Heute vor zehn Jahren verstarb die simbabwische Schriftstellerin (und Galeristin) Yvonne Vera mit gerade einmal vierzig Jahren. In ihrem kurzen Leben hatte sie es geschafft gleich eine Reihe von Werken zu veröffentlichen, die bis heute nachhallen und dies auch noch in weiteren zehn Jahren tun werden, denn sie erzählt Geschichten, die so schnell nicht vergessen werden können, in einer Sprache, die unter die Haut geht.
Vera wurde am 19. September 1964 in Bulawayo geboren. Ihre Eltern waren beide LehrerInnen und auch sie ergriff zunächst diesen Beruf. Im Jahr 1986 ging sie dann nach Kanada, wo sie ein Bachelor- und Masterstudium absolvierte und ihre Doktorarbeit verfasste. Zur gleichen Zeit begann sie auch fiktive Texte zu veröffentlichen. In seinem Nachruf zitiert der Schriftsteller Helon Habila sie mit folgender Anekdote:
She was a student in Canada, then in her late 20s, and sent a story to a magazine in Toronto: „I was asked by the publisher if I had more stories. I said ‚yes‘ haphazardly, though I had none. He asked for them. Therefore I set out to write them.“
Sie war Studentin in Kanada, in ihren spätern 20ern, und sie sandte eine Geschichte an ein Magazin in Toronto: „Der Verleger fragte mich, ob ich mehr Geschichten hätte. Ich sagte etwas wahllos ‚Ja‘, obwohl ich keine hatte. Drum machte ich mich auf sie zu schreiben.
Ihr Kurzgeschichtenband Why Don’t You Carve Other Animals? erschien 1992. In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte Vera fünf preisgekrönte Romane (Nehanda, Without a Name, Under the Tongue, Butterfly Burning, The Stone Virgins) und gab einen Band mit Kurzgeschichten anderer afrikanischer Schriftstellerinnen heraus (Opening Spaces: An Anthology of Contemporary African Women’s Writing). Veras Bücher alle sind frauenfokussiert, es sind die Geschichten simbabwischer Frauen zu unterschiedlichen historischen Momenten, an verschiedenen Orten, die sie erzählen wollte. Dabei erleben Veras Protagonistinnen immer wieder Gewalt im unterschiedlichen Formen, sie greift Tabus auf, und beschreibt selbst initierte Abtreibungen. Dies alles kleidet sie in Worte, die die Grenze zwischen Prosa und Poesie nur noch verschwommen wahrnehmen lassen und die auch immer noch Momente von Hoffnung zulassen. Ranka Primorac schrreibt im Journal of Commonwealth Literature:
This latest novel [The Stone Virgins], however, also continues a key thematic thread that runs through all of Vera’s fiction: women’s resistance to the patriarchal and violent male society, and their longing for new and untried futures, often articulated through female friendship and solidarity.
Dieser letzte Roman [The Stone Virgins] fährt auch mit einem Schlüsselthema in Veras fiktiven Schreiben fort: Widerstand von Frauen gegen die patriarchale und gewaltvolle männliche Gesellschaft und ihr Verlangen nach neuen und unerprobten Zukunftsentwürfen, oftmals ausgedrückt durch Freundinnenschaften und weiblicher Solidarität.
In deutscher Übersetzung erschienen Nehanda, Eine Frau ohne Namen, Seelen im Exil. Erzählungen und Schmetterling in Flammen.