In der Zeit stellte Susanne Mayer vergangenes Jahr die Frage, warum es unter deutschen Frauen eigentlich keine Intellektuellen gäbe. Anders als in den USA, wo seit Mitte der 60er Frauen wie Joan Didion oder Susan Sontag feuilletonistischen Debatten massentauglichen Glamour verliehen, fehle es hierzulande an weiblichem Intellekt mit Starpotential.
Ich finde zwar schon, dass es einige Frauen in Deutschland gibt, die sich mit intellektuellen Debatten gesellschaftlich einbringen, egal ob es ZEIT-Redakteurin Iris Radisch, Alice Schwarzer oder auch die Autorin Juli Zeh ist, die aktuell mit dem Buch „Corpus Deliciti“ Kritik an überzogenen Körper- und Gesundheitsnormen übt.
(C) Eva Hillreiner, www.evahillreiner.de
Trotzdem, Mayers Kritik erscheint nicht ganz unberechtigt und ich frage mich, was Frauen vom intellktuellen Olymp abhält, wenn doch eigentlich genügend geistiges Ambrosia für alle da ist. Wie unendlich nervt es mich, wenn ich im Park, Café oder auf der Straße nur die üblichen Frauengespräche um Diäten, Männer, Mode und eventuell noch Ärger im Job kreisen höre. Sind wir nicht verpflichtet, uns der allgemeinen Verblödung zur Wehr zu setzen? Dass wir es könnten, zeigen doch wohl die besseren Schul- und Uniabschlüsse von Frauen.
Klar, wir könnten wieder auf die Sperrzone Männerverein hinweisen, wo sich in dicken Sesseln gefläzt wird – Zutritt für Frauen verboten. Und tatsächlich, von Frauen werden intellektuelle Höchstleistungen nicht erwartet. Uns suggeriert man, es ist egal, was du im Kopf hast, solange dieser hübsch anzusehen ist. Auch Susanne Mayer verweist in diesem Zusammenhang auf die Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun:
Bei uns, sagt Braun, traue die Öffentlichkeit dem Denken der Frauen nicht. Mehr noch – trauten sich Frauen etwas zu, werde das nicht gerne gesehen. So ist es: Frauen, die eine starke Meinung haben, werden vor allen Dingen als Frauen gesehen. Man schaut auf ihre Frisur, die Schuhe {…}.
Aber ich finde es gibt noch einen weiteren, wenn auch daraus resultierenden Grund, warum Frauen intellektuelle Herausforderungen so wenig verfolgen: Wir opfern sie der Organisation unseres Alltags. Es muss eingekauft und sauber gemacht werden, die Freundin noch schnell anrufen, Emails checken, Nachrichten gucken und dann hach, auf dem Sofa mit nem netten Film entspannen. Warum nicht mal die Priorität darauf legen, einen literarischen Klassiker oder ein Sachbuch zu lesen, eine Fremdsprache zu lernen oder einen Leserbrief an ein politisches Magazin zu verfassen?! Oder was auch immer unsere geistige Neugierde befriedigt. Und mit Neugierde meine ich nicht, das „typisch“ weibliche Interesse am Treppenhausklatsch, auch wenn er glamourös aufgemacht als gedruckte Gala zu kaufen ist.
Uns fehlt die Muße und der Wille, unser Bedürfnis nach geistiger Entwicklung gegenüber den üblichen an uns gestellten Ansprüchen zu verteidigen. Und verteidigen bedeutet auch, raus mit dem angeeigneten Wissen! Beteiligt euch an der Diskussionskultur – zuhause, im Freundeskreis, in aller Öffentlichkeit. Denn es kann nicht angehen, wenn mir – wie neulich passiert – der Vater einer Freundin gütlich die Wange tätschelt, nachdem ich meine Meinung kund getan habe, die er nicht teilte.
Auch Susan Sontag hat sich bewusst für ihr Leben als unabhängige Autorin und Intellektuelle entschieden. Sontag, die bereits als junge Frau verheiratet war, trennte sich von ihrem Ehemann und zog mit dem gemeinsamen Sohn als alleinerziehende Mutter nach New York. In der Biographie von Daniel Schreiber heißt es über Sontag, während ihr Mann ein Dasein als Hausfrau und Mutter für sie vorsah, erkannte sie ihre Lebenskonzept in ihrer Bibliothek. In ihrem Erzählband „Ich etc.“ schreibt Sontag:
Wir wissen mehr als wir brauchen können. All das Zeug, das mit im Hirn steckt; Raketen und venezianische Kirchen, David Bowie und Diderot, Nuoc mam und Big Macs, Sonnenbrillen und Orgasmen. {…} Und wir wissen nicht annähernd genug.
Genau – wir wissen nie genug! Schade also, wenn wir bereitwillig unseren Intellekt den Erwartungen anderer unterordnen und ihn vernachlässigen, um den stupiden Alltäglichkeiten gerecht zu werden. Lieber ein dreckiges Bad als ein ungebrauchtes Hirn!
wie bitte? mir fallen auf anhieb ein… Jutta Allmendinger (präsidentin des wzb, Berlin), Sigrid Weigel (zentrum für literatur- und kulturforschung, Berlin), Ulrike Freitag (zentrum moderner orient, Berlin) und und und. Hilal Sezgin (schreibt in der taz). muß frau sich nur ein bißchen umgucken. und vielleicht auch noch mal klären, was alles öffentlichkeit ist!
