Schon vor einem Monat erschien der „Rant“ von Jörg-Olaf Schäfers zur Frage, wer eigentlich was in der Netzpolitik in den letzten Jahren/Jahrzehnten bewegt hat. Dabei sind mir zunächst 2 Dinge aufgefallen. So geht es im Artikel im verschiedene Organisationen und Aktionen, von Stop1984 mit Bettina Hammer, über die Petition gegen Internetsperren von Franziska Heine, bis hin zum stärkeren Engagement des CCC, das laut Schäfers vor allem an Constanze Kurz hängt. Hier treffen mit Politik und Technik eigentlich 2 Bereiche aufeinander, die als männlich gelten. Und dennoch so viele Aktivistinnen? Aber Obacht:
Die
floralen Elementeeher weichen Themen der SIGINT standen anfangs jedenfalls noch deutlich in Kontrast zur harten Hacker-Realität auf dem Kongress in Berlin […]
Galt all das was „auf den Webseiten“ steht mal als „weiblich, weich, blumig“ im Vergleich zu dem, was hinter den Webseiten steht? Beispiel Weblogs. Seit dem Aufkommen von Blogs sind als Autor_innen überdurchschnittlich viele Frauen zu finden, gleichzeitig wurden sie lange als „Tagebücher im Internet“ verschrien. Inzwischen gibt es einige sehr bekannte Blogs, das Image beginnt sich zu wandeln und damit auch das Geschlechtsimage, denn meistens ist von den Bloggern (m) die Rede.
Doch Frauen strömen verstärkt ins Internet, der Gender Gap schließt sich an dieser Stelle immer mehr. Damit einher geht eine stärkere Differenzierung der Tätigkeiten. Der Anteil von Frauen und Männern, die im Netz daddeln ist fast gleich? Dann wird eben unterschieden zwischen krassen Egoshootern und „Social Games“. 83% der Surfer und 88% der Surferinnen kaufen Zeug übers Internet? Also schnell klargestellt, dass Frauen Kleidung kaufen und Männer Computer. Jedes Mal, wenn eine Achse der Unterscheidung wegfällt, wird nach der nächsten gesucht.
Doch nicht immer erobern die Frauen sich neues Terrain, es geht auch umgekehrt. Bei der Gründung der Digitalen Gesellschaft, die künftig die digitalen Bürgerrechte vorantreiben will, waren nur Männer dabei. Nach der ersten Kritik hat man inzwischen klargestellt, es gäbe „auch einige weibliche Mitglieder“. Na dann.
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PS: Eine ganz andere Frage stellt sich mir inzwischen auch noch. Warum mir Google bei der Suche nach dem inzwischen totgenudeltem Slogan „Frauen erobern das Internet“ auch das Wort „Verführen“ fett markiert, obwohl es nicht zur Suchanfrage gehört.
Dieser Text ist ein Cross-Posting von hanhaiwen.wordpress.com
mir ist das gleiche in einem anderen zusammenhang aufgefallen. es war eine statistik (leider habe ich die quelle nicht mehr), die die zahl der internetnutzerInnen nach männlich und weiblich darstellte, so ca. 50:50 und dann die zahl der programmiererInnen männlich:weiblich so ca 85:15. sollte darstellen, dass frauen nur nutzen, nicht machen. vergessen wurden dabei vollkommen: grafikerInnen, webdesignerInnen, mediengestalterInnen, marketingfachleute, usw. usw. – würden diese zahlen mit einfließen gäbe es mit sicherheit ein anderes bild.
Hallo Helga, ich fühle mich geehrt, aber auch ein bisschen missverstanden.
Wenn man sich die frühe Debatte (Mitte der 90er) dessen anschaut, was man heute als „Netzpolitik“ bezeichnet, wurde sie – nach meiner Beobachtung – tatsächlich vor allem von männlichen Protagonisten auf der technischen Ebene geführt. Um Inhalte ging es dabei weniger (Auch bei der abendlichen Bettlektüre war’s eher Star Trek als Cy(b|ph)erpunk …), sondern vor allem um die Infrastruktur. Kein Wunder, es waren im Prinzip die gleichen Leute, die die Netze aufgebaut haben (Provider, später auch Bürgernetzvereine).
Weibliche „Netzaktivistinnen“ gab es in den 90er eher weniger. Da wäre evtl. Margit Köhntopp, die recht früh zusammen mit Kris Köhntopp ein paar heute noch wichtige Paper geschrieben hat: http://kris.koehntopp.de/artikel/verschiedenes.html
Beim Fitug kann ich mich an dunkel an Simone Demmel („Neko“, http://www.nekosoft.de/lebenslauf.html) erinnern. Oder vielleicht Mela Eckenfels (http://mela.de/), die heute bei den Piraten aktiv ist. Zumindest letztere sind vsl. nicht beleidigt, wenn ich sie mit unter „Infrastruktur“ abhefte.
