Warnungen auf Modezeitschriften

„Dieses Foto wurde retouchiert, um das äußere Erscheinungsbild einer Person zu verändern.“

Solche Warnungen könnten demnächst auf bearbeiteten Bildern in Frankreich erscheinen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Ob Werbung, Verpackung oder Zeitschrift: wer seine Bilder aufhübscht soll das deklarieren oder eine Strafe von bis zu 375.000 Euro, bzw. die Hälfte der Werbekosten berappen. Rund 50 französische Politiker schlagen dies in einem neuen Gesetz vor, das Teil einer Kampagne gegen Essstörungen werden soll.

kellys

Dass heute kaum ein Bild die Realität abbildet, zeigt die Jezebel-Galerie „Photoshop of Horrors“, die seit einigen Jahren die auffälligsten Überarbeitungen sammelt. Auch auf PhotoshopDisasters finden sich unglaubliche Verunstaltungen.

Solange die Bilder nicht auffallend unpassend verändert wurden fällt es vielen Menschen nicht auf. Unsere Wahrnehmung wie faltenfrei und durchtrainiert wir sein könnten wird dennoch beeinflußt. Gerade, weiße Zähne, ein gleichmäßiger Teint und volleres Haar waren die Klassiker, inzwischen sind die Models so dünn, dass ihnen wieder Pfunde auf die Hüften addiert werden. Hervorstehende Knochen will schließlich keiner sehen – obwohl die Realität bedeutet, dass die Beckenknochen schon herausragen, wenn die Hüfte noch immer über den Jeansrand lugt. Kleidergröße 36 geht auch sehr selten mit Körbchengröße C zusammen, mal davon abgesehen, dass die meisten T-Shirts dann gar nicht mehr passen.

photoshop

Doch helfen Warnhinweise tatsächlich? Auf den Zigarettenpackungen werden sie immer größer, weil die meisten Raucher_innen sie nach einiger Zeit wieder ignorieren. Auch verrät „dieses Bild wurde verändert“ nicht, was genau verändert wurde. In dieser Form wären Warnungen nur ein Denkanstoß, wieviele Bilder heute bearbeitet werden. Das Ausmaß der Bearbeitung wird erst bei einem vorher-nachher-Vergleich deutlich – eine Möglichkeit wäre es, die ursprünglichen Fotos mit abzudrucken. Oder die Einführung einer Bearbeitungsskala von 0 (unbearbeitet) bis 5 (keine Pixel an seinem Platz). Dass es zu solch drastischen Maßnahmen kommt, beibt wohl erstmal unrealistisch.

PS: Wer immer noch an den Möglichkeiten von Photoshop zweifelt, dem sei das folgende Video empfohlen.

(Über Jezebel und spare candy.)

39 Kommentare zu „Warnungen auf Modezeitschriften

  1. Danke für dieses aufschlussreiche Posting!
    „Doch helfen Warnhinweise tatsächlich? Auf den Zigarettenpackungen werden sie immer größer, weil die meisten Raucher_innen sie nach einiger Zeit wieder ignorieren. Auch verrät “dieses Bild wurde verändert” nicht, was genau verändert wurde. In dieser Form wären Warnungen nur ein Denkanstoß, wieviele Bilder heute bearbeitet werden.“
    Aber immerhin, ein Denkanstoß wäre schon mal gut!
    Ich erlebe das gerade bei der Tochter (15) einer Freundin mit: sie trägt Größe XS (!) und fühlt sich trotzdem noch „furchtbar“ fett. Ihre Lieblingslektüre: „Starmagazine“. Und in den Läden, in denen sie einkauft, ist oft S die „größte“ Größe…

  2. Kleine Verbesserung, nicht böse gemeint:
    „Dass heute kaum ein Bild die Realität abbildet, zeigt die Jezebel-Galerie “Photoshop of Horrors”, die seit einigen Jahren die auffälligsten Überarbeitungen sammelt. Auch auf PhotoshopDisasters sich unglaubliche Verunstaltungen.“
    Da fehlt das Verb.

