Diese Woche startet die 65. Berlinale. Vom 05. bis 15. Februar werden rund 400 Filme gezeigt, wovon viele erstmals (oder zu mindestens erstmals in Europa) dem Kinopublikum präsentiert werden. Seit letzter Woche ist endlich das Programm online. Leider ist auch bei perfektem Zeitmanagement und unendlichen Geldressourcen der Besuch aller Filme unmöglich, darum habe ich mich durch die Angebote geklickt und einige Filme zusammengetragen, die interessant klingen/ aussehen. Eine lustige Gemeinsamkeit einer Reihe der Filme: 17-jährige Protagonistinnen.
Spielfilme (lang)
Body
Polen 2015, 90 Min
Der Film von Małgorzata Szumowska, die das Drehbuch schrieb (mit Michał Engler) und Regie führte, erzählt die Geschichte von Olga (Justyna Suwała) und Anna (Maja Ostaszewska), die beide auf unterschiedliche Weise Umgänge mit Trauer suchen. Im Zentrum steht dabei der Körper – wie der Filmtitel erahnen lässt, aber auch Reflektionen zu Esoterik, Glauben und all den komplexen Umgangsstrategien.
Chaiki
Russische Föderation 2015, 87 Min
Chaiki ist das Langspielfilm-Debut der Filmemacherin Ella Manzheeva, die vor zwei Jahren Teil des Berlinale TalentCampus gewesen ist. Der Film dreht sich um Elza (Evgeniya Mandzhieva), eine junge Frau in einer kleinen Stadt in Kalmückien am Kaspischen Meer, die vor allem raus möchte, sich aber auch nicht traut. Als ihr Mann vom illegalen Fischfang nicht zurückkehrt, lotet sie erneut ihre Wünsche und Möglichkeiten aus.
Dyke Hard
Schweden 2014, 94 Min
Bei der Berlinale laufen nicht nur bitterernste Filme, sondern beispielsweise auch das Examensprojekt Dyke Hard der Regisseurin, Comiczeichnerin und Illustratorin Bitte Andersson. Die Band Dyke Hard feiert in diesem Film erst ihren ersten großen Erfolg, um dann gleich auseinanderzubrechen. Doch dann hören sie von der großen „Battle of the Bands“, begeben sich auf einen Roadtrip, treffen auf Geisterhäuser, Todestrakt, Omas mit Agenda, Ninjas und Cyborgs, quasi alle Elemente die bei einem Filmplot-Brainstorming so fallen. Das könnte auf jeden Fall einen riesigen Spaß ergeben.
Ixcanul
Guatemala / Frankreich 2015, 90 Min
Regisseur und Drehbuchautor Jayro Bustamante schöpft für diesen Film aus Geschichten, die er in Workshops mit Kakchiquel Maya gesammelt hat. Er erzählt von María (María Mercedes Coroy), 17 Jahre alt, die zunächst eine Beziehung mit einem Mann eingeht, von dem sie hofft, dass sie gemeinsam in die USA gehen können, dann von diesem zurückgelassen, sich nochmal neu auf ihren Heimatort einlässt.
Sangailė
Litauen / Frankreich / Niederlande 2015, 88 Min
Ein Sommer auf dem Land. Die 17-jährige Sangailė (Julija Steponaitytė) hat Höhenangst ist aber gleichsam fasziniert von den Kunstflieger_innen und besucht so häufig es geht deren Shows. Dort trifft sie auch die um einiges selbstbewusstere Auste (Aistė Diržiūtė). Eine Geschichte um Freundinnenschaft und Liebe entspannt sich um die beiden.
Selma
USA / Großbritannien 2014, 128 Min
Bis der Film von Ava DuVernay endlich in den Kinos in Deutschland anläuft, wird es noch ein paar Wochen dauern. Die Berlinale bietet hier als die Möglichkeit, die Wartezeit zu verkürzen, um den im anglophonen Raum bereits viel diskutierten Film über die us-amerikanischen Civil Rights Proteste, die zum Voting Rights Act führten.
Stories of Our Lives
Kenia 2014, 60 Min
Filmfestival-Fans könnten Filmemacher Jim Chuchu bereits vom letztjährigen Afrikamera-Festival kennen, wo sein Kurzfilm Homecoming präsentiert wurde. Gemeinsam mit weiteren Künstler_innen des Kollektivs The NEST ist Chuchu durch Kenia gezogen und hat Interviews mit LGBTI-Jugendlichen geführt. Aus diesen entstanden die Drehbücher zu den fünf Episoden, die gemeinsam Stories of Our Lives ergeben.
Wonderful World End
Japan 2014, 82 Min
Die 17-jährige Shiori (Ai Hashimoto) kommt als Videocasterin zu einiger Bekanntheit. In ihren Videos erzählt sie von sich, präsentiert ihren Style und gibt Schminktipps. Ganz fasziniert ist davon auch die ruhige Ayumi (Jun Aonami), die von zu Hause abhaut um Shiori zu folgen. Durch physische Begegnungen, aber vor allem durch digitale Kommunikation, kommen sich die beiden Mädchen näher.
Spielfilme (kurz)
Blood Below the Skin
USA 2015, 32 Min
Eine Woche vor dem Abschlussball. Drei Mädchen bereiten gemeinsam eine Tanzchoreographie vor, zwei von ihnen verlieben sich ineinander. Mit Elementen eines magischen Realismus wird eine Geschichte um Beziehungen, Verluste und Comin-of-Age erzählt. Regisseurin und Drehbuchautorin Jennifer Reeder macht bereits seit den 1990iger regelmäßig preisgekrönte Kurzfilme.
Lo Sum Choe Sum
Bhutan 2015, 20 Min
Die Filmemacherin Dechen Roder, die auch das Dokumentar- und Kurzfilmfestivals Beskop Tshechu in Bhutan mitgegrgündet hat, folgt in diesem Kurzfilm der Protagonistin Lhamo (Dechen Zangmo). Diese hat gerade die buddhistischen Meditationspraxis abgeschlossen, in der sich Menschen für 3 Jahre und 3 Monate von allem weltlichen zurückziehen, und ist auf einer Busreise durch die Berge.