„African Mamas“? Geht`s noch?

Schon seit einiger Zeit gucke ich mir mit großem Kotz­reiz­gefühl merkwürdige Phänomene an, die im Bereich der so genannten „Migrations­industrie“ zu verorten sind. Diverse Träger, Bildungs­anbieter, Dienst­leister, Medien­menschen und viele andere Galoschen haben nämlich diesen großen Markt erst nicht seit gestern für sich entdeckt, und es geht um eine Menge Kohle, die über die Tische geschoben wird. Im Großen und Ganzen geht es also zum Beispiel um Angebote für/um/mit/undsoweiter „Menschen mit Migrations­hinter­grund“, die als Ziel­gruppe für verschiedene Dienst­leistungen entdeckt werden. Es geht auch um Leute, die sich für Themen interessieren, die irgendwie mit diesen „Menschen mit Migrations­hinter­grund“ zu tun haben. Und es geht nicht immer nur um „Migrations­hinter­grund“, manchmal wird der Einfachheit halber einfach von „Migration“ gesprochen – ganz egal, ob jetzt nun der „Hinter­grund“ oder die „Migration“ gemeint ist, und das ist ja auch nicht schlimm, Hauptsache ist, es gibt tolle Begriffe die so gesagt werden können, ohne dass man das Wort „Ausländer_in“ in den Mund nehmen muss. Und Hauptsache, der Rubel rollt.

Mit den Termini wird also seit einigen Jahren locker-flockig um sich geworfen, und zwar spätestens seit 2005, als der Begriff „Migrations­hinter­grund“ im Zuge seiner Verwendung im Mikrozensus großflächig auf die Be­völkerung losgelassen wurde. Es geht um potentielle Kund_innen, Fördergelder, „Informations­arbeit“, auch um Unter­haltungs­inhalte, Reputation, Berufs­erhalt, und dann, wenn mensch das alles weiter denkt, auch oft um Positiv-Rassismus, Stereo­typen und Erhalt des Differenz­denkens.

Und ganz viele sind da mit Feuer­eifer dabei, den Karren einfach noch weiter in den Dreck zu schieben. Böses darf mensch nicht unterstellen, denn es geht ja um ganz besonders heroische Ziele die genau in diesem Bereich forciert werden: Plädoyers für mehr „Viel­falt“, für mehr „bunt“, für mehr „Toleranz“. Alles Begriffe, die ich ehrlich gesagt nicht mehr lange tolerieren kann. Will sagen: Diese Arbeits­bereiche, die in weiten Teilen einfach mal so von Differenz ausgehen, ohne jeglichen Blick für rassistische Strukturen und die Re­pro­duk­tion stereotyper Mensch­vor­stellungen, da kann meines Er­achtens nicht viel Gras wachsen. Muss es vielleicht auch nicht, denn wir reden hier ja von einem Wirtschafts­zweig der befeuert werden muss, und von Menschen, die ihren großen Teil vom Kuchen haben wollen.

Es geht um ein soziales Feld, für dessen Existenz die Identifizierung der Beteiligten mit diesem Funktions­system wichtig ist, was im Falle des „Berufs“ in diesem Bereich ganz einfach heißt: Die Be­teiligten müssen ganz selbst­ver­ständlich davon ausgehen, dass es so etwas wie „Differenz“ gibt, etwas, dass als „Wir und die Anderen“ auszuloten ist – ganz egal, ob mensch sich dabei im „Wir“ oder im „Anderen“ ansiedeln würde. Heißt in diesem Fall: „Migrations­hinter­grund“ und „kein Migrations­hinter­grund“. Und wie die merkwürdigen Blüten des Ganzen sprießen können, zeigt zum Beispiel ein Text, der heute auf migration-business veröffentlicht wurde. Titel: Sie ist eine “African Mama”.