  3. das video ist doch tatsächlich geflaggt as inapropriat bei youtube, das kann manchmal echt nerven, zum glück funktionierts embedded…

  4. Also Disney-Hasser fände ich es lustig, wenn in den Pixar-Filmen von der ersten bis zur letzten Minute „Daueranimationssendung“ am oberen linken Bildrand stehen müßte. Ich uneingeschränkt für diesen Regelungsvorschlag.

  5. das video ist erschreckend. ob das gesetz in frankreich was bringt ist jedoch die andere frage.
    gleichzeitig wundere ich mich, warum beinahe jede modezeitschrift die coverfotos nachträglich bearbeitet. kann mir nicht vorstellen, dass alle käuferInnen ein sadistisches interesse daran haben, sich bei betrachten des fotos mit der in bearbeiteter form abgebildeten person zu vergleichen. wo bleiben außerdem so wunderschöne dinge wie sommersprossen oder muttermale? niemand kann doch 24/7 in hochglanz rumlaufen und man sieht unglaublich viele menschen im alltag, die man in natura als schön empfindet. die cover hingegen sehen nicht nach leben sondern nach plastik aus und trotzdem gelten sie zumindest vermeintlich als schönheitsideal. tatsache ist jedenfalls: ein bisschen mehr natürlichkeit würde mancher zeitschrift ganz gut zu gesicht stehen.

  6. Ich finde das geplante Gesetz ganz gut als Denkanstoß.

    Und zu meiner Vorposterin möchte ich anmerken: Ich glaube tatsächlich, dass viele Käuferinnen Retouchierungen erwarten. Es wird doch heutzutage schon etliche Privatfotos retouchiert.
    Es konnten auch viele nicht verstehen, dass wir keine Profifotographen bei unserer Hochzeit hatten, u.a. weil die doch die Fotos so super nachbearbeiten: „Da sieht man weder Pickel, noch Augenringe…“
    Verdammt, nach einem 16-Stunden-Tag habe ich Augenringe und das darf man auch auf den Fotos sehen! Genauso, wie jeder sehen darf, dass ich in Gr 40 geheiratet habe und nicht 36!

    Oder gerade der Wahlkampf: Einige Kandidaten haben extrem wenig Ähnlichkeit mit ihren Plakaten. Da sind die Zähne strahlendweiß, die Narbe an der Lippe weggemacht, ordentlichst weichgezeichnet, ect.,ect.. . Wenn er die richtige Inhalte hat, würde ich lieber nen ehrlichen Quasimode in den Bundestagwahlen als nen künstlich geschönten Bewerber.

  7. Ich finde das Gesetz furchtbar.
    Die Regierung muss sich nicht in alles reinhängen und dass Rauchen schädlich ist oder das Coverfotos geshopped werden lässt sich rel. leicht raus finden.
    Ich will ein umdenken in den Köpfen der Menschen dass sich entwickelt und nicht eins dass von oben aufgedrückt wird.
    Ich komm mir mit diesen ganzen „Rauchen kann dies und das“, „Alkohol hier und da“, „dieses Bild wurde verändert“ Hinweisen am Ende doch vor wie der letzte unmündige Depp, der vom Staat ans Pfötchen genommen werden und alles erklärt und reglementiert bekommen muss.

  8. Ich hoffe immer noch darauf, dass sich eine Frauenzeitschrift eine ganze Ausgabe lang traut, auf Retouchen zu verzichten. Ein PR-Erfolg wäre das garantiert. Wie schaut’s aus: Burda? G+J?

  9. ping:

    vielleicht habe ich ein schlechtes menschenbild, aber meine erfahrung des heutigen tages ist tatsächlich: der großteil der menschen, die ich kenne ist total unmündig. wird mir gerade wo es auf die bundestagswahlen zugeht und ich lauter erstwählern, die mir an einem tag sagen ich solle aufhören zu nerven, wenn ich sage, dass da gerade einer der kandidaten des wahlkreises vorbeilief, weil sie das nicht interessieren würde, und ich ihnen am nächsten tag erklären soll wofür die parteien, die zur wahl stehen überhaupt stehen und am darauffolgenden tag, nachdem sie schon briefwahl gemacht haben, wie das mit der erst- und zweitstimme überhaupt in etwa funktioniert.