Alice Schwarzer wäre auch noch eine- solange sie nicht über Männer im Speziellen- und die Gleichstellung der Geschlechter ganz allgemein spricht.
Muss eben auch mal gesagt werden.
Super Text und guter Denkanstoß!
Marcel: Alice Schwarzer wurde im Artikel doch ausdrücklich erwähnt … ?
@Rahab
Aber das sind Frauen in einem meist universitären Umfeld – da fallen mir auch einige ein. Es geht aber um – und du sagst selber, dass das näher definiert sein muss – Öffentlichkeit, und zwar um eine alltäglich erfahrene. Sontags und Didions Schriften und Meinungen fanden einfach in einem viel publikumsnaherem Kontext statt… naja und in zweiter Linie geht es um uns und wie wir unseren Intellekt im Alltag gebrauchen (StudentInnen etc. ausgenommen ;)
Dazu eine Anekdote: gestern war ich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema ‚Grundsicherung‘, auf dem Podium sollten zwei Männer und eine Frau sitzen plus ein männlicher Moderator. Ich kam an, wer saß da? Vier Männer. Die Frau war aus ‚familiären Gründen‘ verhindert. Eine Ersatzfrau zu finden war offensichtlich nicht möglich.
Vielleicht ist das ein Teil der Antwort: Für Frauen gehen Familiendinge oft vor. Ein Mann würde eine Podiumsdiskussion nicht so schnell aus ‚Familiengründen‘ sausen lassen, wozu hat man schließlich eine Frau? Und dazu kommt: es wird noch immer nicht als so besonders wichtig gesehen, dass bei der Diskussion von wesentlichen gesellschaftlichen Themen mindestens eine Frau dabei ist. Sonst hätte man sich vielleicht mehr Mühe gegeben, einen weiblichen Ersatz zu finden.
Die Diskussion war übrigens spannend, wenn auch ein bisschen laberlastig, auf eine (sorry Männer, ich weiß, dass ihr nicht alle so seid) typisch männliche Art. Schön war, dass die Frauen im Publikum nicht wie üblich den Mund gehalten haben und die Männer haben reden lassen. Über die öffentliche Diskussionskultur aus Gender-Sicht könnte man wahrscheinlich ganze Bücher schreiben…
@Matze: Scheisse, hast recht- immer dieses unter acht Punkt grosse schreiben auf 15 Quadratzentimetern während der Arbeit (und scheelen Blicken nach links und rechts, ob der Scheff nix davon bemerkt)- is einfach nich jut!
Ach übrigens: Ich hatte nicht eine, sondern gleich drei Fragen, die ich aber bewusst knapp gehalten habe. Woraufhin der Moderator mich leicht empört darauf hinwies, dass das jetzt schon die dritte Frage wäre! (Huch!) Die nachfolgenden Männer konnten ungestört irrelevantes Zeug von sich geben, als sie dran waren…
Ach ja, und die Beantwortung meiner Frage hat er auch sehr schnell abgewürgt.
das kam grad bei mir rein – über die mailingliste der stadtfrauen
-> Betreff: Winter adé + Filmgespräch; Sozialpaternalismus, Medien, Frauen: Veranstaltungen zu „1989“ (Landeszentrale für politische Bildung)
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Interessentinnen und Interessenten,
ich möchte Sie nochmals herzlich zu der Filmvorführung von „Winter adé“ und dem anschließenden Gespräch mit der Regisseurin Prof. Helke Misselwitz und einer der Protagonistinnen des Films, Frau Kerstin Barutha, einladen. Die Veranstaltung findet am kommenden Donnerstag, 07.05.09, 18.30 Uhr in den Tilsiter Lichtspielen statt. Weitere Informationen erhalten sie über
http://www.tilsiter-lichtspiele.de
http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/aktuell.php
männer dürfen da auch rein;) sogar mitmachen! … aber es gibt auch noch etliche stiftungen wie heinrich-boell, friedrich-ebert, rosa-luxemburg … gedacht wird auch in etlichen berliner frauen-cafès – in Berlin ist es möglich, jeden tag an mehreren orten gleichzeitig zu denken und anderen frauen+männern auch beim denken zuzhören! und ich habe jetzt nur das angeführt, womit ich aufgrund meiner themen zu tun habe… andere mit anderen themen finden problemlos genausoviel anderes mit vielen im öffentlichen raum denkenden frauen…
aber, nachfrage: welche denkerische beschränkung sollte sich aus dem alltag ergeben? von mir aus gesehen keine! weshalb es mir nicht um die nähere – zumeist engere! – definition von öffentlichkeit geht sondern um deren erweiterung!
Danke erstmal für den anregenden Text.
Ganz abgesehen von der Frage, ob wir wirklich keine intellektuellen Frauen haben, macht mich diese These, dass wir zu viel Zeit in die Organisation unseres Alltags stecken, nachdenklich.
