Zur Feier des Frauentages fragen wir uns:
Wo liegen eurer Meinung nach noch die größten Problemfelder in unserer Gesellschaft, was das Thema Gleichberechtigung anbelangt? Welche Themen sind auf dem Weg in eine geschlechtergerechte Zukunft wichtig und wofür lohnt es sich zu kämpfen?
Unter allen Kommentator_innen verlosen wir unsere letzte Angela Davis-Tasche. Der oder die Gewinner_in wird in einer Woche am 15. März gekürt.
Wie immer gilt: Bescheidenheit stinkt. Man darf doch wohl mal träumen dürfen! Und:
„Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen: Sie bekommen nichts“ – Simone de Beauvoir
immer noch werden keine frauenquoten in der wirtschaft zumindest mal „ausprobiert“. frauen sind die wirtschaftlich unterlegenen, jedes mittel ist recht, diese unterlegenheit (wenn man über simple gleichberechtigungsgedanken hinausgeht, ist auch dies ein problemfeld) zu beseitigen.
Die größten Problemfelder liegen immer noch darin, dass Frauen
1. weniger verdienen im ggs zum männl. Geschlecht
2. in bestimmten Versicherungen mehr zahlen müssen im ggs zum männl. Geschlecht
die Liste könnte ich jetzt noch weiterführen, aber so lange es noch solche Unterschiede gibt´s, findet Gleichberechtigung nicht wirklich statt.
Schließlich ist es ja so ziemlich gemein, wenn Frauen mehr zahlen müssen,
weil sie länger leben??? Hä???
Naja….
Wünsche allen Frauen eine schönen Frauentag! Peace!
der teil mit den versicherungen ist doch quatsch. du lebst laenger, du kostest mehr, also zahlst du auch mehr. rein rechnerische unterscheidung, und dieses tarifmerkmal ist nun mal extrem eindeutig. auf irgendwas muessen die versicherer ja aufbauen.
was noch verbessert gehoert, sind die familien. vaeter duerfen (bzw muessen) mehr mitmachen, muetter duerfen (oder oft auch sollten) sich etwas mehr zuruecknehmen. ein hoch aufs teamwork.
Erstmal 3 Thesen, dann 3 Beweise für diese.
I. Das Problem liegt nicht in dieser Gesellschaft, diese Gesellschaft ist das Problem.
II. Die Gleichberechtigung ist nicht geeignet den Frauen* bei ihren Problemen zu helfen oder die aus der Welt zu schaffen.
III. Anstatt peinlich genau auf das Geschlecht der Menschen zu achten sollte eine solche Einteilung abgeschafft werden, auch hier ist »Gerechtigkeit« der falsche Maßstab.
I. In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich? Die Frage wird sich schon ein wenig länger gestallt als von den gesellschaftern, und einige sind zu treffenderen Antworten gekommen als diese. Wir leben in einer Gesellschaft deren alleiniges ökonomisches Ziel es ist den Gewinn der Unternehmen hoch zu halten, Gewinn wird dabei immer durch die Ausbeutung der Lohnarbeiter_innen geschaffen, ergo sind alle Menschen nur zu diesem einen Zweck da die Geschäfte der Kapitalist_innen am laufen zu halten und denen in der Jahresendabrechnung ein dickes Plus zu verschaffen. Die Menschen sind dabei auf Beschäftigung angewiesen um an die Dinge zu kommen, die man zum Leben braucht, wer dabei verliert und zu keinem Job kommt oder nur zu einem sehr schlecht bezahlten, die_der hat ein gewaltiges Problem, ein anderes Mittel als Geld gibt es nämlich gar nicht um an all die hübschen Sachen im Supermarkt zu kommen. Diese Gesellschaft ist also eine, die nicht dem Menschen was gutes tun will, sondern im Gegenteil alle Menschen Tag für Tag ausbeutet. Wer sich mit Reformen an diesem Spiel beteiligt, die_der ändert an den Maximen dieser Gesellschaft herzlich wenig. Ich jedenfalls habe nicht übermäßig viel Bock für den Gewinn anderer schuften zu gehen und am Ende des Monats genau deswegen kein Geld mehr zu haben.
