Auf der re:publica fing so der Titel einer Veranstaltung an. „Wenn Frauen bloggen…“ Und weiter: „Warum Babykotze genauso relevant ist wie das iPhone.“ Ob das so ist und ob die technikfixierten Debatten ums Internet wirklich den Schluss zulassen, das andere Themen (und in diesem Zusammenhang als „weiblich“ konnontierte Themen) die gleiche Relevanz besitzen – darüber hat sich nun noch einmal Freitag-Autorin Teresa Bücker Gedanken gemacht:
(…) Thematisch kreisen die von Journalisten besprochenen Topblogs allerdings meist um Themen, die ihre eigene Legitimation betreffen. Eine publizistische Vielfalt kann man unter den Leistungsträgern der Netzpublizistik nicht entdecken. Die Szene, die gerne als „digitale Avantgarde“ bezeichnet wird, weist erste Rostflecken auf. Bei Deutschlands größtem Treffpunkt der Netzbürger, der re:publica Anfang April, wirkte die homogene Masse aus technikversierten Männern zwischen 30 und 40 eher undurchlässig, bequem und keinesfalls auf Krawall, Vermehrung und Machtergreifung gebürstet. Das Web 2.0 hat -bislang weniger zur Verschiebung von klassischen Machtstrukturen und Geschlechterstereotypen beigetragen als angenommen.
(…) Frauen schreiben Blogs seltener mit der Absicht, Eigenes zu publizieren, als über Persönliches zu kommunizieren. Während bei Männern durchaus beobachtet werden kann, dass sie beim Bloggen gerne Punkte sammeln und Siege erringen, steht bei Bloggerinnen der Dialog, aber auch die visuelle Darstellung im Vordergrund.
Ihren nachdenklichen und zum Nachdenken anregenden Aufsatz beendet Teresa Bücker mit einer Frage:
„Wieso schreiben so wenig Frauen politische Blogs?“ steht jetzt im Raum. Ich würde auch gern fragen: “Wieso schreiben so wenig Männer über ihre Gefühle?” Ich meine es ernst. Ich bin ja nicht zum Spaß hier.
Die Frage stammt von Liz: http://mevme.com/lizblog/republica-tag-2-rp09/ Tessa hat nur zitiert.
Ihr habt die Antwort doch schon mal gebloggt…
http://maedchenmannschaft.net/kurz-zitiert/
Ich schreib über meine Gefühle. Und manchmal, wenn es ganz hart kommt, auch über Technik. Als Junge. Na und?
Und ich find das Blog hier klasse, um mal kurz das eh langverdiente Lob loszuwerden!
Was mir ganz stark auffällt: Da ich selbst ein Literaturblog führe, habe ich viele Blogs mit diesem Thema abonniert – die meisten davon werden von Frauen geschrieben. (Am Rande sei gesagt, dass das dann einhergeht mit Twilight-Rezensionen, Katzenfotos und rosa Blümchen-Layouts – nicht bei allen natürlich, aber eine Tendenz ist zu beobachten).
Das wundert mich ein wenig, denn ich dachte nicht, dass Männer tatsächlich weniger lesen. Bzw. sind doch Buchrezensionen eigentlich auch eine schöne Bühne, um „Punkte zu sammeln“ (siehe oben) – Männern wird ja auch eine stärkere Tendenz zugeschrieben, deutlich und bestimmt ihre Meinung zu sagen, was ja bei Buchrezensionen auch von Vorteil wäre (und eine zweite Anmerkung: Ja, natürlich sagen auch die Rezensentinnen oft genug ganz deutlich ihre Meinung).