Im Bereich, den wir heute unter Netzpolitik fassen, fällt mir am ehesten noch Jeanette Hofmann ein, die sich 2000 um einen ICANN-Posten bewarbt (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,89936,00.html) und heute als Sachverständige in der Internet-Enquete sitzt.
Aber sonst? Anke Weinberger (ehemals Bodzin) vielleicht noch, allein schon wg. der Verbreitung von „SEX, REPORTER UND DAS INTERNET – Version 2.1 (Mai 1995)“ (http://www.personal.uni-jena.de/~dps/sex+internet.html) …
Wie auch immer, eigentlich bin froh, dass es inzwischen auch und vor allem um INHALTE geht (vgl. der Fefe-Zitat in meinem „Rant“ bzw. das Zitat oben) und die Debatte nicht mehr rein technisch determiniert ist.
Meine Differenzierung hart (Technik) & weich (Content) ist aber keine zwischen männlich und weiblich, sondern eine der thematischen Fokussierung. Die „floralen Elemente“ hatte ich als Insiderwitz aus einer Debatte über die psychologische Wahrnehmung von Gestaltungselementen auf Webseiten.
PS: Wenn ich Markus letztens richtig verstanden habe (ich hatte aus Neugierde nochmal nachgefragt, bin selber aber kein Mitglied), ist der Anteil der weiblichen Mitglieder in der #digiges vielfach höher als den mir sonst so bekannten netzpolitischen Runden. Frag doch einfach mal.
Zu der Sache mit dem verführen bei google: Da wird einfach ein Synonymwörterbuch genutzt, um mehr geeignete Treffer zu finden. In bestimmten Kontexten hat verführen eine ähnliche Bedeutung wie erobern und damit könnten die Ergebnisse mit „verführen“ eben auch interessant sein.
Um das zu vermeiden kann man die Phrase aber einfach in Anführungszeichen setzen.
gefunden in einem Blog
http://possumswelt.wordpress.com/2011/05/16/hier-sind-wir/
Der Name ist „Marit“, ohne „g“, und sie hat ihren Geburtsnamen „Hansen“ wieder angenommen.
„Marit Hansen“ ist die stellvertretende Datenschutzbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein.
Auf ihre Arbeit geht das Konzept der „Datensparsamkeit“ zurück und sie hat wesentliche Impulse des Konzeptes „technischer Datenschutz“ implementiert.
Sie hat die Methoden der universitären Drittmittelbeschaffung auf die öffentliche Verwaltung angewendet und so die Umgründung vom „Landesamt für Datenschutz“ in das heutige ULD erzwungen, weil ihre Arbeit sonst haushaltstechnisch nicht mehr darstellbar gewesen wäre.
Die Konzepte des Datenschutz-Gütesiegels sowie die dahinter stehenden Multiplikatoreffekte gehen ebenfalls zu großen Teilen auf ihre Arbeit zurück.
Sie ist damit europaweit eine der Kräfte, die den Datenschutz ganz wesentlich weiterentwickelt haben und die eine vorher eher verwaltungszentrische Arbeit in etwas umgewandelt hat, daß tatsächlich Dinge bewegt und Änderungen in der Welt erzwingt, lange *bevor* es zu Datenschutzproblemen kommt.
(Disclaimer: Der Autor dieser Zeilen hat eine Dekade lang den Weg dieser Frau geteilt)
interessant – danke @Helga
und an @Kristian Köhntopp für die info.
(von wg. gugle, so wie @Katharina beschreibt und mEn hilft auch zB regelmässig cookies raus, scroogle.de u.a. SuchMaschinen nutzen)
ganz spontan :
– RIP JO Schaefers
http://opalkatze.wordpress.com/2011/08/01/jo-schaefers-ist-tot/
– es gibt mEn viele „macherinnen“ (iSv @Inge) die das webz für „angewandte wissenschaften & technik“ nutzen jedoch selbst zB nicht bloggen.
mal sog. lateral gedacht : sichbarkeit (im webz) hat ja mE auch mit dem thema „macht“ im weiteren sinne zu tun.
bei Frau Lila gibts aktuell was dazu
http://fraulila.de/macht-ist-nur-ein-spiel/
ein bißchen spät, aber mir ist beim lesen dieses eintrags folgende studie von julia ahrens eingefallen – going online, doing gender.
http://www.transcript-verlag.de/ts1251/ts1251.php