    ich habe immer vorrausgesetzt, dass menschen in dem alter, die wählen dürfen, eine gewisse mündigkeit haben und sich selbst informieren worum es eigentlich geht und wie das funktioniert. dass man zumindest weiß dass die cdu eher konservativ ist und was liberal bedeutet, wenn sie wählen gehen. das komplette wahlprogramm kann ich ja auch nicht auswendig. aber anscheinend habe ich mich getäuscht. ich bin ja selbst nicht so viel älter und die leute gehören auch nicht zu irgendeinem problemmilieu. die sind irgendwo in der mitte.
    man könnte ins feld führen, dass leute um die 18 vielleicht noch wachsen müssen, muss ich ja geistig auch noch, aber es geht ja hier auch gerade um teenager, die sich diese bearbeiteten bilder als vorbild nehmen und meinen ’so muss ich auch aussehen.‘

    darum ist mein punkt: ich glaube es ist eine wichtige aufgabe des staates das bewusstsein für bestimmte dinge zu schärfen. viele menschen denken über solche sachen einfach tatsächlich nicht nach und fragen nicht kritisch nach. da kann man noch so viel ’sapere aude!‘ an die wände sprühen.

  10. @kaltmamsell

    doch, doch. das gab’s so ungefähr tatsächlich schon mal.
    die französische „elle“ hatte im april dieses jahr eine ausgabe mit dem titel „stars sans fards“ mit dem untertitel „sans maquillage – sans retouches – huit femmes osent la beauté vérité“ rausgebracht. zu diesen acht frauen gehörten dann sophie marceau, monica belluci, eva herzigovina und charlotte rampling.
    darüber haben dann unter anderem auch feministing
    http://www.feministing.com/archives/014832.html
    und jezebel
    http://jezebel.com/5214679/stars-without-makeup-is-the-new-french-elle-a-step-back
    berichtet.

    schöne frauen und schöne fotos in jedem fall…

  11. Ausnahmslos alle Bilder die in Magazinen jeglicher Art abgedruckt werden sind in irgendeiner Form verändert, so dass die Abgebildeten besser aussehen.

    Und die Veränderung erfolgt nicht nur durch den Computer, sondern auch durch eine auf das Motiv abgestimmte Beleuchtung mit merehren Lichtquellen. Und wo heute der Computer die Haut zusätzlich ebener und reiner erscheinen lässt, wurde früher ein leichter Ölfilm auf die Linse aufgetragen.

    Nahezu jedes Bild müsste den Warnhinweis bekommen, das ist totaler Unfug, genau wie die erwähnten Warnhinweise auf den Zigarettenschachteln.

    Das größte Problem der Politiker ist: Sie befinden sich in einer total anderen Generation! Jede junge Frau weiß das es so abläuft, auch das kleine Fettpolster kaschiert werden, ein Warnhinweis wiederholt nur noch einmal das, was sowieso schon alle wissen, verbessert aber nicht die Situation, sondern beruhigt nur die Gemüter.

    Das einzige was einen Effekt haben KÖNNTE ist es die Modemacher immer wieder darum zu bitten die Models wenigstens schlank anstatt ultra schlank sein zu lassen. Aber per Gesetz geht das natürlich nicht.

  12. jede junge frau weiß, dass das so abläuft?
    vielleicht im prinzip, ja. ist sie sich dessen denn auch bewusst wenn sie so ein bild sieht und sich damit vergleicht?
    ich glaube nicht. ich glaube auch nicht daran, dass das eine frage der generationen ist, zumal ich mich ja selber zu der generation zähle, die zu den jungen frauen gehört. und ich höre ständig sätze wie ‚bah, ist die fett!‘ wenn jemand zwar gepflegt, aber nicht perfekt ist, oder mädchen, die erzählen, dass sie morgens nicht aus dem haus wollen und weinen, weil sie ihr glätteisen nicht finden, auch wenn das natürlich ein extrembeispiel ist. woher ihre ideale kommen, das wird gar nicht hinterfragt.

  13. „vielleicht habe ich ein schlechtes menschenbild, aber meine erfahrung des heutigen tages ist tatsächlich: der großteil der menschen, die ich kenne ist total unmündig.“

    Und das ändert sich indem sie noch unmündiger gemacht werden?
    Der Vergleich Bundestagswahl – retuschierte Fotos ergibt für mich gar keinen Sinn.
    Willst du die Leute zwingen sich mit den Parteien und ihren Programmen auseinanderzusetzen?