Ich muss betonen, es ist Zufall, dass ich gerade diesen Text auswähle um meinen mittler­weile lang genährten Unmut bezüglich dieser ganzen irritierenden Ent­wicklung mal Raum zu geben, und es gibt unzählige Beispiele die all meiner Anti­pathie gegen stumpfe Ethnisierung und Stereotypisierung gerade auch aus diesem „Fach­bereich“ ordentlich Futter geben, aber hier haben wir ein besonders formschönes Exemplar bizarrer dualistischer und homogenisierender Konstruktion, und das alles unter dem perfiden Deck­mantel von „Aber es ist doch so schön alles mit der Vielfalt!“. Mensch kann folgende Sätze einfach mal auf sich wirken lassen:

  • „Der Perser nebenan ist beliebt für seine Safran­speisen und in der türkischen Snackeria, in dem es die besten Sonnen­blumen­kerne der Stadt gibt, schön salzig, tobt der Bär.“ (Hier wird keine ethnische Produktzuordnung ausgelassen.)
  • „(…) Kreuz­berger Papas, die mal eben auf einen türkischen Tee vorbeikommen neben dem reflektierten Deutschen, der hier seine Datteln kauft.“ (Puh, Gottseidank wird auch die Tee-Metapher nicht vergessen.)
  • „Vor mir schreibt ein Polizist einen reuigen Parksünder auf. Auch in Kreuzberg gibt es Regeln.“ (Aha? Why not?)

So geht der Spaß also los. Angemerkt werden muss, dass der Text von einer Frau verfasst wurde, die „Trainerin für Interkulturelle Kommunikation“ ist, und zudem: „Sie selbst ist Migrantin, lebt in Berlin und ist in zwei Kulturen zuhause.“ Das ist übrigens so ein Satz, der bei mir schon sämtliche Allergie­alarm­glocken angehen lässt, ebenso wie Wikipedia-Artikel, die erst­mal direkt mit „Seine/Ihre Eltern wanderten xyz in die Bunde­srepublik ein“ anfangen müssen. Die Autorin liefert in ihrem Text natürlich durch­schlagende Argumente für ihre Kompetenz, denn: Wer Leute für den Umgang mit der „Anders­artikeit anderer Menschen“ (hust) fit macht, der hat natürlich ganz krasse Expertise wenn er es schafft, solch geile Analogien wie „Perser – Safran“ oder „Türken – Tee“ zu basteln. Respect and Props!

Noch besser wird das Ganze also, als die in der Überschrift beschriebene „African Mama“ in der Geschichte auftaucht:

  • „Nein, das Geschrei kommt nicht von der Szene vor mir. Es ist eine Afrikanerin, die auf Englisch einen Mann beschimpft.“ (Da wird also mal gerade so über „Afrikanerinnen“ gesprochen. Ahoi.)
  • „Der Beschimpfte ist selbst aus Afrika und schimpft zurück. Zunächst in der gleichen Lautstärke aber zunehmend leiser. Denn sie ist eine „African Mama“!“ (Mensch beachte: Mit Ausrufezeichen, natürlich! Und wieso eigentlich „Mama“?)
  • „In der Afrikanischen Kultur stehen Mütter und Groß­mütter ganz oben auf der Hierarchie­ebene.“ (In der „Afrikanischen Kultur“? U mad?)
  • „Wenn in einem afrikanischen Dorf ein Kind von den Eltern gescholten wird und es Zuflucht bei der Großmutter sucht, dann endet hier an der Grenze zur Großmutters Hütte die Autorität und Erziehungsgewalt der Eltern.“ (Ja, ist klar. Afrika, das „Land“ mit den Dörfern und Hütten. Meine Fresse.)
  • „Oder wussten Sie, dass Afrikanische Mütter die Geheim­waffe der Süd­afri­kanischen Polizei in den Ghettos für Dealer und Drogenabhängige Kids sind. Sie gehen nachts auf die Strasse, um die Kinder aufzufordern in ihre Häuser zu gehen und niemand wagt es, ihnen zu widersprechen.“ (Auch hier haben wir wieder das volle Paket. Ghettos, Dealer, Drogen. Mei, wie schön einfach die Welt zu zeichnen ist, und natürlich erst ein ganzer Kontinent! Mir bleibt die Spucke weg bei so viel kosmopolitischem Wissen, das jeder Honk sich auch im Rahmen des Konsums zweier VOX-Reise­doku­mentaionen aneignen könnte.)

