männern völlig egal sind (auch wenn diese nicht ausdrücklich in jedem blog erwähnt werden).
… und dass die autoren des grünen-manifestes darauf verweisen, dass „auch frauen was davon haben“, ist doch sehr positiv. und auch konsequent. denn es soll ja kein „gegen-“ sondern ein „miteinander“ sein.
@ PetraK
Äh, du postest deinen Kommentar, die Mädchenmannschaft behandele kaum Männerthemen, unten einem Post, in dem es genau um die geht?!
Auch deine anderen Aussagen finde ich ziemlich grenzwertig, wenn nicht gar unhaltbar. Bitte halte dich an Tatsachen: Die „feministische Politik von SPD und Grünen, die jahrzehntelang Männer als Selbstbedienungsladen für Alleinerziehende angesehen haben“ ist genauso wenig eine Tatsache wie die Aussage, viele Männer können sich keine Rolle jenseits des Ernährermodells vorstellen, als verlogen zu bezeichnen…
darum wäre es ja gut, diese debatte im internet zu üben. man kann die „gegnerische“ meinung analysieren und durchdacht beantworten.
die maskulisten sind zwar aggressiv, aber sie sind in ihrer haltung äußerst inkonsistent. sie wollen mehr rechte für väter, lehnen dann aber vätermonate ab. sie wollen frauen nicht „finanzieren“, aber dann doch eine hausfrau zu hause haben.
die meisten ihrer behauptungen können sie nicht belegen. und sie fangen schnell zu pöbeln an. dann haben sie nicht anderes mehr entgegenzusetzen.
Mit Verlaub:
Ich finde den Text bemüht, schwach und bessermenschig.
Der gute alte Spruch von dem Feminismus, der die Männer nicht wahrnehme, wird nicht wahrer, nur weil man ihn häufiger sagt. Fragt mal die Feministinnen und Feministen der 70er Jahre. Die gähnen da nur müde. Been there, done that.
Die anderen Lebenszeitmodelle – schön und gut, aber das klingt nach der Liste der Vorsätze zum Neuen Jahr. Ich halte es unwahrscheinlich, dass sie das auch leben bzw. bei einigen weiss ich dass sie das nicht leben.
Finde ich auch vermessen, jeder sollte sich auch mal erlauben, wenn er/sie will, wie ein Irrer zu arbeiten.
Nett, ein bisschen angestrengt, aber leider ca. 10 Jahre hinter den aktuellen Genderdebatten. Sorry guys, next time better.
@bloghouse:
Zufällig weiß ich es besser als Du. „Die“ Maskulisten gibt es nicht, sie spalten sich von links nach rechts, von traditionell-konservativ bis progressiv. Sie eint lediglich, dass sie Pro-Mann sind. Insofern macht deine Auflistung vermeintlicher interner Widersprüche „Der Maskulisten“ wenig Sinn.
Gute Nacht!
Ich wunder mich gerade, dass hier überhaupt nicht auf folgende Zeile eingegangen wurde.
Ich finde, dass dieser Ansatz nicht wirklich interessant ist.
Erstens wird er auf der Basis der Empirie geführt: Man braucht also nur Gegenbeispiele, Frauen, die mit harter Hand regieren, zu finden und schon hat man ein valides Gegenargument gebracht. Das führt mich zu zweitens: Dieser Satz fällt für mich exakt in die kritisierten alten Muster zurück. Die Krise auf eine „Männlichkeit“ runterzubrechen, das ist für mich zu viel Abstraktion. Als ob Machtmechanismen geschlechtsabhängig sind. Als ob Frauen nicht ebenso „gemacht“ sind. Da könnte genauso gut stehen: „Frauen sind einfühlsamer, daher wäre mit ihn eine Krise nicht in diesem Ausmaße von statten gegangen“.
Ist ja schön und gut dieser Ansatz. Ich hoffe, das lenkt nicht von der notwendigen Kritik ab.
Nette Geste!
(hab nur Auszüge gelesen)
Aber mir schwant, dass die Grünen mal wieder große Töne spucken.
Jetzt, wo man grad mal nicht an der Regierung ist kann man schön andenken die Welt zu verbessern – man ist ja schließlich nicht in der Pflicht auch wirklich was davon umzusetzen und wenn das nächste mal wieder eine grüne Koalition dran ist, kann man sich an nichts mehr erinnern.