Aber eines stimmt: Politische Blogs von Frauen sind extrem selten. Wer hat Lust, mit mir eines aufzumachen? ;)
mir ist schon klar, wieso. wenn frauen sich in eine männerdomäne wie politik(blogs) einmischen, gibts haue. *hust*
also im übertragenen sinn – man macht sich angreifbar durch die eigene „seltenheit“, wie ein albino im tierreich.
diese angreifbarkeit ist gerade im netz extrem vorhanden und als bloggerin – und ich wette, daß wird die mädchenmannschaft bestätigen – muß man sich gerade auf blogs, die nicht nur von blümchen und twilightbüchern handeln, so einiges gefallen lassen. man wird bis auf die knochen kritisiert, oft beleidigend, unfair und herablassend. das frustriert zuweilen ENORM.
vor allem, weil die zustimmenden kommentare viel seltener sind (da ist die mädchenmannschaft noch eine oase, was wohl auch an der gut geführten moderation liegt). klar – als kommentatorIn misch ich mich auch lieber unter leute, die respektvoll kommentieren als unter ein blogbashing-festival; wer kanns einem verübeln?
kurz und knapp: politische bloggerin zu sein, ist oft von verdruß geprägt.
und daß sich das nicht jede antun will, ist zwar schade ohne ende, aber meiner meinung nach vollkommen verständlich.
Es gibt sehr wohl politische Bloggerinnen und zwar einige.
Bei Blogsport.de schauen solche Leute halt nicht nach…
@ access denied: Liz‘ Frage hieß ja auch nicht „Wieso gibt es keine politischen Bloggerinnen?“, sondern „Wieso schreiben es SO WENIGE Frauen politische Blogs?“
Um Schwarz-Weiß, also Männer=politisch und Frauen=Tagebuch soll es also hier gar nicht gehen.
Auf der FrauenFrühlingsUni, http://maedchenmannschaft.net/grazi-oes-feministisch-in-den-fruehling/ in Graz ist in einem Workshop die Idee zu einem Literatur-Blogprojekt von (jungen) Frauen entstanden — politisch und auf jeden Fall ohne „Katzenfotos und rosa Blümchen-Layouts“ (um mal einen Kommentar von hier oben zu zitieren ;-)).
Sobald das Ganze eine konkretere Form annimmt, wird es der Mädchenmannschaft auf jeden Fall angekündigt.
Feministische Grüße aus Österreich :-)
„@ access denied: Liz’ Frage hieß ja auch nicht “Wieso gibt es keine politischen Bloggerinnen?”, sondern “Wieso schreiben es SO WENIGE Frauen politische Blogs?”
Um Schwarz-Weiß, also Männer=politisch und Frauen=Tagebuch soll es also hier gar nicht gehen.“
Hmmm? verstehe ich jetzt nicht
„„Wieso schreiben so wenig Frauen politische Blogs?““ steht doch im Text? Und so wenige gibt es nicht, dass wollte ich sagen :). Schau mal in Länder wie Saudi Arabien, Iran usw., da schreiben viele Frauen, weil sie sonst kein Gehör finden.
Anbei, die deutsche Bloggerszene ist teilweise auch nur noch nervig. 10 Blogs, ein Inhalt.
@ access denied: Dann haben wir uns einfach missverstanden. Ich hatte deinen Kommentar als „Schaut mal, dort gibt es doch welche!“ verstanden. Und dass es welche gibt, bestreitet ja keiner. Die Frage ist ja nur, warum es so wenige sind.
Aber interessant finde ich ja internationale Unterschiede. Weißt du da noch mehr?
Also ich weiss nicht, ob es viele quantitative Unterschiede gibt.
Allerdings sind die weiblichen Blogger im Iran z.B. anscheinend so eine Bedrohung, dass sie verfolgt werden. Insofern ist da schon ein Unterschied zu hier, wo die Bloggerszene eher wenig Aufmerksamkeit geniesst.
Es erscheint mir allerdings auch logisch, dass es dort mehr Bloggerinnen gibt, denn wenn das die einzige Möglichkeit der Kritik ist, dann wird sie auch genutzt.
Bloggen ist in dem Sinne auch eine sehr demokratische Angelegenheit
wer sich für die bloggerszene im iran interessiert, dem kann ich das buch „wir sind der iran“ von nasrin alavi wärmstens empfehlen.