In jeder Folge der WWW Girls stellen wir euch eine Bloggerin und ihr Weblog vor. Die Bloggerin heute ist im Juni Star-Gast des Monats bei Missy Online:
Die chaotische Welt der Geschlechter
Wie heißt du?
Ich blogge unter dem Namen Khaos.Kind. In dieser Schreibweise mit K und Punkt dazwischen. Da lege ich Wert drauf. Offline heiße ich natürlich anders. Weniger kunstvoll und mehr altdeutsch.
Seit wann bloggst du?
Mein erster Blogeintrag ist vom Oktober 2010. Die Idee schwirrte schon etwas länger in meinem Kopf rum. Je mehr Blogs ich las, um so eher dachte ich mir „Hey, das kann ich auch“. Der Oktober war dann ein guter Zeitpunkt, weil für mich ein komplett neuer Lebensabschnitt begann. Neue Stadt, neues Land, Beginn des Masterstudiums in den Gender Studies und natürlich das Zusammenziehen mit meinem Partner nach viel zu langer Fernbeziehung. Diese Aufbruchsstimmung habe ich dann gleich mit in meinen Blog übernommen.
(c) Frl. Zucker, fraeuleinzucker.blogspot.com
Warum hast du damit angefangen?
Bevor ich selbst mit bloggen anfing, habe ich mir viele Jahre in Chats, Diskussionsforen und den Blogs anderer Menschen die Finger wund geschrieben. Entscheidend für die Positionserweiterung von der Kommentatorin zur Bloggerin war die Erfahrung, dass einige Themen und Sichtweisen mir bei manchen Gesprächen zu kurz kamen. In den Kommentaren anderer Blogs hatte ich natürlich auch gar nicht den Raum, um meine Gedanken alle auszuformulieren.
Aber ich will auch jetzt nicht nur meine Meinung in die Weiten des Netzes stellen, sondern vielmehr ein Anknüpfungspunkt sein. Für die Gedanken und Sichtweisen anderer Menschen. Die dann weiterdenken. Darum kommentiere ich auch weiterhin fleißig bei anderen mit. Bloggen ist für mich vor allem Austausch.
Worüber schreibst du?
Derzeit versuche ich mich auf Themen rund um die Geschlechterverhältnisse, die Gender Studies und Feminismus bzw. das Leben als Feministin zu konzentrieren. Hin und wieder rutschen auch Reflexionen zum Bloggen und der Diskussionskultur mit rein.
Was dir ohne Internet nicht passiert wäre:
Als meine bessere Hälfte und ich einmal in einer Kneipe saßen, trafen wir eine alte Klassenkameradin von ihm. Er hatte sie selbst lange nicht gesprochen und entsprechend verwundert, dass sie ihn noch erkannte. Dann drehte sie sich um und begrüßte mich mit den Worten „Hey, du bist doch die Freundin von x, das weiß ich aus Facebook.“
Ansonsten wäre mir vieles ohne Internet nicht passiert. Einen Großteil meiner Freunde lernte ich über Diskussionsforen kennen, den Menschen an meiner Seite ebenso. Ohne Internet bzw. die daraus entstandenen Begegnungen wäre mein Leben nicht so wie es jetzt ist und ich nicht die, die ich jetzt bin.
Wovon braucht das Internet mehr:
Konstruktive Kritik. Sowohl im Austeilen wie auch im Annehmen. Und Ruhe. Manchmal wirkt es auf mich, als würde übers Internet immer alles jetzt sofort passieren müssen, das erzeugt einen unglaublichen Stress. Jeden zweiten Tag bekomme ich eine Mail, jetzt diese oder jene Petition zu unterschreiben, an dieser oder jener Demonstration teilnehmen zu müssen, weil sonst wahrscheinlich die Welt untergeht. Aktionismus ist wichtig. Aber es ist doch schon sehr paradox davon zu sprechen, dass das Internet nie vergisst und sich dann nicht die Zeit zu nehmen, Worte und Taten zu überdenken oder Gedanken reifen zu lassen.
Außerdem brauchen wir zumindest im deutschsprachigen Raum ein viel stärkeres Bewusstsein dafür, wie unglaublich selektiv und ausschließend das Netz ist. Gerade die BloggerInnen. Wie barrierefrei sind denn die einzelnen Blogs? Wie ist die Altersdurchmischung? Wie werden Geschlecht, Ethnie oder Religionszugehörigkeit dargestellt bzw. wahrgenommen? Gerade bloggen setzt voraus, dass Menschen lesen und schreiben können und einen Internetzugang haben. Und die Zeit, diesen Zugang auch zum Lesen und Schreiben zu nutzen. All das müssten wir mitdenken, wenn von „NetzbewohnerInnen“ und „Digitaler Gesellschaft“ gesprochen wird. Wir sind nicht „alle“ und sprechen nicht für „alle“. Wir sind die, die es sich leisten können.
Frauen im Web sind…
Bunt und vielfältig und nicht verallgemeinerbar. Es gibt viele wunderbare Frauen, die ich gerne lese und für ihren Schreibstil, ihre Offenheit oder ihren Themenwahl bewundere. Und dann gibt es viele, da möchte ich mir an den Kopf greifen, und frage mich, wie sie es überhaupt schaffen, den PC einzuschalten. In ihrer Denk- und Lebensweise spiegeln Frauen im Web die ganze breite Palette wieder und das ist verdammt gut zu wissen.
Deine tägliche Web-Lektüre:
Im Großen und Ganzen die aktuellsten Beiträge von etwa 30 Blogs, so mit Kaffee und Obstsalat zum Frühstück. Neben den üblichen Verdächtigen wie der Mädchenmannschaft, dem Mädchenblog, GirlsCanBlog und dieStandard.at freue ich mich über neue Einträge von Ninia LaGrande (unglaubliche Lebensfreude!), Antje Schrupp (Themen, die mir so noch nicht aufgefallen sind), Anke Gröner (Kultur und Essen), Puzzlestücke (weil sie einfach Recht hat) und in den letzten Wochen habe ich Frau Liebe und glüecklichscheitern für mich entdeckt.
Tipps und Bewerbungen für die WWW Girls an post(at)maedchenmannschaft.net.
Lieben Dank für den Mention, hat mich daran erinnert, Dich endlich auch mal in meine Blogroll aufzunehmen! ;) LG
Äh, ich meine, in meinen Reader… Aber da warst Du natürlich schon drin… Seufz, Montagmorgen…
Oh, wie schön, sowas morgens zu lesen!