    „darum ist mein punkt: ich glaube es ist eine wichtige aufgabe des staates das bewusstsein für bestimmte dinge zu schärfen.“

    Der große Vorsitzende Mao würde sich freuen.
    Ich denke der Staat hat sich aus der Gesellschaft rauszuhalten so weit es geht.
    Soviel Staat wie nötig nicht wie möglich.

  14. und ich halte eben den staat in vielen punkten für nötig.
    danke, dass du mich gleich in diese linksextreme ecke schiebst.

    der vergleich mit der bundestagswahl machte für mich einen sinn, weil mündigkeit sich nicht nur auf die analyse von retuschierten fotos bezieht und weil die beschäftigung mit dem system erststimme zweitstimme jetzt wirklich nicht schwierig ist. ich mache doch auch keinen fallschirmsprung bevor ich nicht weiß wie sich der fallschirm öffnet.
    wenn man nicht weiß wie das mit dem wählen funktioniert ist das nicht demokratisch, weil wahllos. dann ist man eben nicht mündig.
    darum gibt es theoretisch den politikunterricht, vom staat organisierte schulpolitik, die versucht das bewusstsein für soetwas zu fördern.

    nein. ich will niemanden zwingen sich mit den parteien und ihrem programm auseinanderzusetzen, aber wenn man wählt sollte man doch so in grundzügen wissen was man da tut.
    genauso bei der orientierung an retuschierten bildern.
    die spielregeln kennen.

    dann sag mir, wie sie mündiger gemacht werden sollen, wenn der staat die aufgabe nicht übernimmt. und warum werden sie durch solche hinweise unmündig? sie sagen ja nicht: find das nicht mehr schön, das ist retuschiert.

  15. in diesem einen punkt hat frank recht: wo festmachen was retuschiert ist und was nicht?

    ich glaube auch nicht, dass solche warnhinweise die ganze maschinerie die da in den köpfen der menschen losläuft wenn sie solche bilder sehen ausschalten würde. aber für eine gewisse zeit würden sie das bewusstsein darauf lenken. vielleicht machen sich dann ein paar mehr menschen gedanken darüber, die das sonst ausgeblendet haben.
    und vor allem würde so ein gesetz zur öffentlichen diskussion führen. –> …

  16. der vergleich war übrigens auch nicht bundestagswahl/retuschierte fotos sondern ‚mündigkeit’/’mündigkeit‘.

  17. @Frank P. Es gibt leider jede Menge Menschen (jung ung alt, jeden Geschlechts) die das gar nicht wissen, nicht glauben oder es einfach nicht reflektieren.

  18. @Theresia
    Also in die linke geschweige denn linksextreme Ecke würde ich dich mit den Aussagen nie schieben.

    „dann sag mir, wie sie mündiger gemacht werden sollen, wenn der staat die aufgabe nicht übernimmt. und warum werden sie durch solche hinweise unmündig?“

    Warum solche Aufkleber den Menschen unmündig machen habe ich oben schon geschrieben.
    Die einzige Aufgabe die der Staat übernehmen kann um die Menschen mündiger zu machen ist ihnen Bildung zukommen zu lassen.

    „aber für eine gewisse zeit würden sie das bewusstsein darauf lenken.“

    Und danach interessierts niemanden mehr, genauso wie bei den Warnhinweisen auf den Zigaretten, aber immerhin noch ein Bereich in dem der Staat was zu sagen hat.
    Schön.

    Vielleicht beschließt die Regierung noch ein Gesetz das so ein Aufkleber auf Autos muss „Schnell besoffen fahren kann tödlich sein“.
    Hauptsache die Leute dumm halten.

  19. @Helga

    „Es gibt leider jede Menge Menschen (jung ung alt, jeden Geschlechts) die das gar nicht wissen, nicht glauben oder es einfach nicht reflektieren.“

    Man kann aber nicht für jeden hartnäckigen Einzelfall der etwas nicht weiß oder nicht wahrhaben will ein Gesetz schaffen.

    Und die wenigen die es nicht wissen, interessieren sich in der Regel gar nicht für den Model/Mode Bereich.

