In jeder Folge der WWW Girls stellen wir euch eine Bloggerin und ihre Weblogs vor. Heute:
Puzzlestücke (auch auf Facebook)
bisexualitaet.org (ebenfalls auf Facebook und @bisexualitaet)
Wie heißt du?
Aktuell bin ich unter dem Namen „Paula“ im Netz unterwegs – das ist der Name, den mir mein Vater nach meiner Geburt geben wollte, wozu es leider nicht kam. Auf Twitter wohne ich unter dem Namen @puzzlestuecke.
Seit wann bloggst du?
Mein erstes Blog/LiveJournal führe ich seit Januar 2002; das ist inzwischen allerdings komplett privat und nur noch für enge Freunde einsehbar. Im Dezember 2010 habe ich meinem jetzigen Blog, Puzzlestücke, Leben eingehaucht, und seit April 2011 schreibe ich zusammen mit Deef Pirmasens das Blog bisexualitaet.org.
(c) Frl. Zucker, fraeuleinzucker.blogspot.com
Warum hast du damit angefangen?
Früher vorrangig, um Kontakt zu meinen Freund_innen zu halten, die ich auf verschiedenen Veranstaltungen deutschlandweit kennengelernt hatte. Damals hätte ich es komisch gefunden, Wildfremden meine Gedanken und Ansichten darzulegen. Es gab ja damals auch noch keine nennenswerte „Blogger_innen-Szene“ (was immer sich hinter diesem Begriff verbergen mag). Inzwischen sehe ich das anders und nutze mein Blog ganz bewusst dazu, meine Gedanken niederschreiben und sie auch mit anderen diskutieren zu können, ohne dass diese „Hemmschwelle Freundschaft“ dazwischen steht.
Worüber schreibst du?
Eigentlich quer durch den Gemüsegarten. Das können aktuelle Themen sein oder welche, über die ich mich immer wieder aufrege, Rezensionen von Filmen oder PC-Spielen (oft in Bezug auf Gender/Sexualität) oder auch ganz private Sachen, die ich einfach mal loswerden muss. Eigentlich habe ich tausend Dinge im Kopf, über die ich schreiben möchte, müsste aber für vieles so arg recherchieren, dass mir momentan leider die Zeit fehlt.
Bei bisexualitaet.org schreiben Deef Pirmasens und ich über Themen rund um Bisexualität bzw. haben auch schon zwei Podcasts (hier und hier) dazu produziert. Auch hier wechseln wir zwischen allgemeineren Themen, die Bisexualität nur einschließen (z.B. Homo-Ehe, CSD) als auch ganz spezifischen Bi-Themen, weil uns diese einfach zu selten thematisiert werden. Wir freuen uns da auch sehr über regen Austausch mit unseren Leser_innen.
Was dir ohne Internet nicht passiert wäre:
Ohne Internet wäre vieles in meinem Leben nicht passiert, aber bis heute in Erinnerung geblieben ist mir mein 18. Geburtstag, an dem ich aufgrund komplizierter Familienverhältnisse ganz allein zu Haus war. Aber dadurch, dass fast alle meine (durch ganz Deutschland und Österreich verteilt wohnenden) Freund_innen an diesem Abend in unserem IRC-Chat-Channel auf mich warteten und online mit mir feierten, war es dann doch ein superschöner Geburtstag.
Wovon braucht das Internet mehr:
Mehr deutschsprachigen Inhalt bzw. Übersetzungen „großer“, oft zitierter Seiten, wie z. B. „Feminism 101“, „Derailing for Dummies“ oder „The Bisexual Index“ – das sind tolle Texte, deren Übersetzungen teilweise schon in Angriff genommen, aber bisher leider nie beendet wurden. Außerdem: mehr Barrierefreiheit. Mehr Aufklärung, dass „dieses Internet“ nichts Böses ist. Mehr Smileys, vor allem in schriftlichen Konversationen. Mehr Vernunft. Mehr Gelassenheit.
Frauen im Web…
… sind mir oft genauso wenig präsent wie Männer, weil ich das Geschlecht hinter einem geschriebenen Text nicht sehe und es mich in der Regel auch gar nicht interessiert, da es mir vorrangig um den Inhalt geht. Vermutlich stimmt die Behauptung, dass in Tech- oder Games-Blogs weniger und in feministischen oder Gender-Blogs mehr Frauen am Werk sind. Doch glaube ich nicht, dass eine „Themen-Quote“ bezüglich Blogs erzwungen werden könnte, denn das sind nun einmal sehr interessenslastige Kanäle. Im Endeffekt spiegelt das Netz ja doch nur die reale Welt wieder, auch wenn ich sagen muss, dass mir Geschlechterdiskriminierung offline wesentlich öfter aufgefallen ist als online.
Deine tägliche Web-Lektüre:
Neben Facebook, Twitter und diversen Online-Zeitungen ist das mein RSS-Reader, in dem sich neben der Mädchenmannschaft, Netzpolitik.org oder Bi Social Network viele kleine Blogs befinden, die nur unregelmäßig aktualisiert werden. Außerdem werden mir ständig von verschiedenen Seiten Links zugeschickt, woraus sich ein buntes Mischmasch interessanter Lektüre ergibt. Und wenn das Internet mal leergelesen sein sollte, gibt’s ja immer noch die zufälligen Artikel auf Wikipedia.
Tipps und Bewerbungen für die WWW Girls an post(at)maedchenmannschaft.net.
Hallo Paula,
ein wunderbar privat-(blog)politisches Interview. Wir kennen uns ja auch über das Internet, und ‚verfolge‘ deinen Blog auch mit wachsender Neugierde. Bisher – und das wird auch weiterhin so bleiben, da bin ich mir sicher – habe ich viel gelernt und mich auch das Kommentieren getraut. Das fiel mir anfangs immer noch etwas schwer. Das mag auch eine Frage des Geschlechts sein.
Und ich verfolge eure gemeinsam betriebene Seite auch genau. Die Podcasts sind eine gute Einladung zur Diskussion, kann ich da nur sagen.
Ich finde es toll, wie du über deine Entwicklung als Bloggerin sprichst. Ich neige dazu, mit meinen Blogs immer mal wieder umzuziehen, weil ich bei Technik und Inhalt dazulerne und mich verändern will. (Nur die Adressänderungankündigung gestaltet sich gelegentlich ein bisschen schwierig.)
Bis dann, beim nächsten Text.
Wie ich das IRC vermisse. :( Ich weiss ich könnte einfach wieder connecten aber irgendwie sind doch alle alten Bekanntschaften nach und nach verschwunden. Wie ich selbst eben… traurig :(
Sehr guter Beitrag von dir! Vielen dank.
Ich lese deinen Blog zwar sporadisch, dafür aber wirklich sehr gerne.