Bravo verherrlicht Vergewaltigungen

Über den Gehalt der Foto-Lovestorys im Jugendmagazin Bravo lässt sich streiten: Geschlechterklischees und Heternormativität sind immer wieder gern gesehene Zugaben für die Redaktion, um die Geschichten der Jugendlichen mit Inhalt zu füllen.

Uns erreichte gestern ein Hinweis auf diese Geschmacklosigkeit in einer Foto-Lovestory namens „Der One-Night-Stand“ (Triggerwarnung!): Neben den üb­li­chen langweiligen sexistischen Implikationen (Jungs wollen unter sich sein und Fuß­ball gucken, Mädchen nerven dabei nur – Mädchen wollen lieber kuscheln, sind emotional und engen ihren Partner ein), wird in diesem Fotostrip nicht-kon­sen­sualer Sex dargestellt, ohne diesen zu problematisieren.

Sie betrinkt sich, weil sie sauer auf ihren Partner ist, ein anderer Junge bringt sie nach Hause. Dort schläft sie betrunken ein, während er ihre Lage schamlos ausnutzt. Die Situation wird im Anschluss nicht problematisiert, sondern als „harm­loser“ One-Night-Stand und „Fremdgehen“ verkauft. Als ob das nicht schon un­er­träg­lich genug wäre, erfährt sie im Anschluss, dass der Junge, der gegen ihr Ein­ver­ständnis und ohne Kondom Geschlechts­verkehr mit ihr hatte, ein HIV-Infizierter ist. Zu den Vergewaltigungs­verharmlosungen, -mythen und Victim Blaming in dieser Foto­serie gesellen sich also auch noch Vorurteile gegen HIV-Erkrankte, die – pathologisiert und sozial isoliert – rücksichtlos Menschen „an­stecken“, sobald sich eine Gelegenheit ergibt.

Besonders widerlich in dieser Bravo Foto-Lovestory ist das Gegeneinander-Ausspielen von diskriminierenden Klischees gegenüber Frauen, die vergewaltigt wurden, und HIV-Infizierten. Wer_welche sich beschweren möchte, kann dies beim Presserat tun oder eine Email an die Bravo-Redaktion schreiben.

59 Kommentare zu „Bravo verherrlicht Vergewaltigungen

  1. Hab mich bei der Bravo beschwert. Beim Presserat müsste ich leider einen Screenshot mitschicken, könnt Ihr den zur Verfügung stellen?

    Liebe Grüße!

  2. naja „verherrlicht“? nicht problematisiert? das seh ich ein bisschen anders.
    davon ab ist das natürlich übler dreck.

    (und nicht nur der inhalt, auch die form – macht mich ein bisschen fassungslos. since 1993)

  3. Aber ist die Geschichte nicht schon von 2006? (WM? Der wird ja kaum die diesjährige WM so gespannt verfolgt haben, sonst hätte er am Ende der Story sein Coming Out vermute ich)

    Ich glaube, die wollten offen lassen ob der Vergewaltiger HIV-positiv ist, mehr als blöden Witz, denn er denkt ja kurzzeitig an Verhütung, aber nur gegen Schwangerschaft (denkt ja an die Pille), nicht gegen Krankheit.

    Außerdem scheint der Freund ja eine Vergewaltigung zu erkennen, auch wenn das nicht weiter thematisiert wird, und wohl nur dazu dient ihn als heißblütigen Eifersüchtling darzustellen…

  4. Ekelhaft. Aber Verherrlichung scheint mir hier irgendwie der falsche Ausdruck zu sein. Hier wird Vergewaltigung ja wohl eher als “One-Night-Stand” bagatellisiert, und als solche gar nicht wahrgenommen.

  5. Das ist mit Abstand das Verstörendste, was ich in diese Richtung jemals gesehen habe. Ich kann kaum glauben, dass es echt ist…

  6. Zur Erklärung: Ich habe den Begriff „Verherrlichung“ verwendet, weil im ganzen Fotostrip weder der „One Night Stand“ als sexualisierte Gewalt angesprochen wird, noch entsprechendes Vokabular verwendet oder überhaupt das Verhalten des anderen Jungen in diese Richtung thematisiert wird. Dieser „One Night Stand“ ist lediglich in der Hinsicht „schlimm“, als dass er einen illegitimen Vertrauensbruch mit dem Partner darstellt, an dem die Freundin die alleinige Schuld trägt. Das alles zusammen genommen ist in meinen Augen keine Bagatellisierung von Vergewaltigung, sondern ein Einverständnis mit solchen Übergriffen, insofern spreche ich hier von Verherrlichung.