In den Anfangsjahren habe ich die Grünen für ihre Kompromisslosigkeit gemocht (Stricken und Tennissocken im Bundestag, was hab ich gelacht) , aber nach rot-grün ist es mir vergangen.
Sie fühlen sich sichtlich wohl in der Opposition, wo man keine Entscheidungen fällen muss sondern Manifeste rausbringt, von denen doch am Ende wieder nix umgesetzt wird.
Wie gesagt, nette Geste, mehr nicht…
patrick,
1. vermeide doch bitte diesen schulmeisternden tonfall.
2. hab ich nicht behauptet, „die“ maskulisten wären eine homogene gruppe mit einer einzigen argumentationsrichtung. im gegenteil!
3. kann sehr oft beobachten, dass widersprüchliche argumente oft von einem einzigen diskutanten vorgebracht werden.
Kleine Warnung an alle: Wir wollen hier jetzt keine „Maskulisten“-Diskussion oder ähnliche Grundsatzdebatten eröffnen!
Liebe Leute,
da dieses Thema sehr viele Menschen anzieht, die auf unsere Netiquette nichts geben, um es mal nett auszudrücken, haben wir diesen Thread bis auf weiteres geschlossen. Wir bitten um euer Verständnis.
Das fröhliche Kommentieren geht weiter! Bitte achtet auf die Netiquette. Einen schönen Samstagabend!
Einen sehr guten Kommentar dazu, warum die Häme über die grünen Männer und ihr Manifest so groß ist, hat gerade Dorothee Markert in ihrem Blog gepostet: http://dorotheemarkert.wordpress.com/2010/04/20/zwangsmannlichkeit/
@ Antje
In dem Kommentar wird suggeriert, dass das traditionelle Ideal von Männlichkeit nur von anderen Männern überwacht wird. Ich halte diese Betrachtung für einseitig. Frauen und sicher auch Mütter sind genauso an der Verteidigung von traditioneller Männlichkeit beteiligt. Vielleicht machen sie das subtiler und es wird deswegen weniger wahrgenommen. Ich glaube Frauen haben einen größeren Einfluss auf männliches Verhalten als ihnen bewusst oder lieb ist.
@Philipp – ich denke, die Frage, um die es in dem Kommentar geht, ist nicht so sehr, wer Zwangsmännlichkeit „überwacht“, sondern worin genau sie besteht. Die Häme, die (soweit ich in diesem Fall sehe, tatsächlich sehr überwiegend von Männern) gegen das Männermanifest ausgegossen wird, richtet sich ja nicht eigentlich gegen die dort erhobenen Forderungen als solche, sondern sie macht sich an der Bezugnahme auf Feminismus fest, also auf von Frauen in die Welt gebrachte Ideen. Das ist der Tabubruch. Ansonsten hast du natürlich recht: Frauen waren und sind schon immer mit daran beteiligt, die patriarchale Ordnung aufrecht zu erhalten. (Sonst hätte sie sich gar nicht so lange halten können). Das ist auch ein Grund, warum ich unter Feminismus nicht in erster Linie Forderungen an die Männer verstehe, sondern eine Selbstreflektion der Frauen und damit verändertes Handeln der Frauen selber.
Der Beitrag zur Zwangsmännlichkeit ist ja wohl Klasse! Was viele noch nicht verstanden haben ist, dass die sog. Krise der
Männlichkeit eine hervorragende historische Chance ist eine authentische und intrinsische Männlichkeit zu entwickeln, was
früher fremdbestimmt, zwangsvorgegeben und andressiert war.
„Männsein bedeutet Unterwerfung. Mehr noch : Gleichschritt, Befehl und Gehorsam sind das Fungament von Heer und
Konzernen gleichermaßen. Wer nicht aus der Reihe tanzt, kommt nach oben, wer nicht mitmarschiert, fliegt raus.“
(Quelle : Heldendämmerung, Ute Scheub, S. 57)
Gleichzeitig ist dies auch Friedensarbeit :
Was am Beispiel der malaysischen Semai deutlich gemacht wird ist, dass geschlechteregalitäre und geschlechterdemokratische
Gesellschaften ohne Geschlechterhierarchien die friedlichsten sind und ein besseres Leben für Frauen UND Männer bedeuten.
19 von 25 friedvollen Gesellschaften sind geschlechteregalitär organisiert.(www.peacefulsocieties.org).