    @Theresia
    „jede junge frau weiß, dass das so abläuft?
    vielleicht im prinzip, ja. ist sie sich dessen denn auch bewusst wenn sie so ein bild sieht und sich damit vergleicht?“

    Ich denke zu 99% ist sie sich bewusst, aber wer sich selber ggü kritisch eingestellt ist wird im zweifelsfall immer annehmen die Veränderungen seien minimal. Aber was soll man jetzt machen, soll nun unter jedes Bild die Angabe:

    Achtung, an diesem Bild wurden Veränderungen vorgenommen, es wurden x Gramm Fett unsichtbar gemacht, der Bräunegrad der Haut um x Prozent verstärkt, multiple Lichtquellen verwendet, die Hautstruktur um x Prozent geglättet, die Zähne um x Grade aufgehellt … ?

    Ohne solche Angaben ist das unterfangen ziemlich sinnlos, und mit ist es lächerlich im Vergleich zum gesellschaftlichen Nutzen, und auch in Anbetracht der Beeinträchtigung der wie soll ich sagen „psychisch stabilen“ Leser.

  20. Helga,

    „@Frank P. Es gibt leider jede Menge Menschen (jung ung alt, jeden Geschlechts) die das gar nicht wissen, nicht glauben oder es einfach nicht reflektieren.“

    das ist mal wieder dieser Ansatz, die Menschen vor ihrem eigenen freien Willen schützen zu wollen, weil irgendwer der Meinung ist, daß der gar nicht so frei ist. Ich bekomme da Bauchschmerzen. Gerne auf jedes Magazin den Hinweis, daß Modefotographie professionell entsteht und ggf. elektronisch gängingen Schönheitsidealen angepaßt wird.

    Am Rande, ich kenne Frauen, die auch ohne Photoshop so aussehen wie das Model im rechten Bild. Und ich kenne Models, die halt im wahren Leben nicht so aussehen wie auf ihren Sedphotos.

  21. „das ist mal wieder dieser Ansatz, die Menschen vor ihrem eigenen freien Willen schützen zu wollen, weil irgendwer der Meinung ist, daß der gar nicht so frei ist.“

    Eines sollten wir hier mal konstatieren: Der „freie“ Wille ist an dieser Stelle ein Gegenstand purer Manipulation. Oder warum, glaubst du, werden Fotos manipuliert?

    Auf diese Weise werden Menschen zu Konsumenten manipuliert. Es wird ihnen ein (nahezu unerreichbares) Ideal vorgespielt, um damit letztlich Produkte zu verkaufen.

  22. Susimaus,

    „Auf diese Weise werden Menschen zu Konsumenten manipuliert. Es wird ihnen ein (nahezu unerreichbares) Ideal vorgespielt, um damit letztlich Produkte zu verkaufen.“

    Und alle anderen Menschen sind, im Gegensatz zu Dir, zu Blöd, das zu raffen. Na dann. Gut zu wissen.

  23. ich finde das ein sehr schwieriges thema. als fotografin von sozialreportagen, die sich authentizität auf die fahnen schreibt, überlege ich bei fotos immer sehr genau, wie weit bearbeitung gehen darf. doch die grenzen sind sehr fließend. es fängt bei der wahl des objektives und dem objektabstand sowie der perspektive an (dementsprechend werden verzeichnungen erzeugt oder vermieden), geht über die beleuchtung (davon hängt ab, ob oberflächen wie haut dellig, flach, faltig und mit häärchen oder eben rein und eben abgebildet werden) bis hin zu der bearbeitung (bei anderen fotografie-genres kommt noch der teil der schminke und kleidung), die nicht nur retouchierung von unebenheiten, leberflecken, pickeln etc miteinschließt, sondern auch durch kontraste, helligkeit und sättigung großen einfluß nimmt. schweißflecken etc sind natürlich auch ein thema. und eben wie hier: das verändern von proportionen.

    das ist ein faß ohne boden. die veränderung des bildes fängt genau genommen schon bei der erstellung an. einige darstellungsmittel sind eben akzeptierter oder gewohnter als andere. und dennoch, obwohl ich all das weiß, ertappe ich mich selber manchmal beim „glauben“ von „fotos“, die man eigentlich „fotografisch erzeugte illustrationen“ nennen müsste.

    ich denke, wichtig ist -wie bei allem anderen, was in den medien passiert auch- daß man sich der manipulationen immer bewußt sein sollte und das eben auch kindern und jugendlichen vermittelt. es geht ja nicht nur um die darstellung von frauen auf fotos, sondern um alle darstellungen auf/in scheinbar glaubwürdigen dokumenten. nachrichten werden genauso aufbereitet, selektiert und verändert (im sinne von der darstellung aus einer bestimmten perspektive) wie die oben besprochenen fotos!