Es stimmt aber auch, dass in dieser Gesellschaft eine Norm existiert, und das ist der weiße, heterosexuelle Mann, wer von dieser Norm abweicht erfährt alleine deswegen noch zusätzliche Schädigungen. Aber das ist nichts, was mit genug Reformeifer und neuen Gesetzen, die als Argument eh nicht taugen, weil das leere moralische Handlungsanweisungen sind, zu lösen wäre. Denn:
II. Anstatt diese Normierungen aufzubrechen wird sich bei der Forderung nach Gleichberechtigung auf einen anderen ideelen Stand berufen, nämlich den der »Frau«, der gefälligst 50% an allem zustehen würde. Das ist gleich auf mehrere Arten ein blöder Standpunkt:
1. Diese »Frauen«, die da 50% abbekommen wollen sind nichts als das bürgerliche Gegenstück zum Mann, der grad abräumt. Wer 50% Fauen in der Regierung/Geschäftsleitung sonstwo fordert, die_der fordert da was ganz bestimmtes, nämlich Frauen in diesen Positionnen, die der gesellschaftlichen Normierung entsprechen, also weiße Frauen, die sich tunlichst heterosexuell begehren. Auc blöd, oder? Und was ist dieserForderung gegen Rassismus, Ableismus oder Lookismus gesagt? Genau nichts. Anstatt die Unterdrückung zu kritisieren wurde ein Bruchteil der Unterdrücken via Gleichberechtigung ins Recht gesetzt.
2. Die Gleichberechtigung tut Frauen* aber auch so nichts Gutes. Eine Gesellschaft, die so eingerichtet ist, dass die Macht gar nicht allen zukommen soll hat nur eine sehr begrenzte Anzahl an Plätzen übrig, der Großteil der Menschheit wird weiter vom schönen Leben gewaltförmig getrennt bleiben, also hat auch der Großteil der Frauen von Quotenregelungen und Frauenbeauftragten herzlich wenig. Nämlich immer noch ein Leben, das daraus besteht ihre Arbeitskraft an Konzerne zu verkaufen und sich von ekligen Mackern anpöbeln zu lassen.
III. Anstatt konstruierte Geschlechtlichkeiten zu dekonstruierren werden ebenjene als Argument für den Status einer Person genommen, das ist doch ein schräges Ziel. Sicherlich, der Sexismus existiert und ebengerade dieser Sexismus macht den meisten Menschen das Leben regelmäßig zur Hölle, dann sollen aber wenigstens die Frauen gerecht dabei wegkommen.
Schönen 8. März noch,
riot.grrrl
Gegen Geschlechterstereotype kämpfen.
Überall und jeden Tag.
Geht schnell und kostet nix.
Und: Kann jede_r selber machen.
Ein großes Problem liegt meiner Meinung nach im überalteten Männerbild. Wenn eine Frau heutzutage Karriere macht, ist das relativ normal. Wenn ein Mann aber als Kindergärtner arbeitet oder sich dafür entscheidet, Elternzeit zu nehmen, muss er sehr viel Spott in Kauf nehmen – das Rollenbild der Frau hat sich geändert, das des Mannes aber kaum. So kann Gleichberechtigung nicht funktionieren.
Wenn es sich ändern würde, würde das auch viele andere Probleme lösen: Unter anderem hätten Arbeitgeber keine Angst mehr vor der „plötzlich schwanger werdenden Frau“ und eine Schwangerschaft würde nicht mehr das Karriereaus bedeuten, da eine Auszeit im Falle einer Vater- bzw. Mutterschaft unter beiden Geschlechtern normal wäre.
Ich habe mich heute auf meinem Blog damit auseinandergesetzt, dass Frauen erst sozial gleichberechtigt sind, wenn sie wirtschaftlich von Männern unabhängig sind. Laut einer bei Spiegel-Online zitierten Studie können sich immer weniger Frauen selbst ernähren. Die Haltung, Frauen brächten geringere Entlohnung, entstammt meiner Meinung nach einem Frauenbild des ausgehenden 19. Jahrundert: die nicht oder nur wenig arbeitende Frau als Statussymbol des gut verdienenden Mannes. Denn die Frau eines potenten Mannes braucht selbst keine Erwerbstätigkeit.
