Applaus für… die S.P.O.N.-Kolumnistinnen

Anfang des Jahres starteten eine Reihe Kolumnist_innen auf Spiegel Online und wir waren skeptisch. Inzwischen hat Sibylle Berg es geschafft, die Frage ob frau mit 46 Jahren ihre Haare noch lang und offen tragen könne, brilliant zu beantworten:

Wir Frauen sind so. Wir sind immer zu dünn. Oder zu dick. Wir sind zu geliftet oder zu hässlich, wir sind zu gefärbt oder zu ungefärbt, zu leise oder zu laut, wir treffen die Mitte nicht, die Mitte wäre nicht vorhanden sein, zu Hause sein, folgsam sein, immer noch. Da hat sich doch immer noch nichts geändert. Die Maßstäbe der Bemessung sind nicht dieselben. Die Männer sind nicht zu alt, sicher nicht, nicht zu fett.

In der neuesten Ausgabe hat sie sich der Frauenquote angenommen:

Randgruppe murmeln Sie, ha, wir sind die Hälfte der Welt. Sicher, die Frauen sind die Hälfte der Welt, in der Schweiz durften sie bereits in den siebziger Jahren wählen, in der Werbung bekommen sie gezeigt, dass sie ständig auslaufen, aussuppen, riechen, schmutzig sind, Binden brauchen, unbedingt Binden, weil sie verdammt noch mal nicht perfekt sind. Sie sind Angehörige einer Randgruppe, Männer diskutieren über die Frauenfrage.

Damit hat sie anscheinend auch Fame fatale-Steffi Kammerer angesteckt, die zu Bunga-Bunga-Parties und den derzeitigen Lebensaussichten junger Frauen deutliche Worte findet:

In der „Bild“-Zeitung diagnostizierte Franz Josef Wagner, 67, nach dem Tod von Elizabeth Taylor: „Altwerden ist die Hölle für jede Frau.“ Und weiter: „Ihr Körper wurde fett wie bei einer Schlampe im Wohnwagen.“ Hat ihm dafür irgendjemand eine gescheuert?

Das fragen wir uns auch (nicht zum ersten Mal). Und wünschen uns für die Zukunft weitere, kritische Seitenhiebe. Vielleicht äußern sich ja auch noch mal die Feministen.

13 Kommentare zu „Applaus für… die S.P.O.N.-Kolumnistinnen

  1. Nun ist dieser Abschnitt aber doch auch das einzig lobenswerte in diesem Beitrag. Bei dem Rest und dem darin vertretenen Frauen- sowie Männerbild wird mir dann doch schwummrig.

  2. Ich habe mich schon lange nicht mehr über einen Artikel so aufgeregt, wie über letztgenanntes Blog von Frau Berg. Verschwurbelte Klischees, seltsames Männer- und Frauenbild (das junge Frauen per se zu Prostituierten stempelt, wenn sie mit einem älteren Mann zusammen sind). Ich bin höchst erstaunt, dass das hier gelobt wird.

  3. Steffi Kammerer schreibt in Ihrem Artikel:

    „Warum machen attraktive Frauen das mit? Warum kann jemand wie Silvio Berlusconi landen? Nicht bei einer, sondern bei vielen Dutzend? Warum finden sich lauter Freiwillige, die ihm über die transplantierten Haare streichen, die gelifteten Wangen tätscheln, seinen Altmänner-Atem ertragen. Und ihn dabei, so vermute ich mal, beglückt ansehen. Als könnten sie sich nichts Schöneres vorstellen. Die Antwort ist sehr einfach: weil der Nutzen größer ist als der Ekel. “

    Damit wird letztendlich ein älterer Mann pauschal als „eklig“ abgestempelt. Das scheint also in Ordnung zu sein – zumindest wenn man den Artikel gut findet.

  4. @cassionetta: Frau Berg hat sich nicht zu Paaren mit Altersunterschieden geäußert, das war Frau Kammerer. Und den Eindruck, diese würden per se abgestempelt, hatte ich nicht. Sondern dass es um den Medienrummel geht, der „Jugend ausnutzen“ als lohnenswerten Karriereweg darstellt und das, wie im Falle von FJ Wagner, bis hin zur Menschenverachtung.

  5. Damit wird letztendlich ein älterer Mann pauschal als “eklig” abgestempelt. Das scheint also in Ordnung zu sein – zumindest wenn man den Artikel gut findet.

    @black:

    Dieser eine Mann ist explizit genannt – „Silvio Berlusconi“ – und das, was folgt, ist auch „nur“ auf ihn bezogen. Was daran pauschal sein soll, erschließt sich mir nicht.

  6. @ Lucia: Das pauschale läßt sich im „jemand wie Silvio Berlusconi“ vermuten. Und im „Altmänner-Atem“. Und dadrin, dass der Artikel „Prinzip Geronto-Lover“ heißt. Und dadrin, dass es in der Hälfte des Artikels nicht um Berlusconi speziell geht.

    Ich habe bestimmt etwas vergessen…

  7. @Lucia

    Stell Dir vor jemand hätte geschrieben:

    „Warum machen attraktive Männer das mit? Warum kann jemand wie Madonna landen? Nicht bei einem, sondern bei vielen Dutzend? Warum finden sich lauter Freiwillige, die ihr über die gefärbten Haare streichen, die gelifteten Wangen tätscheln, ihren Altfrauenr-Atem ertragen. Und sie dabei, so vermute ich mal, beglückt ansehen. Als könnten sie sich nichts Schöneres vorstellen. Die Antwort ist sehr einfach: weil der Nutzen größer ist als der Ekel. ”“

  8. @Stephanie:

    Von dem restlichen Artikel hat – black – hier nix geschrieben, und mich interessiert nur das, was hier steht. Ansonsten wäre es ja sinnvoller bei Spiegel online zu kommentieren.

  9. @ Lucia: Die ersten beiden Punkte sind aus blacks Zitat. Und nein, es ist je nach Anliegen nicht in jedem Fall sinnvoller, bei Spiegel online zu kommentieren – einfach weil da wahrscheinlich andere Leute unterwegs sind. Erschließt sich Dir denn jetzt das „pauschal“? Dazu, also zum ursprünglichen Punkt, äußerst Du Dich ja gar nicht mehr.

  10. ehrlich gesagt weiss ich nicht, warum ich solchen kolumnistinnen bzw. kolumnistinnen bei sp0n (und ähnlichen) „applaudieren“ sollte/möge.

    weil : für mich ist das u.a. einfach weiteres „gekreisel“ in der androzentrischen, heteronormativen „männerpresse“.
    und das bringt weder mich noch andere feministinnen wirklich weiter iSv weiterentwicklung.

Kommentare sind geschlossen.

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