Ich habe mir das jetzt mal hier ganz praktisch durchgedacht:
Einkaufen: Irgendwas essen muss frau ja, Alternative: Restaurant – kann sich nicht jede leisten, Fast-Food: gesundheitlich und ethisch bedenklich
Aufräumen/Putzen: Muss auch irgendwann mal gemacht werden (spätestens dann, wenn die Ameisen auf Foucault rumlaufen), Alternative: Jemand anderes dafür bezahlen (in der Regel eine Frau) – dafür muss erstmal das Geld da sein und dann wird damit auch noch das Fass aufgemacht, ob nicht unsere „westliche“ Gleichberechtigung auf Kosten anderer Frauen geht.
Soziale Kontakte pflegen: Könnte sicher eingeschränkt werden, aber gerade diese tragen doch auch zum intellektuellen Gedankenaustausch bei.
Nachrichten gucken sehe ich als wichtige Voraussetzung dafür, sich überhaupt in öffentliche Diskurse einbringen zu können- und viele Filme können intellektuell anregend sein.
Ich persönlich würde behaupten, dass ich viele Dinge einfach nur tue, um meine persönliche Neugier zu befriedigen (Zeitung lesen, Nachrichten schauen, Filme schauen, Bücher lesen, Weblogs lesen,…) und relativ wenig Zeit in Alltagsorganisation steck – ähnliches sehe ich auch bei vielen meiner Freundinnen und Bekannten – aber haken tut es meiner Meinung nach an dem zweiten Schritt: Die eigene Meinung in die Diskussionen einzubringen (egal, wie öffentlich sie nun sein mag). Dies mag zum einen in der Ablehnung gewisser Kommunikationsweisen liegen. Zum anderen macht uns meiner Meinung nach immer wieder ein anerzogener Perfektionismus einen Strich durch die Rechnung. Ob nun ein wissenschaftlicher Artikel, ein Leserbrief, ein Weblogeintrag oder auch nur eine Meinungsäußerung auf der Grillparty: Wir denken länger nach, prüfen die Gegenargumente auch noch zum fünften Mal und überlegen dann noch, was es noch für andere Gegenargumente geben könnte – und wenn dann mal etwas geäußert wird, mit vielen vorsichtigen Einschüben, die sofort Unsicherheit signalisieren. Die Angst, man könnte Unrecht haben, ist irgendwie riesig groß.
Ich merke es bei mir selbst und einigen anderen Frauen, die versuchen dieser Falle zu entkommen, was ich wirklich nicht einfach finde – aber ich merke auch, dass viele andere Frauen daran garnichts Schlimmes / Bemerkenswertes finden, was mich eigentlich noch viel ratloser hinterlässt.
*geht jetzt eine intellektuell herausfordernde Fremdsprache lernen*
weil das wundersame fresswütige www was weggefressen hat, hier den 2. teil noch mal:
und @ Verena: frau muß sich wohl schon auch dahin bewegen, wo gedacht wird. die von mir genannten einrichtungen sind solche mit mehr aber eigentlich eher weniger universitärer anbindung… dazu fällt mir das graduierten-kolleg „geschlecht als wissenkategorie“ der HU (auch Berlin) ein -> http://www2.hu-berlin.de/gkgeschlecht/aktuell.php auch noch ein… männer dürfen da auch rein;) sogar mitmachen! … aber es gibt auch noch etliche stiftungen wie heinrich-boell, friedrich-ebert, rosa-luxemburg … gedacht wird auch in etlichen berliner frauen-cafès – in Berlin ist es möglich, jeden tag an mehreren orten gleichzeitig zu denken und anderen frauen+männern auch beim denken zu hören! und ich habe jetzt nur das angeführt, womit ich aufgrund meiner themen zu tun habe… andere mit anderen themen finden problemlos genausoviel anderes mit vielen im öffentlichen raum denkenden frauen…
aber, nachfrage: welche denkerische beschränkung sollte sich aus dem alltag ergeben? von mir aus gesehen keine! weshalb es mir nicht um die nähere – zumeist engere! – definition von öffentlichkeit geht sondern um deren erweiterung!
@Nele: Du hast völlig Recht, Perfektionismus und die Angst sich zu blamieren sind für viele Frauen einer der Hauptgründe, warum sie sich nicht zu Wort melden. Männer schreckt ihr eigenes Unwissen oft nicht ab. (Posen und Bluffen will halt gelernt sein…)
Aber wir kommen nicht drumrum: eigene Gedanken entwickelt man nur, wenn man sich vorher intensiv mit anderer Leute Gedanken auseinandergesetzt hat. Ich hätte gestern abend gar nichts sagen können, wenn ich nicht schon ein paar Bücher zum Thema Grundsicherung gelesen hätte. Also hier mein persönliches Plädoyer: lest anspruchsvolle Bücher! Filme und Zeitungen sind meistens nicht annähernd so anspruchsvoll. Man kann sein Hirn nur formen, wenn man damit arbeitet, also bitte keine Angst, sich intellektuell mal ordentlich anzustrengen! (Hilfreich ist es übrigens, den Fernseher abzuschaffen. Was da an Zeit zum Vorschein kommt! Aber das ist ein anderes Thema.)