„..Man darf doch wohl mal träumen dürfen!“
Dann träume ich mal ein bisschen:
Das sich Frauen weniger vom Aussehen ihres Körpers unter Druck setzen lassen und so mehr Spaß am Leben haben.
auch im Bereich der Religione ist viel zu tun. Die Sprache, mit der man über Gott spricht ist heute fast ausschlieesend maskulin – man spricht von Er, Herr, der Allmächtige, usw. Dies kann natürlich geändert werden – und sollte bestimmt auch geändert sein – ob man religiös ist oder nicht spielt eine mindere Rolle – das wichtige ist, glaube ich, dass wir mit eine Gottessprache, die sowohl feminin als auch maskulin ist, über die Geschlechte anders denken wird – wir werden das weibliche als „heilig“ als das maskuline versteen.
Das größte Problem (heute/ in unserer Gesellschaft in Dt.) ist meiner Meinung nach die weitläufig verbreitete Annahme, dass Frauen und Männer etc. bereits gleichberechtigt seien, wodurch die Forderungen von AntisexistInnen (etc.pp) nicht auf Geichstellung der Frau mit dem Mann, sondern auf der Unterordnung des Mannes hinzielen würden. Und das muss natürlich verhindert werden. ‚Und außerdem sind Frauen einfach anders‘. pfui.
Zufällig am Weltfrauentag fand ich eine Anzeige in meiner Regionalzeitung, von Aldi. Was wird beworben? Fahrräder für Kinder. Nämlich:
„Laufrad für Kinder, Jungenrad, Blau-Gelb mit Klingel ODER Mädchenrad, Rot-Gelb mit Körbchen“ – klar. Denn Jungs müssen klingeln („Aus dem Weg, hier kommt ein Rabauke“) und Mädchen – ähm – einkaufen. Oder ihre Puppe mitnehmen.
Mein ziemlich bescheidener Traum: Kinderfahrräder in Rot, Blau und Grün (weil Grün auch schön ist), und alle mit Klingel UND Körbchen (weil beides praktisch ist).
Ich weiß, Ansprüche sind das nicht gerade. Ich vermute, ihr wisst dennoch, wie ich’s meine.
Liebe Grüße
Nun, jetzt ist ja schon gar nicht mehr Frauentag … oder etwa doch?
Simone de Beauvoire spricht von „fordern“, wir sprechen von „kämpfen“. Dazwischen liegt ein halbes Jahrhundert und der (vermeintliche) Siegeszug der Emanzipation der Frau. Die nicht ohne Grund das „von“ im Nachsatz stehen hat: Schon lange geht es in der Emanzipationsdebatte um die Freiheit von statt der Freiheit für.
All die in allen Kommentaren und am gestrigen Herausragungstag publizierten Aspekte sind sicherlich richtig: Frauen verdienen immer noch zu wenig Geld. Frauen versuchen wie Männer zu leben, um zu überleben. Frauen zahlen mehr und bekommen weniger.
Wir kennen alle diese Faktoren, wir bekämpfen sie seit Jahrzehnten und geändert hat sich fast nichts, auch wenn wir heute Kanzlerin sind. Wir dürfen mitspielen, aber zu regeln, die andere gemacht haben.
Ich persönlich stelle mir heute die Frage: Will ich das überhaupt? Und was wären denn meine Regeln? Vielleicht statt „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ bedingungsloses Geld für alle?! Oder statt der 590ten gerichtlichen Neuregelung von Paragraph xyz eine Stärkung dezentraler Strukturen?! Und statt noch einer Broschüre in „geschlechtergerechter Sprache“ eine Formulierung des eigenen Standpunktes, der andauernd in Bewegung ist?!
Für mich geht es heute weder ums Fordern – das hieße ja, jemand oder etwas hätte die Macht und das recht uns Dinge zu- oder abzuerkennen. Noch ums Kämpfen – denn wir wissen inzwischen, dass das in aller Regel nur dazu führt, die Hürden höher und die Mauern stabiler zu machen statt sie ein zu reissen.