  24. „Eines sollten wir hier mal konstatieren: Der “freie” Wille ist an dieser Stelle ein Gegenstand purer „Manipulation. Oder warum, glaubst du, werden Fotos manipuliert?“

    Die Fotos werden manipuliert, damit sie Frauen mehr ansprechen. Diese wollen anscheinend Zeitschriften kaufen, die schöne Frauen auf dem Cover haben.

    „Auf diese Weise werden Menschen zu Konsumenten manipuliert. Es wird ihnen ein (nahezu unerreichbares) Ideal vorgespielt, um damit letztlich Produkte zu verkaufen.“

    Wie wäre es denn mit Warnhinweispflicht auf Pushup-BHs? Damit wird anderen Frauen vorgespielt, dass es möglich ist, schlank zu sein und einen großen Busen zu haben. Damit wird ebenfalls ein schwer erreichbares Ideal vorgespielt um einen Vorteil zu erlangen. Somit wird der Schlankheitswahn gefördert. Würden die schlanken Frauen nicht pushen können würden viele von ihnen weniger attraktiv wirken und weniger schlanke Frauen würden mehr Aufmerksamkeit bekommen. Demnach ein gesünderes Körperbild. Zudem werden Pushup-BHs auch mit der Absicht getragen zu manipulieren. Genau wie hochhackige Schuhe (verlängerung der Beine) und Schminke (Überdeckung unreiner Haut und Vortäuschen von Anzeichen sexueller Erregung etc).

    Im übrigen ist das heutige Schönheitsideal nicht nahezu unerreichbar. Models werden in Diskos entdeckt, es handelt sich um normale Frauen. In jeder Schulklasse ist zumindest eine Frau, die zumindest eine 9 ist, an jeder Schule mehrere die eine 10 sein könnten. Bei „Germanys Next Topmodel“ machen Frauen mit, die nicht aus dem Labor sind. Ich sage nicht, dass es einfach ist und natürlich braucht man etwas genetisches Glück dazu, aber das heutige Schönheitsideal ist nicht unerreichbar und man kann gesund bleiben um es zu erreichen.

    Die Modeindustrie gibt glaube ich eher das schönheitsideal von frauen wieder, die ja was schönheit für frauen angeht deutlich schlanker verlangen als Männer. Die Frauen, die bei Männern als schön gelten, sind sicherlich auch sehr schlank, aber Frauen finden noch schlankere Frauen schön. Genauso wie Männer Männer mit mehr Muskeln als attraktiver einschätzen.

  25. Wie wäre es denn mit Warnhinweispflicht auf Pushup-BHs? Damit wird anderen Frauen vorgespielt, dass es möglich ist, schlank zu sein und einen großen Busen zu haben.

    *rofl* Die Anwenderinnen müssten dann ein Button tragen..

    Aber bei Massenmedien ist das imho anders gelagert, und durchaus problematisch. Warnhinweise bringen aber gar nichts, denke ich. Da hilft nur Medienkompetenz und eine möglichst große Vielfalt an Bildern.

    Tatsächlich müsste man also schauen, ob derart gephotoshoppte Bilder sich überall aufdrängen – Erst dadurch wird imho der freie Wille ausgehebelt.

  26. „Die Fotos werden manipuliert, damit sie Frauen mehr ansprechen. Diese wollen anscheinend Zeitschriften kaufen, die schöne Frauen auf dem Cover haben.“

    Die Fotos werden manipuliert, um ein Image zu transportieren. Verkürzt formuliert versprechen solche Fotos Erfolg, Reichtum, Glück. Das gängige Klischee von Fotomodel: viel Geld, Reisen, tolle Klamotten, Männer. Der Normalfrau suggeriert das den Wunsch, wenigsten ein bisschen so sein, wie ein Model und die Botschaft lautet: „Wenn du dieses MakeUp kaufst, diesen Designer trägst und diese Zeitschrift liest, dann bekommst du ein Stück von Glück. Wir sagen dir, wie es geht. Wir kennen die Tricks. Wir wissen, was IN ist.“

    „Im übrigen ist das heutige Schönheitsideal nicht nahezu unerreichbar. Models werden in Diskos entdeckt, es handelt sich um normale Frauen.“

    Ja, und weil sie so normal sind, werden u.a. die Fotos manipuliert.