Wenn ich so überlege, was die Leute aus meinen Bekanntenkreis so in ihrer Freizeit machen, dann finde ich schon, dass Männer ihre Freizeit oft aktiver nutzen. Ich kenne einige Männer die im Schachclub sind, aber keine Frauen. Ich kenne viele Männer, die einen Segelschein haben oder sich dafür vorbereiten, aber auch hier keine Frauen. (Jaja, ich weiß, gleich kommen die Gegenbeispiele von euch ;) ). Ich selbst gehe zwei mal die Woche zum „Fechten mit der Faust“ (ja, auch bei boxen muss man taktisch denken (!) und nicht bloß blöd prügeln :)). Des öfteren werde ich, vor allem von anderen Frauen gefragt, woher ich denn die ganze Zeit habe, um das zu machen. Nun ja, ich sage dann immer: „Ich NEHME sie mir!“
Des weiteren stimme ich Nele absolut zu.
Ich finde diese Gegenüberstellung von Intellektualismus und Hausarbeit problematisch. Das kann man nicht miteinander aufrechnen: Wenn das Kind krank ist, MUSS die Podiumsdiskussion abgesagt werden (sollten eigentlich auch Männer so sehen).
Mir fallen zwei Gründe ein für das beobachtete Problem.
1. Nehmen die Medien in Deutschland viele intellektuell tätige Frauen nicht zur Kenntnis, weil sie sich außerhalb des Feuilleton-Mainstreams bewegen. Es gibt viel mehr denkende und publizierende Frauen, als in unseren Zeitungen vorkommen, vom TV ganz zu schweigen.
2. Haben viele Frauen eine gewisse Scheu, sich mit ihren Urteilen öffentlich zu positionieren und damit angreifbar zu machen. Mir passiert es oft, dass Frauen mir interessante Dinge erzählen, und wenn ich sie dann bitte, dass aufzuschreiben und zu veröffentlichen, machen sie oft einen Rückzieher. Hausarbeit und dgl. kann dann auch mal als bequeme Ausrede herhalten. Da mag aber auch damit zusammenhängen, wie öffentliche intellektuelle Kontroversen oft undifferenziert ausgetragen werden hierzulande.
lg Antje
@Steve:
Ich habe auch mal geboxt… aber als Frau lernt man da nix, weil man immer vom Trainer ignoriert wird. Außerdem hat sich das nicht mit meinem Gesangsunterricht vertragen.
Ich kenne auch eine, die jedes Wochenende surft.
Dann hört’s aber auch schon auf, hauptsächlich weil ich kaum Frauen kenne. Deine Analyse, dass Männer mehr aus ihrer Freizeit machen, könnte aber gefühlsmäßig stimmen. Warum eigentlich? Sport ist vielleicht ein Aspekt, den machen Frauen viel weniger. Musik auch, oder? Oder nicht? Im Chor singen viel mehr Frauen als Männer, aber in einer Band spielen mehr Männer… Schachclub: Das ist auch ziemlich männlich besetzt, auf die Idee kommen die Frauen wahrscheinlich gar nicht. Auch Brettspiele, Rollenspiele… ich hatte mal eine fast komplett weibliche Spielerunde, aber das waren auch alles Physikerinnen und Mathematikerinnen, also sowieso Freaks. Ich glaube, ich kenne eh nur (weibliche) Freaks, also kann ich sowieso nichts über ‚die Frauen‘ sagen…
Gibt’s hier ’normale Frauen‘? Was macht ihr denn so in eurer Freizeit?
Und außerdem *muss* das auch gar nicht so sein. Kann an dem Abend nicht mal der Mann zu Hause bleiben? Oder zumindest einen Babysitter besorgen?
hi hi… jede normale frau ist ein freak/eine freakine! jede normale frau denkt! und spricht darüber.
beginnt es nicht schon mit dieser idiotischen trennung in normale frau und nicht-normale frau?
-die frage nach den normalen frauen hab ich auch mal gestellt, in einer diskussion über frauen im NT… ob’s da eigentlich auch ’normale‘ frauen gäbe (nicht nur die sünderin und die ehebrecherin und die muttergottes..) und die antwort war: ja klar, beispielsweise die schwiegermutter von Petrus! das war eine ernsthafte antwort, die mehr über frauen im NT aussagt als der streit, ob Maria von Magdala eine prostituierte war oder eine friseuse. das will ich jetzt nicht weiter ausführen, deshalb nur so viel: um die antwort zu verstehen, muß ich natürlich meine vorstellung von schwiegermutter hinterfragen…
@Katharina: In der Gruppe, in der ich boxe werde ich nicht schlechter behandelt als andere – und ich achte auf solche Sachen. Hier boxen/kickboxen auch einige in Wettkämpfen sehr erfolgreiche Damen. Ich habe mich auch zuvor im Intenet informiert, wo man gut trainieren kann -schließlich gibt es beim Boxen/Kickboxen ja auch viele zwielichtige Hinterhofgyms :(
Viele Frauen, die ich kenne sehen Freizeitaktivitäten als Anstrengung an und nicht als anstrengende, aber spaßige Herausforderung.
Wenn das Kind krank ist, ist der Trost durch mindestens ein Elternteil mindestens genauso wichtig wie die Beaufsichtigung, die auch ein Babysitter übernehmen könnte.