    @hn
    Ob es nun Tatsache ist, dass der Übergriffige positiv ist oder nur angedeutet: „blöde Witze“ über HIV-Infizierte sind indiskutabel und diskriminierend.

  7. Das ist das Geschmackloseste, was ich seit langem gelesen haben, und das will etwas heissen, immerhin moderiere ich ein Fussballforum mit praktisch nur Mitgliedern. Scheint aber tatsächlich drei Jahre alt zu sein, denn die Geschichte spielt während der Fussball-EM mit Final in Wien.

  8. Ist das wichtig wie alt diese Storry ist wenns nach wie vor über die Bravo Seite angeguckt werden kann?

  9. Wo ich schon mal hier war, hab ich mir diese Bravo-Seite inklusive 62-Bilder-Klickstrecke mal angeschaut. Nun, ich kenne eine Menge Pornoseiten und die Homepage von Bild.de. Kann das sein, das die Bravo.de-Macher das einfach alles zusammenschmeissen? Manchmal bin ich echt froh, schon auf die Vierzig zuzugehen.

    btw: Wer hat denn den Begriff des „non-konsensualen Sex“ erfunden? Das ist nichts weniger als ein total beschissener Euphemismus. Feministinnen waren das hoffentlich nicht.

    Und was sagt mir jetzt diese „Foto-Love-Story“? Frauen sollten mehr auf ihre Freunde eingehen, eigene Bedürfnisse auch mal zurückstellen können (Männer sind halt so), und wenn sie sich schon in emotional und physisch ausbeutbaren Situationen befinden, wenigstens auf Verhütung achten, sonst: Willkommen im Club. Echt ne tolle „message“ an die „teens“.

  10. Danke für die Erläuterung, Nadine.
    Kann auch verstehen, warum „Verharmlosung“ hier als zu schwach erscheint. Für die „Verherrlichung“ fehlt jedoch die Erhebung der Tat, die Lobpreisung.
    In diesem Fall scheint die Vergewaltigung einfach normalisiert zu werden, „ausgelöscht“ – von sexualisierter Gewalt verschoben zu „normaler“ Sexualität – die dann ihrerseits widerum den vorherrschenden moralischen Bewertungsmaßstäben unterworfen werden kann. Und so gibt’s oben drauf also noch ’ne Runde victim blaming bzw. shaming. Eine ganz hervorragende Verschleierungstaktik von sexualisierter Gewalt.
    Eine Normalisierung (auch mittels der moralischen Abwertung des Opfers) ist zwar notwendig für eine Verherrlichung, aber noch nicht hinreichend.

  11. @android neumann

    ich weiß jetzt aus dem stehgreif auch nicht, woher der begriff stammt, finde ihn persönlich auch euphemisierend. rape is rape is rape. kann gut sein, dass er eine reaktion auf die doch sehr restrikte gesetzgebung in diesem fall ist, die meistens nur „forcible rape“ als solchen benennen. vielleicht wirst du hier fündig >> http://wirliebenkonsens.wordpress.com/

  12. ich denke, dass der begriff vielleicht umgeht, dass bei „vergewaltigung/rape“ direkt gewisse klischeevorstellungen vom tathergang mitschwingen. und im deutschen gibt es ne klare sprachliche verbindung zu „gewalt“, was dann assoziativ zu „körperlichen zwang“ hinführt – was vergewaltigungen wie die in dem fotoroman geschilderte nicht zwangsläufig einschließt