Die volle Finesse wird erreicht, als am Ende ein Resümee gezogen wird, das ganz auf dem Niveau des „Wir haben uns doch alle lieb!“-Tenors einer jeden „Mc Leods Töchter“-Folge liegt:

  • „Dies zeigt uns, dass das Matriarchat noch lebt, zumindest in alten Kulturen, wie z.B. der afrikanischen Kultur, die mittlerweile bei uns genauso zuhause ist, wie die türkische, arabische oder asiatische.“

Afrikanische Kultur, asiatische Kultur, arabische Kultur. Ähnlich flach gezeichnet habe ich diesen Quatsch schon mal bei Samuel Huntington nachgelesen – da bringt es mir auch nix, dass mir hier eine Super­duper­gut­find-Botschaft untergejubelt werden soll. Zudem ein konstruiertes Frauen­bild, das so ziemlich jedem Klischee entspricht, das jede_r unreflektierte_r Nullachtfuffzehn-Durchschnittshansotto über „diese afrikanischen Frauen“ haben kann. Ganz zu schweigen von der Hetero­normativität, die in dem kompletten Text mitschwingt. Nein, das, was da angeblich an „Aufklärungs­arbeit“ geleistet wird, das erschließt sich mir nicht – eher das komplette Gegenteil. Aber, wie gesagt, es geht ja um Geld und Rezipient_innen und Berufs­erhalt und noch mehr, und letzten Endes: Es wird auch hier wieder viele Exemplare Mensch geben, die nicht zur Abschaffung ihrer selbst arbeiten, sondern – ob intendiert oder nicht – das Differenz­denken weiter ankurbeln müssen, einfach auch, um in Lohn und Brot zu bleiben. Danke, migration-business, dass Ihr mich mal wieder daran erinnert habt, auch wenn das mit Sicherheit nicht Eure Absicht war.

19 Kommentare zu „„African Mamas“? Geht`s noch?

  1. Liebe Nadia, manchmal vermag ich deine Meinungen und Ansichten nicht zu teilen. Aber hierfür ein großes Chapeau aus meinen Clacqeurshänden !

  2. Ist das Ganze nicht auch ein Stück weit das typische Schubladendenken unserer Zeit? Frauen-Männer, jung-alt, arm-reich, hübsch-hässlich usw. Auch wenn das bei nicht deutschen Menschen* am krassesten zu Tage tritt, so trifft es doch eigentlich jeden, weil jeder in irgendeiner Form irgendeiner Gruppe angehört. Überall findet sich ein zu viel an Polarisation und ein zu wenig an Differenzierung. Außer Aufklärung fällt mir da nichts ein, was man gegen diese Denkart tun könnte. Leider.

    * Ha! Schere im Kopf. Was sag ich jetzt? „Ausländer“, „Einwanderer“, „Migranten“? In meinem Denken und Fühlen sind es Menschen ohne jegliche Klassifikation.

  3. Ja. Ich muss sagen, dass es dank unserer gesellschaftlichen Funktionssysteme wahrscheinlich auch utopisch ist davon auszugehen, dass da irgendwann zeitnah Besserung eintritt. Für das allgemein beschriebene Feld muss mensch zudem festhalten, dass es da die Paradoxie gibt, zwar einerseits vordergründig so zu tun als ginge es darum, Differenzen zu minimieren – das geht aber andererseits nur bei Erhalt des Status Quo. Weil, falls irgendwann nicht mehr von „Menschen mit Migrationshintergrund“ usw. ausgegangen wird, dann fehlt ja irgendwann auch das Forschungsobjekt, die Zielgruppe, der Markt, etc. Wobei der vorliegende Fall natürlich ein ganz krasses Fail-Beispiel ist, weil hier ganz offensichtlich Alltagsrassismus reproduziert wird; das Ganze gibt es auch in subtilerer Ausformung. Hört sich wahrscheinlich ganz schwafelig an, und ich muss mir da vieles auf jeden Fall nochmal im Detail angucken.

  4. Ich finds immer wieder tragikomisch, dass „mit Migrationshintergrund“ nur auf Menschen bezogen ist, die aus leicht ärmeren (?) und südlicheren Ländern kommen.
    Kommt jemensch auf die Idee, nen Briten oder ne Kanadierin als „Mensch mit Migrationshintergrund“ zu bezeichnen? Und wieso nicht?