    (Natürlich werden Models auch aufwendigst gestylt. Auch das steht der normalen Frau eher nicht zur Verfügung und etabliert ein schwer erreichbares Ideal. Da ist übrigens der Sinn eines Ideals. Es ist eine Überhöhung.)

  27. Nachtrag zu idealisierten Darstellungen:

    Die finden sich, seit Mensch Abbilder von sich schafft. Von der Venus von Willendorf, über Selbige von Milo und (fast) die gesamte Antike, Ägypten selbstverständlich, Leonardos Mona Lisa und die Dicken von Rubens, bis hin zu heutigen Mangas wird die Darstellung des Menschen idealisiert.

    Ob Frauen schon immer idealisierte Frauen sehen wollten? Die wurden wohl in den seltensten Fällen dazu befragt.

    In den meisten Fäll war und ist an die Idealisierung eine Art Glücksversprechen geknüpft.

    Ob die Frauen heute solche Fotos sehen wollen, erfahren wir hier:

    http://www.scienceticker.info/2007/03/27/modelfotos-treffen-alle-frauen/

    Zitat: “Diese unrealistischen, retuschierten oder teils im Computer erzeugten Bilder haben einen schädlichen Einfluss auf Frauen und ihr Selbstwertgefühl”

    Und hier zur gleichen Studie:

    http://www.sdk.de/go_onmeda.php?news_id=2179

    Zitat: „Alle Frauen, die mit Fotos von Modeln konfrontiert wurden, waren weniger zufrieden mit ihrem Körper als vorher.
    Bisher war man davon ausgegangen, dass Model-Fotos, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, auf übergewichtige Frauen einen stärkeren Effekt in Bezug auf die Körperwahrnehmung haben als bei schlanken Frauen. Diese Theorie wurde in der jetzt durchgeführten Studie widerlegt: Jede Frau – unabhängig vom Alter, dem Gewicht und der Körpergröße – fühlte sich nach dem Betrachten von Model-Fotos weniger wohl im eigenen Körper als zuvor.“

    Dieser Unzufriedenheit kann (kann, muss nicht!) einen Konsumanreiz darstellen. Diese Manipulation erfolgt natürlich unbewusst.

  28. Hallo zusammen,
    tja… schwierig…

    An sich finde ich die Idee mit dem Warnhinweis ja gut…

    Ich würde ganz generell gerne wissen, wenn ein Foto retuschiert wird… und seit ich mal eine Reportage gesehen habe wie wenig manche Modelbilder mit der Realität zu tun haben ist mir klar, wie wir da manchmal für dumm verkauft werden…

    Ich denke auch, daß es uns Frauen nicht gut tut uns mit absolut unerreichbaren, weil nur im Computer existenten Idealbilder zu vergleichen…

    Daher… gute Idee… nur… kann man das auch sinnvoll umsetzen…?

    Es wurde hier ja schon angesprochen…

    Wo fängt man mit dem Kennzeichnen an… und wo hört man damit auf…?

    Schminken und Stylen ist ja genau genommen auch schon ‚Manipulation’… und schmeichelndes Licht ebenso…
    Soll das auch schon gekennzeichnet werden…?
    Oder nur die direkte Manipulation des Bildes im Computer…?