    der „verherrlichung“ steht im wege, dass der typ als arschloch rüberkommt

  13. boah, ist das krass…

    – fußballnationalismus pur
    – lookistisches symmetriemenschentum (hach, sind die nicht schön? keine pickel, keine wunden, keine bestimmten haare…)
    – weightistische dünnesuprematie
    – er ist (oh wie könnte es anders sein?) größer als sie…welcher er? alle ers!
    – „stürmer“???!???!!!!! (na wenn das keine aussage ist.)
    – dezente blondenästhetik (auch wenn der freund eher braunhaarig ist bzw. freund und vergewaltiger beide braunblond sind, je nachdem… „wow, süßes blondy“… andererseits gilt: weiblichblond = dumm… der arzt ist braunhaarig, aber in blondenästhetik getaucht… freundin liz ist braunhaarig… insgesamt gibt es ein whitening oder „blonding“ bei fast allen personen…)
    – sie muss sich seinem leben und seinen interessen unterordnen (androzentristisches weltbild, zumal der bejubelte fußball männerfußball ist…)
    – die ethnizität/nationalität/kulturalität ist deutsch-europäisch-westlich-nördlich markiert
    – alles weiße in einer weißen welt…
    – ökonomische mittelklasse-wohnungseinrichtung…
    – auf bild 32 bis 35 hat sie klar erkernnbare blaue augen… und auf bild 40 haben sie und ihr freund das potenzial zum vorbildlichen ariertum… ähem. (ich meine: schaut euch das an…!!!!!! und bild 42… und bild 47…)
    – die ganze hintergrund-umgebung ist heile-naturwelt-heimat…
    – bild 48 propagiert ein androkratisches weltbild, bei dem die eltern über das eigene leben verfügen und denen mensch sich entsprechend anzuvertrauen und auszuliefern hat… was auch eine priviligierung der biologistisch markierten familienverandschaftsbeziehungen vor anderen sozialen beziehungen impliziert
    – das finale besteht im alltagskrieg der patriarchen: freund haut den (vielleicht-)infizierten blutig… siehe auch militärische kleidung des vergewaltigers…
    – „behindert“ ist in der geschichte natürlich auch niemand (nur krank und die kranken sind das böse, das verhaut werden darf…)
    – dazu das schon erwähnte: victim-blaming/shaming, verschleierte sexuelle gewalt, frau als eigentum des mannes, usw.

    wär ich faschist*in, ich wäre über all das entzückt…

    … wo ist nur der verfassungsschutz-andy, wenn mensch ihn braucht? ach, stimmt. der wär ja selbst beim fußballspiel der deutschen dabei…

    so eine unglaublich krasse geschichte muss mit gegenkampagne beantwortet werden… sticker mit einem bild aus der serie und dem spruch „Bravo: Der Faschismus kommt.“ wäre jetzt angebracht…

  14. Warum hab ich nur so viel getrunken und nicht an Safer-Sex gedacht – das ist ja wohl der saudämlichste Satz überhaupt.
    Dies nur als One Night Stand oder gar Seitensprung zu betiteln, das ist nicht nur eine einseitige Schuldzuweisung, sonder schon Verleumdung. Schließlich wurde sie extra abgefüllt – ohne das sie tatsächlich mit ihm Sex haben wollte oder was ahnte, zu dem Zeitpunkt konnte sie sich dann gar nicht mehr zur Wehr setzen.
    Letzlich ein böse Mädchen Märchen, welche den jungen Frauen vor Augen führen soll, das es ihre Schuld sei und sie sich ganz doll schämen müssten, wenn sie misshandelt werden. Das es doch eine Straftat sei, wird mal kurz erwähnt und verläuft sofort wieder im Sande. Sogar der Arzt sagt nichts. Im Gegenteil. Da sie ja sowieso so doof sind und alles falsch machen, schlägt ihr Freund den Typen gleich so stark, das sich gleiche beide verletzen. Und der Täter wird auch als ein böses AIDS-Gespenst dargestellt, der sich am Ende noch als der „Held“ mit einem „das habt ihr davon“ verschwindet, Freundin und Freund im sich tränenzerflossen gegenseitig Mut zusprechen müssen, schließlich müssen sie für ihre Sünden bezahlen.
    Verherrlichung trifft es eig. schon ganz gut.

  15. Fast genau so schlimm ist ja der Bullshit, der da immer noch über HIV verbreitet wird. Das Risiko einer Übertragung bei Verwendung einer Infusionsnadel mit sichtbaren Blutspuren (!) liegt bei ~1:140. Die Möglichkeit, sich bei einem Schlag anstecken zu können ist damit quasi ausgeschlossen. Beim normalen Vaginalsex wird das Risiko mit maximal ~1:800 – in anderen Studien mit ~1:8000 angegeben.