  5. Ich finde den Text besonders interessant, weil ich Ethnologie studiere und ich mir immer unsicherer werde, inwiefern das überhaupt „geht“. Weil wir immer wieder, wenn auch nicht so extrem, sondern viel subtiler als in diesem Text, mit Differenzkategorien arbeiten, was ich auch mehreren Ebenen sehr schwierig finde. Zum Glück gehen meine Dozent_innen sehr gut damit um, zB besprechen wir Systeme wie „Othering“, „Borders“, „Nations“ sehr kritisch und auch Gender hat seinen Platz, aber bei den Student_innen kommt das nicht immer so richtig an. Da wird oft mit „die xyz“ argumentiert und überhaupt nicht differenziert. Auch Huntington haben wir auseinandergenommen (was ja nicht besonders schwierig ist, und das ist eigentlich ziemlich erschreckend, weil Clash of Cultures so erfolgreich war/ist), aber letztenendes habe ich immer Angst, genau in das reinzurutschen, was du da Beschrieben hast: In einen Job, der das Problem braucht, welches ich gerne abschaffen will.

  6. Nachdem ich vorhin diesen Beitrag gelesen hatte, las ich kurze Zeit später bei SZ online vom „gutgelaunten Volk“ der Iren, das man unmöglich nicht mögen könne. Das – wenn auch in anderem Zusammenhang (EM statt „MigrantInnen in Deutschland) – geht ja die gleiche Richtung: Zuschreibung von pauschalen Stereotypen bezogen auf eine ganze Gruppe.
    Auch wenn es sich hier um vermeintlich positive Assoziationen handelt, ist es leider genauso unglücklich wie die von Nadia beschriebenen Beispiele. Dient nur dazu, bestehende Vorurteile weiter zu verfestigen und Klischees zu bedienen.
    Wir können uns natürlich nie von Stereotypen frei machen, aber hinterfragen geht immer. Und sollte auch immer selbstverständlich sein, so wie im obigen Beitrag etwa.

  7. schiße, bei so einem artikel wüsste ich gar nicht erst, wo ich anfangen soll mit auseinandernehmen
    richtig krass… mir fehlen die worte

  8. Ich fühle mich einmal mehr ertappt. Hänge ich doch oft genug selbst in den Stereotypen fest.. Gibt mir jemand Tipps oder ein gutes Buch, durch das ich mich näher damit beschäftigen kann? Vielleicht nicht „zu wissenschaftlich“..

  9. danke Nadia!

    danke Luna hierfür:

    Ich finds immer wieder tragikomisch, dass “mit Migrationshintergrund” nur auf Menschen bezogen ist, die aus leicht ärmeren (?) und südlicheren Ländern kommen.
    Kommt jemensch auf die Idee, nen Briten oder ne Kanadierin als “Mensch mit Migrationshintergrund” zu bezeichnen? Und wieso nicht?

    im grunde trifft Nadia genau richtig, wenn sie schreibt, dass die heute verbreitete bezeichnung „migrant_in“ mittlerweile eine wenige vorbelastete alternative zu ausländer_in ist. und mit ausländer_innen waren doch schon immer in erster linie nicht-nordeuropäische typen bemeint, oder? auf gut deutsch ist das nicht anderes als das weiterführen des rassendenkens. welches früher wie heute dazu verwendet wird, um ansprüche gegenüber den andersartigen zu äußern, rechtzufertigen und aufzuzwingen. wir sind die weißen – sie die schwarzen, wir haben die gute – sie die böse kultur, wir haben gute werte – sie schlechte usw. und deswegen haben wir das recht uns in ihre unversehrtheit und selbstbestimmung einzumischen, … weil, ja genau, wir es nur gut mit ihnen meinen. wenn ich anfange zu differenzieren, wird das objekt zum subjekt. und über ein unmündiges objekt lässt sich viel besser hinwegentscheiden. nicht wahr?

    wenn es um die schwierigkeit der richtigen bezeichnung geht, bin ich mittlerweile dazu übergegangen, den ausdruck „Migratisierte“ zu verwenden statt migrant_innen. den hab ich mir von der Nadine abgeguckt:

    Nadine sagt:
    1. Juni 2012 um 22:38

    @Mel

    Migratisierte beschreibt eine soziale Position, die verdeutlichen soll, dass “Migrant_innen” meist als Fremdzuschreibung und Festschreibung einer Identität verwendet wird (kritisiert also diesen Begriff zugleich) und im Gegensatz dazu das “zu einem_einer Migrant_in gemacht werden/zu einer_einem Migrant_in werden” hervorhebt.