Ich persönliche übe mich in voller Auslotung meiner Möglichkeiten, die nie unbegrenzt und vor allem nie völlig begangen sind. Vieles, was mich zurück hält liegt in mir. Indem ich mir diese Kompetenz für mein eigenes Leben zurückhole – oder überhaupt erst erwirke – entsteht Freiheit. Die mir keinEr mehr nehmen kann ausser ich selbst.
Und von diesem Ort aus stellt sich dann die Frage: Was möchte ich, dass die Welt ist, und was ist mein Beitrag dazu?
Ein nicht unbedingt weltbewegendes Themas, jedoch etwas was uns gerade gehörig auf die Nerven geht: Wir sind auf der Suche nach tollen, modernen, feministischen Kaffeetassen, die von Frauen verkauft werden.
Gibt es sowas? Wenn ja, wo? Müssen wir uns in die USA orientieren oder gibt`s ein Projekt im 1000km Umkreis?
Nen Tag zu spät. Mist…Mein kleiner Traum: Wenn riot.grrrl für ihren Beitrag die Tasche bekommt, weil die Mädchenmannschaftredaktion ihren Beitrag schätzt, wären wir in meinen Augen schon ein Stückchen weiter.
Mir fehlt zu oft die politische Dimension über den Tellerrand hinaus. In einer Gesellschaft ohne kapitalistische Zwänge wären die meisten Probleme die hier beschrieben werden schon mal keine mehr und wir könnten uns um wirkliche Gleichberechtigung aus feministischer Perspektive kümmern.
Die Träumerei darf auch heute weitergehen – die Verlosung läuft noch die ganze Woche bis zum 15. März!
Ich schließe mich dem Kommentar von riot.grrl an.
Möchte ihren Kommentar, so wie ich den verstanden habe, aber nur noch mal kurz mit folgendem Beispiel verdeutlichen:
Eine Frau leitet einen Rüstungskonzern.
Ihre Art und Weise den zu führen, dürfte für die Angestellten angenehmer sein.
Aber davon haben die Opfer durch die Waffen, die unter ihrer Leitung hergestellt werden, absolut nichts.
Frank
Frank, ich verstehe leider überhaupt nicht, was du uns mit deinem Beispiel sagen möchtest.
@Anna
Die Gleichberechtigungsstrategie zielt m.E. nur darauf, die Frau besser in das nach wie vor männlich dominierte Gesellschaftssystem zu integrieren.
Das nützt aber weder der Frau noch dem Mann, sondern nur dem System.
Das Problem ist ja nicht in dem System enthalten sondern das System ist das Problem.
Anna, ich hoffe es ist jetzt verständlicher, was ich sagen will. ;)
Na, da frag ich mich nun aber schon, wie man denn „das System“ sonst ändern möchte (ich lese mal raus, dass du mit dem aktuellen auch nicht zufrieden bist).
Und was genau ist denn „die Gleichberechtigungsstrategie“?
@Anna
Mit Gleichberichtigungsstrategie meine ich u.a. die heute auffälligsten Bemühungen für Frauen 1. gleichen Lohn für gleiche Arbeit. 2. Quotenregelung in Wirtschaft und Politik. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, zumal das die Menschrechtskonvention sinngemäß auch fordert.
Aber.
Unsere westlichen Gesellschaften; und nur auf die beziehe ich mich; sind patriarchale kapitalistische Konstrukte mit Hierarchien, die durch Macht- und Besitzdenken entstehen und aufrechterhalten werden. (auch mit Gewalt)
Die zwischenmenschlichen Konstrukte sind geprägt durch die tradierte Heteronormativität mit ihrer sozialen Norm Heterosexualität. (heteronormative Matrix) Das Patriarchat & die Matrix sind Konstrukte des männlichen Denkens. Und zwar ausschließlich. Damit ist die Aufrecherhaltung des Systems gewährleistet. (affirmierter Gewalt – Recht – ) – (patriarchales Paradigma) Stichwort Denken: Denken und Sprache sind untrennbar verbunden.
