Zum gestrigen WM-Start hier ein kleiner und sicher unvollständiger Streifzug durch aktuelle Beiträge zum Thema Frauen & Fußball:
Warum schauen Frauen Fußball? fragt vienna.at und ist selbst unsicher: „Ob es an Cristiano Ronaldo oder generell an den Italienern liegt, weiß man jedoch nicht so genau.“ Für mich klingt das, als würden sie bei vienna.at Ronaldo für einen Italiener halten oder ist das österreichische Syntax? Die Antworten gibt’s auf alle Fälle in Bildern und wenig geistreichen Sätzen (Partner eifersüchtig machen, über Spielerfrauen reden, Männer angucken – GÄHN …).
Auch die Schweizer Website a-z.ch weiß was über Frauen und die WM, nämlich das hier: „Auch für die Frauen ist der Grossanlass kein Fluch – im Gegenteil: Warum das Turnier boykottieren, wenn am Bildschirm die schönsten Sportler der Welt zu sehen sind. Zudem wartet das schwache Geschlecht während den Spielen nur auf den Moment, in dem sich die Spieler entblössen und ihren gestählten Oberkörper zur Schau stellen.“ Dafür gibt’s übrigens die gelbe Karte, zumindest während des Spiels, aber das ist uns natürlich egal.
Bei manchen Partien muss frau sich die Spieler aber auch erst schön trinken, so zumindest deute ich mal das Hospitality-Angebot zum VIP-Public-Viewing im Münchener Olympiastadion, das uns unterbreitet wurde: Zum ersten Spiel der deutschen Mannschaft wird „allen weiblichen Besuchern eine Flasche Sekt als Willkommensgeschenk“ angeboten. Na, dann prost.
Jetzt aber Schluss mit dem Gemecker. Es gibt auch tolle Texte über Frauen und Fußball: Bei einseitig.info liefert Marie van Bilk in der Woche des WM-Starts ihre Antwort auf die Frage, warum Frauen Fußball gucken. Mit Weltmeisterschaften und schönen Männern hat ihr Text „Ich mag Fußball und ich bin eine Frau“ allerdings wenig zu tun, dafür mehr mit der Fortuna aus Düsseldorf.
Es gibt leider auch Männer, die Frauen, wenn überhaupt, nur als Dekoration beim Fussball dabei haben wollen:
http://www.derbund.ch/leben/gesellschaft/Wenn-Frauen-Fussball-schauen/story/28746736
Bei der jetzigen Fussballtotalüberflutung (wo kann frau denn noch ein Bier trinken, ohne Bildschirm mit Fussballmatch?) kann das nur eins heissen: die Frauen (zumindest die nicht Dekorativen) sollen wohl zurück ins Haus und an den Herd. Ein Beispiel mehr für das mediale Mittelalter in Sachen Gleichstellung, das sich momentan so hartnäckig manifestiert…
Oh ja, das hatte ich auch noch gesehen. Danke, Regula.
Danke für die Links! Bei den Kommentaren auf „Der Bund“ sind ja tatsächlich beide Kommentare, sowohl Pro als auch Contra, einfach nur dumm und peinlich…
Frauen mögen kein Fußball, können nicht Auto fahren und haben früher am liebsten mit Puppen gespielt. Die Welt könnte so einfach sein. Was also tun, wenn das Bild in Frage gestellt wird, durch Frauen, die gern Fußball kucken …? Mhh, wir erfinden ein paar Erklärungen (bspw. wegen der hübschen Männer) und schon ist die Welt wieder ok.
Sonst müssten wir ja noch darüber nachdenken, ob Frauen möglicherweise Auto fahren und mit Legos architektonische Meisterleistungen vollbringen können… Wie anstrengend ;o)
Liebe Grüße
Angelika
PS: was ist eigentlich ein Abseits? :o)
Die letzte Episode von „Der letzte Bulle“ „Das runde muß ins Eckige“ fand ich super. Anfangs wiedergekäute Klischees, zum
Schluß trainiert er die Mädchen-Fußballmannschaft. Fand ich richtig angenehm und männlich-menschlich, insbesondere der
Umgang mit dem Mädchen, irgendwie so in gegenseitigem Respekt und Annehmen.
Manch Blick hinter die Fassaden eines wiederkehrend martialisch inszenierten Sports passen nicht in die mediale Landschaft :
http://www.abendblatt.de/sport/fussball/st-pauli/article1441190/Fussball-Profi-redet-ueber-seinen-Selbstmordversuch.html
Und die Konsequenzen?
http://www.bild.de/BILD/sport/fussball/zweite-liga/2010/05/21/fc-st-pauli/andreas-biermann-depressionen-bekenntnis-machte-alles-schlimmer.html
Für mich „Helden des Rückzugs“, in diesem Metier Schwächen einzuräumen.