Judith gibt den Mädchenjahreskalender mit heraus, der dieses Jahr zum zweiten Mal erscheint.
Im März 2013 verbrachte ich mit meiner besten Freundin Luisa einen langen Sonntag im Schlafanzug, an dem wir irgendwann die Idee zu einem Projekt hatten, über das ich hier berichten möchte. Inspiriert von einem Ringblock-Kalender mit feministischen Zitaten, den Luisas Mutter während ihrer Studienzeit mit einer Freundin für ihre Kommilitoninnen gemacht und im Kopie-Shop vervielfacht hatte, endeckten wir die Marktlücke des schönen Taschenkalenders mit inhaltlichen Anspruch für Jugendliche und fingen mit dem Brainstormen an. Irgendwie stießen wir auf den Aufruf, Förderanträge zusammen mit dem Konzept für das eigene Jugendprojekt einzureichen. Beides verfassten wir völlig gestresst in der Nacht und schickten viel zu spät ab. Trotzdem wurden uns rund 4,5 Tausend Euro vom Jugenddemokratie Fonds Berlin genehmigt. Zur Umsetzung haben wir uns in unserem Freundeskreis umgesehen und Coco, Marthe, Nina und Helene gefragt. Da haben wir zum Glück eine fantastische Entscheidung getroffen, weil wir, zu mindestens meist, als Team sehr gut funktionieren und uns und unser Projekt mit unseren Ideen gegenseitig weiterbringen.
Was unser Konzept ausmacht ist, dass wir versuchen andere Mädchen auf Augenhöhe für politische und vor allem feministische Themen zu begeistern bzw. zur Auseinandersetzung zu motivieren. Dabei sind monatlich abwechselnd ein Portrait einer inspirierenden Feministin zu lesen oder ein Essay zu gesellschaftlichen Themen, mit denen wir die Auseinandersetzung wichtig, interessant und herausfordernd finden. Sie sind eingebettet in ein detailliert-gestalteten und gelayouteten Taschenkalender, indem zusätzlich historische Daten stehen. Rosa haben wir als Farbe gewählt, weil wir zeigen wollen, dass diese Farbe für starke intelligente emanzipierte Frauen stehen kann. Feminismus bedeutet für uns die Freiheit, zu tun, zu mögen und zu lassen was man möchte. Uns geht es dabei um die Würde und das Selbstbewusstsein einer Generation und wir möchten anregen, sich mit den Ideen und Idealen der Frauenbewegung auseinander zu setzen und sich nicht von Vorurteilen aufhalten zu lassen.
Was unser Projekt auch ausmacht, ist das wir alle befreundet sind und auch alle noch in die Schule gehen und nebenbei eben völlig unabhängig und selbstständig unser Projekt verwirklichen. Wir machen alles selber: von der inhaltlichen wie gestalterischen Konzeption und Ausführung, über die Besprechung dieser und die notwenige Recherche, bis hin zum Pressemittelungen schreiben und die Buchläden anfragen und beliefern. Für das Layout haben wir eine professionelle Layouterin, die wir für die Ausführung unserer Vorstellungen bezahlen und in unseren Freundeskreisen haben wir uns Leute zum Lektorieren gesucht.
Im Dezember 2013 haben wir den „Mädchenjahreskalender 2014“ herausgebracht, der innerhalb von 2 Wochen ausverkauft war. Im Mai 2014 haben wir dann die Goldene Göre – Deutschlands höchstdotierten Preis für Kinder-und Jugendbeteiligung gewonnen. Dank dem Preisgeld waren wir in diesem Jahr finanziell ebenfalls in der Lage einen Mädchenjahreskalender 2015 herauszubringen. Dieser ist am 1.12. erschienen und ist in über 30 Läden in Berlin erhältlich. Unserem Konzept sind wir treu geblieben, haben die Inhalte aber zum Beispiel durch Interviews mit mit u.a. Meredith Haaf und Kübra Gümüsay, sowie einem Do it Yourself-Guide erweitert, in dem wir sieben Tipps geben, die einem ein wenig mehr Autonomie im alltäglichen Leben ermöglichen sollen – vom Fahrradreifen wechseln, über Selbstbefriedigung bis hin zu den Basics der Selbstverteidigung.
Oft werden wir auch von Jungs angesprochen, wann es endlich einen JJK geben wird, bisher halten wir aber daran fest, dass wir es für wenig sinnvoll halten, einen Kalender mit Inhalten von Mädchen für Jungs zu machen. Trotzdem ist der MJK natürlich für jede_n – egal welchen Alters und Geschlechts – ein Mädchen muss man nicht unbedingt sein!
Wie es zukünftig weitergeht, steht momentan noch in den Sternen. Vorerst müssen wir natürlich darauf hoffen, dass sich die 1200 Exemplare des Kalenders gut verkaufen. Außerdem werden Coco, Nina und ich kommenden Sommer unser Abitur machen und danach wahrscheinlich nicht mehr in Berlin sein. Wie gut sich Auslandsjahr und ein so aufwendiges Projekt vereinbaren können, wissen wir nicht und ob wir den Versuch wagen wollen, müssen wir uns noch überlegen. Ideen für einen MJK ‘16 hätten wir aber auf jeden Fall…
Den Projektverlauf und unsere Chronik der Erfolge und Stolpersteine kann man auf unserer Facebookseite, vorallem aber auf unserem Tumblr nachvollziehen. Bestellen kann man den Kalender über maedchenjahreskalender(at)posteo.de.
Daumen hoch, das klingt toll! Schade, dass ich schon einen Kalender habe. Leider ist der tumblr Link kaputt. :(
@Frl. Urban: Jetzt sollte der Link gehen.
was kostet denn der Kalender??
An sich finde ich die Idee super. Das einzige, was mir negativ auffiel, war diese Aussage:
„Feminismus bedeutet für uns die Freiheit, zu tun, zu mögen und zu lassen was man möchte.“
Feminismus ist eine Frauenbewegung zur Abschaffung männlicher Unterdrückung und keine Hedonismusbewegung für Frauen. Nicht alles was frau vielleicht mag und gern tut ist auch mit Feminismus in Einklang zu bringen.
Erinnert mich ein wenig an The Onion: Women Now Empowered By Everything A Woman Does
http://www.theonion.com/articles/women-now-empowered-by-everything-a-woman-does,1398/