  10. @Mel, @Nadine:
    „Migratisiert“ ist meinem Sprachgefühl nach ein Synonym für „vertrieben“ (quasi „jemand ist ausgewandert worden“) mit Tendenz zu einem Euphemismus für „abgeschoben“.

    Ich habe aber leider auch keine Idee, wie kurz und prägnant ausgedrückt werden kann, dass die Bezeichnung/Schubladeneinordnung und nicht der, äh, Wanderungsvorgang kritisch beschrieben werden soll.

  11. Ich zitiere hier mal, via FB:

    „Bei den Termini kommen die Wörter „Gastarbeiterkinder“ und „Kanaken“ schon wieder sympathisch rüber. Nur sind wir mittlerweile bei den „Gastarbeiterenkeln“ und „-urenkeln“.

    Dieses Dilemma um die analytische Bezeichnung habe ich bei meiner Arbeit erlebt. Wollte unbedingt das M-Wort vermeiden. Da die Wissenschaftler sich selbst nicht einig sind, wann und wo der MHG anfängt und aufhört, habe ich mich an das statistische Bundesamt gewendet. Da sind tatsächlich „Gastarbeiter“ gemeint und der MHG reicht bis zur 4. Generation. Meine zukünftigen Kids werden dann auch diese „Krankheit“ erben. Was Nadia sagt ist wichtig und bringt es auf den Punkt. Wir dürfen nicht ohne zu hinterfragen diese Begriffe benutzen und somit zur Reproduktion beitragen. Ich persönlich wollte zunächst Menschen mit interkultureller Sozialisation benutzen, wobei auch der von einer von mir sehr geschätzten Kollegin kritisiert wurde. Wir haben uns nun auf transkulturelle Sozialisation geeinigt :) anlehnend an Transgender. Interkultur beschränkt das Ganze auf 2 seperate und voneinander isolierte Kulturen – deswegen ebenfalls no-go!“

  12. @Nadia
    transkulturelle also? oder ‚menschen mit transkultureller sozialisation‘? dazu fällt mir die arbeit Zwischenkultur des jungen künstlers Mirza Odabasi zu ein.

    was spricht eigentlich gegen den ausdruck ‚multikulturell sozialisierte‘? bis auf, dass ‚multikulturell‘ dank einiger politiker_innen immer mehr schimpfwortstatus bekommt.
    ich würde mich über eine bezeichnung freuen, bei der nicht unterschwellig ein mangel mitschwingt. nicht das zwischen den stühlen sitzen, nicht diese problematisierende sichtweise, die sich selbsterfüllende prophezeihungen und ihre scheiternden schicksale sucht.
    ich empfinde den einfluss mehrerer kulturen und die möglichkeit daraus, das zu sich passende der kulturen zu wählen (einen größeren wahlraum für den eigenen lebensweg zu haben) als große bereicherung. gleichzeitig dadurch auch die fähigkeit, sich leichter in andere (kulturelle) perspektiven hineinzudenken.

  13. @Mel,
    also, intuitiv würde ich transkulturell auch bevorzugen, weil multikulturell auch schon durch den Alltagssprachgebrauch vorbelastet ist (as you said, Politiker_innen-Slang), und da auch viel mitschwingt a la kulturell voneinander getrennte Einheiten. Und die Anlehnung an Transgender find ich auch ganz sympathisch. Und insgesamt: Wahrscheinlich alles eine Frage des Paradigmenwechsels, und mal gucken, ob sowas klappen kann (die zitierte Kollegin ist da auf jeden Fall gut auf dem Vormarsch, und ich drücke die Daumen).

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