Es gibt aber wesentlich mehr Frauen, die eindeutig der Familie den Vorrang geben, als Männer. Und das Ungleichgewicht sollte schon ausgeglichen werden. Ich würde allerdings die Richtung bevorzugen, dass auch für mehr Männer die Familie an erster Stelle kommt.
Zum Thema Freizeit: Zumindest in meinem privaten und privatesten Umfeld ist es so, dass die Männer rein gefühlsmäßig alles außer der beruflichen Arbeitszeit als Freizeit ansehen.
Frauen rechnen nach dem Feierabend erst einmal die Zeit für die diversen praktischen Erledigungen ein, die „Freizeit“ beginnt erst danach.
So entsteht der Effekt, dass Frauen bei einer 40-Stundenwoche viel „weniger“ Zeit haben als Männer. (Und Männer die unvermeidliche Hausarbeit viel eher als Zumutung empfinden, weil sie sie nicht von Anfang an eingerechnet haben.)
Dazu kommen die anerzogenen Denkweisen, viele Frauen haben eben ein permanent schlechtes Gewissen, wenn der Alltag nicht sauber und glatt organisiert ist.
@steve
Da bin ich doch glatt auf deinen Namen hereingefallen ;o)
Ich muss auch zugeben, dass es in meiner letzten Gruppe ganz ok war. Ich habe hauptsächlich aufgehört, weil man nicht an einem Tag boxen und am anderen singen kann…
@rahab
Ist mir schon bewusst, dass das mit den normalen Frauen eine kritische Einteilung ist, deshalb auch die Anführungszeichen. Aber wenn ich mir anschaue, was in meiner Umgebung an Weiblichkeit so rumläuft, und wie ich und die meisten meiner Freundinnen so sind, dann sehe ich doch einen deutlichen Unterschied. Ich schätze mal, wir sind alle normal, nur einige sind normaler als andere… Aber egal, einer Sache kann ich nicht zustimmen:
Da war wohl der Wunsch die Mutter des Gedanken. Die meisten Frauen reden eben nicht darüber, wenn sie sich über irgendwas intensive Gedanken gemacht haben. Zumindest nicht öffentlich.
@Neeva: Siehste da bin ich also doch keine normale Frau. Für mich steht die Familie nicht an erster Stelle (habe zugegebenermaßen auch keine, aber meine Mutter sieht das genauso), und für mich ist alles Freizeit, was nicht tatsächlich vom Arbeitgeber beansprucht wird. Entsprechend bleibt mein Bad öfter mal ungeputzt. Geht doch…
Eigentlich könnte eine ja schon zu dem Schluß kommen – wenn sie so die Kommentare durchscrollt – dass es mit der weiblichen deutschen Intellektualität nicht sehr weit her ist! Ich meine mich zu erinnern, dass Intellekt etwas mit denken, nach- und vor allem vor-denken zu tun gehabt hat – damals jedenfalls, als Frauen wie Susan Sontag denkerisch Freiräume eroberten, wo zuvor nur vermauertes und vermintes Gelande war. Wo wären wir wohl heute, wenn sie ihre intellektuelle Kapazität dafür verwendet hätten, sich mit Fragen wie „Denken oder Putzen?“ oder „Wie viele Fragen bringt die Frau an den Mann?“ zu beschäftigen? Statt – nur als Beispiel – die eigene Lebenswirklichkeit zum Ausgangsort ihres Nachdenkens zu wählen, um von dieser so scheinbar „besonderen“ Situation auf das „Allgemeine“, die überpersönliche Bedeutung dahinter zu schließen? Wir wären noch immer an dem Ort, den einige von uns wohl nie verlassen haben: Anstatt zu denken, zu behaupten; anstatt eigen-sinnig auf die Bedeutung weiblichen Begehrens zu Beharren die Messlatte an eine vorgebene Werteskala anzulegen!
Intellektualität hat noch niemals bedeutet, sich NICHT ums Saubermachen, Einkaufen, Kochen – kurz, um das Wohlbefinden der eigenen Person und der mir anvertrauten Menschen/Tiere etc. zu kümmern. Im gegenteil – Intellelektualität steht im Dienste all dieser Dinge – nämölich durch das Denken das Leben aller zu einem guten leben zu machen.
Erst das patriarchat mit seiner Trennung von Geist und Materie, von Kopf und Körper, von Denken und Lieben hat es möglich gemacht, dass sich Menschen heute vor die Schein-Alternative gestellt sehen, sich für das Denken und gegen das gute Leben entscheiden zu müssen.
Welche heute also ihre sieben Sinne – und dazu zählt das Denken als eines von sieben – beisammen hat, sollte denken, um zu leben. Und nicht umgekehrt.