Demnach machten Feministinnen zurecht darauf aufmerksam, dass beides männlich geprägt ist. Davon ist meines Wissens nach, heute keine Rede mehr. Folglich wird weibliches wie männliches Denken nach wie vor von demselben patriarchalen Grundmuster beeinflusst. Darauf spielte mein o.g. Beispiel an. Deswegen macht es keinen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann der bestimmende Faktor ist, weil das systemkonforme Grundmuster dasselbe ist.
Das Folgende bezeichne ich mal als MM (menschenverachtende Matrix). MM beinhaltet bspw. die systemkonformen Mythen Liebe, Sex, Freiheit, Individualität, monogame Ehe. Ich gehe mal davon aus, dass auch Feministinnen Ehefrauen sind oder es werden wollen. Damit entsprechen sie nicht nur der vorherrschenden Denkweise, sondern halten damit auch das System aufrecht, indem sie mit und ohne Gleichberechtigung leben müssen. Ob bewusst oder unbewusst, macht keinen wirklichen Unterschied.
Außerdem hat die Abgeschlossenheit der monogamen Ehe (im zweier Wohnungsknast) implizit der Gleichgültigkeit gegenüber anderen sowohl die „Häusliche Gewalt“ als auch den „ausgeuferten Kindesmissbrauch“ erst ermöglicht. Da diese Missstände mehr oder weniger tabuisiert sind (was kein Zufall ist) bedeutet ja tatsächlich nichts anderes als Duldung. Nun gibt es ja nicht nur eine Menschenrechtskonvention sondern seit November 1989 auch eine Kinderrechtskonvention. Die hat bspw. die USA noch immer nicht ratifiziert und Deutschland nur mit Vorbehalt.
Nun ja, ich könnte noch mehr über das in Wirklichkeit menschenverachtende System schreiben, das das tatsächliche Problem ist, weil alle anderen Probleme „nur“ Folgeerscheinungen sind.
Fazit:
Demzufolge ist m.E. das Behandeln nur eines Symptoms (Gleichberechtigung) fragwürdig, wenn das Grundübel (System-Syndrom) bestehen bleibt.
Was zu ändern ist, geht wohl auch aus meinem nur unzureichenden Text hervor.
Wie, ist ein anderes Thema.
Frank
@frank: „Eine Frau leitet einen Rüstungskonzern.
Ihre Art und Weise den zu führen, dürfte für die Angestellten angenehmer sein.“
Warum sollte eine Leitung durch eine Frau für die Angestellten angenehmer sein?
Frauen sind doch keine homogene Gruppe.
Es gibt auch hinterlistige Frauen, bösartige Frauen, gemeine Frauen, schwache Frauen etc….
Wenn ich zu meinen Mitmenschen freundlich bin und mich moralisch einwandfrei verhalten, dann deswegen, weil ich an
mir arbeite und mich entscheide mich so zu verhalten. Das mache ich nicht automatisch, weil ich eine Frau bin.
Auch für mich ist es eine Anstrengung gut zu handeln. Indem man Frauen als „das bessere Geschlecht“ ansieht tut man doch
besondere moralische Leistungen von Frauen wieder klein reden.
@steve, the pirate
Da es nur ein Beispiel ist, indem ich ja schlecht Frauen leiten einen Rüstungskonzern schreiben kann, finde ich deinen Einwand überflüssig.
Das „eine Frau“ anders als ein Mann, was auch immer leitet, wird mittlerweile auch von konservativen Wirtschaftsbossen bestätigt Allerdings nur, wenn sie es systemkonform macht, und das machen die meisten. (leider)
Damit rede ich auch nichts klein, zumal es keine Verallgemeinerung ist.
Wo steht denn, dass Frauen das bessere Geschlecht sind?
Frank
@ Frank
Danke für deinen Input.