    Die Diagnose HIV bei einem unter 18-jährigem, der zu keiner Risikogruppe gehört ist durch die Testkriterien quasi ausgeschlossen.

  16. Also verstörend finde ich in diesem Blog eher manche Kommentare und schäme mich dafür hier oft gewesen zu sein.

    Zur Story: Also vielleicht ist der Begriff ONS nicht wohlüberlegt, dennoch ist das GENAU DAS, was unseren Kindern tagtäglich auf dieser Welt passiert. Ich finde es eher belehrend und mutig darüber zu schreiben und zu reden.

    Also bitte noch mal drüber nachdenken.

  17. Also ein bisschen viel moralische Aufgeblasenheit um eine triviale Gruselgeschichte, welches eine Vielzahl von kontroversen Problemen auf eine moeglichst niedrigschwellige Ebene mit zentralen Botschaften (ungeschützer Sex = HIV-Gefahr) unterbringen möchte.

    Die Struktur des Geschichte ist offen, vor allem das irritierende Ende und die Ungewissheit, die dargestellt wird. Damit ist sie intelligenter als viele Kritikerinnen hier, denn sie erreicht das, was sie beabsichtigt: Anschlusskommunikation zu den Themen, Irritation, Nachdenken – mit dem Mitteln einer hegemonialen Mainstream-Ästhetik auf ein Mainstream-Publikum gerichtet.

    Was hier als „Verherrlichung“ einer Vergewaltigung aufgebauscht wird, ist angesichts der Fülle der diskutierten Probleme in der Geschichte (natürlich) eine Nivellierung des Leidens der Betroffenen – die damit verbundenen Erfahrungen reichen schon allein fuer eine Geschichte aus. (Ob diese aber mit überschminkten, grimassierenden Laiendarstellern wahrhaftig umzusetzen ist?)

    Vielleicht zwei Anregungen:

    Ich fände es zielführender, erstmal nachzuforschen, welche Deutungen die BRAVO-Leserinnen zu dieser Geschichte haben, statt irgendwelche Wirkungen a la „Verherrlichung“ herbeizuimaginieren.

    Außerdem wäre es interessant zu erfahren, welche Formen der Verarbeitung solcher Themen für ein so niedrigschwelliges Unterhaltungsformat wie der BRAVO-Fotolovestory in den Augen von Kritisierenden legitim und adäquat sind.

  18. @abgrrrrund:
    Schonmal was von Zielgruppenanalyse gehört? Leute die die Bravo lesen sind nunmal 10-14 Jährige weiße Wohlstandskinder die ne heile Welt sehen wollen. Entsprechendes wird abgebildet. Anders wärs ja auch Unsinn: Die Yacht bringt keine Berichte über Autos, die TAZ gibt Sarrazin keine Kolumne. Nähe zu eigenen Interessen und Lebensrealität ist notwendig, keine Zeitschrift will alle ansprechen.

    Einzig die verharmloste Vergewaltigung und die Darstellung eines zynischen „Aidskillers“ geht gar nicht.

  19. Das hier macht mich traurig. Wirklich traurig. Bin gerade ganz froh, dass ich diesem Frauenverachtenden Unsinn niemals auch nur einen Euro(oder damals: Mark) in den Rachen geworfen habe.

  20. @Nandoo

    Es ist ja schön, dass die BRAVO eine Zeitschrift für weiße Wohlstandskinder macht, die nicht zum selbstständigen und emanzipatorischen Denken angeleitet werden sollen. Ziemlich kleine Zielgruppe, findest du nicht? Außerdem: Flaches Argument, das irgendwie immer kommt, wenn Diskriminierung in den Medien kritisiert wird.

    Umgedreht wird nämlich ein Schuh draus: Das Magazin bestimmt die Zielgruppe, nicht umgekehrt. Jede_r erntet, was er_sie gesät, oder so. Da fällt auch deine „Marketing-Strategie“ Zielgruppenanalyse durch.

  21. @Sterin McCollis: Einfach mal die Kommentare unter der Geschichte lesen, dann kannst du dir schon zusammenreimen, wie die LeserInnen sie aufnehmen. Und dass sie die Problematik, die hier thematisiert wird, gar nicht zu verstehen scheinen.

  22. @Sterin McCollis: Ich fänd es viel zielführender, die gesamte Foto-Love-Story nicht zu veröffentlichen.