Hey, „es gibt mehr“=“ein größerer Anteil der Gruppe“ ist aber nicht das Gleiche wie „normal“. Ersteres ist wertfrei, letzteres nicht.
gut, wir frauen opfern also unser intellektuelles potential der alltagsorganisation. und die intellektuellen männer (mir fallen irgendwie grad auf anhieb auch nicht mehr ein, als aufgezählte frauen… ), sind die also 24 stunden am tag intellektuell? (oder ist das einfach nebensächlich, so in der richtung: erstmal intellektuellen-image aufbaun, dann bad putzen oder müll runter bringen?)
ich behaupte: es gibt genauso viele (wenn nicht noch mehr) intellektuelle frauen (gibt es da nicht auch zahlen, dass viel mehr frauen einen hochschulabschluss haben als männer? oder irr ich mich da jetzt?), die frage müsste mmn eher heißen: warum trauen sich so wenig frauen sich als „intellektuelle“ zu betiteln.
und ja, vielleicht bleibt phasenweise das interesse an komplexerer lektüre auf der strecke, vielleicht bleiben politische statements und positionierungen in blogbeiträge bei mir unveröffentlicht…. einfach, weil ich keine halben sachen mag. wenn ich denke, dann will ich nicht alle drei minuten unterbrechen, um einen po abzuschwischen, eine banane in scheiben zu schneiden, blaue flecken kühlen oder mir anhören, wer wem die zunge raus gestreckt hat. aber nur weil das jetzt so ist, wird das nicht immer so sein. ich versuche, meinen informations- und denkhunger mit der alltagsorganisation zu verbinden. dass der tief-denkende teil nicht öffentlich statt findet liegt schlichtweg daran, dass ich meine gedanken (meistens) nicht als so wichtig erachte, dass sie auch für andere bedeutung haben könnten….
heute übrigens noch habe ich mir im rahmen einer diät der stadtbücherei iris radisch ausgeliehen ;) geht also auch beides: iris radisch lesen, weil man über eine diät blogt….
ha! und genauso ein text entsteht, wenn öffentliche meinungsäußerungsversuche und die bedürfnisse zweier kleinkinder sich treffen ;) sorry für die fehler!
Was das Feuilleton betrifft hat Antje Schupp recht, und das fast schon inzestuöse Gehabe der wesentlichen Blätter ist ja nicht nur für Frauen ein Problem, sondern für jüngere Meinungsbildner generell. Vor Jahren gab es im Cicero mal einen langen Artikel. Und für Medien außerhalb des Feuilletons ist es vermutlich in Deutschland ein Problem, daß die Leser ein besonderes Bedürfnis nach namentlicher oder medialer Reputation zu haben scheinen, das es Newcomern extrem schwer macht, schwerer als in anderen Ländern.
Ansonsten denke ich, daß Frauen nur dann auf das „Frauen-Thema“ reduziert werden, wenn sie sich öffentlich vor allem in dieser Weise äußern. Juli Zeh wird das nicht passieren. Susanne Gaschke eher.
Vielleicht ist es auch nicht ganz falsch, wenn manchmal vermutet wird, daß Frauen weniger bereit sind als Männer, ihre komplette Energie auf den öffentlichen Bereich zu konzentrieren, sie sind zumeist „holistischer“ als Männer.
Und das mag auch mit einem vierten Punkt zusammenhängen, der immer wieder eine Rolle spielt und den ihr natürlich auch schon mal viel eleganter gebloggt habt, als ich es jemals formulieren könnte:
http://maedchenmannschaft.net/kurz-zitiert/
Ich habe Verenas Text jetzt eigentlich so verstanden, das sie dazu aufruft, dass jede (!) Frau in ihrer Freizeit mehr macht als „nette“ filme anzuschauen und Schundzeitschriften zu lesen. Das eine intelektuelle Diskussion auch im täglichen Leben stattfinden kann und nicht auf „ein paar Größen“ beschränkt sein darf.
nur als anmerkungen
meine erfahrung ist, dass ein fremdsprachenkurs im gegenteil eine ausgesprochen typisch weibliche freizeitbeschäftigung ist.
und dass sich frauen nicht mit (klassischer) literatur beschäftigen, wäre mir auch neu, siehe die entsprechenden uni-seminare.
außerdem, ich beobachte auch oft, dass frauen sich in der öffentlich keit häufiger über beziehungen als über politische fragen austauschen.
aber umgekehrt, erlebe ich dann auch immerwieder diese männerfreundschaften-klischees, wo eben selbst unter guten freunden unsicher vermieden wird offensichtliche beziehungsdramen anzusprechen und lieber belanglose aber natürlich „hoch politische“ allgemeinplätze über trainerwechsel, ablösesummen und ähliches ausgetauscht werden. was ich total in ordnung und legitim finde, nur eben auch nicht sonderlich tiefgründlig-intellektuell.
warum es so wenige *öffentliche* intellektuelle frauen gibt, steht auf einem anderen blatt.
„Ich finde zwar schon, dass es einige Frauen in Deutschland gibt, die sich mit intellektuellen Debatten gesellschaftlich einbringen, egal ob es ZEIT-Redakteurin Iris Radisch, Alice Schwarzer oder auch die Autorin Juli Zeh ist (…)“
Die – nach meinem Geschmack – einzige Intellektuelle in dieser Aufzählung ist Juli Zeh. Sie verfügt, obwohl sie viel jünger ist als Iris Radisch oder Alice Schwarzer, über eine geistige Souveränität und Elastizität, die ich von den beiden anderen nicht kenne. Radisch mag eine erstklassige Literaturkritikerin sein. Aber das ist ein Spezialgebiet, das nicht ausreicht, um in den Rang einer öffentlichen Intellektuellen aufzusteigen.