Auch wenn ich die meisten Dinge nachvollziehen kann, die du ansprichst, machst du m.E. den oft wiederholten Fehler, die ökonomische Basis als Hauptursache jeglicher sozialer Ungerechtigkeiten zu postulieren. Sexismus (ebenso wie Rassismus) werden da frei nach marxistischen Credo als „Nebenwidersprüche“ angesehen. Die Auflösung jener Zwänge, die sich heute aus dem ökonomischen System ergeben, lösen aber nicht auch automatisch sexistische Strukturen auf, hat aber – zumindest theoretisch annehmbar – die Kraft, diese abzuschwächen (z.B. indem der Arbeitsbegriff umdefiniert wird, wie z.B. mit Hilfe eines Bedingungslosen Grundeinkommen, was hier schon mal diskutiert wurde. Davon würden Frauen eine Menge profitieren, indem z.B. unbezahlte Arbeit aufgewertet wird.)
Ansonsten habe ich große Schwierigkeiten damit, dass du die vielen verschiedenartigen feministischen Strömungen mit deinem Begriff „Gleichstellungsstrategie“ auf eine bestimmte Richtung reduzierst. Ja, liberal-konservativer Feminismus ist relativ dominant in Deutschland (Stichwort Thea Dorn, Silvana Koch-Mehrin, Ursula von der Leyen), aber bei weitem nicht das Einzige, was Feminist_innen zu bieten haben.
Und alle Feministinnen wollen/werden heiraten? Woher du diese Annahme hast, ist mir absolut schleierhaft und stützt sich überhaupt gar nicht mit meinen Erfahrungen…
@Magda
Was zu ändern ist, geht wohl auch aus meinem nur unzureichenden Text hervor.
Hallo Magda,
Diesen Satz habe ich deswegen geschrieben, weil ich a) damit darauf hinweisen wollte, dass ich nicht alles ausführlich angesprochen habe und b) meine Zeit beschränkt ist, dem nachzukommen. Dass dabei nicht deutlich wurde, dass ich keineswegs die ökonomische Basis als Hauptursache sehe, magst du mir bitte nachsehen.
Und wie du zu Recht schreibst, gibt es viele feministische Strömungen. Aber ich seh mich außerstande, hier auf alle einzugehn. Denn, sowohl das bestehende gesellschaftliche Konstrukt als auch Alternativen sind zu vielschichtig, um die hier alle ausführlich zu behandeln.
Und ich habe nur geschrieben – „ich gehe mal davon aus, dass auch Feministinnen Ehefrauen sind oder es werden wollen“. –
Von alle Feministinnen steht da nix, gelle. *grins*
PS. Ich hätte wohl besser geschrieben:
dass es auch femministische Ehefrauen gibt,
und Femministinnen die es evtl. werden wollen. *schmunzel*
Aber ok, das Wesentliche für mich ist letztlich, dass nur mit Kommentaren nicht wirklich gut zu kommunizieren ist. Mein Blog ist noch in arbeit, und aus Zeitmangel wird es auch noch etwas dauern bis ich auch was, über das hier nur rudimentär von mir Angesprochene bloggen werde.
I’m sorry about that.
Lg, Frank
Dann lass uns von deinem Blog wissen, wenn der steht! Ich bin gespannt.
Gruß, Magda
das mit dem bedingungslosen grundeinkommen muss mir nochmal wer erkaeren. kriegen alle das, egal ob und wieviel und was sie arbeiten? und kriegen manager_innen, taxifahrer_innen oder sonstwer nicht trotzdem noch was zusaetzlich? falls nicht, wer macht dann die weniger beliebten jobs?
und wie wird hausarbeit aufgewertet, wenn die, die sie nicht machen, doch das gleiche grundeinkommen kriegen? besten dank
@marina
Es gibt einen Film zum Thema. Es werden viele grundlegenden Fragen geklärt. Falls dich das Thema interessiert ein guter Einstieg:
Grundeinkommen
Das Problem ist doch, dass es sowohl Männer als auch Frauen immernoch gibt, die der Meinung sind, Gendern sei sexistisch, weil es Frauen auf ihr Geschlecht reduziert. Die Maskuline Form sei geschlechtsneutral wohingegen die Weibliche Form Männer ausgrenzt und wir uns ja sowieso viel mehr mit Transgender etc beschäftigen müssen (das müssen wir, aber nicht ohne Feminismusdebatte). Ich dachte, wir hätten die 80er hinter uns gelassen. Haben wir aber scheinbar nicht. Wenn solches Denken in vielen Köpfen verhaftet ist, sinkt meine Hoffnung dass wirkliche Quoten etc. irgendwann demnächst nicht nur angeschafft werden, nicht nur akzeptiert werden, sondern sogar überflüssig werden.
