Bitte Anderssons Musical-Film Dyke Hard wird dieses Jahr auf der Berlinale gezeigt. Hier findet ihr die Termine auf dem Festival-Spielplan und hier ist die Film-Homepage.
Die Lesben Peggy, Scotty, Bandito und Riff gehören in der Schule nicht gerade zur High Society, sondern sind sie eher – jede auf ihre eigene Art – klassische Außenseiter_innen. Es gibt eine Alternative zum Aushalten der Tyrannei ihrer Mitschüler_innen: Sie starten eine Rockband und ermächtigen sich als Gruppe lesbischer Freund_innen.
Kaum erobert ihre Band Dyke Hard die Charts, schon lässt der Erfolg wieder nach. Der bestimmerischen Frontperson Riff reicht es nicht, als One-Hit-Wonder zu gelten – und überhaupt findet sie ihre Band-Kolleg_innen ziemlich inkompetent. Wohl oder übel trennt sie sich von ihnen und beschließt, die Szene solo zu erobern.
Dyke Hard lassen sich von dieser Trennung nicht erschüttern, sondern sehen in ihr die Chance, endlich hierarchieflach zu arbeiten und ein angenehmes Klima innerhalb der Band zu schaffen. Ihren Neustart möchten sie auf dem bevorstehenden Bandcontest in der Großstadt feiern. Doch diesen Wettbewerb möchte auch Riff für die eigene Karriere nutzen. Mit Hilfe der geheimnisvollen Moira will sie ihre Konkurrenz ausschalten und ihren Ego-Trip weiterfahren. Der Weg in die Großstadt ist in vieler Hinsicht das Ziel: Dyke Hard lernen durch diese Umstände die charismatische Thai-Boxerin Dawn kennen, die für einen anderen Wettbewerb in dieselbe Richtung muss. Auf diesem gemeinsamen Road-Abendteur begegnen ihnen zahlreiche Kuriositäten, ein Geisterhaus, Cyborgs, Ninjas und letztlich auch ein fester Kitt für ihre Freund_innenschaft.
In Schwedens aktivistischer Tradition queerer Musicals dominiert zwar die Camp-Ästhetik den Film, doch auch Elemente aus den Bereichen Horror, Action, Sci-Fi und Rock’n’Roll-Kultur bereichern dieses Mosaik. Viele Darsteller_innen sind szeneintern sehr bekannt, Lina Kurttila (stellt Riff dar) ist das Gesicht aus dem Youtube-Video „Top 60 Swedish Lesbian Ghetto names„, welches trotz rassistischer Problematik vom Titel bis zur Umsetzung eine sehr hohe Popularität hat. (Es ist sehr schade, ihre Videos könnten sehr witzig sein, wenn sie sich nicht dieses Ghetto-Entitlement geben würde.) Insgesamt gibt es in der Besetzung viele Persons of Color, Schwarze Personen und Trans*personen, unter den Hauptfiguren ist die dicke Person sogar die mit den meisten Flirts und Groupies. (Und es ist traurig, dass ich das als positive Seite hervorheben muss.)
Witzig, spannend, explizit, überspitzt kitschig_geschmacklos und *dykelicious* ist das Musical einmalig und im Kontext der ernsten, artsyfartsy Berlinale eine selbstironische Erfrischung.