Die einzige Frau aus der Kategorie Radisch-Schwarzer (sprich: schon etwas älter und dem Feminismus zugetan), die für meinen Geschmack das Zeug zu einer public intellectual hat, ist Silvia Bovenschen. Leider ist sie nicht so präsent, wie ich mir das wünschen würde.
Allerdings werden auch in der Heimat von Susan Sontag „great women thinkers“ vermisst:
http://www.papillonsartpalace.com/whWereare.htm
Auch wenn man Schwarzers Ansichten ablehnt – sie nicht in die Riege öffentlicher Intellektueller zu zählen ist absurd.
Was Dir absurd erscheint, flawed, liegt vielleicht daran, dass es unterschiedliche Auffassungen davon gibt, wer oder was ein öffentlicher Intellektueller ist. Kämpferische Ideologen, die unterschiedliche Positionen kaum aushalten, geschweige denn vernünftig und souverän mit ihren Gegner diskutieren können, gehören für mich nicht dazu.
ich habe in meinem privaten umfeld die gleiche erfahrung gemacht. wirklich intellektueller austausch findet bei mir häufiger mit männern statt. das geht sogar soweit, dass ich an der uni in mehreren frauen-lerngruppen war und zu meinem erstaunen wurde dort der lernstoff schnell nacherzählt aber nicht diskutiert. danach ist das gespräch schnell in richtung beziehungen, fersehserien etc. abgeglitten. auch mit meinen uni freundinnen (die ich sonst sehr schätze) diskutiere ich nie studienrelevante themen (bzw. nur kurz und oberflächlich). ich muss jetzt mal schlimm verallgemeinern, aber ich denke es könnte daran liegen, dass viele frauen/mädchen anders lernen als männer. sicherlich sind viele fleißiger und lernen akurat jede jahreszahl oder argumentationskette, bringen dabei aber wenig eigenes ein. natürlich kenne ich auch frauen die anders drauf sind, diese distanzieren sich jedoch bewusst vom mainstream. fleißig und brav ist also anscheinend immer noch das vorherrschende rolemodel. etwas wirklich verstehen zu wollen und sich argumentativ auszuprobieren führt aber nunmal eher zu intellektueller reife.
Es gibt viele intellektuelle Frauen. Es gibt nur nicht so viele bekannte und anerkannte intellektuelle Frauen (jedenfalls im Vergleich zu Männern). Ich glaube, dass letzteres nicht sehr viel mit einer bewussten Entscheidung von Frauen, sich doch lieber der Alltagsorganisation zu widmen, zu tun hat. Wenn überhaupt, dann ist das wegen gesellschaftlichen Zwängen so, die in diesem Bereich auf Frauen einwirken. In erster Linie hat es jedoch mit mangelnder Wahrnehmung von weiblichen Intellektuellen zu tun.
Ich bin eine Intellektuelle oder werde zumindest in Zukunft eine werden. Die Neugier und Leidenschaft dazu fehlen mir nicht. Es ist gut, Frauen zu verstärkter intellektueller Betätigung aufzuforden, aber es muss auch gesehen werden, dass grosse Gruppen von Frauen sich mit grosser Leidenschaft bereits intellektuell betätigen. Aber das – selbst mit dem notwendigen Talent – reicht eben nicht aus, um wahrgenommen zu werden.
wir könnten ja mal eine kontrollfrage stellen: kennt wer einen öffentlich bekannten intellektuellen mann?? zwei? mehr? bitte benennen!
Gilt Mario Barth?
@jj: ist das ein geistesriese männlichen geschlechts?
@Rahab: „kennt wer einen öffentlich bekannten intellektuellen mann?? zwei? mehr? bitte benennen!
Ich würde die Frage noch etwas weiter- und vor allem jenseits des Geschlechtlichen- fassen: Welche Bedeutung haben die Intellektuellen heute noch? Ihr ohrenbetäubendes Schweigen zum Thema Finanzkrise gibt einem langsam ernsthaft zu denken.
Ralf Dahrendorf zum Beipiel.
gegenfrage @Marcel: ist Dahrendorf ein intellektueller? – ich kann mich allerdings an ein längeres interview mit ihm erinnern, deutschlandfunk, könnte 14 tage her sein…
ansonsten gebe ich dir recht und auch wieder nicht. die anatomie des menschen spielt (bislang noch) für das gedachte eine rolle und zuweilen mehr noch dafür, ob das gedachte auch für exponiert gedachtes gehalten wird.
und da wir über hier und heute reden, frage ich, ob wer einen exponierten männlichen intellektuellen kennt. mir fällt nämlich, wenn ich die frage ernsthaft prüfe, keiner ein!
Auch meiner Beobachtung nach hat der Intellektuelle heute keine große Bedeutung mehr. Wenn ich Texte von Philosophen, Historikern oder Sozialwissenschaftlern lese (überwiegend männlich) habe ich es meist mit älteren oder verstorbenen Menschen zu tun, deren Denken sich noch in der Ära des Kalten Krieges oder im Zeitalter der Frühindustrialisierung befindet. Das sagt mir heute nichts mehr, ist höchstens historisch interessant.