Die Frage ist halt, was „Gleichberechtigung“ ist. Wenn man fordert, dass Frauen eine eigene Form in der Sprache bekommen (dann muss es meiner Meinung nach übrigens auch eine männliche Form geben), dass Quoten regeln das 50% Frau und 50% Mann in jedem Betrieb eingesetzt werden oder Ähnliches, hat das meiner Meinung nach nichts, aber auch gar nichts mit Gleichberechtigung zu tun. Wichtig ist, dass jeder Mensch die gleichen Chancen hat.
Gleichberechtigung ist in viel mehr Köpfen angekommen, als hier allgemein angenommen wird. ;-)
@Johannes
Da ich als Einziger Sprache erwähnt habe, möchte ich dazu Folgendes zitieren:
Personenbezogene Pronomen:
Sprachen, in denen es das grammatische Genus und unterschiedliche Pronomen für männliche und weibliche Wesen gibt, zeigen darin männliche Herrschaftsstrukturen, dass das Pronomen für männliche Wesen auch für gemischtgeschlechtliche Gruppen benutzt werden muss. Auch das Pronominalsystem im Deutschen und insbesondere die indefiniten Pronomen wie man, jemand, niemand, jeder, einer, keiner sind sowohl durch sprachliches Ignorieren und Ausschließen von Frauen als auch durch unterschiedliche Chancen des Gemeintseins gekennzeichnet.
Besondere Kontroverse erweckt das Indefinitpronomen man. Nach Duden Grammatik abstrahiert das Indefinitpronomen (unbestimmtes Fürwort) man vom Geschlecht einer oder mehreren Personen und ist neutral. Es umfasst singularische und pluralische Vorstellungen vom Menschen. Nach Weinrich hat das Pronomen man das semantische Merkmal [Person(en)] oder [Mensch(en)].
Pusch erklärt, woran die feministische Sprachkritik Anstoß nimmt, und nämlich daran, dass man sich auf Personen im Allgemeinen bezieht. Dies wird mit seiner Nähe zum Substantiv Mann begründet, die etymologisch und semantisch erfassbar ist.
Das Indefinitpronomen man ist vom Substantiv Mann abgeleitet, das im Althochdeutschen gleichzeitig Mann und Mensch bedeutete. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen definiert es folgendermaßen:
‘Die alte Bedeutung des Substantivs Mann, nämlich ‚Mensch’, ist erhalten in jemand, niemand und im Indefinitpronomen man’.
Das Indefinitpronomen man klingt für feministische Linguistinnen befremdlich, wenn ein weiblicher Zusammenhang gegeben ist. Auch andere Frauen lehnen es immer mehr ab, man in frauenspezifischem Kontext – beispielsweise Schwangerschaft oder Stillen – zu benutzen.
Wie kann man seine Schwangerschaft feststellen?
Indefinite Pronomen jemand und niemand sind formal geschlechtsneutrale Ausdrücke, die jedoch stets mit der maskulinen Form der Relativ-, Possessiv- und Personalpronomen zusammenfallen, die Assoziationen von Männern hervorrufen.
– Ich kenne jemand, der uns helfen könnte.
– Kann mir jemand seine Notizen leihen?
– Niemand darf es tun, wenn er dazu nicht berechtigt ist.
Pronomina jeder, einer und keiner sind schon im Nominativ maskulin markiert. Sie werden aber in Bezug auf Männer und Frauen verwendet. Ihre feminine Entsprechungen jede, eine und keine kann man nur in geschlechtsspezifischer Funktion gebrauchen. Es passiert immer wieder, dass man auf weibliche Personen oder Gruppen mit Maskulinum Bezug nimmt, was oft zur Bildung von sprachunlogischen, gar absurden Aussagen führt:
Die Menstruation ist bei jedem ein bisschen anders.
