Wir haben das Thema Homophobie/Homosexualität im Fußball – und zwar Männer- wie Frauenfußball – schon häufiger behandelt, zuletzt anlässlich der etwas zwanghaften Heterooutings deutscher Nationalspieler. Die aktuelle Meldung dazu allerdings geht in eine andere Richtung: David Testo, US-amerikanischer Profifußballer in der zweiten kanadischen Liga, sprach im Fernsehen über seine Homosexualität. Er wird mit den Worten „Es ist unglaublich schwierig, als Profisportler zu leben und schwul zu sein“ zitiert, zu lesen ist außerdem, dass seine Trainer und Mitspieler schon seit einigen Jahren wüssten, dass er schwul sei.
Zum heutigen 16. November gibt es nun einen Aktionstag in zahlreichen Sportblogs, die gemeinsam auf die besonderen Verhältnisse im Fußball in Sachen Homophobie aufmerksam machen wollen: „In den meisten Bereichen der Gesellschaft bedeutet Homosexualität keinen Nachteil für Karriere und Position. Ausgerechnet in der beliebtesten Sportart ist das anders: Der Fußball bleibt spießig.“
Nun erscheint mir persönlich das Ausspielen von Fußball gegen andere gesellschaftliche Bereiche immer ein wenig schwierig, klingt es doch schnell so, als wäre dies das einzige Feld, in dem es noch Diskriminierung von Homosexuellen gibt (Prominente offen lesbische Politikerin? Anyone?). Aber das soll nun nicht den Blick auf die Aktion selbst und ihr Anliegen verstellen. Weiter heißt es in der Stellungnahme:
„In einer Zeit, in der es angesagt ist, sich vor allem zu seiner ‚Normalität‘ zu bekennen, unaufgefordert und ausdrücklich, ist es überfällig, der Vernunft mehr Stimmen zu geben: Wir sind uns bewusst, dass auch wir als Sportblogger(innen) ein Teil des Systems Fußball sind, und mitverantwortlich für den Tenor. Es mag seltsam klingen, weil es so selbstverständlich ist, aber es ist uns ein Anliegen, klar zu sagen: Wir sind gegen Homophobie! Auch im Fußball.“
Am heutigen Aktionstag erscheint zeitgleich in vielen Sportblogs die Stellungnahme gegen Homophobie, zudem soll es zahlreiche einzelne Texte zum Thema geben. Der gute Gedanke dahinter: Menschen mit Interesse an Sport werden in ihrer täglichen Weblektüre auf das Thema Homophobie gestoßen. Davon erhoffen sich die Initiator_innen der Aktion zumindest ein Nachdenken.
Mehr Infos auf der Website der Aktion: www.aktion-libero.de
Mir ist nicht klar, warum der Sport oder Kultur bzw. Politik der einzige Bereich sein soll, in dem lesbische oder schwule Vorbilder existieren können und dürfen.
Das Problem ist nicht die Phobie sondern das komplette Verschweigen der Existenz außerhalb Politik, Kunst und Sport.
Wenn schon Vorbilderzeugung, dann auch anderswo!
Ich kenne keine einzige lesbische (und feministische) Informatikerin, Linuxerin oder Programmiererin. :(
Die gibt es aber schon: z.B. http://ryuu.de/
@Helga
Ömpf, zu früh rumgejammert und übersehen.
Danke für den Hinweis.
Finde die von TeBe Berlin innitierte Aktion besser, da sie von denen getragen werden wird die das Stadion ausmachen:
http://fussballfansgegenhomophobie.blogsport.de/
Vielleicht überinterpretiere ich die Dinge mal wieder, aber was mir sofort auffiel an dem Plakat (bzw. im Vergleich zum Plakat mit dem schwulen Fußballspieler, wenn ihr dem Link von Nandoo folgt): Während man den männlichen Sportler komplett sieht und also als vollständige Person wahrnimmt, fand ich die Spielerin merkwürdig entfremdet/objektiviert, weil ihr Kopf einfach abgeschnitten ist. In meiner Wahrnehmung wurde sie so einfach nur zu einem Körper, der die Eigenschaft „lesbisch“ hat, aber nicht ein Mensch mit dieser Eigenschaft.
Oh, danke für die Empfehlung @Helga!
Damit kein falscher Eindruck aufkommt: ich bin keine Informatikerin, meine Programmierkenntnisse sind kurz über „Hallo Welt“, ich mag nur Linux.
@Nandoo: Das kann es ja nun durchaus beides nebeneinander geben. Meine Kritik an der Geschichte ist eine ähnlich wie bei der Aktion Libero, nämlich dass Lesben im Fußball nicht oder eben wieder nur im Fraueneckchen auftauchen. Auf der Aktionswebsite gibt es die Unterteilung Fußball/Frauenfußball, bei der von TeBe initiierten Aktion tauchen Frauen einfach mal gar nicht auf bzw. in der ersten PM hieß es, im Frauenfußball wäre ja alles paletti mit den lesbischen Fans (vielleicht auch schwulen & lesbischen, das weiß ich jetzt nicht mehr), was mal ganz einfach nicht stimmt.
@Iana: ja, interessante Beobachtung.
Klar geht das nebeneinander, die TeBe-Aktion unterstützt die Libero-Aktion ja auch offziell^^ Find nur halt ne fanmäßige Einbindung bei stadiontypischen Choreos irgendwie sinniger als son only-Online Ding. Oft werden dann neben dem Transpi auch verschiedene Flyer im Stadion verteilt. Die Leute die erreicht werden sollen, kriegste so halt eher.
Ansonsten: Es muss nicht immer jedes Problem überall bei jeder Gelegenheit benannt werden. Die Aktion von TeBe basiert darauf das sie wiederholt mit schwulenfeindlichen Sprüchen bedacht wurden, das steht da auch irgendwo. Musst einfach mal die Größe der Fanszene angucken und beachten das es sich immernoch um Fußballfans handeln denen es nebenbei auch um was anderes geht als nen super-theoretischen Überbau der alles abdeckt. Ich finds schon beeindruckend was die ganz alleine auf die Beine gestellt haben.
@Iana: hm, empfinde ich eigentlich nicht so. in vielen werbeanzeigen etc stört mich dieses ‚kopf-ab‘ bei frauen sehr wohl, aber da hat es für gewöhnlich immer objektivierenden charakter, dh, man (beobachterIn=subjekt) kriegt zumeist den passiv drapierten, oft spärlich oder gar nicht bekleideten körper präsentiert (=objekt).
das ist hier ja gar nicht der fall. bevor ich die kommentare gelesen hab, war mir eher positiv aufgefallen, dass die frau im gegensatz zum männlichen pendant in aktion sieht (und es sind auch muskeln zu erkennen und das model ist nicht übertriben dünn – man nimmt dem durchaus ab, dass es tatsächlich eine fußballspielerin ist).
das kopfabschneiden hat meiner interpretation nach hier eher die funktion (ebenso bei dem mann, wo man das gesicht ja ebenfalls nicht sieht), dass die figur nicht eine bestimmte person darstellen soll, sondern eine art (blanko-)stellvertreter-position einnimmt, für lesbische spielerinnen an sich