Diese für patriarchalen Gesellschaften, die vom Mann eine Abspaltung und Depotenzierung eigener Weiblichkeitsanteile
abfordern, ist wohl ein besonderes Charakteristikum mit all seinen Folgeschäden. Interessant, dass der französische Jurist
und Hexenverfolger, Jean Bodin, 1576 seine „Sechs Bücher über den Staat“ veröffentlichte und damit als Vordenker des
Absolutismus und der „modernen“ Souveränitätsidee gilt. Für Bodin war die patriarchalische Familie das Vorbild für den Staat.
„Jean Bodins christlich geprägte Staatstheorie enthält alle frauenfeindlichen Elemente, die Ideologen des freien Westens
heute dem Islam vorwerfen“ (ebd. S. 132).
Diese Dinge haben scheinbar unser Verständnis vom Mannsein in der Folge maßgeblich geprägt, eine Berufung auf
irgendeine Geschlechterdominanz ist also künstlich und unnatürlich.
Und wenn man die kurzen Auszüge aus Reinhard Kreissl „Die ewige Zweite“ (2001) sieht, dann hat sich seit „La deuxieme sexe“
von Simone de Beauvoir anscheinend wirklich nicht viel verändert. Frauen haben davon nichts, Männer auch nicht.
Traditionelle Männlichkeitsvorgaben sind eine historische Mutation, ohne reale Basis und damit mehr oder weniger eine
Luftnummer. Ich kann nur hoffen dass diese Erkenntnisse weiter Einzug in den Mainstream halten, damit sich für Frauen
und Männer vieles verbessert.
Ich höre mehr und mehr Menschen, Berufstätige und ehem. „Leistungsträger“, die über Überlastung klagen, Burnout und mehr oder
weniger sinnentleert auf die Rente zuarbeiten.
„Ich höre mehr und mehr Menschen, Berufstätige und ehem. “Leistungsträger”, die über Überlastung klagen, Burnout und mehr oder weniger sinnentleert auf die Rente zuarbeiten.“
das liegt aber ja wohl eher an unserem tollen wirtschaftssytem und kann allein durch die veränderung hin zu einer egalitären gesellschaft nicht überwunden werden.
@AntjeSchrupp:
Ich denke, die „Häme“, bzw. die Forderung, dass ein Männermanifest in erster Linie Interessen von Männern, nicht die an Männer herangetragenen Interessen von Frauen, vertreten soll, die Du in den Kommentaren zum männermanifest entdeckst, kann ich so nicht nachvollziehen.
Ich empfinde die Kommentare, die ich bisher gelesen habe ( auf Seiten des manifest bei gruene-nrw, und in einigen Zeitungen ) als in dieser Hinsicht erfrischen zielgerichtet – sie versuchen wirklich, Grünen nahezubringen, was die Probleme sind, mit denen Männer heutzutage zu kämpfen haben.
Vor allem finde ich es erfrischend, dass dort ohne Zensur diskutiert wird und entsprechend das Bild vom Jubelfeminismus doch arge Kratzer bekommt, anders, als in einigen feministischen Blogs ..
@AntjeSchrupp:
Meinte natürlich:
Ich denke, die “Häme”, die Du in den Kommentaren zum männermanifest entdeckst, beruht eher darauf, dass ein Männermanifest in erster Linie Interessen von Männern, nicht die an Männer herangetragenen Interessen von Frauen, vertreten soll, was diese Grünen eben nicht tun.
Es ist natürlich viel weniger kuschelig, wenn diese Typen etwa verlangen, dass Frau ihnen ein paar Jahre Kinderauszeit finanzieren soll, so wie sie es für Frau tun, als wenn sie nur ihre „weiblichen Seiten“ entdecken wollen, fordern, dass Deutschland endlich die UNO-Kinderrechtsverordnung ehrlich umsetzt, statt Mutti die Entscheidungsgewalt lassen zu wollen, am liebsten morgen die Bundeswehr abschaffen wollen, damit ihnen nicht alternde Amtsärztinnen ungebten in den Schritt greifen und was es da noch so alles gab …
Aber ich denke, damit kommen wir als emanzipierte Frauen klar und müssen nicht gleich von Häme sprechen, wenn die Männer bemerken, dass die grünen Manifestler aus Angst vor den Feministinnen in ihrer Partei eben kein einziges Problem von Männern wirklich angegangen sind …
Als ich in Prof. Hollstein „Geschlechterdemokratie, Frauen/Männer, besser miteinander leben, 2004“ auf S. 92 das Thema
„Die Angst vor der Weiblichkeit“ und „männiche Wunde“ las, bin ich trotz der relativ wenigen Seiten erheblich darüber
gestolpert.