Leider ist der Nachwuchs – egal ob männlich oder weiblich – nicht da (Einzelfälle ausgenommen). Unter intelektuell fällt heute einer, der sich in fein geschliffenen Worthülsen und langweiliger Sprachakrobatik ergeht. Das kennt jeder, der an der Uni studiert. Viel und langes (männliches) Gelabere, wenig Inhalt.
Meiner Meinung existiert das Problem „es gibt keine intellektuellen Frauen“ nicht, weil es einfach heute weniger intellektuelle Menschen gibt. Dafür gibt es Mario Barth, Oliver Pocher und stammelnde Fußballspieler.
@Miep: Mir geht es ähnlich.
Wie weiter oben auch schon oft geschrieben wurde trauen sich auch Frauen oft nicht bei Diskussionen mit zu wirken – auch im Bekanntenkreis.
Ich habe jetzt auch mal ein wenig über das Thema nach gedacht.
Meine persönlichen erfahrung sind, dass ja, meist Männer sehr viel mehr reden und es gibt immer ein paar Kandidaten, die, wenn eine Frau was sagt. sie nicht ausreden lassen und ähnliches – und alle schauen nur dabei zu. Wenn nun aber jemand (besonders eine andere Frau) doch den Mund aufmacht („Lass doch Lisa ausreden “ oder „Ich würde gerne Lisas Argumente hören“), dann trauen sich auch mehr Frauen sich ander Diskussion zu beteiligen. Seltsamerweise ist so eine Solidarität unter Frauen eher selten.
Andererseits habe ich es schon oft erlebt, dass einem Mann, der von Frauen verbal fertig gemacht wird von den anderen Frauen in Schutz genommen wird. Wenn nun ein Mann eine Frau in einer Diskussion verbal fertig macht, dann schauen (leider) die meisten Frauen weg.
Das sind natürlich wieder nur meine persönliche Erfahrungen.
ha! einer ist mir eingefallen: Ilja Trojanow. aber sonst?
Okay, wenn hier noch eine Frau von „männlichem Gelaber“ redet, dann greif ich in die Klischeekiste und hole „weibliches Gelaber“ raus.
Vieleicht hat ja eine Transformation vom klassischen Intellektuellen- dem Generalisten schlechthin also- hin zum Spezialisten stattgefunden. Die geistigen Anhöhen unserer Kultur werden doch heute immer mehr von Ökonomen-, bzw. der einäugigen Optik der Wirtschaftswissenschaften und ihrem Vorzeigemodell, dem Homo oeconomicus geprägt- obwohl alles darauf hindeutet, dass der Mensch vor allem ein soziales Wesen ist: Der Mensch als Nutzenoptimierendes Tier- so ein Witz! Dieser allerorten deutlich spürbare Trend hin zum Pragmatismus (und zur Bequemlichkeit- eben: Das erwähnte Tier) hat den Radius des Geistigen in unseren Breiten in den letzten Jahren stark eingeschränkt (schlimmstenfalls sogar beschränkt), entmystifiziert, entglorifiziert und unserem Dasein (als Objekt der Betrachtung) jeden Glanz genommen: Das Ding, das Sachliche triumphiert- offenbar gibt es nur noch die Materie und das Nichts, um einen der ganz grossen Denker zu bemühen. Ich persönlich finde das unerträglich.
Wer nach intellektuellen Männern sucht, bitte schön, der Papst ist auch einer – nach Cicero sogar der wichtigste
Und hier kommentiert der Spiegel
Margarete Mitscherlich fällt mir da noch ein, die grand Dame der Psychoanalyse. Eine Freundin von mir hat 2005 eine Film über sie gemacht, der auf Arte lief.
http://www.lernzeit.de/sendung.phtml?detail=718505
@Verena: der papst??? das ist ja nun mal eine ganz besondere spielart von ‚männlichem gelaber‘ – oder auch ‚männlichem gelabber‘ (sorry Matze, aber gegen weiblich täte der sich verwahren) – aber intellektuell?
@Rahab
Na, dass ich nicht viel vom Papst halte, habe ich an anderer Stelle bereits deutlich gemacht…
@Verena – mal kurz bei ciciero reingeguckt… die liste erinnert mich ein bißchen an einen wettbewerb darin, wer sich selbst am häufigsten zitiert …
aber: wird der papst nun ernsthaft als intellektueller präsentiert? oder nicht doch eher als ‚autorität‘, graue eminenz?
@ Rahab – keine Ahnung, was die sich dabei gedacht haben. Aber ich nehme an, dass Cicero sich mit dem Papst an der Poleposition gewissen Diskussionen gespart hat … denn in seiner Funktion ist Herr Ratzinger nun mal einzigartig…
@Verena
papst an der poleposition – das gefällt mir! muß ich mir merken!
„fehle es hierzulande an weiblichem Intellekt mit Starpotential.“
Darüber sollte man vielleicht nicht unglücklich sein, weil Intellektuelle mit Starpotential meist hohle Köpfe sind.
Trotz allem habe ich mir diese Frage auch schon manchmal gestellt. Ich denke, es gibt viele intellektuell in Erscheinung tretende Frauen, sie werden aber als solche nicht wahrgenommen. Die grössere Anzahl der Bücher werden von Frauen geschrieben und der Literaturbetrieb ist sehr von Frauen besetzt.