    Und besonders intelligent finde ich die Geschichte, abgesehen davon, dass sie völlig verstörend ist, auch nicht. Allein der Satz „Wir können auch Safer Sex praktizieren“ zeigt, wie gut der Autor sich in der Lebenswelt von Teenies auskennt…

    Eine Form der Verarbeitung wäre zum Beispiel, dass die beiden Sex haben, einer von beiden erzählt, dass er/sie schon mal einen One-Night-Stand hatte, ungeschützt und sie dann gemeinsam einen Aids-Test machen. Inklusiver banger Wartezeit usw. Komisch, geht wohl auch ohne veraltete Rollenbilder, Alkohol und Vergewaltigung.

  23. Oh Gott, das ist wirklich die Bravo-Lovestory wie man sie noch aus den 90ern kennt. Irgendwie soll das aufklärerisch sein und moralische Werte vermitteln. Nur leider sind das meistens die falschen, wie man hier wieder sehr gut sieht. Eine Freundin nervt, man kann nicht miteinander die verschiedenen Bedürfnisse bereden, ‚Boys‘ (so hieß das noch zu meiner Bravo-Zeit) wollen immer nur Sex auch wenn sie ganz verständnisvoll sind. Außer spazieren gehen, aufn Rummel, fernsehen oder „kuscheln“ macht man auch nix anderes in ner Beziehung. Hier ist natürlich der absolute Ekelgau passiert, es soll den ‚girls‘ beigebracht werden: Akzeptiere die Wünsche deines Freundes und zick nicht rum, du bist selber schuld, dass wenn du Alkohol trinkst und mit einem fremden Jungen sprichst, dass dieser dich bei Bewusstlosigkeit vergewaltigt. Dass er sie mit HIV ansteckt, ist die eigentliche Problematik, die behandelt werden soll. Es wird auch so getan als wäre das Sex, wobei sie leider nur ohnmächtig geworden ist. Kann ja mal passieren. Vergewaltigung wird hier tatsächlich nicht als solche thematisiert. Besoffen-Bewusstlos-sich Mann ausgeliefert-Sex=selber schuld, „Blondy“. Das erinnert einen irgendwie an Horrormärchen oder Moralratgeber für junge Frauen aus den 60ern. Grausam, dass sowas Jugendlichen eingeimpft wird.

  24. @ Nandoo
    Ich kenne extrem viele nicht-weiße, nicht-Wohlstandskinder die die Bravo lesen. Aber interessante Zielgruppenanalyse.

  25. Eine „Verherrlichung“ kann ich nicht sehen, da die Vergewaltigung ja nicht als positiv dargestellt wird. Ich würde von „Verharmlosung“ sprechen. Die Bravo-Fotostory ist schon schlimm genug, da muss man sie hier im Blog nicht noch schlimmer darstellen, als sie ist.

  26. Das ist doch nicht war – in der Foto-LOVE(!!!!)-Story wurde mir soeben gezeigt, dass ein Mädchen vergewaltigt wird und als sie am nächsten Tag aufwacht, geht sie vollkommen davon aus, dass sie „nur“ einen One-Night-Stand hatte! Und noch viel schlimmer ist, dass hier niemand über den Missbrauch spricht! Ihre Freundin, ihr Freund gehen davon aus, dass sie freiwillig mit dem Typen im Bett war und es folgen auch später keine aufklärerischen Beiträge der Redaktion! Ich glaube – und das ist noch viel schlimmer – die Verfasser wissen selbst garn nicht, dass sie in dieser Story eine Vergewaltigung dargestellt haben!

  27. sehr super auch wieder die reaktion im EMMA-forum: http://t.co/Ec9KgQZ

    die schließen natürlich messerscharf, das läge alles an der „Generation Porno“. weil vorher wurde vergewaltigung ja nie verleugnet, und vor 15 jahren war der bravo fotoroman ein hort feministischer emanzipation. oder so

    bitter auch die kommentare auf der bravo-seite selbst: keine*R der lesenden merkt da irgend etwas.

    niemand könnte das besser erfinden, um zu belegen, dass das konzept „rape culture“ sinnvoll ist

  28. sehr gut das es auch gibt, der spiegelkommentar hat zur folge das welche wie ich auch euere seite kennen, bravo ist und war auch schon inmeiner jugend vor 30 Jahren ein käserevolverblatt, da war es noch schlimmer ohne internet, blog etc und eure arbeit, auch die verantwortliche http://www.xing.com/profile/Dany_Rohe kann sich nicht verstecken………….

