In den vergangenen Wochen erreichten die Mädchenmannschaft einige Presseanfragen zur fünfjährigen Geburtstagsfeier und ihren politischen Entwicklungen. Das neuartige mediale Interesse an der Mädchenmannschaft bezieht sich dabei leider ausschließlich auf unseren Umgang mit den Vorfällen auf und Diskussionen um unsere 5-Jahresfeier und den (auch) damit verbundenen redaktionellen wie personellen Konsequenzen, um daraus offenbar eine sensationstaugliche Konfliktsituation zu generieren.
Die Mädchenmannschaft hat sich seit ihrer Gründung 2007 zum größten deutschsprachigen Internetportal für feministischen (Netz-)aktivismus entwickelt; nichtsdestotrotz ist und bleibt die Mädchenmannschaft das Projekt ehrenamtlicher Mitarbeiter_innen. Während der letzten fünf Jahre wurde kontinuierlich daran gearbeitet, das Team und das Themenspektrum der Mädchenmannschaft zu erweitern und inklusiver zu machen für verschiedene feministische und gesellschaftskritische Perspektiven und Ansätze.
Die Mädchenmannschaft will mehr sein als eine Plattform für „Alphamädchen“, und bemüht sich daher feministischen (Netz-)Aktivismus aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, und für Feminismus ebenso bedeutsame Inhalte wie die Bekämpfung von Rassismus, Trans*- und Homophobie sowie andere Diskriminierungsstrukturen nicht zu vernachlässigen und in Zukunft stärker zu thematisieren.
Uns als Team ist wichtig, dass sich auch Menschen willkommen fühlen, mitzudiskutieren, die durch feministische Mainstream-Diskurse an den Rand gedrängt oder ausgeschlossen werden. Diese Zielsetzung ist das Resultat einer kontinuierlichen Entwicklung, die sich zugleich in der stärkeren Themenvielfalt des Blogs als auch in Veränderungen des Teams widerspiegelt. Sowohl redaktionelle als auch personelle Entwicklungen der Mädchenmannschaft, während der vergangenen Jahre als auch zuletzt, basieren auf politischen Prozessen und Auseinandersetzungen, die sich nicht auf medienwirksame Einzelereignisse beschränken lassen. Diese Entwicklungen sind damit denkbar ungeeignet dafür, sie als privaten Kleinkrieg darzustellen oder für einseitige Debatten zu Critical Whiteness zu nutzen.
Die Vielfalt der aufgegriffenen Themen und Sichtweisen der Mädchenmannschaft besteht fort – ein Blick auf das Blog genügt, um dies festzustellen. Dennoch wurde angesichts der Fünfjahresfeier der Mädchenmannschaft und anschließenden Debatten über diskriminierende Aussagen und ausschließende Strukturen gegenüber People of Color (PoC) deutlich, dass die Mädchenmannschaft eigene politische Leerstellen nicht leugnen kann. Feministischer Aktivismus, on- und offline, sollte daher Kritik nicht ignorieren, sondern ein stärkeres Bewusstsein für eigene Ausschlussmechanismen entwickeln. Wir möchten unsere Zeit für Aktivismus, Gesellschaftskritik und das Voneinander-Lernen verwenden und nicht für einen massenmedial ausgetragenen Streit. Lebendige Kontroversen gehörten schon immer zu feministischen Politiken und Bewegungen dazu, aber wir weigern uns, diese Debatte auf dem Rücken derjenigen zu führen, deren Stimmen innerhalb feministischer Communities sowieso schon seltener gehört werden. Für uns gehört es dazu, sich daher unter anderem mit antirassistischer Kritik auseinanderzusetzen.
Die Mädchenmannschaft freut sich weiterhin auf kontroverse Diskussionen und wird kontinuierlich daran arbeiten, ein Forum zu bieten für noch mehr Menschen, die Feminist_innen sind oder es werden wollen.
Mit feministischen Grüßen
die Mädchenmannschaft