In „männliche Identitäten“ von Dammasch wurde das Thema in mehreren Kapiteln aufgegriffen. Die traditionelle Männlichkeit
definiert sich über Abgrenzung, Separation, nicht-weiblich, nicht-schwach, verstärkt von kulturellen traditionellen und
militärisch definierten Anforderungen. Wer sich als Mann in der Schule o.a. als schwächlich darstellt, der kann sich der Verachtung
und auch Gewaltbereitschaft seiner Geschlechtsgenossen sicher sein. Man(n) hat sich also durchzuschlagen, so kenne ich das..
Diese Mechanismen greifen auch im Erwachsenenleben und prägen maßgeblich auch unsere Ökonomie der deren „männliche
Verhaltensmuster“.
Diese fördern die Segregation, da Frauen dort immer nur alles falsch machen können : Entweder sie passen sich an und
sind unweiblich, oder sie passen sich nicht an und erscheinen als inkompetent. Dies erklärt m.E. auch die noch geringe
weibliche Präsenz in Führungsetagen, die sog. vertikale Segregation.
Auch wird bei Dammasch beschrieben daß es keine psychoanalytische Auseinandersetzung mit dem Thema männliche Agression
gab, außer das nach dem Differenzfeminismus von Margarethe Mitscherlich, was ja von manchen Männeraktivisten heftig
kritisiert wird.
Die Neurobiologie und Hirnforschung nach LouAnn Brizendine zementiert dies schwerpunktmäßig mit hormonellen Fakten.
Gerald Hüther zeigt im Ergebnis große Variabilität kultureller Vorgaben und damit frei Gestaltungsmöglichkeiten.
Ich würde Männerengagierten empfehlen auf diese Schiene zu gehen wie auch auf folgende :
Ich halte das Thema „Weiblichkeits-Abspaltungs-Männlichkeit“ für einen Kern-Faktor unserer bekannten Zivilisation, für
patriarchal organisierte überhaupt. Die resultierenden Folgen sind überall in der Welt beobachtbar und diese Zusammenhänge
hat Ute Scheub hervorragend mit Quellen und Fakten belegt und verdeutlicht damit auch die tiefenpsychologischen Ursachen
der männlichen Sozialisation und negiert deutlich das Mitscherlich-Ergebnis aus den 80`ern. „Das Patriarchat frisst seine Söhne“.
Für mich ist das Thema von zentraler Bedeutung für Männer und Frauen. Der „Mythos Frau“ in „Das andere Geschlecht“ beruht
m.E. darauf genauso wie die Aussage in Steve Buddulph „Männer auf der Suche“ : „Manche Männer heben die Frauen auf
ein Podest und beschweren sich dann darüber dass sie sich dort befinden.
Simone de Beauvoir wie auch moderne Feministinnen favorisieren eindeutig eine Pragmatisierung der Frau, sonst nichts.
Alles andere sind kulturelle Schematas nach dem Prinzip der „mundialen Schutzgewalt“.
http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2009/0910/thema_5.jsp
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie im Beitrag Männer von einem „Vollständigkeitsgefühl“ sprachen, nachdem sie
sich selbst kritisch hinterfragt und bestimmte Dinge aufgearbeitet hatten.
wirft die frage auf, was „weiblich“ ist. für mich eine frau weiblich. punkt. sie muss sich dazu nicht speziell anziehen oder verhalten. dein satz impliziert überdies, dass kompetez und weiblichkeit nicht vereibar sind. (ich weiß, dass viele das tatsächlich so sehen!)
Ich denke, dieses Zitat verdeutlicht die Quellen des uns bekannte Geschlechterkonstruktes :
„Dieses Grundmuster durchzieht die Odyssee und macht sie zum Vorbild vieler Heldensagen. Echte Männer erscheinen als
wehrhaft, triebhaft, wild, echte Frauen als wehrlos und keusch.“
(Quelle : Heldendämmerung, S. 119).
Im o.g. Buch von Prof. Hollstein las ich etwas von „diffuser Männlichkeitsdefinition“. Diese Begrifflichkeit trifft es m.E. mit am
besten.