  29. ich hab der bravo auch geschrieben. ich hab mich gleich mal aufs strafgesetzbuch bezogen (§ 177 absatz 2 satz 1) und überleg, dem presserat auch zu schreiben. nützt es was, wenn da mehrere leute hinschreiben? ich frage mich allerdings, wie würden gerichte in einem solchen fall urteilen? ich kenne mich mit solchen verfahren nicht aus und frage mich, ob es eine deutliche widerstandsäußerung braucht, damit der fall vor gericht als nötigung gilt? oder wäre das in diesem fall egal, weil das ‚opfer‘ (weiß grad keinen besseren begriff) so stark alkoholisiert ist?

  30. @bigmouth: Da geht’s aber doch um ne andere Foto-Lovestory-Folge, oder? Leider geht der Link da nicht, aber die Beschreibung passt nicht zu der hier besprochenen.
    Aber du hast sehr Recht mit dem was du sagst: ‚rape culture‘ ist genau der Begriff der auf diese Zustände passt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leute die Augen verdrehen, wenn man ihnen sagt, dass es nicht ok ist, pubertierenden Mädchen sexuelle Selbstbestimmung abzuerkennen und sie von vornherein (d.h. am Anfang ihrer sexuellen Entwicklung) mit Schuld zu beladen. Der SpiegelOnline-Artikel geht auch mal gar nicht, finde ich. Man fragt sich, was der will. Augen verdehen, wahrscheinlich.

  31. Unglaublich!!!
    wie naiv ich doch bin… ich dachte, das Klischee von dem arigen Dummchen ist aus der Medienlandschaft endlich verschwunden. Für mich beginnt die Empörung bereits bei der Sequenz der Fotostory, als die Gute sich dem Freund zu liebe artig fügt und einene auf lieb Kindchen macht bei dem ganzen Fußballtrubel.

    Wie blöde werden denn hier junge Frauen dargestellt? Sollen sich die Mädchen etwa an sowas orientieren ao quasi nach dem Motto „“um Spaß mit meinem Freund zu haben muss ich mich halt fügen“ Das ist tiefste Rückbesinnung in die 50er Jahre… da gab es schon mal so ähnliche Klischees – ich dachte die 60/70er Jahre hätten da endlich ein anderes Frauenbild auch in der Medienlandschaft geschaffen…

    Was dann kommt, der Seitensprung (als wäre das die einzig logische Konsequenz) und die Vergewaltigung ist eine Aneinanderreihung übelster Klischees und Vorurteile. Wiederlich…

  32. shit, TOHUWABOHU hat recht, ich hab das bei der EMMA gestern nacht wohl etwas schlaftrunken überflogen.

    der stil des SPIEGEL ist oft so süffisant-ironisch. mM nach will der letzte satz zB sich über die doofheit der bravoleser amüsieren

    viel ekliger sind die kommentare der leser im SPON-forum, die unter dem artikel verlinkt sind. >80% verstehen nicht, was daran eien vergewaltigung sein soll

  33. ein freund von mir, der aus chile stammt erzählte mir dass ein chilenisches mädchen sogar während des sexes noch nein sagt, auch wenn sie sex will. macht sie das nicht, gilt sie als schlampe. eingetrichtert wird ihnen dieser gefährliche blödsinn aber weder durch medien oder schule sondern durch mütter, tanten, omas, älteren schwestern und erfahrenen freundinnen – also durch frauen.

  34. @ zehnterjuni

    und was genau hat das jetzt nochmal gleich mit dem hier diskutierten bravo-thema und dem thema rape culture zu tun?! entweder ich verstehs mangels zusammenhangherstellung deinerseits nicht oder ich glaube, dass du in eine ziemlich problematische richtung diskutieren willst. diesbezügliche konkretisierung wäre sinnvoll.

    und wo steht in dem artikel oben oder sonstwo, dass frauen nicht sexistisch, victim-blaming-mäßig oder sonstwie bescheuert unterwegs sein können? ich glaube, du kannst hier niemanden mit der tatsache überraschen, dass sich in den bestehenden bedingungen auch frauen stützend hinsichtlich rape culture verhalten? aber vor allen dingen: ist das hier grad irgendwie thema?