Quelle>
Demnach bedarf es zumindest keiner männlichen Sprache, denn die gibt es ja schon.
Logische Folgerung: Deswegen habe ich auf Sprache nicht hingewiesen. Und auch nicht, weil es eine weibliche Sprache geben sollte.
Gruß, Frank
In Bezug auf Frauen halte ich es im Sinne von Gleichberechtigung weiterhin für wichtig und richtig, mehr auf strukturelle Gegebenheiten abzustellen.
Leider greift meines Erachtens nach der Gender-Begriff hier zu kurz, da er sich per definitionem auf die individuelle Ebene bezieht, also die persönliche Aushandlung mit der eigenen sexuellen Identität. Ergo bringt es mMn nach relativ wenig lediglich zu versuchen, vorhandene Rollenmuster aufzubrechen und andere ins Spiel zu bringen, um Vorurteile und Stereotypen abzubauen (Stichwort Girls Day, Gender-Trainings usw.), die dann (so die Hoffnung) zu einer gleichberechtigteren Gesellschaft und einem gleichberechtigteren Handeln führen.
Frau zu sein bedeutet nicht nur, Frau zu SEIN als Merkmal (Subjektebene), sondern die zugeschriebene Zugehörigkeit zur Gruppe der Frauen (Objektebene) impliziert gleichzeitig die Positionierung dieser Gruppe in der Gesamtgesellschaft und macht die Verortung dieser Gruppe in diversen Macht- und Dominanzverhältnissen deutlich, die zum größten Teil strukturell verankert und deren Struktur allein diese Macht- und Dominanzverhältnisse reproduzieren.
Gleichstellungspolitik sollte also mehr die Unterschiede von einer formalen Chancengleichheit, denn die ist ja in vielen Teilen schon rechtlich gegeben (Stichwort Grundgesetz), und faktischer Gleichberechtiung, also der Ergebnisgleichheit herausstellen und in diesem Kontext jeweils Strategien erarbeiten, die einander ergänzen und flankieren. Es hilft nichts, einen gesetzlichen Rahmen vorzugeben, der dann mittels einer halbgaren Politik versucht wird durchzusetzen,
uups, auf die Absenden-Taste gekommen…
Klar müssen die Begriffe Chancengleichheit, Chancengerechtigkeit und Gleichstellung definiert und voneinander abgegrenzt werden, um wirklich schlagkräftig arbeiten zu können. Ich wünsche mir also mehr strukturelle Maßnahmen, die weniger Gleichstellung und Chancengleichheit in den Blick nehmen, denn Chancengerechtigkeit, die darauf abzielt, dass am Ende alle zum selben Ergebnis kommen.
Dazu gehört es bspw, dass das BMFSFJ endlich ihrer Familienpolitik eine Frauenpolitik hinzuzieht, die sich an den Vorgaben der UN (CEDAW) und der EU orientiert, eine Nichtdiskriminierungskultur Raum und Schlagkraft gewährt und die Wirtschaft, die ihren Teil zu strukturellen Gegebenheiten beiträgt, aktiv mit einbezieht.
Ein kleines Ziel wäre zumindest mal die Mär von der Kostenwelle von Gleichstellungsgesetzen wegzuwischen, denn eine strukturelle Benachteiligung von Frauen kostet am Ende mehr (Stichwort: EU-vertragsverletzungsverfahren und Fachkräftemangel) und schwächt die Gesamtgesellschaft als die Bürokratie und die Klagen, die damit verbunden sind. Härtere Sanktionen gegen Diskriminierende wären auch eine Möglichkeit. In anderen EU-Ländern hat die Dimension institutioneller und struktureller Diskriminierung sogar eine strafrechtliche Komponenente, in D ist die Politik den zivilrechtlichen Weg gegangen. Okay. Aber dann bitte keine lächerlichen Sümmchen mehr, die bspw. den Arbeitgeber nicht abschrecken.