    Und wie kennzeichnet man sowas sinnvoll…?
    Nur der Hinweis, daß da was manipuliert wurde bringt wohl eher wenig denke ich…
    Aber wie soll es dann gehen…?
    Es kann ja schlecht überall dabei stehen, was gemacht wurde…

    Ich rede da jetzt auch aus eigener Erfahrung… weil ich auch gerade ein Bild beim Profi habe machen lassen… und mich da jetzt auch frage, was genau dabei eigentlich gemacht wurde…

    Interessanterweise außer Schminken, Stylen und gutem Licht vermutlich nicht mal viel… weil ich unbearbeitet Bilder zum Vergleich habe die praktisch genauso aussehen…

    Man kann also auch ohne direkte Bildmanipulation schon sehr viel machen… das dann im obigen Fall auch nicht kennzeichnungspflichtig wäre… und so ganz echt wäre das Bild trotzdem nicht…

    Viele Grüße
    Klaudia

  29. Hallo allerseits,

    ich finde Warnhinweise auf Zeitschriften auch nicht sinnvoll, wie die meisten meiner Vorredner denke ich auch, dass es denselben Effekt hätte, wie die Warnungen auf den Zigarettenschachteln: keinen. Wie wäre es, wenn man solche Retuschierbeispiele wie das Video im Sexualkundeunterricht zeigen würde? Ich weiß ja nicht, wie der Sexualkundeunterricht heute generell ausschaut, aber es könnte bestimmt von Nutzen sein, wenn den Jugendlichen solche Bescheißereien in einem Alter aufgezeigt wird, in dem sie gerade ein sexuelles Körpergefühl entwickeln, und somit mitkriegen, dass es den perfekten Körper einfach nicht gibt. Oder im Ethikunterricht. Wobei natürlich idealerweise die Eltern die Aufklärung übernehmen, aber welcher Teenager glaubt es seinen Eltern, wenn diese sagen, dass man doch ganz normal ist in all seinen Eigenheiten? Zumindest mich hatten meine Eltern nicht beruhigen können, als man mich schon im Kindergarten wegen meiner großen Brille auslachte ;-) .

  30. Ich würde mir bei jedem nachbearbeiteten Bild auf derselben oder benachbarten Seite verpflichtend ein verkleinertes Originalfoto wünschen. Am Ende im Bildnachweis wäre auch ausreichend. Wenn’s nur die Helligkeit war die verändert wurde sieht man halt nicht viel, aber ob einem Model die Beine halb so dick gemacht oder die Falten wegretuschiert wurden, das fände ich (auch als Mann!) schon sehr interessant. Bereits im vorigen Jahrhundert wurde mit Fotomontage die Realität, oder gar die Geschichte gern mal „zurechtgebogen“, deshalb gab es auch anscheindend eine Zeitlang eine Hinweispflicht auf eine „Fotomontage“.

    Die Gemeinheit an der Sache ist ja, daß Fotos unbewusst immer noch als direkte Abbildung der Wirklichkeit wahrgenommen werden. Ohne Vergleich mit dem Originalfoto kann man vielleicht noch erkennen, daß etwas verändert wurde, aber was genau und wie das vorher ausgesehen haben könnte, das lässt sich praktisch nie rekonstruieren. Ein kurzer Blick auf’s originale Bild der Kamera und man wäre „im Bilde“.

    Ein Extrembeispiel um eine derartige Pflicht zu begründen? Ein Mensch der ohne gefragt zu werden abgebildet werden darf (z.B eine Politikerin) wird durch digitales Nachbearbeiten deutlich häßlicher gezeigt als sie auf dem Originalbild zu sehen war und dadurch seelisch getroffen oder womöglich sogar ihr Image beschädigt. Hätte sie überhaupt eine Handhabe dagegen vorzugehen? Wenn ja, repariert es wirklich den angerichteten Schaden, wenn sie Monate später das Originalbild als Gegendarstellung abgedruckt bekommt? Mit einem kleinen verpflichtenden Originalbild könnte sich jeder den es interessiert sofort vergewissern inwieweit das Bild verändert wurde.

    Übrigens ist das schon oft vorgekommen, Thomas Mann hatte zum Beispiel vor fast 100 Jahren dieses Problem: Ein Bild das ihn als Kind zeigte wurde auf „häßlich“ retuschiert. Damals bekam er vom Gericht ein gleich großes Bild an derselben Stelle der Tageszeitung (Titelseite) zugesprochen („War Thomas Mann ein häßliches Kind?“).

  31. das würden sich viele politiker aber warscheinlich nicht wünschen – bei all den bearbeitungen hin zum positiven auf den wahlplakten, die dann gekennzeichnet und/ oder im original gezeigt würden…
    :-D

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