  35. Zum Begriff „nicht konsensualer Sex“:

    Ich finde den allein „diskursstrategisch“ deswegen schon irgendwie hilfreich, weil er markiert, dass sexuelle Gewalt und sexuelle Ausbeutung auch außerhalb von der im weiteren Sinne juristisch geprägten Idee davon, was eine Vergewaltigung ist („x dringt unter Überwindung von körperlicher Gegenwehr unter der Anwendung von körperlicher Gewalt vaginal oder anal in y ein“), stattfindet. Außerdem umgeht der Begriff „nicht konsensualer Sex“ die Konzentration auf die Frage der strafrechtlichen Sanktionierung, die meinem Eindruck nach beim Begriff der Vergewaltigung immer im Raum steht und bei seiner Interpretation oft mitgedacht wird. Darum geht es ja aber beileibe nicht immer (nur), wenn es um Fragen wie die hier thematisierten geht.

    Insofern kann der Begriff „nicht-konsensualer Sex“ in vom StGB-Holzschnitt einer Vergewaltigung abweichenden Konstellationen wie hier manchmal Diskursräume öffnen, die sonst schon deswegen viel zu früh zugehen, weil der Begriff „Vergewaltigung“ häufig sofort die klassischen Abwehr- und Derailingreflexe („Überdramatisierung“, „Verharmlosung echter [sic!] Vergewaltigungen“, siehe Spiegel-Forum, würg!…) auslöst und sich die Debatte in der – meistens völlig hanebüchenen – Diskussion darüber verheddert, was denn jetzt eine „richtige“ Vergewaltigung ist und was nicht.

    Der zweite Schritt, nämlich die Auseinandersetzung mit den viel schwierigeren Fragen, wie nicht-konsensualer Sex im Einzelfall für die Beteiligten zu identifizieren ist, wie er allgemein oder im Einzelfall zu sanktionieren oder zu vermeiden ist, bleibt aber natürlich genauso problembeladen wie wenn man direkt und einheitlich den inhaltlich richtig bleibenden Begriff „Vergewaltigung“ benutzt.

    Und natürlich wäre gegen das eben Gesagt der Einwand durchaus legitim, dass „Diskursstrategie“ als Argument nichts taugt, weil inhaltsleer, und man sich die Begrifflichkeiten nicht von den Abwehrreflexen Anderer diktieren lassen möchte.

  36. Ich stimme Nadine Lantzsch vollkommen zu. In der Fotostory dissoziiert das dargestellte Mädchen möglicherweise. Das kann man doch nicht als Normalität hinstellen. Das ist besonders für Frauen, die vergewaltigt wurden, eine Katastrophe.

    Der Verlag ruft mit diesem Medienprodukt möglicherweise zu einer Praxis der Vergewaltigung auf. Maßstäbe der Zivilität gelten auch in der Sexualität.

  37. Hallo zusammen,
    erst einmal vorweg, ich mag die Bravo nicht und Ihr habt natürlich recht wenn Ihr sagt/schreibt, dass die Fotostorry sehr plakativ und klischeehaft ist.
    Aber, auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache, ich finde es gut, dass die Bravo als meistgelesene Jugendzeitung das Thema HIV/Aids und die Gefahren thematisiert. Ich lebe seit einigen Jahren in Afrika (Uganda) und kenne die HIV-/Aidsproblematik daher aus der Nähe. Und ich kann/muss inzwischen sagen, dass nur das Thematisieren von Aids und der Hauptgefahren einer Ansteckung (Blut/Sperma) eine weitere Verbreitung eindämmen kann. In der Geschichte werden der Freundin „Liz“ die „üblichen“ Ansichten und Verhaltensweisen in den Mund gelegt. Ist es nicht tatsächlich so, dass üblicherweise bzw. oft die Meinung vertreten wird, „einmal ist keinmal“ oder „er muss es ja nicht erfahren“? Ist es nicht eine Tatsache, dass HIV Infizierte bzw. bereits potentiell infizierte von der Gesellschaft ausgegrenzt werden? Wird es besser, wenn man nicht darüber spricht?
    Ich finde die Kernaussagen der Geschichte sehr wichtig: trink nie bis zum Verlust der Selbstkontrolle, bei potentieller Gefahr muss der/die Betroffene unbedingt mit dem Partner sprechen und Gewalt ist nicht nur keine Lösung sonder überaus gefährlich.
    Wie bereits gesagt/geschrieben, ich finde die Geschichte(n) ziemlich platt und ein wenig mehr auf das Thema „Vergewaltigung“ hätte die Bravo auch eingehen können (außer „das ist doch strafbar …“) aber die Kernaussagen dieser Geschichte sind meiner Meinung nach wichtig und richtig!
    Mit besten Grüßen

