Es sind erst wenige Jahre nach der Unabhängigkeit und es tobt der Biafra-Krieg. Bei einem Bombenangriff auf ihren Heimatort kommt Ijeomas Vater ums Leben. Ihre Mutter, in ihrer Verzweiflung, Trauer und auch Wut, weiß nicht weiter und gibt Ijeoma bei einem Freund des Vaters in einem anderen Ort, außerhalb des Kriegsgebiets, in Obhut. Dort soll die Elfjährige für einige Zeit im Haushalt helfen, im Gegenzug verspricht der Freund, the teacher, ihre Schulbildung zu finanzieren.
In der kommenden Zeit verändert sich für Ijeoma vieles. Sie verliebt sich zum ersten Mal. Dabei übertritt sie gleich zwei Grenzen: Sie entwickelt Gefühle für und entspinnt eine Beziehung mit Amina, einem Mädchen, welches zu dem einer anderen Ethnie (und Religion) angehört. Als die Beziehung öffentlich wird, tritt erstmals wieder Ijeomas Mutter auf (etwas wonach sich Ijeoma bis dahin gesehnt hatte) und holt Ijeoma zu sich.
Chinelo Okparantas Debut-Roman Under the Udala Trees aus dem letzten Jahr folgt Ijeoma über dreißig Jahre durch ihr Leben, vom traumatischen Verlust ihres Vaters, der ersten Liebe, den folgenden Versuchen ihrer Mutter durch christliche Lehren Ijeoma von ihrem Begehren abzubringen, Erwachsenwerden, neuen Beziehungen, queeren Untergrundlubs bis hin zu einer unglücklichen Ehe.
Viele nigerianischen Autor_innen schreiben über den Biafrakrieg. Er gehört sicher mit zu den größten Themen der nigerianischen Literaturen. Okparanta nimmt den Krieg als Ausgangspunkt für eine Geschichte die noch weitere Jahrzehnte der Post-Unabhängigkeit umfasst und in diese lesbische, queere, frauen-begehrende Frauen einschreibt. Dabei werden diese nicht nur von der Hauptfigur repräsentiert, sondern treten vielfach in Erscheinung. Zwar rutschen einige Abschnitte des Romans in einen etwas didaktischen Duktus ab, doch herrscht Okparantas bildreicher, klarer Stil vor, der bereits in ihrer Kurzgeschichtensammlung Happiness, Like Water überzeugte.
Zu einer Zeit, in der in Nigeria stark restriktive homofeindliche Gesetze verabschiedet wurden, gibt Okparanta ihren Figuren nicht nur eine Geschichte, sondern auch ein Ende, welches hoffen lässt. Aber bis dahin ist es eine längerer Weg, der nicht nur all jenen empfohlen ist, die es nicht bei Adichie als einziger nigerianischen Autorin auf ihrer Leseliste belassen wollen.
Zum Weiterlesen: Interview mit Chinelo Okparanta (auf Englisch)