  38. @ nandoo

    „Leute die die Bravo lesen sind nunmal 10-14 Jährige weiße Wohlstandskinder die ne heile Welt sehen wollen. Entsprechendes wird abgebildet.“

    1. Und Leute, die die Bravo machen, sind Ü18-Jährige Quasi-Parafaschist*innen des 21. Jahrhunderts, die sich sämtlicher Diskriminierungsformen und Herrschaftsverhältnisse systematisch bedienen um diese affirmativ zu reproduzieren. Ein besonderes Bewusstsein braucht es dafür nicht. Der Alltag der Herrschaft reicht vollkommen aus. Hannah Arendt hat sich nicht umsonst mit der Banalität des Bösen beschäftigt und sich gefragt, warum massive Gewalt als so unbeschwert selbstverständlich erlebt wird…

    2. Gleichzeitig wird sich jeder Verantwortung entzogen und die ganze diskriminatorische Bravo-Scheiße den Kindern und Jugendlichen überantwortet, die als Ursache der Tätigkeit, des Verhaltens und des Weltbildes der Erwachsenen – hier: der Bravo-Macher*innen – fungieren. Das nenne ich adultokratische Herrschaft: Während Erwachsene Kriege führen, Atombomben erfinden, den Aufbau libertär-demokratischer Schulsysteme verhindern, sich dem Aufbau eines (Geschlechts-)Krankheiten präventiv entgegen wirkenden Gesundheitssystems verweigern (es gibt immer noch keine ‚Pille für den Mann‘, keine solidarisch-soziale Infrastruktur der möglichst kostenlosen Verhütung usw.), weltweit jeden Tag Zehntausende und jährlich über 10 Millionen Menschen (darunter sehr viele Kinder) verhungern lassen bei einer für 12 Milliarden Menschen ausreichenden Lebensmittelproduktion, das Wahlrecht und die gesamte parlamentarische Politik für sich monopolisiert haben (schließlich dürfen Minderjährige nahezu überhaupt gar nicht wählen), fast alle gesellschaftlichen Strukturen kontrollieren, das Fernsehen fast ausschließlich von Erwachsenen gemacht wird und eben auch Erwachsene die Bravo fabrizieren, so sollen es doch in Wirklichkeit (!) die in Armut lebenden Minderjährigen gewesen sein, die für Schwangerschaften, Krankheitsübertragungen, alltägliche Gewälttätigkeiten im Kleinen wie für Massensterben im Großen usw. hauptverantwortlich sind… hallo, gehts noch?!

    (… irgendwie kommt mir das aus queerfeministischen Diskussionen so bekannt vor… waren es nicht die Frauen, die seit Jahrtausenden die Männer beherrschen?… hmmm…)

    3. Dein Argument ist genauso grenzenlos schrecklich und herrschaftlich, wie die Vergewaltiger(*innen), die über die von ihnen Vergewaltigten sagen, dass sie in Wirklichkeit die Vergewaltigung („den Geschlechtsverkehr/Sex“) selbst wollten alla: Die Frauen sind selbst Schuld an der sexuellen Gewalt, die ihnen wiederfährt genauso wie die Minderjährigen Schuld sind am Herrschaftsapparat, den sie überhaupt erst durch die Erwachsenen erfahren, erlernen, wiederholen und mithin aufgezwungen bekommen.

    (P.S. Bei meinem ersten Kommentar sollte das an der einen Stelle („Bild 48…“) nicht andro-, sondern adultokratisch heißen…)

Kommentare sind geschlossen.

Betrieben von WordPress | Theme: Baskerville 2 von Anders Noren.

Nach oben ↑